theilt werden müssen. Alle Neigungswinkel sind gleich möglich. Jede Zeichen des Thierkreyses haben eine gleiche Anzahl von Knotenlinien und Perihelien. Die Anzahl der Cometen in Absicht auf die Latitudinem perihelii heliocentricam muß zunehmen, wie die Si- nus latitudinis, und daher immer langsamer, bis sie mit dem 90ten Grad der Breite aufhört, und vollständig wird. Endlich nimmt eben diese Anzahl zu, wie die Quadrate des Abstandes des Perihelii von der Sonne.
Nach diesen hypothetischen Bistimmungen wende ich mich zu der Halleyschen Tafel, um zu sehen, ob sie sich nach derselben richtet, oder unverwerfliche Spuren davon darbeut. Die Neigung der Bahnen, ihre Kno- tenlinien und die Breite der Perihelien gehen nach Wunsche. Hingegen weicht die Distanz der Perihelien und ihre Longitudo heliocentrica, wie auch die Mo- nate ihrer Erscheinung von dem aus der Hypothese her- geleiteten Satze ab, doch aber so, daß sich diese Abwei- chung aus der Betrachtung der Sichtbarkeit ordentlich erklären läßt, wenn man die an sich möglichen Fälle in diejenigen verwandelt, die der Sichtbarkeit noch mehr oder minder möglich sind. Diese Verwandlung habe ich in Absicht auf den Abstand der Perihelien noch nicht genau bestimmen können, weil sie von sehr vielerley Umständen abzuhängen scheint. Indessen ist es mir genug, daß sich die Cometen, so fast nothwendig sicht- bar seyn müssen, darnach richten, und eben so auf die zu schliessen, die nicht so leichte gesehen werden können.
Die
Coſmologiſche Briefe
theilt werden muͤſſen. Alle Neigungswinkel ſind gleich moͤglich. Jede Zeichen des Thierkreyſes haben eine gleiche Anzahl von Knotenlinien und Perihelien. Die Anzahl der Cometen in Abſicht auf die Latitudinem perihelii heliocentricam muß zunehmen, wie die Si- nus latitudinis, und daher immer langſamer, bis ſie mit dem 90ten Grad der Breite aufhoͤrt, und vollſtaͤndig wird. Endlich nimmt eben dieſe Anzahl zu, wie die Quadrate des Abſtandes des Perihelii von der Sonne.
Nach dieſen hypothetiſchen Biſtimmungen wende ich mich zu der Halleyſchen Tafel, um zu ſehen, ob ſie ſich nach derſelben richtet, oder unverwerfliche Spuren davon darbeut. Die Neigung der Bahnen, ihre Kno- tenlinien und die Breite der Perihelien gehen nach Wunſche. Hingegen weicht die Diſtanz der Perihelien und ihre Longitudo heliocentrica, wie auch die Mo- nate ihrer Erſcheinung von dem aus der Hypotheſe her- geleiteten Satze ab, doch aber ſo, daß ſich dieſe Abwei- chung aus der Betrachtung der Sichtbarkeit ordentlich erklaͤren laͤßt, wenn man die an ſich moͤglichen Faͤlle in diejenigen verwandelt, die der Sichtbarkeit noch mehr oder minder moͤglich ſind. Dieſe Verwandlung habe ich in Abſicht auf den Abſtand der Perihelien noch nicht genau beſtimmen koͤnnen, weil ſie von ſehr vielerley Umſtaͤnden abzuhaͤngen ſcheint. Indeſſen iſt es mir genug, daß ſich die Cometen, ſo faſt nothwendig ſicht- bar ſeyn muͤſſen, darnach richten, und eben ſo auf die zu ſchlieſſen, die nicht ſo leichte geſehen werden koͤnnen.
Die
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[208/0241]
Coſmologiſche Briefe
theilt werden muͤſſen. Alle Neigungswinkel ſind gleich
moͤglich. Jede Zeichen des Thierkreyſes haben eine
gleiche Anzahl von Knotenlinien und Perihelien. Die
Anzahl der Cometen in Abſicht auf die Latitudinem
perihelii heliocentricam muß zunehmen, wie die Si-
nus latitudinis, und daher immer langſamer, bis ſie
mit dem 90ten Grad der Breite aufhoͤrt, und vollſtaͤndig
wird. Endlich nimmt eben dieſe Anzahl zu, wie die
Quadrate des Abſtandes des Perihelii von der Sonne.
Nach dieſen hypothetiſchen Biſtimmungen wende
ich mich zu der Halleyſchen Tafel, um zu ſehen, ob ſie
ſich nach derſelben richtet, oder unverwerfliche Spuren
davon darbeut. Die Neigung der Bahnen, ihre Kno-
tenlinien und die Breite der Perihelien gehen nach
Wunſche. Hingegen weicht die Diſtanz der Perihelien
und ihre Longitudo heliocentrica, wie auch die Mo-
nate ihrer Erſcheinung von dem aus der Hypotheſe her-
geleiteten Satze ab, doch aber ſo, daß ſich dieſe Abwei-
chung aus der Betrachtung der Sichtbarkeit ordentlich
erklaͤren laͤßt, wenn man die an ſich moͤglichen Faͤlle in
diejenigen verwandelt, die der Sichtbarkeit noch mehr
oder minder moͤglich ſind. Dieſe Verwandlung habe
ich in Abſicht auf den Abſtand der Perihelien noch nicht
genau beſtimmen koͤnnen, weil ſie von ſehr vielerley
Umſtaͤnden abzuhaͤngen ſcheint. Indeſſen iſt es mir
genug, daß ſich die Cometen, ſo faſt nothwendig ſicht-
bar ſeyn muͤſſen, darnach richten, und eben ſo auf die
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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/241>, abgerufen am 24.11.2024.
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