und richtige Erfahrungen erlangt haben, in dem- selben vielmehr sich befinde, als wir mit Worten ausdrücken, wenn wir ihn erklären. Und vielleicht ist es eben dieses, was die Beyspiele bey vielen von unsern Erklärungen nothwendig macht. So scheint es der Erklärung der Vollkommenheit zu gehen, wenn man sagt, daß sie die Uebereinstimmung des Mannigfaltigen sey. Sie scheint nicht alles zu ent- halten, was die Beyspiele zeigen, wodurch man sie erläutert. Wir folgern hieraus nur so viel, daß es zwar schwer, an sich aber doch möglich sey, in dem Begriff einer Gattung alles beyzubehalten, was die Unterschiede der Arten bis in ihre kleinsten Theile und Bestimmungen noch Allgemeines haben, und darinn zugleich auch die Anzahl und Beschaffenheit der Arten noch mit anzuzeigen.
§. 113.
Jn verschiedenen Fällen läßt sich die Sache durch Bilder zeichnen, oder durch eine Figur vorstellen. Ersteres kann man Hyeroglyphen heißen, weil es scheint, daß die von den Aegyptiern eine ähnliche Ab- sicht hatten. Am vollständigsten aber geben uns die Stammtafeln oder vielmehr die allgemeinen For- meln derselben ein Beyspiel von vollständig entwickel- ten Begriffen. Die Grade der Verwandschaft haben mit den Figuren, wodurch sie vorgestellt werden, eine solche Aehnlichkeit, daß die Namen von diesen selbst in den Civilgesetzen statt jener gebraucht werden. Und unter allen Metaphern, die man in der Sprache hat, werden diese die genauesten seyn. So hat auch in der Tonkunst der einige Einfall, daß sich die verschiedenen Töne mit dem Begriffe der Höhe und Tiefe ver- gleichen lassen, dazu Anlaß gegeben, die Töne und ihre Unterschiede zu malen, und sie auf den Notenlinien
kenntlich
II. Hauptſtuͤck,
und richtige Erfahrungen erlangt haben, in dem- ſelben vielmehr ſich befinde, als wir mit Worten ausdruͤcken, wenn wir ihn erklaͤren. Und vielleicht iſt es eben dieſes, was die Beyſpiele bey vielen von unſern Erklaͤrungen nothwendig macht. So ſcheint es der Erklaͤrung der Vollkommenheit zu gehen, wenn man ſagt, daß ſie die Uebereinſtimmung des Mannigfaltigen ſey. Sie ſcheint nicht alles zu ent- halten, was die Beyſpiele zeigen, wodurch man ſie erlaͤutert. Wir folgern hieraus nur ſo viel, daß es zwar ſchwer, an ſich aber doch moͤglich ſey, in dem Begriff einer Gattung alles beyzubehalten, was die Unterſchiede der Arten bis in ihre kleinſten Theile und Beſtimmungen noch Allgemeines haben, und darinn zugleich auch die Anzahl und Beſchaffenheit der Arten noch mit anzuzeigen.
§. 113.
Jn verſchiedenen Faͤllen laͤßt ſich die Sache durch Bilder zeichnen, oder durch eine Figur vorſtellen. Erſteres kann man Hyeroglyphen heißen, weil es ſcheint, daß die von den Aegyptiern eine aͤhnliche Ab- ſicht hatten. Am vollſtaͤndigſten aber geben uns die Stammtafeln oder vielmehr die allgemeinen For- meln derſelben ein Beyſpiel von vollſtaͤndig entwickel- ten Begriffen. Die Grade der Verwandſchaft haben mit den Figuren, wodurch ſie vorgeſtellt werden, eine ſolche Aehnlichkeit, daß die Namen von dieſen ſelbſt in den Civilgeſetzen ſtatt jener gebraucht werden. Und unter allen Metaphern, die man in der Sprache hat, werden dieſe die genaueſten ſeyn. So hat auch in der Tonkunſt der einige Einfall, daß ſich die verſchiedenen Toͤne mit dem Begriffe der Hoͤhe und Tiefe ver- gleichen laſſen, dazu Anlaß gegeben, die Toͤne und ihre Unterſchiede zu malen, und ſie auf den Notenlinien
kenntlich
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II. Hauptſtuͤck,
und richtige Erfahrungen erlangt haben, in dem-
ſelben vielmehr ſich befinde, als wir mit Worten
ausdruͤcken, wenn wir ihn erklaͤren. Und vielleicht
iſt es eben dieſes, was die Beyſpiele bey vielen von
unſern Erklaͤrungen nothwendig macht. So ſcheint
es der Erklaͤrung der Vollkommenheit zu gehen,
wenn man ſagt, daß ſie die Uebereinſtimmung des
Mannigfaltigen ſey. Sie ſcheint nicht alles zu ent-
halten, was die Beyſpiele zeigen, wodurch man ſie
erlaͤutert. Wir folgern hieraus nur ſo viel, daß es
zwar ſchwer, an ſich aber doch moͤglich ſey, in dem
Begriff einer Gattung alles beyzubehalten, was die
Unterſchiede der Arten bis in ihre kleinſten Theile und
Beſtimmungen noch Allgemeines haben, und darinn
zugleich auch die Anzahl und Beſchaffenheit der Arten
noch mit anzuzeigen.
§. 113.
Jn verſchiedenen Faͤllen laͤßt ſich die Sache durch
Bilder zeichnen, oder durch eine Figur vorſtellen.
Erſteres kann man Hyeroglyphen heißen, weil es
ſcheint, daß die von den Aegyptiern eine aͤhnliche Ab-
ſicht hatten. Am vollſtaͤndigſten aber geben uns die
Stammtafeln oder vielmehr die allgemeinen For-
meln derſelben ein Beyſpiel von vollſtaͤndig entwickel-
ten Begriffen. Die Grade der Verwandſchaft haben
mit den Figuren, wodurch ſie vorgeſtellt werden, eine
ſolche Aehnlichkeit, daß die Namen von dieſen ſelbſt
in den Civilgeſetzen ſtatt jener gebraucht werden. Und
unter allen Metaphern, die man in der Sprache hat,
werden dieſe die genaueſten ſeyn. So hat auch in der
Tonkunſt der einige Einfall, daß ſich die verſchiedenen
Toͤne mit dem Begriffe der Hoͤhe und Tiefe ver-
gleichen laſſen, dazu Anlaß gegeben, die Toͤne und ihre
Unterſchiede zu malen, und ſie auf den Notenlinien
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/94>, abgerufen am 27.11.2024.
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