Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.Cosmologische Briefe noch einen solchen scheinbaren Diameter haben, daßman wenigstens den nächsten durch Fernröhren entde- cken sollte. Sie stellen sich zum voraus seine Phases und Flecken vor, und bestimmen die Abwechslungen in seiner scheinbaren Gestalt. Es wundert mich, daß sie nicht das bloße Licht im Orion wieder von der Classe der Milchstrasse ausschloßen, und dasselbe zu einem hellern Theile eines solchen Körpers machten. Sie wußten ja, daß Derham es nicht als ein wahres Licht, sondern nur als eine Art von Wiederschein an- sehen wollte, den man wie durch eine Oefnung, als ei- nen Abglanz des Caeli empyrei sehe. Diese Be- schreibung schickte sich besser für einen erleuchteten, als für einen leuchtenden Körper. Eben so wußten Sie, daß man die scheinbare Gestalt dieses blassen Lichtes verändert gefunden, welches in so wenigen Jahren von einer Milchstrasse nicht wohl kann gesagt, oder wenigstens nur dadurch erklärt werden, wenn man den Grund von der grössern oder kleinern Durchsich- tigkeit unserer Luft hernehmen könnte. Die Sonne, die einen solchen Körper erleuchtet, mag uns als ein sehr kleiner Fixstern vorkommen, wenn nur der Kör- per groß genug ist, um einen merklich grossen schein- barn Diameter zu haben, und nicht zu gar weit ent- fernt, als daß sein Licht durch die Himmelsluft ganz sollte geschwächt werden, so thun uns die Fernröhren hierinn die behörigen Dienste. Dieses schwache Licht ist überdiß im Orion, in welcher Gegend Sie ohnede- me den Mittelpunct unseres Fixsternensystems haben suchen wollen. Ich
Coſmologiſche Briefe noch einen ſolchen ſcheinbaren Diameter haben, daßman wenigſtens den naͤchſten durch Fernroͤhren entde- cken ſollte. Sie ſtellen ſich zum voraus ſeine Phaſes und Flecken vor, und beſtimmen die Abwechslungen in ſeiner ſcheinbaren Geſtalt. Es wundert mich, daß ſie nicht das bloße Licht im Orion wieder von der Claſſe der Milchſtraſſe ausſchloßen, und daſſelbe zu einem hellern Theile eines ſolchen Koͤrpers machten. Sie wußten ja, daß Derham es nicht als ein wahres Licht, ſondern nur als eine Art von Wiederſchein an- ſehen wollte, den man wie durch eine Oefnung, als ei- nen Abglanz des Caeli empyrei ſehe. Dieſe Be- ſchreibung ſchickte ſich beſſer fuͤr einen erleuchteten, als fuͤr einen leuchtenden Koͤrper. Eben ſo wußten Sie, daß man die ſcheinbare Geſtalt dieſes blaſſen Lichtes veraͤndert gefunden, welches in ſo wenigen Jahren von einer Milchſtraſſe nicht wohl kann geſagt, oder wenigſtens nur dadurch erklaͤrt werden, wenn man den Grund von der groͤſſern oder kleinern Durchſich- tigkeit unſerer Luft hernehmen koͤnnte. Die Sonne, die einen ſolchen Koͤrper erleuchtet, mag uns als ein ſehr kleiner Fixſtern vorkommen, wenn nur der Koͤr- per groß genug iſt, um einen merklich groſſen ſchein- barn Diameter zu haben, und nicht zu gar weit ent- fernt, als daß ſein Licht durch die Himmelsluft ganz ſollte geſchwaͤcht werden, ſo thun uns die Fernroͤhren hierinn die behoͤrigen Dienſte. Dieſes ſchwache Licht iſt uͤberdiß im Orion, in welcher Gegend Sie ohnede- me den Mittelpunct unſeres Fixſternenſyſtems haben ſuchen wollen. Ich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0287" n="254"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Coſmologiſche Briefe</hi></fw><lb/> noch einen ſolchen ſcheinbaren <hi rendition="#aq">Diameter</hi> haben, daß<lb/> man wenigſtens den naͤchſten durch