Umfang des Begriffes bestimmen, ein merklicher Unterschied ist.
§. 56.
Will man dieses letztere dennoch erhalten, so muß die Lücke ausgefüllt werden, und dieses geschieht, wenn man die Merkmaale, die weder der Sache allein eigen, noch in dem angenommenen Begriff der höhern Gattung sind, und dennoch der Sache zukommen, noch mit in die Erklärung nimmt, und sie entweder der Gattung als Bestimmungen beyfügt, oder mit den eigenen Merkmaalen zusammen nimmt, je nachdem die Sprache Worte hat, den vollständigen Umfang des Begriffes am schicklichsten anzuzeigen. Auf diese Art wird das, was sonst der eigentliche Unterschied der Art wäre, schlechthin ein Zusatz zu dem, was dem Begriff der höhern Gattung mangelt, um den Umfang des Begriffes, den man erklären will, zu erschöpfen.
§. 57.
Dieser Zusatz verwandelt sich zuweilen in ein Wegnehmen, und dieses geschieht, wenn man statt einer Gattung, worunter die Sache gehört, eine Art nimmt, die mit der Sache unter einerley Gattung gehört Z. E. wenn man ein einfaches Ding durch das erklärt, was keine Theile hat. Man nimmt dabey gleichsam von dem zusammengesetzten die Theile weg. Man verfährt eben so, wenn man einen Be- griff durch Beyspiele erklären will. Denn in diesen muß man alles, was sie besonders haben, weglassen, oder davon abstrahiren. Es ist für sich klar, daß man solche Erklärungen, die nur anzeigen, was die Sache nicht ist, wegläßt, so bald man von der erstern Art (§. 55. 56.) finden kann.
§. 58.
C 3
von den Begriffen und Erklaͤrungen.
Umfang des Begriffes beſtimmen, ein merklicher Unterſchied iſt.
§. 56.
Will man dieſes letztere dennoch erhalten, ſo muß die Luͤcke ausgefuͤllt werden, und dieſes geſchieht, wenn man die Merkmaale, die weder der Sache allein eigen, noch in dem angenommenen Begriff der hoͤhern Gattung ſind, und dennoch der Sache zukommen, noch mit in die Erklaͤrung nimmt, und ſie entweder der Gattung als Beſtimmungen beyfuͤgt, oder mit den eigenen Merkmaalen zuſammen nimmt, je nachdem die Sprache Worte hat, den vollſtaͤndigen Umfang des Begriffes am ſchicklichſten anzuzeigen. Auf dieſe Art wird das, was ſonſt der eigentliche Unterſchied der Art waͤre, ſchlechthin ein Zuſatz zu dem, was dem Begriff der hoͤhern Gattung mangelt, um den Umfang des Begriffes, den man erklaͤren will, zu erſchoͤpfen.
§. 57.
Dieſer Zuſatz verwandelt ſich zuweilen in ein Wegnehmen, und dieſes geſchieht, wenn man ſtatt einer Gattung, worunter die Sache gehoͤrt, eine Art nimmt, die mit der Sache unter einerley Gattung gehoͤrt Z. E. wenn man ein einfaches Ding durch das erklaͤrt, was keine Theile hat. Man nimmt dabey gleichſam von dem zuſammengeſetzten die Theile weg. Man verfaͤhrt eben ſo, wenn man einen Be- griff durch Beyſpiele erklaͤren will. Denn in dieſen muß man alles, was ſie beſonders haben, weglaſſen, oder davon abſtrahiren. Es iſt fuͤr ſich klar, daß man ſolche Erklaͤrungen, die nur anzeigen, was die Sache nicht iſt, weglaͤßt, ſo bald man von der erſtern Art (§. 55. 56.) finden kann.
§. 58.
C 3
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von den Begriffen und Erklaͤrungen.
Umfang des Begriffes beſtimmen, ein merklicher
Unterſchied iſt.
§. 56.
Will man dieſes letztere dennoch erhalten, ſo muß
die Luͤcke ausgefuͤllt werden, und dieſes geſchieht, wenn
man die Merkmaale, die weder der Sache allein eigen,
noch in dem angenommenen Begriff der hoͤhern
Gattung ſind, und dennoch der Sache zukommen,
noch mit in die Erklaͤrung nimmt, und ſie entweder
der Gattung als Beſtimmungen beyfuͤgt, oder mit den
eigenen Merkmaalen zuſammen nimmt, je nachdem
die Sprache Worte hat, den vollſtaͤndigen Umfang
des Begriffes am ſchicklichſten anzuzeigen. Auf dieſe
Art wird das, was ſonſt der eigentliche Unterſchied
der Art waͤre, ſchlechthin ein Zuſatz zu dem, was
dem Begriff der hoͤhern Gattung mangelt, um den
Umfang des Begriffes, den man erklaͤren will, zu
erſchoͤpfen.
§. 57.
Dieſer Zuſatz verwandelt ſich zuweilen in ein
Wegnehmen, und dieſes geſchieht, wenn man ſtatt
einer Gattung, worunter die Sache gehoͤrt, eine Art
nimmt, die mit der Sache unter einerley Gattung
gehoͤrt Z. E. wenn man ein einfaches Ding durch
das erklaͤrt, was keine Theile hat. Man nimmt
dabey gleichſam von dem zuſammengeſetzten die Theile
weg. Man verfaͤhrt eben ſo, wenn man einen Be-
griff durch Beyſpiele erklaͤren will. Denn in dieſen
muß man alles, was ſie beſonders haben, weglaſſen,
oder davon abſtrahiren. Es iſt fuͤr ſich klar, daß man
ſolche Erklaͤrungen, die nur anzeigen, was die Sache
nicht iſt, weglaͤßt, ſo bald man von der erſtern Art
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/59>, abgerufen am 23.11.2024.
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