oder gar nicht ausgesprochen werden kann. Bey der Aussprache so vieler Consonanten scheint es auf das Verschlingen der zwischeneingeschobenen Vocalen anzu- kommen; eine Fertigkeit, zu welcher man sich in der Ju- gend gewöhnen muß, wenn sie von statten gehen soll. Die Verwandlung des Worts Landsknecht in Lans- quenet, die nachgeahmte Verwandlung des Hinkmar von Repkow in Enquemare de Repikove machen es begreiflich, wie die Griechen und Römer die Namen der barbarischen Sprachen in griechisch und lateinisch lautende Namen verwandelt haben. Die vielen Ein- schaltungen des e in den deutschen Wörtern haben eben- falls beygetragen, die deutsche Sprache fließender zu machen als sie vorzeiten war.
§. 80. Man kann es als durchgehends möglich an- sehen, jede zween Consonanten gerade und umgekehrt zusammen zu schlingen, und nebst einem vor oder nach- gehenden Vocal auszusprechen, und mit Einmengung der Halbvocalen f, s, ch, sch, r, dehnt sich diese Mög- lichkeit auf noch mehrere Consonanten aus. Nur kann man sich in höherm Alter nicht mehr zu allen Combi- nationen gewöhnen, die man in der Kindheit und Ju- gend nicht erlernt hat. Wir binden uns aber hier an die nur von dem Alter und allmähliger Verhärtung der Gliedmaßen der Sprache abhängende Unmöglich- keit nicht. Denn wenn man je wissenschaftliche Wörter sollte zu Stande bringen, worinn Buchsta- ben und Sylben und ihre Ordnung bedeutend wären, so würde diese bedingte Möglichkeit der Aussprache die geringste Hinderniß seyn.
§. 81. Wir können noch anmerken, daß man in den Sylben an, en, in, on, un, wie sie in den Wörtern ecran, enfin, saison, aucun, und eben so in den Wör- tern aimant, faifant, champ, argent, gens, sein, sain, saint, ont, tond, uns, faim, parfum &c. ausgesprochen
werden,
II. Hauptſtuͤck.
oder gar nicht ausgeſprochen werden kann. Bey der Ausſprache ſo vieler Conſonanten ſcheint es auf das Verſchlingen der zwiſcheneingeſchobenen Vocalen anzu- kommen; eine Fertigkeit, zu welcher man ſich in der Ju- gend gewoͤhnen muß, wenn ſie von ſtatten gehen ſoll. Die Verwandlung des Worts Landsknecht in Lans- quenet, die nachgeahmte Verwandlung des Hinkmar von Repkow in Enquemare de Repikove machen es begreiflich, wie die Griechen und Roͤmer die Namen der barbariſchen Sprachen in griechiſch und lateiniſch lautende Namen verwandelt haben. Die vielen Ein- ſchaltungen des e in den deutſchen Woͤrtern haben eben- falls beygetragen, die deutſche Sprache fließender zu machen als ſie vorzeiten war.
§. 80. Man kann es als durchgehends moͤglich an- ſehen, jede zween Conſonanten gerade und umgekehrt zuſammen zu ſchlingen, und nebſt einem vor oder nach- gehenden Vocal auszuſprechen, und mit Einmengung der Halbvocalen f, s, ch, ſch, r, dehnt ſich dieſe Moͤg- lichkeit auf noch mehrere Conſonanten aus. Nur kann man ſich in hoͤherm Alter nicht mehr zu allen Combi- nationen gewoͤhnen, die man in der Kindheit und Ju- gend nicht erlernt hat. Wir binden uns aber hier an die nur von dem Alter und allmaͤhliger Verhaͤrtung der Gliedmaßen der Sprache abhaͤngende Unmoͤglich- keit nicht. Denn wenn man je wiſſenſchaftliche Woͤrter ſollte zu Stande bringen, worinn Buchſta- ben und Sylben und ihre Ordnung bedeutend waͤren, ſo wuͤrde dieſe bedingte Moͤglichkeit der Ausſprache die geringſte Hinderniß ſeyn.
