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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

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Cosmologische Briefe
nis bleiben, oder ist die Ordnung und Vollkommenheit
desselben nicht so schön, nicht so bewunderungs- und
anbethenswürdig, als in den unendlich mal kleinern
Gegenständen unserer Sinnen? Erschöpft die Erde den
Reichthum der Allwissenheit, Allmacht, Weisheit und
Güte des Urhebers aller Dinge, der sie seinen Fußsche-
mel, die Himmel aber seinen Thron nennt? Uns zeigt
der Höchste, daß er auch im Kleinen groß und unend-
lich ist, und eben dieses werden auch die Einwohner an-
derer Planeten, auf eine immer abwechselnde Art fin-
den. Aber nähert man sich seiner Unendlichkeit nicht
ungleich mehr, wenn man ihn aus dem Grundrisse des
ganzen Weltgebäudes kennen lernt. Ich wenigstens
gestehe gerne, daß ich nicht gewußt habe, was Raum,
Grösse, Abstand und Umfang in dem Werke des All-
mächtigen sagen will, ehe ich gelernt habe, die Wege
des Lichtes zum Maaßstabe zu nehmen, und die Vorur-
theile der Kindheit zu verbannen, die die Gestirne kaum
über die Wolken erheben, und den Himmel inner dem
Bezirke weniger Meilen auf der Erde aufstehen machen.
Welche Mühe, wie viele Schlüsse gebraucht es nicht, um
aus so engen Grenzen, mit denen uns die Sinnen ein-
schränken, bis zu den Grenzen des Sonnensystems hin-
auszudringen, und wie weit bleiben wir auch hier
noch zurücke?

Ich gebe den Astronomen, die Sie, mein Herr,
auf solche Weltkörper setzen, den ersten Rang. Ihr
Weg geht von Sonnen zu Sonnen, wie wir auf der
Erde von Stadt zu Stadt gehen, und wie uns dabey

einzele

Coſmologiſche Briefe
nis bleiben, oder iſt die Ordnung und Vollkommenheit
deſſelben nicht ſo ſchoͤn, nicht ſo bewunderungs- und
anbethenswuͤrdig, als in den unendlich mal kleinern
Gegenſtaͤnden unſerer Sinnen? Erſchoͤpft die Erde den
Reichthum der Allwiſſenheit, Allmacht, Weisheit und
Guͤte des Urhebers aller Dinge, der ſie ſeinen Fußſche-
mel, die Himmel aber ſeinen Thron nennt? Uns zeigt
der Hoͤchſte, daß er auch im Kleinen groß und unend-
lich iſt, und eben dieſes werden auch die Einwohner an-
derer Planeten, auf eine immer abwechſelnde Art fin-
den. Aber naͤhert man ſich ſeiner Unendlichkeit nicht
ungleich mehr, wenn man ihn aus dem Grundriſſe des
ganzen Weltgebaͤudes kennen lernt. Ich wenigſtens
geſtehe gerne, daß ich nicht gewußt habe, was Raum,
Groͤſſe, Abſtand und Umfang in dem Werke des All-
maͤchtigen ſagen will, ehe ich gelernt habe, die Wege
des Lichtes zum Maaßſtabe zu nehmen, und die Vorur-
theile der Kindheit zu verbannen, die die Geſtirne kaum
uͤber die Wolken erheben, und den Himmel inner dem
Bezirke weniger Meilen auf der Erde aufſtehen machen.
Welche Muͤhe, wie viele Schluͤſſe gebraucht es nicht, um
aus ſo engen Grenzen, mit denen uns die Sinnen ein-
ſchraͤnken, bis zu den Grenzen des Sonnenſyſtems hin-
auszudringen, und wie weit bleiben wir auch hier
noch zuruͤcke?

Ich gebe den Aſtronomen, die Sie, mein Herr,
auf ſolche Weltkoͤrper ſetzen, den erſten Rang. Ihr
Weg geht von Sonnen zu Sonnen, wie wir auf der
Erde von Stadt zu Stadt gehen, und wie uns dabey

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[56/0089] Coſmologiſche Briefe nis bleiben, oder iſt die Ordnung und Vollkommenheit deſſelben nicht ſo ſchoͤn, nicht ſo bewunderungs- und anbethenswuͤrdig, als in den unendlich mal kleinern Gegenſtaͤnden unſerer Sinnen? Erſchoͤpft die Erde den Reichthum der Allwiſſenheit, Allmacht, Weisheit und Guͤte des Urhebers aller Dinge, der ſie ſeinen Fußſche- mel, die Himmel aber ſeinen Thron nennt? Uns zeigt der Hoͤchſte, daß er auch im Kleinen groß und unend- lich iſt, und eben dieſes werden auch die Einwohner an- derer Planeten, auf eine immer abwechſelnde Art fin- den. Aber naͤhert man ſich ſeiner Unendlichkeit nicht ungleich mehr, wenn man ihn aus dem Grundriſſe des ganzen Weltgebaͤudes kennen lernt. Ich wenigſtens geſtehe gerne, daß ich nicht gewußt habe, was Raum, Groͤſſe, Abſtand und Umfang in dem Werke des All- maͤchtigen ſagen will, ehe ich gelernt habe, die Wege des Lichtes zum Maaßſtabe zu nehmen, und die Vorur- theile der Kindheit zu verbannen, die die Geſtirne kaum uͤber die Wolken erheben, und den Himmel inner dem Bezirke weniger Meilen auf der Erde aufſtehen machen. Welche Muͤhe, wie viele Schluͤſſe gebraucht es nicht, um aus ſo engen Grenzen, mit denen uns die Sinnen ein- ſchraͤnken, bis zu den Grenzen des Sonnenſyſtems hin- auszudringen, und wie weit bleiben wir auch hier noch zuruͤcke? Ich gebe den Aſtronomen, die Sie, mein Herr, auf ſolche Weltkoͤrper ſetzen, den erſten Rang. Ihr Weg geht von Sonnen zu Sonnen, wie wir auf der Erde von Stadt zu Stadt gehen, und wie uns dabey einzele

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/89>, abgerufen am 24.11.2024.