Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.Cosmologische Briefe tur ist nach allgemeinen Gesetzen eingerichtet. Siemachen demnach aus dem ganzen Weltbaue ein ganzes System. Dieses theilen Sie in einzele, und jedes derselben wieder in kleinere, bis sie endlich auf unser Sonnen-System, und auch noch von diesem auf die Systemen der Planeten kommen, welche nur wenige Trabanten um sich haben. Hiebey räume ich Ihnen ein, daß die Erde mit dem Monde, Jupiter und Sa- turn mit ihren Trabanten die einfachsten Systemen ausmachen, daß die Sonne mit allen ihren Weltku- geln ein merklich grösseres System ist, daß dergleichen grössere Systemen um jede Fixsterne herum sind, daß endlich die ganze Welt zusammen genommen ein Gan- zes oder das vollständigste System ist. Der Begriff, den wir uns von einem System machen, und die Kennt- nis, so wir von der uns sichtbaren Welt haben, for- dert, daß jedermann dieses zugeben wird. Die Fra- ge ist demnach nur, ob wir nicht einen erstaunlich grossen Sprung machen, wenn wir von dem Sonnen- System sogleich zu dem System des ganzen Weltbaues fortschreiten, und ob nicht die Fixsterne selbsten noch müssen in Classen, und diese Classen stuffenweise noch in allgemeinere Classen gebracht werden? Denn so hätten wir nur noch drey Stuffen: Das System je- der Planeten, das System jeder Sonnen, und das Welt-System. Wie, wenn statt dieser drey Stuf- fen unzählige wären, wenn diese drey die Subordina- tion der Systemen nicht vollständig genug machten, wenn zwischen der Anzahl der Planeten und Cometen um eine Sonne und der Anzahl aller Sonnen keine Propor-
Coſmologiſche Briefe tur iſt nach allgemeinen Geſetzen eingerichtet. Siemachen demnach aus dem ganzen Weltbaue ein ganzes Syſtem. Dieſes theilen Sie in einzele, und jedes derſelben wieder in kleinere, bis ſie endlich auf unſer Sonnen-Syſtem, und auch noch von dieſem auf die Syſtemen der Planeten kommen, welche nur wenige Trabanten um ſich haben. Hiebey raͤume ich Ihnen ein, daß die Erde mit dem Monde, Jupiter und Sa- turn mit ihren Trabanten die einfachſten Syſtemen ausmachen, daß die Sonne mit allen ihren Weltku- geln ein merklich groͤſſeres Syſtem iſt, daß dergleichen groͤſſere Syſtemen um jede Fixſterne herum ſind, daß endlich die ganze Welt zuſammen genommen ein Gan- zes oder das vollſtaͤndigſte Syſtem iſt. Der Begriff, den wir uns von einem Syſtem machen, und die Kennt- nis, ſo wir von der uns ſichtbaren Welt haben, for- dert, daß jedermann dieſes zugeben wird. Die Fra- ge iſt demnach nur, ob wir nicht einen erſtaunlich groſſen Sprung machen, wenn wir von dem Sonnen- Syſtem ſogleich zu dem Syſtem des ganzen Weltbaues fortſchreiten, und ob nicht die Fixſterne ſelbſten noch muͤſſen in Claſſen, und dieſe Claſſen ſtuffenweiſe noch in allgemeinere Claſſen gebracht werden? Denn ſo haͤtten wir nur noch drey Stuffen: Das Syſtem je- der Planeten, das Syſtem jeder Sonnen, und das Welt-Syſtem. Wie, wenn ſtatt dieſer drey Stuf- fen unzaͤhlige waͤren, wenn dieſe drey die Subordina- tion der Syſtemen nicht vollſtaͤndig genug machten, wenn zwiſchen der Anzahl der Planeten und Cometen um eine Sonne und der Anzahl aller Sonnen keine Propor-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0169" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Coſmologiſche Briefe</hi></fw><lb/> tur iſt nach allgemeinen Geſetzen eingerichtet. Sie<lb/> machen demnach aus dem ganzen Weltbaue ein ganzes<lb/><hi rendition="#aq">Syſtem.