ständen, und man kann sagen, von jeder Un- gleichheit der Erdfläche ab. Jeder Berg, jedes Thal, jede Quelle, jede Beschaffenheit des Bodens trägt dazu bey.
Wir können auch hieraus schliessen, das Fir- mament habe dauerhafter seyn müssen, als die Dinge auf unserer Erde und die Reiche der Welt. Es sollte ein Uhrwerk seyn, welches für jede Zeit- räume neue Triebräder und Zeiger hätte, und je- dem Weltkörper sollte dieses Uhrwerk auf eine ih- me angemessene Art dienen. Jedes Triebrad soll- te sich erst hervor thun. Wenn die bereits ver- flossene Zeit anfängt, eine bemerkbare Verhält- nis zu seinem Umlaufe zu haben. Wir kennen noch höchstens nur den Secunden- und Minuten- zeiger dieses Uhrwerkes, oder unsere Tage und Jah- re haben noch viel weniger zu sagen, wenn ich die Fragen überdenke, die Sie, mein Herr, hierü- ber aufgehäuft haben, und zu denen Sie sich ge- wöhnen, versichert, es werde an diesem Werke des Allerweisesten kein Triebrad ins Stecken kom- men, wie es nur zu ofte an unsern Uhren ge- schicht.
Es vergnügt mich sehr, daß Sie, mein Herr, die Figur der Sonnen-Athmosphaere meh- rerer Untersuchung würdig achten, und noch mehr, daß Sie mir Hoffnung machen, die dahin gehöri-
gen
Coſmologiſche Briefe
ſtaͤnden, und man kann ſagen, von jeder Un- gleichheit der Erdflaͤche ab. Jeder Berg, jedes Thal, jede Quelle, jede Beſchaffenheit des Bodens traͤgt dazu bey.
Wir koͤnnen auch hieraus ſchlieſſen, das Fir- mament habe dauerhafter ſeyn muͤſſen, als die Dinge auf unſerer Erde und die Reiche der Welt. Es ſollte ein Uhrwerk ſeyn, welches fuͤr jede Zeit- raͤume neue Triebraͤder und Zeiger haͤtte, und je- dem Weltkoͤrper ſollte dieſes Uhrwerk auf eine ih- me angemeſſene Art dienen. Jedes Triebrad ſoll- te ſich erſt hervor thun. Wenn die bereits ver- floſſene Zeit anfaͤngt, eine bemerkbare Verhaͤlt- nis zu ſeinem Umlaufe zu haben. Wir kennen noch hoͤchſtens nur den Secunden- und Minuten- zeiger dieſes Uhrwerkes, oder unſere Tage und Jah- re haben noch viel weniger zu ſagen, wenn ich die Fragen uͤberdenke, die Sie, mein Herr, hieruͤ- ber aufgehaͤuft haben, und zu denen Sie ſich ge- woͤhnen, verſichert, es werde an dieſem Werke des Allerweiſeſten kein Triebrad ins Stecken kom- men, wie es nur zu ofte an unſern Uhren ge- ſchicht.
Es vergnuͤgt mich ſehr, daß Sie, mein Herr, die Figur der Sonnen-Athmoſphære meh- rerer Unterſuchung wuͤrdig achten, und noch mehr, daß Sie mir Hoffnung machen, die dahin gehoͤri-
gen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0349"n="316"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Coſmologiſche Briefe</hi></fw><lb/>ſtaͤnden, und man kann ſagen, von jeder Un-<lb/>
gleichheit der Erdflaͤche ab. Jeder Berg, jedes<lb/>
Thal, jede Quelle, jede Beſchaffenheit des Bodens<lb/>
traͤgt dazu bey.</p><lb/><p>Wir koͤnnen auch hieraus ſchlieſſen, das Fir-<lb/>
mament habe dauerhafter ſeyn muͤſſen, als die<lb/>
Dinge auf unſerer Erde und die Reiche der Welt.<lb/>
Es ſollte ein Uhrwerk ſeyn, welches fuͤr jede Zeit-<lb/>
raͤume neue Triebraͤder und Zeiger haͤtte, und je-<lb/>
dem Weltkoͤrper ſollte dieſes Uhrwerk auf eine ih-<lb/>
me angemeſſene Art dienen. Jedes Triebrad ſoll-<lb/>
te ſich erſt hervor thun. Wenn die bereits ver-<lb/>
floſſene Zeit anfaͤngt, eine bemerkbare Verhaͤlt-<lb/>
nis zu ſeinem Umlaufe zu haben. Wir kennen<lb/>
noch hoͤchſtens nur den Secunden- und Minuten-<lb/>
zeiger dieſes Uhrwerkes, oder unſere Tage und Jah-<lb/>
re haben noch viel weniger zu ſagen, wenn ich die<lb/>
Fragen uͤberdenke, die Sie, mein Herr, hieruͤ-<lb/>
ber aufgehaͤuft haben, und zu denen Sie ſich ge-<lb/>
woͤhnen, verſichert, es werde an dieſem Werke<lb/>
des Allerweiſeſten kein Triebrad ins Stecken kom-<lb/>
men, wie es nur zu ofte an unſern Uhren ge-<lb/>ſchicht.</p><lb/><p>Es vergnuͤgt mich ſehr, daß Sie, mein<lb/>
Herr, die Figur der Sonnen-<hirendition="#aq">Athmoſphære</hi> meh-<lb/>
rerer Unterſuchung wuͤrdig achten, und noch mehr,<lb/>
daß Sie mir Hoffnung machen, die dahin gehoͤri-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[316/0349]
Coſmologiſche Briefe
ſtaͤnden, und man kann ſagen, von jeder Un-
gleichheit der Erdflaͤche ab. Jeder Berg, jedes
Thal, jede Quelle, jede Beſchaffenheit des Bodens
traͤgt dazu bey.
Wir koͤnnen auch hieraus ſchlieſſen, das Fir-
mament habe dauerhafter ſeyn muͤſſen, als die
Dinge auf unſerer Erde und die Reiche der Welt.
Es ſollte ein Uhrwerk ſeyn, welches fuͤr jede Zeit-
raͤume neue Triebraͤder und Zeiger haͤtte, und je-
dem Weltkoͤrper ſollte dieſes Uhrwerk auf eine ih-
me angemeſſene Art dienen. Jedes Triebrad ſoll-
te ſich erſt hervor thun. Wenn die bereits ver-
floſſene Zeit anfaͤngt, eine bemerkbare Verhaͤlt-
nis zu ſeinem Umlaufe zu haben. Wir kennen
noch hoͤchſtens nur den Secunden- und Minuten-
zeiger dieſes Uhrwerkes, oder unſere Tage und Jah-
re haben noch viel weniger zu ſagen, wenn ich die
Fragen uͤberdenke, die Sie, mein Herr, hieruͤ-
ber aufgehaͤuft haben, und zu denen Sie ſich ge-
woͤhnen, verſichert, es werde an dieſem Werke
des Allerweiſeſten kein Triebrad ins Stecken kom-
men, wie es nur zu ofte an unſern Uhren ge-
ſchicht.
Es vergnuͤgt mich ſehr, daß Sie, mein
Herr, die Figur der Sonnen-Athmoſphære meh-
rerer Unterſuchung wuͤrdig achten, und noch mehr,
daß Sie mir Hoffnung machen, die dahin gehoͤri-
gen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/349>, abgerufen am 23.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.