Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

über die Einrichtung des Weltbaues.
Feuers unsern Augen unsichtbar, und die Wirksamkeit
des Feuers in Auflösung der uns bekandten Materien
fordert entweder Körper von Asbest, oder solche, die
sich nicht weiter trennen lassen. Doch hiebey halte
ich mich nicht auf. Die Stru[c]tur solcher Geschöpfe mag
uns immer verborgen bleiben, aber ihre Möglichkeit
läßt sich noch nicht so leichte umstossen.

Die Berechnung, die Sie, mein Herr, über
den Cometen von 1680. angestellt haben, ist eben so
deutlich, als die, so man insgemein davon angiebt,
und in Ansehung der Richtigkeit geht sie ungleich wei-
ter. Es hat mich öfters gewundert, daß die gemeine,
die man in so vielen Schriften findet, so leicht und
ohne weitere Untersuchung nachgeschrieben worden, und
allem Ansehen nach würde es weniger geschehen seyn,
wenn nicht die Au[c]torität des Newtons, der sie doch
nur als einen beyläuftigen Ueberschlag angegeben, statt
der Gründe gedient hätte. Von der Hitze, die der
Comet wirklich erlangt hat, läßt sich vollends nichts
schliessen, und alles, was man dabey thun kann, ist,
daß man die Dichtigkeit der Sonnenstralen bestimme,
welche in seine Athmosphäre einfielen, und hiezu ist
Ihre Vergleichung mit den Brenngläsern hinreichend
und faßlich. Wenn unsere Erde diesen Weg nehmen,
und von jetzt an in eine solche Nähe der Sonne kom-
men sollte, so ist unstreitig, daß die Wirkung von der-
jenigen, die 12. der besten Brennspiegel zusammen-
genommen, verursachen können, eben nicht so viel ver-
schieden seyn würde. Das ganze Meer müßte sich in

eine
E

uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
Feuers unſern Augen unſichtbar, und die Wirkſamkeit
des Feuers in Aufloͤſung der uns bekandten Materien
fordert entweder Koͤrper von Asbeſt, oder ſolche, die
ſich nicht weiter trennen laſſen. Doch hiebey halte
ich mich nicht auf. Die Stru[c]tur ſolcher Geſchoͤpfe mag
uns immer verborgen bleiben, aber ihre Moͤglichkeit
laͤßt ſich noch nicht ſo leichte umſtoſſen.

Die Berechnung, die Sie, mein Herr, uͤber
den Cometen von 1680. angeſtellt haben, iſt eben ſo
deutlich, als die, ſo man insgemein davon angiebt,
und in Anſehung der Richtigkeit geht ſie ungleich wei-
ter. Es hat mich oͤfters gewundert, daß die gemeine,
die man in ſo vielen Schriften findet, ſo leicht und
ohne weitere Unterſuchung nachgeſchrieben worden, und
allem Anſehen nach wuͤrde es weniger geſchehen ſeyn,
wenn nicht die Au[c]toritaͤt des Newtons, der ſie doch
nur als einen beylaͤuftigen Ueberſchlag angegeben, ſtatt
der Gruͤnde gedient haͤtte. Von der Hitze, die der
Comet wirklich erlangt hat, laͤßt ſich vollends nichts
ſchlieſſen, und alles, was man dabey thun kann, iſt,
daß man die Dichtigkeit der Sonnenſtralen beſtimme,
welche in ſeine Athmoſphaͤre einfielen, und hiezu iſt
Ihre Vergleichung mit den Brennglaͤſern hinreichend
und faßlich. Wenn unſere Erde dieſen Weg nehmen,
und von jetzt an in eine ſolche Naͤhe der Sonne kom-
men ſollte, ſo iſt unſtreitig, daß die Wirkung von der-
jenigen, die 12. der beſten Brennſpiegel zuſammen-
genommen, verurſachen koͤnnen, eben nicht ſo viel ver-
ſchieden ſeyn wuͤrde. Das ganze Meer muͤßte ſich in

