vorhin gezogenen Schlußsatz diene. Die Vordersätze des andern Beyspiels in wahre verwandelt, sind diese:
Alle Vierecke sind Figuren;
Kein Triangel ist ein Viereck.
Diese Sätze müßten verwechselt, oder auch einer oder beyde umgekehrt werden, um etwas nach den or- dentlichen Formen, Ferio, Festino, Felapton, Fe- sapo, daraus zu schließen. Wenn wir sie aber so, wie sie sind, zeichnen, so stehen sie also:
[Abbildung]
Woraus man sieht, daß die Indiuidua F, die über V stehen, nicht über T seyn können, weil T neben V fällt. Demnach ist der Schlußsatz, der endlich aus den beyden Sätzen gezogen werden kann, dieser:
Etliche Figuren sind nicht Triangel.
Er stößt aber den Satz, daß alle Triangel Figuren sind, welcher vorhin der Schlußsatz war, nicht um, weil die Zeichnung unbestimmt läßt, ob nicht die Li- nie F ganz über T verlängert werden müsse, wo die Punkte sind. Dieses Unbestimmte ist nicht in der Zeichnung, sondern in den gezeichneten Sätzen. Und es leuchtet hier desto mehr in die Augen, da wir in der Zeichnung beyde Sätze allgemein beybehalten haben. Denn wenn wir sie erst in eine ordentliche Schlußform der ersten oder zweyten hätten bringen wollen, so wä- re es z. E. in Festino so gewesen:
Kein Triangel ist ein Viereck;
Etliche Figuren sind Vierecke;
Folgl. Etliche Figuren sind nicht Triangel. Und die Zeichnung diese:
[Abbildung]
Woraus wiederum eben das folgt, was aus der vo-
rigen
IV. Hauptſtuͤck,
vorhin gezogenen Schlußſatz diene. Die Vorderſaͤtze des andern Beyſpiels in wahre verwandelt, ſind dieſe:
Alle Vierecke ſind Figuren;
Kein Triangel iſt ein Viereck.
Dieſe Saͤtze muͤßten verwechſelt, oder auch einer oder beyde umgekehrt werden, um etwas nach den or- dentlichen Formen, Ferio, Feſtino, Felapton, Fe- ſapo, daraus zu ſchließen. Wenn wir ſie aber ſo, wie ſie ſind, zeichnen, ſo ſtehen ſie alſo:
[Abbildung]
Woraus man ſieht, daß die Indiuidua F, die uͤber V ſtehen, nicht uͤber T ſeyn koͤnnen, weil T neben V faͤllt. Demnach iſt der Schlußſatz, der endlich aus den beyden Saͤtzen gezogen werden kann, dieſer:
Etliche Figuren ſind nicht Triangel.
Er ſtoͤßt aber den Satz, daß alle Triangel Figuren ſind, welcher vorhin der Schlußſatz war, nicht um, weil die Zeichnung unbeſtimmt laͤßt, ob nicht die Li- nie F ganz uͤber T verlaͤngert werden muͤſſe, wo die Punkte ſind. Dieſes Unbeſtimmte iſt nicht in der Zeichnung, ſondern in den gezeichneten Saͤtzen. Und es leuchtet hier deſto mehr in die Augen, da wir in der Zeichnung beyde Saͤtze allgemein beybehalten haben. Denn wenn wir ſie erſt in eine ordentliche Schlußform der erſten oder zweyten haͤtten bringen wollen, ſo waͤ- re es z. E. in Feſtino ſo geweſen:
Kein Triangel iſt ein Viereck;
Etliche Figuren ſind Vierecke;
Folgl. Etliche Figuren ſind nicht Triangel. Und die Zeichnung dieſe:
[Abbildung]
Woraus wiederum eben das folgt, was aus der vo-
rigen
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IV. Hauptſtuͤck,
vorhin gezogenen Schlußſatz diene. Die Vorderſaͤtze
des andern Beyſpiels in wahre verwandelt, ſind dieſe:
Alle Vierecke ſind Figuren;
Kein Triangel iſt ein Viereck.
Dieſe Saͤtze muͤßten verwechſelt, oder auch einer oder
beyde umgekehrt werden, um etwas nach den or-
dentlichen Formen, Ferio, Feſtino, Felapton, Fe-
ſapo, daraus zu ſchließen. Wenn wir ſie aber ſo,
wie ſie ſind, zeichnen, ſo ſtehen ſie alſo:
[Abbildung]
Woraus man ſieht, daß die Indiuidua F, die uͤber
V ſtehen, nicht uͤber T ſeyn koͤnnen, weil T neben V
faͤllt. Demnach iſt der Schlußſatz, der endlich aus
den beyden Saͤtzen gezogen werden kann, dieſer:
Etliche Figuren ſind nicht Triangel.
Er ſtoͤßt aber den Satz, daß alle Triangel Figuren
ſind, welcher vorhin der Schlußſatz war, nicht um,
weil die Zeichnung unbeſtimmt laͤßt, ob nicht die Li-
nie F ganz uͤber T verlaͤngert werden muͤſſe, wo die
Punkte ſind. Dieſes Unbeſtimmte iſt nicht in der
Zeichnung, ſondern in den gezeichneten Saͤtzen. Und
es leuchtet hier deſto mehr in die Augen, da wir in
der Zeichnung beyde Saͤtze allgemein beybehalten haben.
Denn wenn wir ſie erſt in eine ordentliche Schlußform
der erſten oder zweyten haͤtten bringen wollen, ſo waͤ-
re es z. E. in Feſtino ſo geweſen:
Kein Triangel iſt ein Viereck;
Etliche Figuren ſind Vierecke;
Folgl. Etliche Figuren ſind nicht Triangel.
Und die Zeichnung dieſe:
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Woraus wiederum eben das folgt, was aus der vo-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/172>, abgerufen am 30.11.2024.
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