Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
der Weltkugeln in unserm Sonnensystem, und da-
her aus teleologischen Gründen, auf eine nothwen-
dige Art herleite, daß es viel mehr Cometen als Pla-
neten geben, und überdiß die Planeten in gleicher
Fläche liegen, und die obern Planeten weiter von ein-
ander abstehen müssen, just so, wie es uns die Er-
fahrung lehrt.

Indessen sind nicht alle Gründe die ich gebrau-
che, bloß teleologisch. Das Gesetz der Schwere,
welches ich durch die ganze Welt ausdehne, giebt mir
solche an, die auf eine viel nothwendigere Art schlies-
sen. Der Abstand der Fixsterne von einander in dem
12ten Briefe, und das Ausweichen der Planeten und
Cometen in dem 3ten Briefe wi[r] daraus hergeleitet.
Nur muß ich in Ansehung des letztern hier noch erin-
nern, daß der Beweis, der daselbst über die Frage
vorkömmt, ob sich ein Comet jemals in den Mond
hätte verwandeln können, Kürze halber so vorgetra-
gen wird, als wenn die Erde in einem Puncte ihrer
Bahn stehen geblieben wäre, welches man unstreitig
nicht annehmen kann. Der Mond beschreibt in sei-
nem wahren Laufe eine Cycloidallinie, in welcher er
sich nicht viel geschwinder bewegt, als die Erde. Bey
dem Neumonde ist seine Bewegung so gar langsa-
mer. Da hingegen der Lauf eines Cometen, wenn

er

Vorrede.
der Weltkugeln in unſerm Sonnenſyſtem, und da-
her aus teleologiſchen Gruͤnden, auf eine nothwen-
dige Art herleite, daß es viel mehr Cometen als Pla-
neten geben, und uͤberdiß die Planeten in gleicher
Flaͤche liegen, und die obern Planeten weiter von ein-
ander abſtehen muͤſſen, juſt ſo, wie es uns die Er-
fahrung lehrt.

Indeſſen ſind nicht alle Gruͤnde die ich gebrau-
che, bloß teleologiſch. Das Geſetz der Schwere,
welches ich durch die ganze Welt ausdehne, giebt mir
ſolche an, die auf eine viel nothwendigere Art ſchlieſ-
ſen. Der Abſtand der Fixſterne von einander in dem
12ten Briefe, und das Ausweichen der Planeten und
Cometen in dem 3ten Briefe wi[r] daraus hergeleitet.
Nur muß ich in Anſehung des letztern hier noch erin-
nern, daß der Beweis, der daſelbſt uͤber die Frage
vorkoͤmmt, ob ſich ein Comet jemals in den Mond
haͤtte verwandeln koͤnnen, Kuͤrze halber ſo vorgetra-
gen wird, als wenn die Erde in einem Puncte ihrer
Bahn ſtehen geblieben waͤre, welches man unſtreitig
nicht annehmen kann. Der Mond beſchreibt in ſei-
nem wahren Laufe eine Cycloidallinie, in welcher er
ſich nicht viel geſchwinder bewegt, als die Erde. Bey
dem Neumonde iſt ſeine Bewegung ſo gar langſa-
mer. Da hingegen der Lauf eines Cometen, wenn

er
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0018" n="XIII"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
der Weltkugeln in un&#x017F;erm Sonnen&#x017F;y&#x017F;tem, und da-<lb/>
her aus <hi rendition="#aq">teleologi</hi>&#x017F;chen Gru&#x0364;nden, auf eine nothwen-<lb/>
dige Art herleite, daß es viel mehr Cometen als Pla-<lb/>
neten geben, und u&#x0364;berdiß die Planeten in gleicher<lb/>
Fla&#x0364;che liegen, und die obern Planeten weiter von ein-<lb/>
ander ab&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ju&#x017F;t &#x017F;o, wie es uns die Er-<lb/>
fahrung lehrt.</p><lb/>
        <p>Inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind nicht alle Gru&#x0364;nde die ich gebrau-<lb/>
che, bloß <hi rendition="#aq">teleologi</hi>&#x017F;ch. Das Ge&#x017F;etz der Schwere,<lb/>
welches ich durch die ganze Welt ausdehne, giebt mir<lb/>
&#x017F;olche an, die auf eine viel nothwendigere Art &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Der Ab&#x017F;tand der Fix&#x017F;terne von einander in dem<lb/>
12ten Briefe, und das Ausweichen der Planeten und<lb/>
Cometen in dem 3ten Briefe wi<supplied>r</supplied> daraus hergeleitet.<lb/>
Nur muß ich in An&#x017F;ehung des letztern hier noch erin-<lb/>
nern, daß der Beweis, der da&#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;ber die Frage<lb/>
vorko&#x0364;mmt, ob &#x017F;ich ein Comet jemals in den Mond<lb/>
ha&#x0364;tte verwandeln ko&#x0364;nnen, Ku&#x0364;rze halber &#x017F;o vorgetra-<lb/>
gen wird, als wenn die Erde in einem Puncte ihrer<lb/>
Bahn &#x017F;tehen geblieben wa&#x0364;re, welches man un&#x017F;treitig<lb/>
nicht annehmen kann. Der Mond be&#x017F;chreibt in &#x017F;ei-<lb/>
nem wahren Laufe eine <hi rendition="#aq">Cycloidal</hi>linie, in welcher er<lb/>
&#x017F;ich nicht viel ge&#x017F;chwinder bewegt, als die Erde. Bey<lb/>
dem Neumonde i&#x017F;t &#x017F;eine Bewegung &#x017F;o gar lang&#x017F;a-<lb/>
mer. Da hingegen der Lauf eines Cometen, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XIII/0018] Vorrede. der Weltkugeln in unſerm Sonnenſyſtem, und da- her aus teleologiſchen Gruͤnden, auf eine nothwen- dige Art herleite, daß es viel mehr Cometen als Pla- neten geben, und uͤberdiß die Planeten in gleicher Flaͤche liegen, und die obern Planeten weiter von ein- ander abſtehen muͤſſen, juſt ſo, wie es uns die Er- fahrung lehrt. Indeſſen ſind nicht alle Gruͤnde die ich gebrau- che, bloß teleologiſch. Das Geſetz der Schwere, welches ich durch die ganze Welt ausdehne, giebt mir ſolche an, die auf eine viel nothwendigere Art ſchlieſ- ſen. Der Abſtand der Fixſterne von einander in dem 12ten Briefe, und das Ausweichen der Planeten und Cometen in dem 3ten Briefe wir daraus hergeleitet. Nur muß ich in Anſehung des letztern hier noch erin- nern, daß der Beweis, der daſelbſt uͤber die Frage vorkoͤmmt, ob ſich ein Comet jemals in den Mond haͤtte verwandeln koͤnnen, Kuͤrze halber ſo vorgetra- gen wird, als wenn die Erde in einem Puncte ihrer Bahn ſtehen geblieben waͤre, welches man unſtreitig nicht annehmen kann. Der Mond beſchreibt in ſei- nem wahren Laufe eine Cycloidallinie, in welcher er ſich nicht viel geſchwinder bewegt, als die Erde. Bey dem Neumonde iſt ſeine Bewegung ſo gar langſa- mer. Da hingegen der Lauf eines Cometen, wenn er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/18
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/18>, abgerufen am 21.11.2024.