eine
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="65"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber die Einrichtung des Weltbaues.</hi></fw><lb/>
Feuers un&#x017F;ern Augen un&#x017F;ichtbar, und die Wirk&#x017F;amkeit<lb/>
des Feuers in Auflo&#x0364;&#x017F;ung der uns bekandten Materien<lb/>
fordert entweder Ko&#x0364;rper von Asbe&#x017F;t, oder &#x017F;olche, die<lb/>
&#x017F;ich nicht weiter trennen la&#x017F;&#x017F;en. Doch hiebey halte<lb/>
ich mich nicht auf. Die <hi rendition="#aq">Stru<supplied>c</supplied>tur</hi> &#x017F;olcher Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe mag<lb/>
uns immer verborgen bleiben, aber ihre Mo&#x0364;glichkeit<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich noch nicht &#x017F;o leichte um&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Die Berechnung, die Sie, mein Herr, u&#x0364;ber<lb/>
den Cometen von 1680. ange&#x017F;tellt haben, i&#x017F;t eben &#x017F;o<lb/>
deutlich, als die, &#x017F;o man insgemein davon angiebt,<lb/>
und in An&#x017F;ehung der Richtigkeit geht &#x017F;ie ungleich wei-<lb/>
ter. Es hat mich o&#x0364;fters gewundert, daß die gemeine,<lb/>
die man in &#x017F;o vielen Schriften findet, &#x017F;o leicht und<lb/>
ohne weitere Unter&#x017F;uchung nachge&#x017F;chrieben worden, und<lb/>
allem An&#x017F;ehen nach wu&#x0364;rde es weniger ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn,<lb/>
wenn nicht die <hi rendition="#aq">Au<supplied>c</supplied>torit</hi>a&#x0364;t des <hi rendition="#b">Newtons</hi>, der &#x017F;ie doch<lb/>
nur als einen beyla&#x0364;uftigen Ueber&#x017F;chlag angegeben, &#x017F;tatt<lb/>
der Gru&#x0364;nde gedient ha&#x0364;tte. Von der Hitze, die der<lb/>
Comet wirklich erlangt hat, la&#x0364;ßt &#x017F;ich vollends nichts<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, und alles, was man dabey thun kann, i&#x017F;t,<lb/>
daß man die Dichtigkeit der Sonnen&#x017F;tralen be&#x017F;timme,<lb/>
welche in &#x017F;eine Athmo&#x017F;pha&#x0364;re einfielen, und hiezu i&#x017F;t<lb/>
Ihre Vergleichung mit den Brenngla&#x0364;&#x017F;ern hinreichend<lb/>
und faßlich. Wenn un&#x017F;ere Erde die&#x017F;en Weg nehmen,<lb/>
und von jetzt an in eine &#x017F;olche Na&#x0364;he der Sonne kom-<lb/>
men &#x017F;ollte, &#x017F;o i&#x017F;t un&#x017F;treitig, daß die Wirkung von der-<lb/>
jenigen, die 12. der be&#x017F;ten Brenn&#x017F;piegel zu&#x017F;ammen-<lb/>
genommen, verur&#x017F;achen ko&#x0364;nnen, eben nicht &#x017F;o viel ver-<lb/>
&#x017F;chieden &#x017F;eyn wu&#x0364;rde. Das ganze Meer mu&#x0364;ßte &#x017F;ich in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0098] uͤber die Einrichtung des Weltbaues. Feuers unſern Augen unſichtbar, und die Wirkſamkeit des Feuers in Aufloͤſung der uns bekandten Materien fordert entweder Koͤrper von Asbeſt, oder ſolche, die ſich nicht weiter trennen laſſen. Doch hiebey halte ich mich nicht auf. Die Structur ſolcher Geſchoͤpfe mag uns immer verborgen bleiben, aber ihre Moͤglichkeit laͤßt ſich noch nicht ſo leichte umſtoſſen. Die Berechnung, die Sie, mein Herr, uͤber den Cometen von 1680. angeſtellt haben, iſt eben ſo deutlich, als die, ſo man insgemein davon angiebt, und in Anſehung der Richtigkeit geht ſie ungleich wei- ter. Es hat mich oͤfters gewundert, daß die gemeine, die man in ſo vielen Schriften findet, ſo leicht und ohne weitere Unterſuchung nachgeſchrieben worden, und allem Anſehen nach wuͤrde es weniger geſchehen ſeyn, wenn nicht die Auctoritaͤt des Newtons, der ſie doch nur als einen beylaͤuftigen Ueberſchlag angegeben, ſtatt der Gruͤnde gedient haͤtte. Von der Hitze, die der Comet wirklich erlangt hat, laͤßt ſich vollends nichts ſchlieſſen, und alles, was man dabey thun kann, iſt, daß man die Dichtigkeit der Sonnenſtralen beſtimme, welche in ſeine Athmoſphaͤre einfielen, und hiezu iſt Ihre Vergleichung mit den Brennglaͤſern hinreichend und faßlich. Wenn unſere Erde dieſen Weg nehmen, und von jetzt an in eine ſolche Naͤhe der Sonne kom- men ſollte, ſo iſt unſtreitig, daß die Wirkung von der- jenigen, die 12. der beſten Brennſpiegel zuſammen- genommen, verurſachen koͤnnen, eben nicht ſo viel ver- ſchieden ſeyn wuͤrde. Das ganze Meer muͤßte ſich in eine E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/98
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/98>, abgerufen am 24.11.2024.