Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.Vorrede. erwiesen sind, vorzüglich dadurch, daß man sich beyden letztern selten genöthigt sieht, an Beantwortung der Einwürfe zu gedenken, als welche mehrentheils nur aus einem Misverstande herrühren, da hingegen bey den erstern die Vorbeugung und Beantwortung der Einwürfe mehr zu sagen hat, weil öfters der gan- ze Beweis eines wahrscheinlichen Satzes darauf be- ruht, daß man zu zeigen sucht, es lasse sich nichts, oder wenigstens nichts Erhebliches dawider einwen- den. Ein richtig erwiesener Satz hängt mit den übri- gen Wahrheiten nothwendig und zureichend zusam- men, bey den wahrscheinlichen ist der Zusammenhang entweder nicht ganz nothwendig, oder er ist unvoll- ständig, oder wenigstens zeiget sich nichts das ihn Umstosse. Sollten sie genauer abgewogen werden, so muß man entscheiden, was zum vollständigen Be- weise noch fehle, wenn man diesen auf die bequem- sten und leichtesten Data bringt, und sodann, ob die- ses fehlende mehr, oder minder beträchtlich seye, und wie ferne man es ohne strengern Beweis zugeben könne? Werden die Sätze, so in der letzten Helfte die- von b 2
Vorrede. erwieſen ſind, vorzuͤglich dadurch, daß man ſich beyden letztern ſelten genoͤthigt ſieht, an Beantwortung der Einwuͤrfe zu gedenken, als welche mehrentheils nur aus einem Misverſtande herruͤhren, da hingegen bey den erſtern die Vorbeugung und Beantwortung der Einwuͤrfe mehr zu ſagen hat, weil oͤfters der gan- ze Beweis eines wahrſcheinlichen Satzes darauf be- ruht, daß man zu zeigen ſucht, es laſſe ſich nichts, oder wenigſtens nichts Erhebliches dawider einwen- den. Ein richtig erwieſener Satz haͤngt mit den uͤbri- gen Wahrheiten nothwendig und zureichend zuſam- men, bey den wahrſcheinlichen iſt der Zuſammenhang entweder nicht ganz nothwendig, oder er iſt unvoll- ſtaͤndig, oder wenigſtens zeiget ſich nichts das ihn Umſtoſſe. Sollten ſie genauer abgewogen werden, ſo muß man entſcheiden, was zum vollſtaͤndigen Be- weiſe noch fehle, wenn man dieſen auf die bequem- ſten und leichteſten Data bringt, und ſodann, ob die- ſes fehlende mehr, oder minder betraͤchtlich ſeye, und wie ferne man es ohne ſtrengern Beweis zugeben koͤnne? Werden die Saͤtze, ſo in der letzten Helfte die- von b 2
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Vorrede.
erwieſen ſind, vorzuͤglich dadurch, daß man ſich bey
den letztern ſelten genoͤthigt ſieht, an Beantwortung
der Einwuͤrfe zu gedenken, als welche mehrentheils
nur aus einem Misverſtande herruͤhren, da hingegen
bey den erſtern die Vorbeugung und Beantwortung
der Einwuͤrfe mehr zu ſagen hat, weil oͤfters der gan-
ze Beweis eines wahrſcheinlichen Satzes darauf be-
ruht, daß man zu zeigen ſucht, es laſſe ſich nichts,
oder wenigſtens nichts Erhebliches dawider einwen-
den. Ein richtig erwieſener Satz haͤngt mit den uͤbri-
gen Wahrheiten nothwendig und zureichend zuſam-
men, bey den wahrſcheinlichen iſt der Zuſammenhang
entweder nicht ganz nothwendig, oder er iſt unvoll-
ſtaͤndig, oder wenigſtens zeiget ſich nichts das ihn
Umſtoſſe. Sollten ſie genauer abgewogen werden,
ſo muß man entſcheiden, was zum vollſtaͤndigen Be-
weiſe noch fehle, wenn man dieſen auf die bequem-
ſten und leichteſten Data bringt, und ſodann, ob die-
ſes fehlende mehr, oder minder betraͤchtlich ſeye, und
wie ferne man es ohne ſtrengern Beweis zugeben
koͤnne?
Werden die Saͤtze, ſo in der letzten Helfte die-
ſer Briefe von allen Seiten betrachtet werden, auf
dieſe Wagſchal gelegt, ſo ergiebt ſich leicht, daß ſie
von verſchiedenem Gewichte ſind. Beſonders iſt der
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