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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 5. 6.
[Spaltenumbruch] einem neuen, und also bessern und herrlichern
Leben wandeln sollen. Und bey diesen Wor-
ten ist das ausgelassen, was uns die protasis an
sich an die Hand giebet, nemlich die geistliche Er-
weckung: und ist es eben so viel, als hiesse es:
Also sollen auch wir, nachdem wir aus
dem geistlichen Tode erwecket sind, in ei-
nem neuen Leben wandeln.
5. Was die Redens Art betrift: aufer-
wecket durch die Herrlichkeit des Vaters,

so ist zu mercken, daß eine iegliche wesentliche Ei-
genschaft GOttes ist desselben doxa, Herrlich-
keit,
als die darin hervor leuchtet. Da nun
in der Auferweckung Christi sich nebst der Weis-
heit
und Liebe, nach welcher GOtt dieselbe zum
Zweck unserer Seligkeit gerichtet hat, sonderlich
die Allmacht sich geschäftig erwiesen, so heißt
durch die Herrlichkeit so viel, als durch die
herrliche Allmacht. Dabey man diese Oerter
zu erwägen hat: 1 Cor. 6, 14. Eph. 1, 19. 20.
da es heißt, daß GOTT den HErrn JEsum
auferwecket habe
dia tes dunameos autou,
durch seine Kraft, ja durch die Wirckung
seiner mächtigen Stärcke.
Und als unser
Heyland die Martham c. 11, 4. bey der Auferwe-
ckung Lazari auf seine und seines himmlischen
Vaters Allmacht, durch welche sie geschehen
würde, führete, da sagte er: Habe ich dir
nicht gesaget, so du gläuben würdest, du
soltest die Herrlichkeit GOttes sehen?
Und
da diese Herrlichkeit des Vaters auch des Soh-
nes Herrlichkeit ist nach seiner göttlichen Natur;
so siehet man wohl, daß alhier die Auferweckung
CHristi von der Auferweckung des Vaters nicht
geschieden, sondern daß es ein Werck des Vaters
und des Sohnes, wie auch des Heiligen Geistes
sey; und zwar auch des Sohnes, als der da selbst
ist die Auferstehung und das Leben Joh. 11,
15. der den Tempel seines Leibes selbst wie-
der aufrichten konte und wolte,
ihn auch
wieder aufgerichtet hat Joh. 2, 19. seqq. der da
die Macht habe, nicht allein das Leben zu
lassen,
sondern es auch wieder zu nehmen.
Joh. 10, 17. 18.
V. 5.

So wir aber (Gr. denn so wir) samt ihm
gepflantzet werden zu gleichem Tode,
(da
wir nach der Gleichheit des Todes, die darin be-
stehet, daß CHristi Tod durch die heilige Taufe
der Zurechnung nach unser eigen worden ist,
gleichsam die Natur CHristi an uns genommen
haben, und nach derselben in der Gemeinschaft
mit dem Tode CHristi stehen) so werden wir
auch der Auferstehung gleich seyn,
(so muß
sich bey uns die Gemeinschaft der Versöhnung
CHristi darinnen hervor thun, daß da wir der
Sünde abgestorben sind, wir nicht mehr der
Sünde leben, sondern der Gerechtigkeit, die
durch den Tod unsere worden ist: sintemal die
geistliche Auferstehung sich so wenig von der
Rechtfertigung, darinnen uns der Versöhnungs-
Tod CHristi zur Vergebung der Sünden und
zur Gerechtigkeit zugerechnet worden, trennen
läßt, als sich die leibliche Auferstehung von dem
leiblichen Tode CHristi habe trennen lassen.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Nachdem der Apostel v. 3. gesaget hatte,
daß wir durch die heilige Taufe in die besondere
Gemeinschaft des Todes CHristi, davon er vor-
her c. 3. 4. und 5. gehandelt, gesetzet worden,
und er v. 4. von der Gemeinschaft des Todes ei-
ne Illation zur Consequentz auf die Gemeinschaft
mit der Auferstehung zum neuen Leben gemachet
hatten, so bekräftiget er die Nothwendigkeit die-
ser Folge v. 5. damit, daß er saget, wir wären, dem
Tode nach, CHristi sumphutoi, das ist also in
ihn gleichsam eingepfropfet und eingepflantzet,
daß wir seiner Natur theilhaftig worden, und
dannenhero gleichwie er leiblicher weise aufer-
standen, wir uns auch als geistlich Erweckte erwei-
sen müßten. Da es der ton sumphuton derer
Pfropfreise Eigenschaft sey, in, aus, und mit
ihrem Stamme fortzuwachsen; und also, da
der Stamm und das Haupt auferstanden, und
mit der Auferstehung über die Sünde triumphi-
ret, so bringe die neue in der Gemeinschaft mit
dem Tode CHristi angenommene Natur der
Gläubigen, als der Reiselein, als der Reben,
und als der Glieder, es also mit sich, daß sie nun
auch aus dem Verdienste des Todes, und aus der
Kraft der Auferstehung CHristi, nicht mehr der
Sünde lebeten, sondern CHristo, der für sie ge-
storben und auferstanden sey: wie Paulus also
ausdrücklich schreibet 2 Cor. 5, 15. und damit
diesen Ort erläutert.
2. Die Particula alla, welche Lutherus in
der Version wol deswegen ausgelassen, weil sie
sich alhier im sensu adversativo nicht schicken wol-
te, heißt utique, omnino, gewißlich, wie sie also
auch c. 4, 14. und auch sonst mehr genommen
wird; oder sie ist eine particula consecutiva, igi-
tur,
welche die Folge des letztern aus dem er-
sten anzeiget. Man kan alhie auch eine ellipsin
statuir
en, daß der Verstand sey: Da wir samt
ihm gepflantzet werden zu gleichem Tode, so
sind wir nicht allein dem Tode gleich, son-
dern
u. s. w. auf welche Art die Particula alla
ihre gewöhnlichere Bedeutung behält, und einen
Gegensatz machet gegen eine Einschränckung der
Gleichheit. Daß aber bey den letztern Worten
aus dem Vorhergehenden die Worte sumphuto[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
to omoiomati zu wiederholen sind, kan leichtlich
ein ieder erkennen.
V. 6.