§. 81. Wir koͤnnen noch anmerken, daß man in den Sylben an, en, in, on, un, wie ſie in den Woͤrtern écran, enfin, ſaiſon, aucun, und eben ſo in den Woͤr- tern aimant, faifant, champ, argent, gens, ſein, ſain, ſaint, ont, tond, uns, faim, parfum &c. ausgeſprochen
werden,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0056"n="50"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/>
oder gar nicht ausgeſprochen werden kann. Bey der<lb/>
Ausſprache ſo vieler Conſonanten ſcheint es auf das<lb/>
Verſchlingen der zwiſcheneingeſchobenen Vocalen anzu-<lb/>
kommen; eine Fertigkeit, zu welcher man ſich in der Ju-<lb/>
gend gewoͤhnen muß, wenn ſie von ſtatten gehen ſoll.<lb/>
Die Verwandlung des Worts <hirendition="#fr">Landsknecht</hi> in <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Lans-<lb/>
quenet</hi>,</hi> die nachgeahmte Verwandlung des <hirendition="#fr">Hinkmar<lb/>
von Repkow</hi> in <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Enquemare de Repikove</hi></hi> machen es<lb/>
begreiflich, wie die Griechen und Roͤmer die Namen<lb/>
der barbariſchen Sprachen in griechiſch und lateiniſch<lb/>
lautende Namen verwandelt haben. Die vielen Ein-<lb/>ſchaltungen des <hirendition="#aq">e</hi> in den deutſchen Woͤrtern haben eben-<lb/>
falls beygetragen, die deutſche Sprache fließender zu<lb/>
machen als ſie vorzeiten war.</p><lb/><p>§. 80. Man kann es als durchgehends moͤglich an-<lb/>ſehen, jede zween Conſonanten gerade und umgekehrt<lb/>
zuſammen zu ſchlingen, und nebſt einem vor oder nach-<lb/>
gehenden Vocal auszuſprechen, und mit Einmengung<lb/>
der Halbvocalen <hirendition="#aq">f, s, ch, ſch, r</hi>, dehnt ſich dieſe Moͤg-<lb/>
lichkeit auf noch mehrere Conſonanten aus. Nur kann<lb/>
man ſich in hoͤherm Alter nicht mehr zu allen Combi-<lb/>
nationen gewoͤhnen, die man in der Kindheit und Ju-<lb/>
gend nicht erlernt hat. Wir binden uns aber hier an<lb/>
die nur von dem Alter und allmaͤhliger Verhaͤrtung<lb/>
der Gliedmaßen der Sprache abhaͤngende Unmoͤglich-<lb/>
keit nicht. Denn wenn man je <hirendition="#fr">wiſſenſchaftliche<lb/>
Woͤrter</hi>ſollte zu Stande bringen, worinn Buchſta-<lb/>
ben und Sylben und ihre Ordnung bedeutend waͤren,<lb/>ſo wuͤrde dieſe bedingte Moͤglichkeit der Ausſprache die<lb/>
geringſte Hinderniß ſeyn.</p><lb/><p>§. 81. Wir koͤnnen noch anmerken, daß man in<lb/>
den Sylben <hirendition="#aq">an, en, in, on, un,</hi> wie ſie in den Woͤrtern<lb/><hirendition="#aq">écran, enfin, ſaiſon, aucun,</hi> und eben ſo in den Woͤr-<lb/>
tern <hirendition="#aq">aimant, faifant, champ, argent, gens, ſein, ſain,<lb/>ſaint, ont, tond, uns, faim, parfum &c.</hi> ausgeſprochen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">werden,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[50/0056]
II. Hauptſtuͤck.
oder gar nicht ausgeſprochen werden kann. Bey der
Ausſprache ſo vieler Conſonanten ſcheint es auf das
Verſchlingen der zwiſcheneingeſchobenen Vocalen anzu-
kommen; eine Fertigkeit, zu welcher man ſich in der Ju-
gend gewoͤhnen muß, wenn ſie von ſtatten gehen ſoll.
Die Verwandlung des Worts Landsknecht in Lans-
quenet, die nachgeahmte Verwandlung des Hinkmar
von Repkow in Enquemare de Repikove machen es
begreiflich, wie die Griechen und Roͤmer die Namen
der barbariſchen Sprachen in griechiſch und lateiniſch
lautende Namen verwandelt haben. Die vielen Ein-
ſchaltungen des e in den deutſchen Woͤrtern haben eben-
falls beygetragen, die deutſche Sprache fließender zu
machen als ſie vorzeiten war.
§. 80. Man kann es als durchgehends moͤglich an-
ſehen, jede zween Conſonanten gerade und umgekehrt
zuſammen zu ſchlingen, und nebſt einem vor oder nach-
gehenden Vocal auszuſprechen, und mit Einmengung
der Halbvocalen f, s, ch, ſch, r, dehnt ſich dieſe Moͤg-
lichkeit auf noch mehrere Conſonanten aus. Nur kann
man ſich in hoͤherm Alter nicht mehr zu allen Combi-
nationen gewoͤhnen, die man in der Kindheit und Ju-
gend nicht erlernt hat. Wir binden uns aber hier an
die nur von dem Alter und allmaͤhliger Verhaͤrtung
der Gliedmaßen der Sprache abhaͤngende Unmoͤglich-
keit nicht. Denn wenn man je wiſſenſchaftliche
Woͤrter ſollte zu Stande bringen, worinn Buchſta-
ben und Sylben und ihre Ordnung bedeutend waͤren,
ſo wuͤrde dieſe bedingte Moͤglichkeit der Ausſprache die
geringſte Hinderniß ſeyn.
§. 81. Wir koͤnnen noch anmerken, daß man in
den Sylben an, en, in, on, un, wie ſie in den Woͤrtern
écran, enfin, ſaiſon, aucun, und eben ſo in den Woͤr-
tern aimant, faifant, champ, argent, gens, ſein, ſain,
ſaint, ont, tond, uns, faim, parfum &c. ausgeſprochen
werden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/56>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.