Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.Cosmologische Briefe 24. Stunden wegfalle, und der Abstand jeder himm-lischen Körper wird ungleich. Eben so wenn Sie an- nehmen, daß hiebey Ordnung und allgemeine Gesetze seyn müssen, so werden bald Systemen entstehen, die Planeten in eine Classe gebracht, und die Fixsterne selbsten in Haufen abgetheilt werden. Ich will eben nicht gutstehen, ob man diese Es scheinet, wir seyen in der Astronomie glück- kannt
Coſmologiſche Briefe 24. Stunden wegfalle, und der Abſtand jeder himm-liſchen Koͤrper wird ungleich. Eben ſo wenn Sie an- nehmen, daß hiebey Ordnung und allgemeine Geſetze ſeyn muͤſſen, ſo werden bald Syſtemen entſtehen, die Planeten in eine Claſſe gebracht, und die Fixſterne ſelbſten in Haufen abgetheilt werden. Ich will eben nicht gutſtehen, ob man dieſe Es ſcheinet, wir ſeyen in der Aſtronomie gluͤck- kannt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0347" n="314"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Coſmologiſche Briefe</hi></fw><lb/> 24. Stunden wegfalle, und der Abſtand jeder himm-<lb/> liſchen Koͤrper wird ungleich. Eben ſo wenn Sie an-<lb/> nehmen, daß hiebey Ordnung und allgemeine Geſetze<lb/> ſeyn muͤſſen, ſo werden bald Syſtemen entſtehen, die<lb/> Planeten in eine Claſſe gebracht, und die Fixſterne<lb/> ſelbſten in Haufen abgetheilt werden.</p><lb/> <p>Ich will eben nicht gutſtehen, ob man dieſe<lb/> Schluͤſſe fuͤr wahr halten wuͤrde, wenn ſie nicht auch<lb/> aus andern Gruͤnden bewieſen waͤren, ſo geringe iſt<lb/> noch das Anſehen der coſmologiſchen Saͤtze! Die me-<lb/> chaniſchen Beweiſe hat man bereits ſchon verſucht.<lb/> Die abgeplattete Figur der Erde ſolle eine unverwerf-<lb/> liche Anzeige ihrer Bewegung um die Axe ſeyn, und<lb/> ich ſehe auch nicht, was man dawider einwenden kann.<lb/> Die elliptiſchen Laufbahnen der Planeten und Come-<lb/> ten um die Sonne, die man, wenn die Sonne in<lb/> Ruhe geſetzt iſt, mechaniſch aus dem Geſetze der<lb/> Schwere beweiſen kann, gehoͤren ebenfalls hieher.<lb/> Nun aber kann ich nicht ſagen, nach welcher Ord-<lb/> nung dieſer Beweis ſolle vorgetragen werden. Der<lb/> Umlauf der Sonne iſt gewiß genug, aber noch nicht<lb/><hi rendition="#aq">a poſteriori</hi> erwieſen, welches doch nothwendig zu<lb/> ſeyn ſcheint. Die Ellipſen ſind nur hypothetiſch wahr,<lb/> und es ſteht dahin, wie man ſie ohne angenommene<lb/> Saͤtze erweiſen koͤnne.</p><lb/> <p>Es ſcheinet, wir ſeyen in der Aſtronomie gluͤck-<lb/> lich auf die wahre Spur gekommen, und haben den<lb/> Schein, ſo bald wir ihn unter der erſten Geſtalt er-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">kannt</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [314/0347]
Coſmologiſche Briefe
24. Stunden wegfalle, und der Abſtand jeder himm-
liſchen Koͤrper wird ungleich. Eben ſo wenn Sie an-
nehmen, daß hiebey Ordnung und allgemeine Geſetze
ſeyn muͤſſen, ſo werden bald Syſtemen entſtehen, die
Planeten in eine Claſſe gebracht, und die Fixſterne
ſelbſten in Haufen abgetheilt werden.
Ich will eben nicht gutſtehen, ob man dieſe
Schluͤſſe fuͤr wahr halten wuͤrde, wenn ſie nicht auch
aus andern Gruͤnden bewieſen waͤren, ſo geringe iſt
noch das Anſehen der coſmologiſchen Saͤtze! Die me-
chaniſchen Beweiſe hat man bereits ſchon verſucht.
Die abgeplattete Figur der Erde ſolle eine unverwerf-
liche Anzeige ihrer Bewegung um die Axe ſeyn, und
ich ſehe auch nicht, was man dawider einwenden kann.
Die elliptiſchen Laufbahnen der Planeten und Come-
ten um die Sonne, die man, wenn die Sonne in
Ruhe geſetzt iſt, mechaniſch aus dem Geſetze der
Schwere beweiſen kann, gehoͤren ebenfalls hieher.
Nun aber kann ich nicht ſagen, nach welcher Ord-
nung dieſer Beweis ſolle vorgetragen werden. Der
Umlauf der Sonne iſt gewiß genug, aber noch nicht
a poſteriori erwieſen, welches doch nothwendig zu
ſeyn ſcheint. Die Ellipſen ſind nur hypothetiſch wahr,
und es ſteht dahin, wie man ſie ohne angenommene
Saͤtze erweiſen koͤnne.
Es ſcheinet, wir ſeyen in der Aſtronomie gluͤck-
lich auf die wahre Spur gekommen, und haben den
Schein, ſo bald wir ihn unter der erſten Geſtalt er-
kannt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |