Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
von der Erfahrung.
§. 580. a)

Der dritte Fall ist: wenn man eine neue
Probe mit allen Materien vornimmt.
So ma-
then alle Versuche mit der Luftpumpe, mit der Ele-
ctricität etc. solche Proben aus. Jm erstern Fall wollte
man sehen, was aus jeder Materie in dem luftleeren
Raume würde, welche Symptomata sich darinn äus-
sern. Jm zweyten Fall, da sowohl die Materie der
Electricität, als alles, was man damit anfangen
konnte, neu war, so wurden alle Körper und mit
allen Abänderungen auf diese Proben gesetzt, und man
fährt noch dermalen damit fort, weil sich noch immer
neue Symptomata äußern. Die Thermometer, Brenn-
gläser, Brennspiegel und die meisten Jnstrumente der
Experimentalphysik geben eben so viel Beyspiele, und
zugleich Anlaß, auf mehrere zu denken, es sey, daß
diese Jnstrumente nur dienen, die Sinnen zu stär-
ken, wie z E. die Fernröhren etc oder daß man da-
durch Umstände herausbringt, in welchen sich die Na-
tur nicht befindet, wie z. E. bey der Luftpumpe etc.
oder daß man die Kräfte der Natur verstärkt, wie
durch die Brenngläser etc oder endlich ihre Eigen-
schaften und Größen genauer bestimmt, und zum
Vorschein bringt.

§. 580. b)

Jn allen diesen Fällen verfährt man synthetisch,
und gelangt zu Sätzen und Begriffen, die man ent-
weder gar nicht, oder nicht bestimmt genug voraus-
sehen konnte. Man hat daher auch mehr Mühe, zu
bestimmen, was jedes Stück der Erfahrung zu dem
Erfolg beytrage. Denn es ist klar, daß, wenn sich
dieses sogleich bestimmen ließe, man den Erfolg eben-
falls voraus sehen könnte. Jndessen giebt es doch
Fälle, wo man es nachher thun kann, w[eil] solche Er-

fah-
Lamb. Org. I. Band. A a
von der Erfahrung.
§. 580. a)

Der dritte Fall iſt: wenn man eine neue
Probe mit allen Materien vornimmt.
So ma-
then alle Verſuche mit der Luftpumpe, mit der Ele-
ctricitaͤt ꝛc. ſolche Proben aus. Jm erſtern Fall wollte
man ſehen, was aus jeder Materie in dem luftleeren
Raume wuͤrde, welche Symptomata ſich darinn aͤuſ-
ſern. Jm zweyten Fall, da ſowohl die Materie der
Electricitaͤt, als alles, was man damit anfangen
konnte, neu war, ſo wurden alle Koͤrper und mit
allen Abaͤnderungen auf dieſe Proben geſetzt, und man
faͤhrt noch dermalen damit fort, weil ſich noch immer
neue Symptomata aͤußern. Die Thermometer, Brenn-
glaͤſer, Brennſpiegel und die meiſten Jnſtrumente der
Experimentalphyſik geben eben ſo viel Beyſpiele, und
zugleich Anlaß, auf mehrere zu denken, es ſey, daß
dieſe Jnſtrumente nur dienen, die Sinnen zu ſtaͤr-
ken, wie z E. die Fernroͤhren ꝛc oder daß man da-
durch Umſtaͤnde herausbringt, in welchen ſich die Na-
tur nicht befindet, wie z. E. bey der Luftpumpe ꝛc.
oder daß man die Kraͤfte der Natur verſtaͤrkt, wie
durch die Brennglaͤſer ꝛc oder endlich ihre Eigen-
ſchaften und Groͤßen genauer beſtimmt, und zum
Vorſchein bringt.

§. 580. b)

Jn allen dieſen Faͤllen verfaͤhrt man ſynthetiſch,
und gelangt zu Saͤtzen und Begriffen, die man ent-
weder gar nicht, oder nicht beſtimmt genug voraus-
ſehen konnte. Man hat daher auch mehr Muͤhe, zu
beſtimmen, was jedes Stuͤck der Erfahrung zu dem
Erfolg beytrage. Denn es iſt klar, daß, wenn ſich
dieſes ſogleich beſtimmen ließe, man den Erfolg eben-
falls voraus ſehen koͤnnte. Jndeſſen giebt es doch
Faͤlle, wo man es nachher thun kann, w[eil] ſolche Er-