</hi> Dieſes theilen Sie in einzele, und jedes<lb/> derſelben wieder in kleinere, bis ſie endlich auf unſer<lb/> Sonnen-<hi rendition="#aq">Syſtem,</hi> und auch noch von dieſem auf die<lb/><hi rendition="#aq">Syſtem</hi>en der Planeten kommen, welche nur wenige<lb/> Trabanten um ſich haben. Hiebey raͤume ich Ihnen<lb/> ein, daß die Erde mit dem Monde, Jupiter und Sa-<lb/> turn mit ihren Trabanten die einfachſten <hi rendition="#aq">Syſtem</hi>en<lb/> ausmachen, daß die Sonne mit allen ihren Weltku-<lb/> geln ein merklich groͤſſeres <hi rendition="#aq">Syſtem</hi> iſt, daß dergleichen<lb/> groͤſſere <hi rendition="#aq">Syſtem</hi>en um jede Fixſterne herum ſind, daß<lb/> endlich die ganze Welt zuſammen genommen ein Gan-<lb/> zes oder das vollſtaͤndigſte <hi rendition="#aq">Syſtem</hi> iſt. Der Begriff,<lb/> den wir uns von einem <hi rendition="#aq">Syſtem</hi> machen, und die Kennt-<lb/> nis, ſo wir von der uns ſichtbaren Welt haben, for-<lb/> dert, daß jedermann dieſes zugeben wird. Die Fra-<lb/> ge iſt demnach nur, ob wir nicht einen erſtaunlich<lb/> groſſen Sprung machen, wenn wir von dem Sonnen-<lb/><hi rendition="#aq">Syſtem</hi> ſogleich zu dem <hi rendition="#aq">Syſtem</hi> des ganzen Weltbaues<lb/> fortſchreiten, und ob nicht die Fixſterne ſelbſten noch<lb/> muͤſſen in Claſſen, und dieſe Claſſen ſtuffenweiſe noch<lb/> in allgemeinere Claſſen gebracht werden? Denn ſo<lb/> haͤtten wir nur noch drey Stuffen: Das <hi rendition="#aq">Syſtem</hi> je-<lb/> der Planeten, das <hi rendition="#aq">Syſtem</hi> jeder Sonnen, und das<lb/> Welt-<hi rendition="#aq">Syſtem.</hi> Wie, wenn ſtatt dieſer drey Stuf-<lb/> fen unzaͤhlige waͤren, wenn dieſe drey die <hi rendition="#aq">Subordina-<lb/> tion</hi> der <hi rendition="#aq">Syſtem</hi>en nicht vollſtaͤndig genug machten,<lb/> wenn zwiſchen der Anzahl der Planeten und Cometen<lb/> um eine Sonne und der Anzahl aller Sonnen keine<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Propor-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0169]
Coſmologiſche Briefe
tur iſt nach allgemeinen Geſetzen eingerichtet. Sie
machen demnach aus dem ganzen Weltbaue ein ganzes
Syſtem. Dieſes theilen Sie in einzele, und jedes
derſelben wieder in kleinere, bis ſie endlich auf unſer
Sonnen-Syſtem, und auch noch von dieſem auf die
Syſtemen der Planeten kommen, welche nur wenige
Trabanten um ſich haben. Hiebey raͤume ich Ihnen
ein, daß die Erde mit dem Monde, Jupiter und Sa-
turn mit ihren Trabanten die einfachſten Syſtemen
ausmachen, daß die Sonne mit allen ihren Weltku-
geln ein merklich groͤſſeres Syſtem iſt, daß dergleichen
groͤſſere Syſtemen um jede Fixſterne herum ſind, daß
endlich die ganze Welt zuſammen genommen ein Gan-
zes oder das vollſtaͤndigſte Syſtem iſt. Der Begriff,
den wir uns von einem Syſtem machen, und die Kennt-
nis, ſo wir von der uns ſichtbaren Welt haben, for-
dert, daß jedermann dieſes zugeben wird. Die Fra-
ge iſt demnach nur, ob wir nicht einen erſtaunlich
groſſen Sprung machen, wenn wir von dem Sonnen-
Syſtem ſogleich zu dem Syſtem des ganzen Weltbaues
fortſchreiten, und ob nicht die Fixſterne ſelbſten noch
muͤſſen in Claſſen, und dieſe Claſſen ſtuffenweiſe noch
in allgemeinere Claſſen gebracht werden? Denn ſo
haͤtten wir nur noch drey Stuffen: Das Syſtem je-
der Planeten, das Syſtem jeder Sonnen, und das
Welt-Syſtem. Wie, wenn ſtatt dieſer drey Stuf-
fen unzaͤhlige waͤren, wenn dieſe drey die Subordina-
tion der Syſtemen nicht vollſtaͤndig genug machten,
wenn zwiſchen der Anzahl der Planeten und Cometen
um eine Sonne und der Anzahl aller Sonnen keine
Propor-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |