an, durch deren Anwendung es geschehen kann. Kom- men aber Wirkungen dabey vor, die durch den Me- chanismum der innern Theile der Körper gewirkt werden müssen, so läßt sich das Quaesitum nicht auf Requisita bringen, und man muß Erfahrungen aufsuchen, die uns ihre nähere Möglichkeit darbleten. Man kann hierüber des §. 76. und die daselbst ange- führten Beyspiele nachsehen.
§. 545.
Die Geisterwelt hat ebenfalls ihre Gesetze, und die Aufgaben der Sitten und Staatslehre, werden theils durch die Analogie der Fälle veranlaßt, theils aus den Gesetzen der Erkenntnißkräfte der Triebe und Begierden hergeleitet, worauf überhaupt die Aufga- be, die menschlichen Gemüther zu kennen und zu len- ken ankömmt. Die Beförderung der Glückseligkeit des gesellschaftlichen Lebens bezieht sich auf die Aufga- be, die Zufriedenheit allgemein zu machen und zu vergrößern.
§. 546.
Die Vernunftlehre und Erfindungskunst gründen sich ebenfalls auf die Gesetze der Erkenntnißkräfte, und müssen ihre Postulata daher nehmen. Diese sind von zweyerley Arten, weil einige auf die Form, andre aber auf die Materie unsrer Erkenntniß ge- hen. §. 242. 245.) Letztere aber sind ungleich schwe- rer, als die erstern, und lange nicht so viel in unsrer Gewalt. Denn man sehe z. E. nur, ob es eine Schwü- rigkeit sey, einen Satz umzukehren, (§. 141.) aus zween gegebenen Vordersätzen den Schlußsatz ziehen, (§. 218, 2 9, 276, 281.) zu einem Satze nach den oben gegebenen Formeln, (§. 256. seqq.) unmittelbare Folgen zu ziehen etc. Unsre Erkenntnißkräfte sind an sich schon dazu eingerichtet, daß wir dieses fast,
ohne
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von den Aufgaben.
an, durch deren Anwendung es geſchehen kann. Kom- men aber Wirkungen dabey vor, die durch den Me- chaniſmum der innern Theile der Koͤrper gewirkt werden muͤſſen, ſo laͤßt ſich das Quaeſitum nicht auf Requiſita bringen, und man muß Erfahrungen aufſuchen, die uns ihre naͤhere Moͤglichkeit darbleten. Man kann hieruͤber des §. 76. und die daſelbſt ange- fuͤhrten Beyſpiele nachſehen.
§. 545.
Die Geiſterwelt hat ebenfalls ihre Geſetze, und die Aufgaben der Sitten und Staatslehre, werden theils durch die Analogie der Faͤlle veranlaßt, theils aus den Geſetzen der Erkenntnißkraͤfte der Triebe und Begierden hergeleitet, worauf uͤberhaupt die Aufga- be, die menſchlichen Gemuͤther zu kennen und zu len- ken ankoͤmmt. Die Befoͤrderung der Gluͤckſeligkeit des geſellſchaftlichen Lebens bezieht ſich auf die Aufga- be, die Zufriedenheit allgemein zu machen und zu vergroͤßern.
§. 546.
Die Vernunftlehre und Erfindungskunſt gruͤnden ſich ebenfalls auf die Geſetze der Erkenntnißkraͤfte, und muͤſſen ihre Poſtulata daher nehmen. Dieſe ſind von zweyerley Arten, weil einige auf die Form, andre aber auf die Materie unſrer Erkenntniß ge- hen. §. 242. 245.) Letztere aber ſind ungleich ſchwe- rer, als die erſtern, und lange nicht ſo viel in unſrer Gewalt. Denn man ſehe z. E. nur, ob es eine Schwuͤ- rigkeit ſey, einen Satz umzukehren, (§. 141.) aus zween gegebenen Vorderſaͤtzen den Schlußſatz ziehen, (§. 218, 2 9, 276, 281.) zu einem Satze nach den oben gegebenen Formeln, (§. 256. ſeqq.) unmittelbare Folgen zu ziehen ꝛc. Unſre Erkenntnißkraͤfte ſind an ſich ſchon dazu eingerichtet, daß wir dieſes faſt,
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von den Aufgaben.
an, durch deren Anwendung es geſchehen kann. Kom-
men aber Wirkungen dabey vor, die durch den Me-
chaniſmum der innern Theile der Koͤrper gewirkt
werden muͤſſen, ſo laͤßt ſich das Quaeſitum nicht
auf Requiſita bringen, und man muß Erfahrungen
aufſuchen, die uns ihre naͤhere Moͤglichkeit darbleten.
Man kann hieruͤber des §. 76. und die daſelbſt ange-
fuͤhrten Beyſpiele nachſehen.
§. 545.
Die Geiſterwelt hat ebenfalls ihre Geſetze, und
die Aufgaben der Sitten und Staatslehre, werden
theils durch die Analogie der Faͤlle veranlaßt, theils
aus den Geſetzen der Erkenntnißkraͤfte der Triebe und
Begierden hergeleitet, worauf uͤberhaupt die Aufga-
be, die menſchlichen Gemuͤther zu kennen und zu len-
ken ankoͤmmt. Die Befoͤrderung der Gluͤckſeligkeit
des geſellſchaftlichen Lebens bezieht ſich auf die Aufga-
be, die Zufriedenheit allgemein zu machen und zu
vergroͤßern.
§. 546.
Die Vernunftlehre und Erfindungskunſt gruͤnden
ſich ebenfalls auf die Geſetze der Erkenntnißkraͤfte,
und muͤſſen ihre Poſtulata daher nehmen. Dieſe
ſind von zweyerley Arten, weil einige auf die Form,
andre aber auf die Materie unſrer Erkenntniß ge-
hen. §. 242. 245.) Letztere aber ſind ungleich ſchwe-
rer, als die erſtern, und lange nicht ſo viel in unſrer
Gewalt. Denn man ſehe z. E. nur, ob es eine Schwuͤ-
rigkeit ſey, einen Satz umzukehren, (§. 141.) aus
zween gegebenen Vorderſaͤtzen den Schlußſatz ziehen,
(§. 218, 2 9, 276, 281.) zu einem Satze nach den
oben gegebenen Formeln, (§. 256. ſeqq.) unmittelbare
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/367>, abgerufen am 24.11.2024.
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