Dieses Beyspiel zeigt zugleich auch, wie man zu- weilen einen ganz einfachen Satz aus einem Cahos von verwickelten Begriffen herausbringen könne, und wie genau alles stückweise durchgangen und gleichsam ausgelesen und zusammengerechnet werden müsse. So sind die Fälle, die im Untersuchen stärkere Auf- merksamkeit, ausführlichere Entwicklung und mehrere Deutlichkeit erfordern, bis man das, was zur Sache gehört, von dem übrigen absondern, und zusammen fassen kann. Da ferner in einer Abhand- lung die Sätze, so man zusammen nehmen muß, öfters zerstreuet sind, so ist auch dieses ein Umstand, welcher macht, daß man sie nicht so gleich alle finden und zusammenhängen kann. Denn wenn man die Vordersätze beysammen hat, so folgt der Schlußsatz ganz ungesucht und von selbst. Hingegen geht es damit nicht so geschwinde, wo man die Vordersätze erst su- chen muß. Das erst gegebene Beyspiel hat noch die- ses besonders, daß, da man die Mittelglieder der Schlußreden sonsten fahren läßt, sobald der Schluß- satz gezogen worden, hier einige derselben nicht kön- nen wegbleiben, sondern als Hauptbegriffe nochmals vorkommen. Denn so gebrauchte man M und P, um Q, R und folglich I von A zu verneinen und auszu- schließen, und aus den Schlußsätzen blieb M und P
weg.
und den naͤchſten Umwegen im Schließen.
Folglich A iſt M und P.
M iſt nicht Q
P iſt nicht R
Folglich A iſt weder Q noch R
Folglich A iſt nicht I
Demnach A iſt M und P und K
M P K zuſammengenommen iſt B
A iſt B.
§. 312.
Dieſes Beyſpiel zeigt zugleich auch, wie man zu- weilen einen ganz einfachen Satz aus einem Cahos von verwickelten Begriffen herausbringen koͤnne, und wie genau alles ſtuͤckweiſe durchgangen und gleichſam ausgeleſen und zuſammengerechnet werden muͤſſe. So ſind die Faͤlle, die im Unterſuchen ſtaͤrkere Auf- merkſamkeit, ausfuͤhrlichere Entwicklung und mehrere Deutlichkeit erfordern, bis man das, was zur Sache gehoͤrt, von dem uͤbrigen abſondern, und zuſammen faſſen kann. Da ferner in einer Abhand- lung die Saͤtze, ſo man zuſammen nehmen muß, oͤfters zerſtreuet ſind, ſo iſt auch dieſes ein Umſtand, welcher macht, daß man ſie nicht ſo gleich alle finden und zuſammenhaͤngen kann. Denn wenn man die Vorderſaͤtze beyſammen hat, ſo folgt der Schlußſatz ganz ungeſucht und von ſelbſt. Hingegen geht es damit nicht ſo geſchwinde, wo man die Vorderſaͤtze erſt ſu- chen muß. Das erſt gegebene Beyſpiel hat noch die- ſes beſonders, daß, da man die Mittelglieder der Schlußreden ſonſten fahren laͤßt, ſobald der Schluß- ſatz gezogen worden, hier einige derſelben nicht koͤn- nen wegbleiben, ſondern als Hauptbegriffe nochmals vorkommen. Denn ſo gebrauchte man M und P, um Q, R und folglich I von A zu verneinen und auszu- ſchließen, und aus den Schlußſaͤtzen blieb M und P
weg.
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M iſt nicht Q
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Folglich A iſt weder Q noch R
Folglich A iſt nicht I
Demnach A iſt M und P und K
M P K zuſammengenommen iſt B
A iſt B.
§. 312.
Dieſes Beyſpiel zeigt zugleich auch, wie man zu-
weilen einen ganz einfachen Satz aus einem Cahos
von verwickelten Begriffen herausbringen koͤnne, und
wie genau alles ſtuͤckweiſe durchgangen und gleichſam
ausgeleſen und zuſammengerechnet werden muͤſſe.
So ſind die Faͤlle, die im Unterſuchen ſtaͤrkere Auf-
merkſamkeit, ausfuͤhrlichere Entwicklung und
mehrere Deutlichkeit erfordern, bis man das, was
zur Sache gehoͤrt, von dem uͤbrigen abſondern, und
zuſammen faſſen kann. Da ferner in einer Abhand-
lung die Saͤtze, ſo man zuſammen nehmen muß,
oͤfters zerſtreuet ſind, ſo iſt auch dieſes ein Umſtand,
welcher macht, daß man ſie nicht ſo gleich alle finden
und zuſammenhaͤngen kann. Denn wenn man die
Vorderſaͤtze beyſammen hat, ſo folgt der Schlußſatz
ganz ungeſucht und von ſelbſt. Hingegen geht es damit
nicht ſo geſchwinde, wo man die Vorderſaͤtze erſt ſu-
chen muß. Das erſt gegebene Beyſpiel hat noch die-
ſes beſonders, daß, da man die Mittelglieder der
Schlußreden ſonſten fahren laͤßt, ſobald der Schluß-
ſatz gezogen worden, hier einige derſelben nicht koͤn-
nen wegbleiben, ſondern als Hauptbegriffe nochmals
vorkommen. Denn ſo gebrauchte man M und P, um
Q, R und folglich I von A zu verneinen und auszu-
ſchließen, und aus den Schlußſaͤtzen blieb M und P
weg.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/227>, abgerufen am 21.11.2024.
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