Endlich drittens da unsre Empfindungen indivi- dual sind, so entsteht die Frage: wiefern sich et- was Allgemeines daraus herleiten lasse? Hierü- ber kann man nachsehen, was wir in dem ersten Haupt- stücke (§. 19--59.) über die Allgemeinheit der Be- griffe, über die Bestimmung ihres Umfanges, und über die Erklärungen derselben angemerkt haben. Sodann haben wir in dem sechsten Hauptstücke (§. 394--403) die Methode angegeben, wie man statt der Jnduction, Schlüsse von etlichen oder auch von einem auf alle machen könne, und in dem siebenden Hauptstücke zeigten wir, wie sich aus specialen Sä- tzen und Aufgaben (§. 499--524.) allgemeinere ab- strahiren lassen, welches alles wir hier nicht wieder- holen, sondern andre Betrachtungen noch beyfügen werden, welche die Erfahrungen besonders angehen.
§ 592.
Bey den Erfahrungen kömmt es vornehmlich auf die Umstände der Zeit und des Ortes an, weil diese beyden Umstände sehr merkliche Veränderungen in ei- nem Versuche nach sich ziehen können, und es giebt Abwechslungen in der Natur, die erst in Jahrhun- derten merklich werden. So z. E. fängt man in der Astronomie erst itzt an, zu bemerken, daß die Fix- sterne eine eigene Bewegung haben, die sich von ei- nem Tage zum andern nicht bemerken läßt. Die Be- völkerung neuentdeckter Länder, die Abänderungen in der Lebensart, die durch Jahrhunderte durchläuft, bringen in Absicht auf die Gesundheitsumstände lang- same Veränderungen hervor, die sich ebenfalls nicht von einem Tage zum andern bemerken lassen. Es ist nicht zu zweifeln, daß die meisten Gewächse, Thiere, Luft, Wasser, Feuer etc. vor der Sündfluth in einem
viel
von der Erfahrung.
§. 591.
Endlich drittens da unſre Empfindungen indivi- dual ſind, ſo entſteht die Frage: wiefern ſich et- was Allgemeines daraus herleiten laſſe? Hieruͤ- ber kann man nachſehen, was wir in dem erſten Haupt- ſtuͤcke (§. 19—59.) uͤber die Allgemeinheit der Be- griffe, uͤber die Beſtimmung ihres Umfanges, und uͤber die Erklaͤrungen derſelben angemerkt haben. Sodann haben wir in dem ſechſten Hauptſtuͤcke (§. 394—403) die Methode angegeben, wie man ſtatt der Jnduction, Schluͤſſe von etlichen oder auch von einem auf alle machen koͤnne, und in dem ſiebenden Hauptſtuͤcke zeigten wir, wie ſich aus ſpecialen Saͤ- tzen und Aufgaben (§. 499—524.) allgemeinere ab- ſtrahiren laſſen, welches alles wir hier nicht wieder- holen, ſondern andre Betrachtungen noch beyfuͤgen werden, welche die Erfahrungen beſonders angehen.
§ 592.
Bey den Erfahrungen koͤmmt es vornehmlich auf die Umſtaͤnde der Zeit und des Ortes an, weil dieſe beyden Umſtaͤnde ſehr merkliche Veraͤnderungen in ei- nem Verſuche nach ſich ziehen koͤnnen, und es giebt Abwechslungen in der Natur, die erſt in Jahrhun- derten merklich werden. So z. E. faͤngt man in der Aſtronomie erſt itzt an, zu bemerken, daß die Fix- ſterne eine eigene Bewegung haben, die ſich von ei- nem Tage zum andern nicht bemerken laͤßt. Die Be- voͤlkerung neuentdeckter Laͤnder, die Abaͤnderungen in der Lebensart, die durch Jahrhunderte durchlaͤuft, bringen in Abſicht auf die Geſundheitsumſtaͤnde lang- ſame Veraͤnderungen hervor, die ſich ebenfalls nicht von einem Tage zum andern bemerken laſſen. Es iſt nicht zu zweifeln, daß die meiſten Gewaͤchſe, Thiere, Luft, Waſſer, Feuer ꝛc. vor der Suͤndfluth in einem
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von der Erfahrung.
§. 591.
Endlich drittens da unſre Empfindungen indivi-
dual ſind, ſo entſteht die Frage: wiefern ſich et-
was Allgemeines daraus herleiten laſſe? Hieruͤ-
ber kann man nachſehen, was wir in dem erſten Haupt-
ſtuͤcke (§. 19—59.) uͤber die Allgemeinheit der Be-
griffe, uͤber die Beſtimmung ihres Umfanges, und
uͤber die Erklaͤrungen derſelben angemerkt haben.
Sodann haben wir in dem ſechſten Hauptſtuͤcke (§.
394—403) die Methode angegeben, wie man ſtatt
der Jnduction, Schluͤſſe von etlichen oder auch von
einem auf alle machen koͤnne, und in dem ſiebenden
Hauptſtuͤcke zeigten wir, wie ſich aus ſpecialen Saͤ-
tzen und Aufgaben (§. 499—524.) allgemeinere ab-
ſtrahiren laſſen, welches alles wir hier nicht wieder-
holen, ſondern andre Betrachtungen noch beyfuͤgen
werden, welche die Erfahrungen beſonders angehen.
§ 592.
Bey den Erfahrungen koͤmmt es vornehmlich auf
die Umſtaͤnde der Zeit und des Ortes an, weil dieſe
beyden Umſtaͤnde ſehr merkliche Veraͤnderungen in ei-
nem Verſuche nach ſich ziehen koͤnnen, und es giebt
Abwechslungen in der Natur, die erſt in Jahrhun-
derten merklich werden. So z. E. faͤngt man in der
Aſtronomie erſt itzt an, zu bemerken, daß die Fix-
ſterne eine eigene Bewegung haben, die ſich von ei-
nem Tage zum andern nicht bemerken laͤßt. Die Be-
voͤlkerung neuentdeckter Laͤnder, die Abaͤnderungen
in der Lebensart, die durch Jahrhunderte durchlaͤuft,
bringen in Abſicht auf die Geſundheitsumſtaͤnde lang-
ſame Veraͤnderungen hervor, die ſich ebenfalls nicht
von einem Tage zum andern bemerken laſſen. Es iſt
nicht zu zweifeln, daß die meiſten Gewaͤchſe, Thiere,
Luft, Waſſer, Feuer ꝛc. vor der Suͤndfluth in einem
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/403>, abgerufen am 24.11.2024.
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