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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Von dem Wahrscheinlichen.
oder allem Ansehen nach, daraus erfolgen werde,
ungeacht das Gegentheil nicht unmöglich ist (§. 149.
151.). Unter solchen Umständen dienen hiezu vorzüglich
diejenigen, die man Anstalten oder Vorbereitungen
nennt, zumal solche, die nicht vorgenommen oder vorge-
kehrt werden, es sey denn, daß man sie wirklich ge-
brauchen will oder gebrauchen muß. Denn da ist nur
zu sehen, ob man die Anstalten nicht bloß zum Schein
vornimmt, oder ob nicht neue sich äußernde Umstände
und Hindernisse die wirkliche Ausführung unnöthig oder
unmöglich machen. Sieht man aber von den Anstal-
ten nur einzelne Theile, die auch aus andern Gründen
vorgenommen werden können, so ist für sich klar, daß
man vorerst ausfinden müsse, ob es aus diesen Gründen
geschieht. Uebrigens gründet sich der Begriff der An-
stalten
darauf, daß man zu gewissen Absichten gewisse
Mittel entweder nothwendig, oder natürlicher Weise,
oder gewöhnlich gebraucht, oder Umstände veranlaßt
werden müssen, ohne welche die Sache nicht vorgenom-
men werden könnte, oder der Natur und Gewohnheit
nach nicht vorgenommen wird. Wer sie demnach als
Anstalten ansehen will, dem muß diese Verhältniß be-
kannt seyn.

§. 164. Die übrigen Umstände, die, ohne eben Vor-
bereitungen oder Anstalten zu seyn, der Sache natürli-
cher Weise vorgehen oder sie begleiten, können gleichfalls
zum Beweise gebraucht werden, daß die Sache geschehe
oder geschehen werde. Zu diesem Ende muß man die
Verhältniß wissen, die zwischen denselben und der Sa-
che ist, und wieferne sie den Erfolg der Sache natürli-
cher Weise nach sich ziehen, oder Zeichen davon sind.
So sagt man z. E. daß sich alles zu einer gewis-
sen Veränderung anschicke,
wenn man Anläße,
Ursachen und Beweggründe dazu sieht, sie mögen nun
gesucht oder veranstaltet seyn, oder sich auch nur unver-

merkt

Von dem Wahrſcheinlichen.
oder allem Anſehen nach, daraus erfolgen werde,
ungeacht das Gegentheil nicht unmoͤglich iſt (§. 149.
151.). Unter ſolchen Umſtaͤnden dienen hiezu vorzuͤglich
diejenigen, die man Anſtalten oder Vorbereitungen
nennt, zumal ſolche, die nicht vorgenommen oder vorge-
kehrt werden, es ſey denn, daß man ſie wirklich ge-
brauchen will oder gebrauchen muß. Denn da iſt nur
zu ſehen, ob man die Anſtalten nicht bloß zum Schein
vornimmt, oder ob nicht neue ſich aͤußernde Umſtaͤnde
und Hinderniſſe die wirkliche Ausfuͤhrung unnoͤthig oder
unmoͤglich machen. Sieht man aber von den Anſtal-
ten nur einzelne Theile, die auch aus andern Gruͤnden
vorgenommen werden koͤnnen, ſo iſt fuͤr ſich klar, daß
man vorerſt ausfinden muͤſſe, ob es aus dieſen Gruͤnden
geſchieht. Uebrigens gruͤndet ſich der Begriff der An-
ſtalten
darauf, daß man zu gewiſſen Abſichten gewiſſe
Mittel entweder nothwendig, oder natuͤrlicher Weiſe,
oder gewoͤhnlich gebraucht, oder Umſtaͤnde veranlaßt
werden muͤſſen, ohne welche die Sache nicht vorgenom-
men werden koͤnnte, oder der Natur und Gewohnheit
nach nicht vorgenommen wird. Wer ſie demnach als
Anſtalten anſehen will, dem muß dieſe Verhaͤltniß be-
kannt ſeyn.

§. 164. Die uͤbrigen Umſtaͤnde, die, ohne eben Vor-
bereitungen oder Anſtalten zu ſeyn, der Sache natuͤrli-
cher Weiſe vorgehen oder ſie begleiten, koͤnnen gleichfalls
zum Beweiſe gebraucht werden, daß die Sache geſchehe
oder geſchehen werde. Zu dieſem Ende muß man die
Verhaͤltniß wiſſen, die zwiſchen denſelben und der Sa-
che iſt, und wieferne ſie den Erfolg der Sache natuͤrli-
cher Weiſe nach ſich ziehen, oder Zeichen davon ſind.
So ſagt man z. E. daß ſich alles zu einer gewiſ-
ſen Veraͤnderung anſchicke,
wenn man Anlaͤße,
Urſachen und Beweggruͤnde dazu ſieht, ſie moͤgen nun
geſucht oder veranſtaltet ſeyn, oder ſich auch nur unver-

merkt
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[331/0337] Von dem Wahrſcheinlichen. oder allem Anſehen nach, daraus erfolgen werde, ungeacht das Gegentheil nicht unmoͤglich iſt (§. 149. 151.). Unter ſolchen Umſtaͤnden dienen hiezu vorzuͤglich diejenigen, die man Anſtalten oder Vorbereitungen nennt, zumal ſolche, die nicht vorgenommen oder vorge- kehrt werden, es ſey denn, daß man ſie wirklich ge- brauchen will oder gebrauchen muß. Denn da iſt nur zu ſehen, ob man die Anſtalten nicht bloß zum Schein vornimmt, oder ob nicht neue ſich aͤußernde Umſtaͤnde und Hinderniſſe die wirkliche Ausfuͤhrung unnoͤthig oder unmoͤglich machen. Sieht man aber von den Anſtal- ten nur einzelne Theile, die auch aus andern Gruͤnden vorgenommen werden koͤnnen, ſo iſt fuͤr ſich klar, daß man vorerſt ausfinden muͤſſe, ob es aus dieſen Gruͤnden geſchieht. Uebrigens gruͤndet ſich der Begriff der An- ſtalten darauf, daß man zu gewiſſen Abſichten gewiſſe Mittel entweder nothwendig, oder natuͤrlicher Weiſe, oder gewoͤhnlich gebraucht, oder Umſtaͤnde veranlaßt werden muͤſſen, ohne welche die Sache nicht vorgenom- men werden koͤnnte, oder der Natur und Gewohnheit nach nicht vorgenommen wird. Wer ſie demnach als Anſtalten anſehen will, dem muß dieſe Verhaͤltniß be- kannt ſeyn. §. 164. Die uͤbrigen Umſtaͤnde, die, ohne eben Vor- bereitungen oder Anſtalten zu ſeyn, der Sache natuͤrli- cher Weiſe vorgehen oder ſie begleiten, koͤnnen gleichfalls zum Beweiſe gebraucht werden, daß die Sache geſchehe oder geſchehen werde. Zu dieſem Ende muß man die Verhaͤltniß wiſſen, die zwiſchen denſelben und der Sa- che iſt, und wieferne ſie den Erfolg der Sache natuͤrli- cher Weiſe nach ſich ziehen, oder Zeichen davon ſind. So ſagt man z. E. daß ſich alles zu einer gewiſ- ſen Veraͤnderung anſchicke, wenn man Anlaͤße, Urſachen und Beweggruͤnde dazu ſieht, ſie moͤgen nun geſucht oder veranſtaltet ſeyn, oder ſich auch nur unver- merkt

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/337>, abgerufen am 24.11.2024.