Prädicat des Obersatzes von dem Subject des Unter- satzes aus andern Gründen bejaht werden kann. Denn ein Triangel ist allerdings eine Figur, aber nicht deswegen, weil er ein Viereck ist. Denn dieses ist ungereimt. Man sieht demnach, daß man im Obersatz nur hätte ein Prädicat wählen dürfen, das dem Viereck eigen ist, so würde der Schlußsatz noth- wendig falsch geworden seyn. Z. E.
Ein Viereck hat vier Seiten.
Ein Triangel ist ein Viereck.
Hier wäre der Schlußsatz; daß ein Triangel vier Seiten haben soll, zugleich mit dem Untersatz falsch gewesen. Man sehe §. 243 seqq.
§. 381.
Da nun in directen Beweisen nur von dem Satze selbsten, in apogogischen nur von seinem Ge- gentheile die Rede ist, und man im erstern das Gegen- theil verwirft, nachdem der Satz selbst bewiesen ist: Jm andern aber den Satz annimmt, nachdem das Gegentheil umgestoßen ist; so fragt es sich, ob es nicht zwischen diesen beyden Beweisen ein Mittel gebe, wobey der Satz und sein Gegentheil zugleich vorkomme? Wir reden hier nicht von denen Fällen, da man z. E. anfängt, aus dem Satze Folgen herzu- leiten, und sodann das Gegentheil von einer dieser Folge umstößt. Denn man sieht leicht, daß hiedurch eigentlich nur die Folge erwiesen wird, und daß man sodann diese muß zum Grunde legen, um mit Zuzie- hung identischer Sätze, den ersten Satz daraus herzu- leiten, weil sichs nur vermittelst identischer Sätze rückwärts schließen läßt. Hier aber ist eigentlich die Frage, wiefern man aus einem Satze sein Gegentheil directe herleiten könne, und ob sodann der Satz oder sein Gegentheil wahr sey?
§. 382.
VI. Hauptſtuͤck,
Praͤdicat des Oberſatzes von dem Subject des Unter- ſatzes aus andern Gruͤnden bejaht werden kann. Denn ein Triangel iſt allerdings eine Figur, aber nicht deswegen, weil er ein Viereck iſt. Denn dieſes iſt ungereimt. Man ſieht demnach, daß man im Oberſatz nur haͤtte ein Praͤdicat waͤhlen duͤrfen, das dem Viereck eigen iſt, ſo wuͤrde der Schlußſatz noth- wendig falſch geworden ſeyn. Z. E.
Ein Viereck hat vier Seiten.
Ein Triangel iſt ein Viereck.
Hier waͤre der Schlußſatz; daß ein Triangel vier Seiten haben ſoll, zugleich mit dem Unterſatz falſch geweſen. Man ſehe §. 243 ſeqq.
§. 381.
Da nun in directen Beweiſen nur von dem Satze ſelbſten, in apogogiſchen nur von ſeinem Ge- gentheile die Rede iſt, und man im erſtern das Gegen- theil verwirft, nachdem der Satz ſelbſt bewieſen iſt: Jm andern aber den Satz annimmt, nachdem das Gegentheil umgeſtoßen iſt; ſo fragt es ſich, ob es nicht zwiſchen dieſen beyden Beweiſen ein Mittel gebe, wobey der Satz und ſein Gegentheil zugleich vorkomme? Wir reden hier nicht von denen Faͤllen, da man z. E. anfaͤngt, aus dem Satze Folgen herzu- leiten, und ſodann das Gegentheil von einer dieſer Folge umſtoͤßt. Denn man ſieht leicht, daß hiedurch eigentlich nur die Folge erwieſen wird, und daß man ſodann dieſe muß zum Grunde legen, um mit Zuzie- hung identiſcher Saͤtze, den erſten Satz daraus herzu- leiten, weil ſichs nur vermittelſt identiſcher Saͤtze ruͤckwaͤrts ſchließen laͤßt. Hier aber iſt eigentlich die Frage, wiefern man aus einem Satze ſein Gegentheil directe herleiten koͤnne, und ob ſodann der Satz oder ſein Gegentheil wahr ſey?
§. 382.
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VI. Hauptſtuͤck,
Praͤdicat des Oberſatzes von dem Subject des Unter-
ſatzes aus andern Gruͤnden bejaht werden kann.
Denn ein Triangel iſt allerdings eine Figur, aber
nicht deswegen, weil er ein Viereck iſt. Denn dieſes
iſt ungereimt. Man ſieht demnach, daß man im
Oberſatz nur haͤtte ein Praͤdicat waͤhlen duͤrfen, das
dem Viereck eigen iſt, ſo wuͤrde der Schlußſatz noth-
wendig falſch geworden ſeyn. Z. E.
Ein Viereck hat vier Seiten.
Ein Triangel iſt ein Viereck.
Hier waͤre der Schlußſatz; daß ein Triangel vier
Seiten haben ſoll, zugleich mit dem Unterſatz falſch
geweſen. Man ſehe §. 243 ſeqq.
§. 381.
Da nun in directen Beweiſen nur von dem
Satze ſelbſten, in apogogiſchen nur von ſeinem Ge-
gentheile die Rede iſt, und man im erſtern das Gegen-
theil verwirft, nachdem der Satz ſelbſt bewieſen iſt:
Jm andern aber den Satz annimmt, nachdem das
Gegentheil umgeſtoßen iſt; ſo fragt es ſich, ob es
nicht zwiſchen dieſen beyden Beweiſen ein Mittel
gebe, wobey der Satz und ſein Gegentheil zugleich
vorkomme? Wir reden hier nicht von denen Faͤllen,
da man z. E. anfaͤngt, aus dem Satze Folgen herzu-
leiten, und ſodann das Gegentheil von einer dieſer
Folge umſtoͤßt. Denn man ſieht leicht, daß hiedurch
eigentlich nur die Folge erwieſen wird, und daß man
ſodann dieſe muß zum Grunde legen, um mit Zuzie-
hung identiſcher Saͤtze, den erſten Satz daraus herzu-
leiten, weil ſichs nur vermittelſt identiſcher Saͤtze
ruͤckwaͤrts ſchließen laͤßt. Hier aber iſt eigentlich die
Frage, wiefern man aus einem Satze ſein Gegentheil
directe herleiten koͤnne, und ob ſodann der Satz oder
ſein Gegentheil wahr ſey?
§. 382.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/270>, abgerufen am 24.11.2024.
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