Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.VI. Hauptstück, oder die aus der Natur der Sache nothwendig seynmüssen. §. 419. Die Nothwendigkeit beruht auf der Ausschlies- §. 420. Die Form dieser Arten zu schließen ist demnach I. Weil A, B ist: so muß A, C seyn, weil | C allein B ist. II. Weil A, B ist: so muß B, C seyn, weil A sonst keinen Dingen, als dem C zukömmt, und A, B Wechselbegriffe sind. III. Weil A, B ist: so muß C, A seyn. Denn A und B sind Wechselbegriffe, und B kömmt dem C zu. IV. Weil A, B ist: so muß auch C, B seyn, denn A kömmt dem C nothwendig zu. V. Weil A, B ist: so muß C, D seyn. Denn die Bestimmung B in A zieht die Bestimmung D in C nach sich. Wir haben (§. 264.) bey den bedingten Sätzen ähn- wandelt
VI. Hauptſtuͤck, oder die aus der Natur der Sache nothwendig ſeynmuͤſſen. §. 419. Die Nothwendigkeit beruht auf der Ausſchlieſ- §. 420. Die Form dieſer Arten zu ſchließen iſt demnach I. Weil A, B iſt: ſo muß A, C ſeyn, weil | C allein B iſt. II. Weil A, B iſt: ſo muß B, C ſeyn, weil A ſonſt keinen Dingen, als dem C zukoͤmmt, und A, B Wechſelbegriffe ſind. III. Weil A, B iſt: ſo muß C, A ſeyn. Denn A und B ſind Wechſelbegriffe, und B koͤmmt dem C zu. IV. Weil A, B iſt: ſo muß auch C, B ſeyn, denn A koͤmmt dem C nothwendig zu. V. Weil A, B iſt: ſo muß C, D ſeyn. Denn die Beſtimmung B in A zieht die Beſtimmung D in C nach ſich. Wir haben (§. 264.) bey den bedingten Saͤtzen aͤhn- wandelt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0296" n="274"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Hauptſtuͤck,</hi></fw><lb/> oder die aus der Natur der Sache nothwendig ſeyn<lb/><hi rendition="#fr">muͤſſen.</hi></p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 419.</head><lb/> <p>Die Nothwendigkeit beruht auf der Ausſchlieſ-<lb/> ſung des Gegentheils, oder uͤberhaupt jeder andrer<lb/> Moͤglichkeiten. Z. E. Die Erde wirft einen runden<lb/> Schatten. Hieraus folgert man richtig, ſie muͤſſe<lb/> eine Kugel ſeyn, weil kein andrer Koͤrper einen runden<lb/> Schatten wirft. Eben ſo: die Waͤrme hat eine Kraft,<lb/> weil ſie, ohne eine Kraft zu haben, die Koͤrper nicht<lb/> ausdehnen koͤnnte. Die Materie der Waͤrme iſt<lb/> fluͤßig, weil ſie ſonſt, wenn ſie nicht fluͤßig, folglich feſt<lb/> waͤre, nicht in die Zwiſchenraͤumchen der Koͤrper drin-<lb/> gen koͤnnte ꝛc.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 420.</head><lb/> <p>Die Form dieſer Arten zu ſchließen iſt demnach<lb/> dieſe:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">I.</hi> Weil <hi rendition="#aq">A, B</hi> iſt: ſo muß <hi rendition="#aq">A, C</hi> ſeyn, weil | <hi rendition="#aq">C</hi> allein<lb/><hi rendition="#aq">B</hi> iſt.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">II.</hi> Weil <hi rendition="#aq">A, B</hi> iſt: ſo muß <hi rendition="#aq">B, C</hi> ſeyn, weil <hi rendition="#aq">A</hi> ſonſt<lb/> keinen Dingen, als dem <hi rendition="#aq">C</hi> zukoͤmmt, und <hi rendition="#aq">A, B</hi><lb/> Wechſelbegriffe ſind.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">III.</hi> Weil <hi rendition="#aq">A, B</hi> iſt: ſo muß <hi rendition="#aq">C, A</hi> ſeyn. Denn <hi rendition="#aq">A</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">B</hi> ſind Wechſelbegriffe, und <hi rendition="#aq">B</hi> koͤmmt dem<lb/><hi rendition="#aq">C</hi> zu.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">IV.</hi> Weil <hi rendition="#aq">A, B</hi> iſt: ſo muß auch <hi rendition="#aq">C, B</hi> ſeyn, denn<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> koͤmmt dem <hi rendition="#aq">C</hi> nothwendig zu.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">V.</hi> Weil <hi rendition="#aq">A, B</hi> iſt: ſo muß <hi rendition="#aq">C, D</hi> ſeyn. Denn die<lb/> Beſtimmung <hi rendition="#aq">B</hi> in <hi rendition="#aq">A</hi> zieht die Beſtimmung<lb/><hi rendition="#aq">D</hi> in <hi rendition="#aq">C</hi> nach ſich.</item> </list><lb/> <p>Wir haben (§. 264.) bey den bedingten Saͤtzen aͤhn-<lb/> liche Formeln gehabt, und die gegenwaͤrtigen ſind nur<lb/> darinn verſchieden, daß hier die Bedingung cathe-<lb/> goriſch, die Folge aber in das <hi rendition="#fr">ſeyn muͤſſen</hi> ver-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wandelt</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0296]
VI. Hauptſtuͤck,
oder die aus der Natur der Sache nothwendig ſeyn
muͤſſen.
§. 419.
Die Nothwendigkeit beruht auf der Ausſchlieſ-
ſung des Gegentheils, oder uͤberhaupt jeder andrer
Moͤglichkeiten. Z. E. Die Erde wirft einen runden
Schatten. Hieraus folgert man richtig, ſie muͤſſe
eine Kugel ſeyn, weil kein andrer Koͤrper einen runden
Schatten wirft. Eben ſo: die Waͤrme hat eine Kraft,
weil ſie, ohne eine Kraft zu haben, die Koͤrper nicht
ausdehnen koͤnnte. Die Materie der Waͤrme iſt
fluͤßig, weil ſie ſonſt, wenn ſie nicht fluͤßig, folglich feſt
waͤre, nicht in die Zwiſchenraͤumchen der Koͤrper drin-
gen koͤnnte ꝛc.
§. 420.
Die Form dieſer Arten zu ſchließen iſt demnach
dieſe:
I. Weil A, B iſt: ſo muß A, C ſeyn, weil | C allein
B iſt.
II. Weil A, B iſt: ſo muß B, C ſeyn, weil A ſonſt
keinen Dingen, als dem C zukoͤmmt, und A, B
Wechſelbegriffe ſind.
III. Weil A, B iſt: ſo muß C, A ſeyn. Denn A
und B ſind Wechſelbegriffe, und B koͤmmt dem
C zu.
IV. Weil A, B iſt: ſo muß auch C, B ſeyn, denn
A koͤmmt dem C nothwendig zu.
V. Weil A, B iſt: ſo muß C, D ſeyn. Denn die
Beſtimmung B in A zieht die Beſtimmung
D in C nach ſich.
Wir haben (§. 264.) bey den bedingten Saͤtzen aͤhn-
liche Formeln gehabt, und die gegenwaͤrtigen ſind nur
darinn verſchieden, daß hier die Bedingung cathe-
goriſch, die Folge aber in das ſeyn muͤſſen ver-
wandelt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |