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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von zusammengesetzten Begriffen.
Sprache erleichtere, fällt jedem in die Augen. Die
Chineser machen hingegen aus einer Sprache zwo, und
die geschriebene hat ungleich weniger einfache Elemente,
als die geredte, weil man mit einer geringen Anzahl
einfacher Laute alle Wörter in allen Sprachen ausspre-
chen kann. Das heutige Zahlengebäude giebt uns
ein andres Beyspiel, weil wir durch zehen einfache
Ziffern jede Zahlen zeichnen, und deutlich vor Augen
malen können, welches mit den Buchstaben, welche
die Römer statt der Zahlen gebrauchten, nicht so
leicht, noch so wissenschaftlich ist. Die Vernunft-
lehre giebt uns ebenfalls ein Beyspiel in der Theorie
der Sätze und Schlüsse, und setzt uns dadurch in den
Stand, den verwickeltesten Vortrag in seine einfa-
chere Elemente aufzulösen, und seinen Zusammenhang
zu prüfen. Das vollständigste und wissenschaftlichste
Beyspiel aber giebt uns die Algeber, die uns in ein-
zelnen Linien vorstellt, was mit Worten ausgedrückt
ganze Bücher ausfüllen würde, weil die Gleichungen
aller Fälle, die man, jeden besonders, vorstellen
müßte, auf einmal vorstellen.

§. 150.

Um diese Beyspiele mit dem vorhingesagten zu
vergleichen, so ist unstreitig, daß wenn wir statt der
zusammengesetzten Begriffe die einfachern besonders
vornehmen, und uns ihre Symptomata, Modifica-
tionen und Möglichkeiten, die sie nach sich ziehen und
zulassen, besonders vorstellen, wir alle diese, wo sie
vorkommen, leicht wieder finden, und mit einander
zusammenhängen können, ungefehr wie wir jedes ge-
hörte Wort oder jede gehörte Zahl mit Buchstaben
und Ziffern schreiben können, weil uns die einfachen
Elemente dazu völlig bekannt sind.

§. 151.
L l 2

von zuſammengeſetzten Begriffen.
Sprache erleichtere, faͤllt jedem in die Augen. Die
Chineſer machen hingegen aus einer Sprache zwo, und
die geſchriebene hat ungleich weniger einfache Elemente,
als die geredte, weil man mit einer geringen Anzahl
einfacher Laute alle Woͤrter in allen Sprachen ausſpre-
chen kann. Das heutige Zahlengebaͤude giebt uns
ein andres Beyſpiel, weil wir durch zehen einfache
Ziffern jede Zahlen zeichnen, und deutlich vor Augen
malen koͤnnen, welches mit den Buchſtaben, welche
die Roͤmer ſtatt der Zahlen gebrauchten, nicht ſo
leicht, noch ſo wiſſenſchaftlich iſt. Die Vernunft-
lehre giebt uns ebenfalls ein Beyſpiel in der Theorie
der Saͤtze und Schluͤſſe, und ſetzt uns dadurch in den
Stand, den verwickelteſten Vortrag in ſeine einfa-
chere Elemente aufzuloͤſen, und ſeinen Zuſammenhang
zu pruͤfen. Das vollſtaͤndigſte und wiſſenſchaftlichſte
Beyſpiel aber giebt uns die Algeber, die uns in ein-
zelnen Linien vorſtellt, was mit Worten ausgedruͤckt
ganze Buͤcher ausfuͤllen wuͤrde, weil die Gleichungen
aller Faͤlle, die man, jeden beſonders, vorſtellen
muͤßte, auf einmal vorſtellen.

§. 150.

Um dieſe Beyſpiele mit dem vorhingeſagten zu
vergleichen, ſo iſt unſtreitig, daß wenn wir ſtatt der
zuſammengeſetzten Begriffe die einfachern beſonders
vornehmen, und uns ihre Symptomata, Modifica-
tionen und Moͤglichkeiten, die ſie nach ſich ziehen und
zulaſſen, beſonders vorſtellen, wir alle dieſe, wo ſie
vorkommen, leicht wieder finden, und mit einander
zuſammenhaͤngen koͤnnen, ungefehr wie wir jedes ge-
hoͤrte Wort oder jede gehoͤrte Zahl mit Buchſtaben
und Ziffern ſchreiben koͤnnen, weil uns die einfachen
Elemente dazu voͤllig bekannt ſind.

§. 151.
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[531/0553] von zuſammengeſetzten Begriffen. Sprache erleichtere, faͤllt jedem in die Augen. Die Chineſer machen hingegen aus einer Sprache zwo, und die geſchriebene hat ungleich weniger einfache Elemente, als die geredte, weil man mit einer geringen Anzahl einfacher Laute alle Woͤrter in allen Sprachen ausſpre- chen kann. Das heutige Zahlengebaͤude giebt uns ein andres Beyſpiel, weil wir durch zehen einfache Ziffern jede Zahlen zeichnen, und deutlich vor Augen malen koͤnnen, welches mit den Buchſtaben, welche die Roͤmer ſtatt der Zahlen gebrauchten, nicht ſo leicht, noch ſo wiſſenſchaftlich iſt. Die Vernunft- lehre giebt uns ebenfalls ein Beyſpiel in der Theorie der Saͤtze und Schluͤſſe, und ſetzt uns dadurch in den Stand, den verwickelteſten Vortrag in ſeine einfa- chere Elemente aufzuloͤſen, und ſeinen Zuſammenhang zu pruͤfen. Das vollſtaͤndigſte und wiſſenſchaftlichſte Beyſpiel aber giebt uns die Algeber, die uns in ein- zelnen Linien vorſtellt, was mit Worten ausgedruͤckt ganze Buͤcher ausfuͤllen wuͤrde, weil die Gleichungen aller Faͤlle, die man, jeden beſonders, vorſtellen muͤßte, auf einmal vorſtellen. §. 150. Um dieſe Beyſpiele mit dem vorhingeſagten zu vergleichen, ſo iſt unſtreitig, daß wenn wir ſtatt der zuſammengeſetzten Begriffe die einfachern beſonders vornehmen, und uns ihre Symptomata, Modifica- tionen und Moͤglichkeiten, die ſie nach ſich ziehen und zulaſſen, beſonders vorſtellen, wir alle dieſe, wo ſie vorkommen, leicht wieder finden, und mit einander zuſammenhaͤngen koͤnnen, ungefehr wie wir jedes ge- hoͤrte Wort oder jede gehoͤrte Zahl mit Buchſtaben und Ziffern ſchreiben koͤnnen, weil uns die einfachen Elemente dazu voͤllig bekannt ſind. §. 151. L l 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/553>, abgerufen am 22.11.2024.