Sache sey, die man sich vorstellt, oder die den Namen hat, kömmt es auf die oben schon (§. 74. seqq.) ange- gebenen Vorsichtigkeiten an, das, was man empfindet, von allem zu unterscheiden, was wir wegen Aehnlichkeit der Empfindung damit verwechseln könnten.
§. 94. Wir haben eine Menge Wörter in der Spra- che, wodurch wir gleichsam abkürzungsweise sehr zusam- mengesetzte Dinge, Veränderungen und Handlungen benennen können. Jn einzelnen Fällen aber kann es geschehen, daß wir solche Dinge, Veränderungen und Handlungen nicht ganz, sondern nur zum Theil sehen oder empfinden, und folglich den nicht empfundenen Theil durch Schlüsse herausbringen müssen, es sey, daß wir dessen Daseyn aus dem wirklich Empfundenen oder aus andern Gründen erweisen können. Will man dem- nach hiebey sorgfältig verfahren, so ist allerdings noth- wendig, das Empfundene einzeln und stückweise anzu- zeigen, und sodann auch die Schlüsse, wodurch man das übrige bestimmt, aus einander zu setzen, besonders wo das, so man durch Schlüsse bestimmt, ohne dieselbe mehrerley Bestimmungen leiden könnte, wie z. E. die Absichten bey Handlungen, die Ursachen bey Verände- rungen, etc. Es ist für sich klar, daß man öfters auch den Umfang von der Bedeutung der Wörter genauer bestimmen und angeben müsse, die man bey solchen Er- fahrungen und Beobachtungen gebraucht, damit nicht statt des Jrrthums, den man in der Sache vermeiden will, aus den Worten ein anderer entstehe.
Drittes
S 2
Von dem ſinnlichen Schein.
Sache ſey, die man ſich vorſtellt, oder die den Namen hat, koͤmmt es auf die oben ſchon (§. 74. ſeqq.) ange- gebenen Vorſichtigkeiten an, das, was man empfindet, von allem zu unterſcheiden, was wir wegen Aehnlichkeit der Empfindung damit verwechſeln koͤnnten.
§. 94. Wir haben eine Menge Woͤrter in der Spra- che, wodurch wir gleichſam abkuͤrzungsweiſe ſehr zuſam- mengeſetzte Dinge, Veraͤnderungen und Handlungen benennen koͤnnen. Jn einzelnen Faͤllen aber kann es geſchehen, daß wir ſolche Dinge, Veraͤnderungen und Handlungen nicht ganz, ſondern nur zum Theil ſehen oder empfinden, und folglich den nicht empfundenen Theil durch Schluͤſſe herausbringen muͤſſen, es ſey, daß wir deſſen Daſeyn aus dem wirklich Empfundenen oder aus andern Gruͤnden erweiſen koͤnnen. Will man dem- nach hiebey ſorgfaͤltig verfahren, ſo iſt allerdings noth- wendig, das Empfundene einzeln und ſtuͤckweiſe anzu- zeigen, und ſodann auch die Schluͤſſe, wodurch man das uͤbrige beſtimmt, aus einander zu ſetzen, beſonders wo das, ſo man durch Schluͤſſe beſtimmt, ohne dieſelbe mehrerley Beſtimmungen leiden koͤnnte, wie z. E. die Abſichten bey Handlungen, die Urſachen bey Veraͤnde- rungen, ꝛc. Es iſt fuͤr ſich klar, daß man oͤfters auch den Umfang von der Bedeutung der Woͤrter genauer beſtimmen und angeben muͤſſe, die man bey ſolchen Er- fahrungen und Beobachtungen gebraucht, damit nicht ſtatt des Jrrthums, den man in der Sache vermeiden will, aus den Worten ein anderer entſtehe.
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Von dem ſinnlichen Schein.
Sache ſey, die man ſich vorſtellt, oder die den Namen
hat, koͤmmt es auf die oben ſchon (§. 74. ſeqq.) ange-
gebenen Vorſichtigkeiten an, das, was man empfindet,
von allem zu unterſcheiden, was wir wegen Aehnlichkeit
der Empfindung damit verwechſeln koͤnnten.
§. 94. Wir haben eine Menge Woͤrter in der Spra-
che, wodurch wir gleichſam abkuͤrzungsweiſe ſehr zuſam-
mengeſetzte Dinge, Veraͤnderungen und Handlungen
benennen koͤnnen. Jn einzelnen Faͤllen aber kann es
geſchehen, daß wir ſolche Dinge, Veraͤnderungen und
Handlungen nicht ganz, ſondern nur zum Theil ſehen
oder empfinden, und folglich den nicht empfundenen
Theil durch Schluͤſſe herausbringen muͤſſen, es ſey, daß
wir deſſen Daſeyn aus dem wirklich Empfundenen oder
aus andern Gruͤnden erweiſen koͤnnen. Will man dem-
nach hiebey ſorgfaͤltig verfahren, ſo iſt allerdings noth-
wendig, das Empfundene einzeln und ſtuͤckweiſe anzu-
zeigen, und ſodann auch die Schluͤſſe, wodurch man das
uͤbrige beſtimmt, aus einander zu ſetzen, beſonders wo
das, ſo man durch Schluͤſſe beſtimmt, ohne dieſelbe
mehrerley Beſtimmungen leiden koͤnnte, wie z. E. die
Abſichten bey Handlungen, die Urſachen bey Veraͤnde-
rungen, ꝛc. Es iſt fuͤr ſich klar, daß man oͤfters auch
den Umfang von der Bedeutung der Woͤrter genauer
beſtimmen und angeben muͤſſe, die man bey ſolchen Er-
fahrungen und Beobachtungen gebraucht, damit nicht
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will, aus den Worten ein anderer entſtehe.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/281>, abgerufen am 24.11.2024.
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