Fernroͤhren entde-<lb/> cken ſollte. Sie ſtellen ſich zum voraus ſeine <hi rendition="#aq">Phaſes</hi><lb/> und Flecken vor, und beſtimmen die Abwechslungen in<lb/> ſeiner ſcheinbaren Geſtalt. Es wundert mich, daß ſie<lb/> nicht das bloße Licht im Orion wieder von der Claſſe<lb/> der Milchſtraſſe ausſchloßen, und daſſelbe zu einem<lb/> hellern Theile eines ſolchen Koͤrpers machten. Sie<lb/> wußten ja, daß <hi rendition="#b">Derham</hi> es nicht als ein wahres<lb/> Licht, ſondern nur als eine Art von Wiederſchein an-<lb/> ſehen wollte, den man wie durch eine Oefnung, als ei-<lb/> nen Abglanz des <hi rendition="#aq">Caeli empyrei</hi> ſehe. Dieſe Be-<lb/> ſchreibung ſchickte ſich beſſer fuͤr einen erleuchteten, als<lb/> fuͤr einen leuchtenden Koͤrper. Eben ſo wußten Sie,<lb/> daß man die ſcheinbare Geſtalt dieſes blaſſen Lichtes<lb/> veraͤndert gefunden, welches in ſo wenigen Jahren<lb/> von einer Milchſtraſſe nicht wohl kann geſagt, oder<lb/> wenigſtens nur dadurch erklaͤrt werden, wenn man<lb/> den Grund von der groͤſſern oder kleinern Durchſich-<lb/> tigkeit unſerer Luft hernehmen koͤnnte. Die Sonne,<lb/> die einen ſolchen Koͤrper erleuchtet, mag uns als ein<lb/> ſehr kleiner Fixſtern vorkommen, wenn nur der Koͤr-<lb/> per groß genug iſt, um einen merklich groſſen ſchein-<lb/> barn <hi rendition="#aq">Diameter</hi> zu haben, und nicht zu gar weit ent-<lb/> fernt, als daß ſein Licht durch die Himmelsluft ganz<lb/> ſollte geſchwaͤcht werden, ſo thun uns die Fernroͤhren<lb/> hierinn die behoͤrigen Dienſte. Dieſes ſchwache Licht<lb/> iſt uͤberdiß im Orion, in welcher Gegend Sie ohnede-<lb/> me den Mittelpunct unſeres Fixſternenſyſtems haben<lb/> ſuchen wollen.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ich</fw></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0287]
Coſmologiſche Briefe
noch einen ſolchen ſcheinbaren Diameter haben, daß
man wenigſtens den naͤchſten durch Fernroͤhren entde-
cken ſollte. Sie ſtellen ſich zum voraus ſeine Phaſes
und Flecken vor, und beſtimmen die Abwechslungen in
ſeiner ſcheinbaren Geſtalt. Es wundert mich, daß ſie
nicht das bloße Licht im Orion wieder von der Claſſe
der Milchſtraſſe ausſchloßen, und daſſelbe zu einem
hellern Theile eines ſolchen Koͤrpers machten. Sie
wußten ja, daß Derham es nicht als ein wahres
Licht, ſondern nur als eine Art von Wiederſchein an-
ſehen wollte, den man wie durch eine Oefnung, als ei-
nen Abglanz des Caeli empyrei ſehe. Dieſe Be-
ſchreibung ſchickte ſich beſſer fuͤr einen erleuchteten, als
fuͤr einen leuchtenden Koͤrper. Eben ſo wußten Sie,
daß man die ſcheinbare Geſtalt dieſes blaſſen Lichtes
veraͤndert gefunden, welches in ſo wenigen Jahren
von einer Milchſtraſſe nicht wohl kann geſagt, oder
wenigſtens nur dadurch erklaͤrt werden, wenn man
den Grund von der groͤſſern oder kleinern Durchſich-
tigkeit unſerer Luft hernehmen koͤnnte. Die Sonne,
die einen ſolchen Koͤrper erleuchtet, mag uns als ein
ſehr kleiner Fixſtern vorkommen, wenn nur der Koͤr-
per groß genug iſt, um einen merklich groſſen ſchein-
barn Diameter zu haben, und nicht zu gar weit ent-
fernt, als daß ſein Licht durch die Himmelsluft ganz
ſollte geſchwaͤcht werden, ſo thun uns die Fernroͤhren
hierinn die behoͤrigen Dienſte. Dieſes ſchwache Licht
iſt uͤberdiß im Orion, in welcher Gegend Sie ohnede-
me den Mittelpunct unſeres Fixſternenſyſtems haben
ſuchen wollen.
Ich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |