Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Hauptst. von den Grundsätzen u. Forder.
chen Begriffen hergeleitet werden müßten, der Ord-
nung in dem Vortrage keinen Abbruch thun, und die
logischen Zirkel darinn dennoch vermieden werden.

§. 68.

Diese einfachen Begriffe sind, wie wir (§. 36.)
gesehen haben, folgende:

1. Das Bewußtseyn;
2. Die Existenz;
3. Die Einheit;
4. Die Dauer;
5. Die Succeßion;
6. Das Wollen;
7. Die Solidität;
8. Die Ausdehnung;
9. Die Bewegung;
10. Die Kraft.
§. 69.

Man sieht theils aus dem vorhin gesagten, theils
auch aus der Betrachtung dieser Begriffe selbst, daß
sie sowohl Bestimmungen und Modificationen zulas-
sen, als auch unter sich vielerley Verbindungen und
Verhältnisse haben, wodurch der Weg zu ihrer Zu-
sammensetzung gebähnt wird, dieses werden wir nun
stückweise zu untersuchen vornehmen.

§. 70.

Das Bewußtseyn oder das Denken können wir
unter die Postulata setzen, weil bey denkenden Wesen
ohne dasselbe keine klare Empfindung, Vorstellung,
Begriff etc. möglich ist.

§. 71.

Der Begriff der Existenz ist mit dem Bewußt-
seyn
oder Denken nothwendig verbunden, weil wir
den Satz: Wer denkt, der ist, unter die Grund-
sätze rechnen können. Vermittelst dieses Satzes ent-

steht

II. Hauptſt. von den Grundſaͤtzen u. Forder.
chen Begriffen hergeleitet werden muͤßten, der Ord-
nung in dem Vortrage keinen Abbruch thun, und die
logiſchen Zirkel darinn dennoch vermieden werden.

§. 68.

Dieſe einfachen Begriffe ſind, wie wir (§. 36.)
geſehen haben, folgende:

1. Das Bewußtſeyn;
2. Die Exiſtenz;
3. Die Einheit;
4. Die Dauer;
5. Die Succeßion;
6. Das Wollen;
7. Die Soliditaͤt;
8. Die Ausdehnung;
9. Die Bewegung;
10. Die Kraft.
§. 69.

Man ſieht theils aus dem vorhin geſagten, theils
auch aus der Betrachtung dieſer Begriffe ſelbſt, daß
ſie ſowohl Beſtimmungen und Modificationen zulaſ-
ſen, als auch unter ſich vielerley Verbindungen und
Verhaͤltniſſe haben, wodurch der Weg zu ihrer Zu-
ſammenſetzung gebaͤhnt wird, dieſes werden wir nun
ſtuͤckweiſe zu unterſuchen vornehmen.

§. 70.

Das Bewußtſeyn oder das Denken koͤnnen wir
unter die Poſtulata ſetzen, weil bey denkenden Weſen
ohne daſſelbe keine klare Empfindung, Vorſtellung,
Begriff ꝛc. moͤglich iſt.

§. 71.

Der Begriff der Exiſtenz iſt mit dem Bewußt-
ſeyn
oder Denken nothwendig verbunden, weil wir
den Satz: Wer denkt, der iſt, unter die Grund-
ſaͤtze rechnen koͤnnen. Vermittelſt dieſes Satzes ent-

ſteht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0520" n="498"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Haupt&#x017F;t. von den Grund&#x017F;a&#x0364;tzen u. Forder.</hi></fw><lb/>
chen Begriffen hergeleitet werden mu&#x0364;ßten, der Ord-<lb/>
nung in dem Vortrage keinen Abbruch thun, und die<lb/>
logi&#x017F;chen Zirkel darinn dennoch vermieden werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 68.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;e einfachen Begriffe &#x017F;ind, wie wir (§. 36.)<lb/>
ge&#x017F;ehen haben, folgende:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Das Bewußt&#x017F;eyn;</item><lb/>
              <item>2. Die Exi&#x017F;tenz;</item><lb/>
              <item>3. Die Einheit;</item><lb/>
              <item>4. Die Dauer;</item><lb/>
              <item>5. Die Succeßion;</item><lb/>
              <item>6. Das Wollen;</item><lb/>
              <item>7. Die Solidita&#x0364;t;</item><lb/>
              <item>8. Die Ausdehnung;</item><lb/>
              <item>9. Die Bewegung;</item><lb/>
              <item>10. Die Kraft.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 69.</head><lb/>
            <p>Man &#x017F;ieht theils aus dem vorhin ge&#x017F;agten, theils<lb/>
auch aus der Betrachtung die&#x017F;er Begriffe &#x017F;elb&#x017F;t, daß<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;owohl Be&#x017F;timmungen und Modificationen zula&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, als auch unter &#x017F;ich vielerley Verbindungen und<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e haben, wodurch der Weg zu ihrer Zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;etzung geba&#x0364;hnt wird, die&#x017F;es werden wir nun<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;ckwei&#x017F;e zu unter&#x017F;uchen vornehmen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 70.</head><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#fr">Bewußt&#x017F;eyn</hi> oder das <hi rendition="#fr">Denken</hi> ko&#x0364;nnen wir<lb/>
unter die <hi rendition="#aq">Po&#x017F;tulata</hi> &#x017F;etzen, weil bey denkenden We&#x017F;en<lb/>
ohne da&#x017F;&#x017F;elbe keine klare Empfindung, Vor&#x017F;tellung,<lb/>
Begriff &#xA75B;c. mo&#x0364;glich i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 71.</head><lb/>
            <p>Der Begriff der <hi rendition="#fr">Exi&#x017F;tenz</hi> i&#x017F;t mit dem <hi rendition="#fr">Bewußt-<lb/>
&#x017F;eyn</hi> oder <hi rendition="#fr">Denken</hi> nothwendig verbunden, weil wir<lb/>
den Satz: <hi rendition="#fr">Wer denkt, der i&#x017F;t,</hi> unter die Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze rechnen ko&#x0364;nnen. Vermittel&#x017F;t die&#x017F;es Satzes ent-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;teht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[498/0520] II. Hauptſt. von den Grundſaͤtzen u. Forder. chen Begriffen hergeleitet werden muͤßten, der Ord- nung in dem Vortrage keinen Abbruch thun, und die logiſchen Zirkel darinn dennoch vermieden werden. §. 68. Dieſe einfachen Begriffe ſind, wie wir (§. 36.) geſehen haben, folgende: 1. Das Bewußtſeyn; 2. Die Exiſtenz; 3. Die Einheit; 4. Die Dauer; 5. Die Succeßion; 6. Das Wollen; 7. Die Soliditaͤt; 8. Die Ausdehnung; 9. Die Bewegung; 10. Die Kraft. §. 69. Man ſieht theils aus dem vorhin geſagten, theils auch aus der Betrachtung dieſer Begriffe ſelbſt, daß ſie ſowohl Beſtimmungen und Modificationen zulaſ- ſen, als auch unter ſich vielerley Verbindungen und Verhaͤltniſſe haben, wodurch der Weg zu ihrer Zu- ſammenſetzung gebaͤhnt wird, dieſes werden wir nun ſtuͤckweiſe zu unterſuchen vornehmen. §. 70. Das Bewußtſeyn oder das Denken koͤnnen wir unter die Poſtulata ſetzen, weil bey denkenden Weſen ohne daſſelbe keine klare Empfindung, Vorſtellung, Begriff ꝛc. moͤglich iſt. §. 71. Der Begriff der Exiſtenz iſt mit dem Bewußt- ſeyn oder Denken nothwendig verbunden, weil wir den Satz: Wer denkt, der iſt, unter die Grund- ſaͤtze rechnen koͤnnen. Vermittelſt dieſes Satzes ent- ſteht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/520
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/520>, abgerufen am 22.11.2024.