fah-
Lamb. Org. I. Band. A a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0391" n="369"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von der Erfahrung.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 580. <hi rendition="#aq">a)</hi></head><lb/>
            <p>Der dritte Fall i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">wenn man eine neue<lb/>
Probe mit allen Materien vornimmt.</hi> So ma-<lb/>
then alle Ver&#x017F;uche mit der Luftpumpe, mit der Ele-<lb/>
ctricita&#x0364;t &#xA75B;c. &#x017F;olche Proben aus. Jm er&#x017F;tern Fall wollte<lb/>
man &#x017F;ehen, was aus jeder Materie in dem luftleeren<lb/>
Raume wu&#x0364;rde, welche <hi rendition="#aq">Symptomata</hi> &#x017F;ich darinn a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern. Jm zweyten Fall, da &#x017F;owohl die Materie der<lb/>
Electricita&#x0364;t, als alles, was man damit anfangen<lb/>
konnte, neu war, &#x017F;o wurden alle Ko&#x0364;rper und mit<lb/>
allen Aba&#x0364;nderungen auf die&#x017F;e Proben ge&#x017F;etzt, und man<lb/>
fa&#x0364;hrt noch dermalen damit fort, weil &#x017F;ich noch immer<lb/>
neue <hi rendition="#aq">Symptomata</hi> a&#x0364;ußern. Die Thermometer, Brenn-<lb/>
gla&#x0364;&#x017F;er, Brenn&#x017F;piegel und die mei&#x017F;ten Jn&#x017F;trumente der<lb/>
Experimentalphy&#x017F;ik geben eben &#x017F;o viel Bey&#x017F;piele, und<lb/>
zugleich Anlaß, auf mehrere zu denken, es &#x017F;ey, daß<lb/>
die&#x017F;e Jn&#x017F;trumente nur dienen, die Sinnen zu &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
ken, wie z E. die Fernro&#x0364;hren &#xA75B;c oder daß man da-<lb/>
durch Um&#x017F;ta&#x0364;nde herausbringt, in welchen &#x017F;ich die Na-<lb/>
tur nicht befindet, wie z. E. bey der Luftpumpe &#xA75B;c.<lb/>
oder daß man die Kra&#x0364;fte der Natur ver&#x017F;ta&#x0364;rkt, wie<lb/>
durch die Brenngla&#x0364;&#x017F;er &#xA75B;c oder endlich ihre Eigen-<lb/>
&#x017F;chaften und Gro&#x0364;ßen genauer be&#x017F;timmt, und zum<lb/>
Vor&#x017F;chein bringt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 580. <hi rendition="#aq">b)</hi></head><lb/>
            <p>Jn allen die&#x017F;en Fa&#x0364;llen verfa&#x0364;hrt man &#x017F;yntheti&#x017F;ch,<lb/>
und gelangt zu Sa&#x0364;tzen und Begriffen, die man ent-<lb/>
weder gar nicht, oder nicht be&#x017F;timmt genug voraus-<lb/>
&#x017F;ehen konnte. Man hat daher auch mehr Mu&#x0364;he, zu<lb/>
be&#x017F;timmen, was jedes Stu&#x0364;ck der Erfahrung zu dem<lb/>
Erfolg beytrage. Denn es i&#x017F;t klar, daß, wenn &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;ogleich be&#x017F;timmen ließe, man den Erfolg eben-<lb/>
falls voraus &#x017F;ehen ko&#x0364;nnte. Jnde&#x017F;&#x017F;en giebt es doch<lb/>
Fa&#x0364;lle, wo man es nachher thun kann, w<supplied>eil</supplied> &#x017F;olche Er-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Lamb. Org. <hi rendition="#aq">I.</hi> Band. A a</fw><fw place="bottom" type="catch">fah-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0391] von der Erfahrung. §. 580. a) Der dritte Fall iſt: wenn man eine neue Probe mit allen Materien vornimmt. So ma- then alle Verſuche mit der Luftpumpe, mit der Ele- ctricitaͤt ꝛc. ſolche Proben aus. Jm erſtern Fall wollte man ſehen, was aus jeder Materie in dem luftleeren Raume wuͤrde, welche Symptomata ſich darinn aͤuſ- ſern. Jm zweyten Fall, da ſowohl die Materie der Electricitaͤt, als alles, was man damit anfangen konnte, neu war, ſo wurden alle Koͤrper und mit allen Abaͤnderungen auf dieſe Proben geſetzt, und man faͤhrt noch dermalen damit fort, weil ſich noch immer neue Symptomata aͤußern. Die Thermometer, Brenn- glaͤſer, Brennſpiegel und die meiſten Jnſtrumente der Experimentalphyſik geben eben ſo viel Beyſpiele, und zugleich Anlaß, auf mehrere zu denken, es ſey, daß dieſe Jnſtrumente nur dienen, die Sinnen zu ſtaͤr- ken, wie z E. die Fernroͤhren ꝛc oder daß man da- durch Umſtaͤnde herausbringt, in welchen ſich die Na- tur nicht befindet, wie z. E. bey der Luftpumpe ꝛc. oder daß man die Kraͤfte der Natur verſtaͤrkt, wie durch die Brennglaͤſer ꝛc oder endlich ihre Eigen- ſchaften und Groͤßen genauer beſtimmt, und zum Vorſchein bringt. §. 580. b) Jn allen dieſen Faͤllen verfaͤhrt man ſynthetiſch, und gelangt zu Saͤtzen und Begriffen, die man ent- weder gar nicht, oder nicht beſtimmt genug voraus- ſehen konnte. Man hat daher auch mehr Muͤhe, zu beſtimmen, was jedes Stuͤck der Erfahrung zu dem Erfolg beytrage. Denn es iſt klar, daß, wenn ſich dieſes ſogleich beſtimmen ließe, man den Erfolg eben- falls voraus ſehen koͤnnte. Jndeſſen giebt es doch Faͤlle, wo man es nachher thun kann, weil ſolche Er- fah- Lamb. Org. I. Band. A a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/391
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/391>, abgerufen am 24.11.2024.