bracht werden muß. Die Agathologie und die Anwen- dung der Phänomenologie auf dieselbe, bleibt demnach bis dahin nothwendig sehr unvollkommen.
§. 132. Die bisherigen Anmerkungen (§. 129. seqq.) gehen auf die Frage, wieferne in den Begriffen und Vorstellungen des Guten Wahres ist? Wir werden nun diese Frage umkehren, und umständ- licher untersuchen, wieferne die Vorstellung des Guten, und die damit verbundene Lust, und hinwiederum die Unlust an dem Nichtguten, in der Vorstellung und Erkenntniß des Wah- ren etwas ändern, und sie theils unrichtig ma- chen, theils auch nur auf eine gewisse Seite lenken? Hiebey gebrauchten wir nun die andere Helfte der oben (§. 98. seqq.) angezeigten Theorie des Mecha- nismus, der in den Säften und Fibern des Gehirns vorgeht. Wir hatten sie daselbst nur in so ferne be- trachtet, als sie uns das Bewußtseyn jeder stuffenweise feinern Empfindungen erregen, indem sich die in den Empfindungsnerven verursachte Bewegung bis zu dem Sitz oder der Werkstätte der Seele fortpflanzt. Von allen diesen Empfindungen ist nun keine gleich- gültig, sondern mit einem gewissen Grade von Ange- nehmem oder Widrigem verbunden, ungeacht wir uns mehrentheils nur der stärkern Grade, oder ihrer Ver- stärkung und Schwächung bewußt sind. Besonders sind auch die stärkern Grade von Empfindungen, die sonst an sich nichts widriges hätten, mit der Empfin- dung des Schmerzens verbunden. Ein gar zu hel- les Licht blendet und verletzt. Ein zu starker Schall be- täubt und wird schmerzhaft. Selbst das Hauptweh kann von zu starkem und zu lange anhaltendem Nach- sinnen herkommen, und ist eine Anzeige, daß auch die mit dem Nachdenken verbundenen und harmonirenden
Bewe-
IV. Hauptſtuͤck.
bracht werden muß. Die Agathologie und die Anwen- dung der Phaͤnomenologie auf dieſelbe, bleibt demnach bis dahin nothwendig ſehr unvollkommen.
§. 132. Die bisherigen Anmerkungen (§. 129. ſeqq.) gehen auf die Frage, wieferne in den Begriffen und Vorſtellungen des Guten Wahres iſt? Wir werden nun dieſe Frage umkehren, und umſtaͤnd- licher unterſuchen, wieferne die Vorſtellung des Guten, und die damit verbundene Luſt, und hinwiederum die Unluſt an dem Nichtguten, in der Vorſtellung und Erkenntniß des Wah- ren etwas aͤndern, und ſie theils unrichtig ma- chen, theils auch nur auf eine gewiſſe Seite lenken? Hiebey gebrauchten wir nun die andere Helfte der oben (§. 98. ſeqq.) angezeigten Theorie des Mecha- niſmus, der in den Saͤften und Fibern des Gehirns vorgeht. Wir hatten ſie daſelbſt nur in ſo ferne be- trachtet, als ſie uns das Bewußtſeyn jeder ſtuffenweiſe feinern Empfindungen erregen, indem ſich die in den Empfindungsnerven verurſachte Bewegung bis zu dem Sitz oder der Werkſtaͤtte der Seele fortpflanzt. Von allen dieſen Empfindungen iſt nun keine gleich- guͤltig, ſondern mit einem gewiſſen Grade von Ange- nehmem oder Widrigem verbunden, ungeacht wir uns mehrentheils nur der ſtaͤrkern Grade, oder ihrer Ver- ſtaͤrkung und Schwaͤchung bewußt ſind. Beſonders ſind auch die ſtaͤrkern Grade von Empfindungen, die ſonſt an ſich nichts widriges haͤtten, mit der Empfin- dung des Schmerzens verbunden. Ein gar zu hel- les Licht blendet und verletzt. Ein zu ſtarker Schall be- taͤubt und wird ſchmerzhaft. Selbſt das Hauptweh kann von zu ſtarkem und zu lange anhaltendem Nach- ſinnen herkommen, und iſt eine Anzeige, daß auch die mit dem Nachdenken verbundenen und harmonirenden
Bewe-
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IV. Hauptſtuͤck.
bracht werden muß. Die Agathologie und die Anwen-
dung der Phaͤnomenologie auf dieſelbe, bleibt demnach
bis dahin nothwendig ſehr unvollkommen.
§. 132. Die bisherigen Anmerkungen (§. 129. ſeqq.)
gehen auf die Frage, wieferne in den Begriffen
und Vorſtellungen des Guten Wahres iſt?
Wir werden nun dieſe Frage umkehren, und umſtaͤnd-
licher unterſuchen, wieferne die Vorſtellung des
Guten, und die damit verbundene Luſt, und
hinwiederum die Unluſt an dem Nichtguten,
in der Vorſtellung und Erkenntniß des Wah-
ren etwas aͤndern, und ſie theils unrichtig ma-
chen, theils auch nur auf eine gewiſſe Seite
lenken? Hiebey gebrauchten wir nun die andere Helfte
der oben (§. 98. ſeqq.) angezeigten Theorie des Mecha-
niſmus, der in den Saͤften und Fibern des Gehirns
vorgeht. Wir hatten ſie daſelbſt nur in ſo ferne be-
trachtet, als ſie uns das Bewußtſeyn jeder ſtuffenweiſe
feinern Empfindungen erregen, indem ſich die in den
Empfindungsnerven verurſachte Bewegung bis zu dem
Sitz oder der Werkſtaͤtte der Seele fortpflanzt.
Von allen dieſen Empfindungen iſt nun keine gleich-
guͤltig, ſondern mit einem gewiſſen Grade von Ange-
nehmem oder Widrigem verbunden, ungeacht wir uns
mehrentheils nur der ſtaͤrkern Grade, oder ihrer Ver-
ſtaͤrkung und Schwaͤchung bewußt ſind. Beſonders
ſind auch die ſtaͤrkern Grade von Empfindungen, die
ſonſt an ſich nichts widriges haͤtten, mit der Empfin-
dung des Schmerzens verbunden. Ein gar zu hel-
les Licht blendet und verletzt. Ein zu ſtarker Schall be-
taͤubt und wird ſchmerzhaft. Selbſt das Hauptweh
kann von zu ſtarkem und zu lange anhaltendem Nach-
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/310>, abgerufen am 24.11.2024.
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