Dieweil wir wissen, daß unser alter
Mensch
(unsere verderbte Natur) samt ihm
gecreutziget ist
(in eine Gemeinschaft des Creu-
tzes-Todes gesetzet worden, also daß, da durch
den Tod CHristi mit der Hinwegnehmung der
Schuld und Strafe der Sünden, auch die Ab-
thuung des schweren Jochs und der Herrschaft
der Sünden intendiret ist, auch diese bey denen,
welche in den Tod CHristi getaufet sind, und
sich dessen zur Gerechtigkeit und Seligkeit trösten
wollen, nicht mehr statt finden muß) auf daß
der sündliche Leib
(der Leib der Sünden, das
systema peccati, der Stand der Sünden, der-
gestalt) aufhöre, (und immer mehr abgethan
und entkräftet werde,) daß wir der (noch übri-

gen
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 5. 6.
[Spaltenumbruch] einem neuen, und alſo beſſern und herrlichern
Leben wandeln ſollen. Und bey dieſen Wor-
ten iſt das ausgelaſſen, was uns die protaſis an
ſich an die Hand giebet, nemlich die geiſtliche Er-
weckung: und iſt es eben ſo viel, als hieſſe es:
Alſo ſollen auch wir, nachdem wir aus
dem geiſtlichen Tode erwecket ſind, in ei-
nem neuen Leben wandeln.
5. Was die Redens Art betrift: aufer-
wecket durch die Herrlichkeit des Vaters,

ſo iſt zu mercken, daß eine iegliche weſentliche Ei-
genſchaft GOttes iſt deſſelben δόξα, Herrlich-
keit,
als die darin hervor leuchtet. Da nun
in der Auferweckung Chriſti ſich nebſt der Weis-
heit
und Liebe, nach welcher GOtt dieſelbe zum
Zweck unſerer Seligkeit gerichtet hat, ſonderlich
die Allmacht ſich geſchaͤftig erwieſen, ſo heißt
durch die Herrlichkeit ſo viel, als durch die
herrliche Allmacht. Dabey man dieſe Oerter
zu erwaͤgen hat: 1 Cor. 6, 14. Eph. 1, 19. 20.
da es heißt, daß GOTT den HErrn JEſum
auferwecket habe
διὰ τῆς δυνάμεως αυτοῦ,
durch ſeine Kraft, ja durch die Wirckung
ſeiner maͤchtigen Staͤrcke.
Und als unſer
Heyland die Martham c. 11, 4. bey der Auferwe-
ckung Lazari auf ſeine und ſeines himmliſchen
Vaters Allmacht, durch welche ſie geſchehen
wuͤrde, fuͤhrete, da ſagte er: Habe ich dir
nicht geſaget, ſo du glaͤuben wuͤrdeſt, du
ſolteſt die Herrlichkeit GOttes ſehen?
Und
da dieſe Herrlichkeit des Vaters auch des Soh-
nes Herrlichkeit iſt nach ſeiner goͤttlichen Natur;
ſo ſiehet man wohl, daß alhier die Auferweckung
CHriſti von der Auferweckung des Vaters nicht
geſchieden, ſondern daß es ein Werck des Vaters
und des Sohnes, wie auch des Heiligen Geiſtes
ſey; und zwar auch des Sohnes, als der da ſelbſt
iſt die Auferſtehung und das Leben Joh. 11,
15. der den Tempel ſeines Leibes ſelbſt wie-
der aufrichten konte und wolte,
ihn auch
wieder aufgerichtet hat Joh. 2, 19. ſeqq. der da
die Macht habe, nicht allein das Leben zu
laſſen,
ſondern es auch wieder zu nehmen.
Joh. 10, 17. 18.
V. 5.

So wir aber (Gr. denn ſo wir) ſamt ihm
gepflantzet werden zu gleichem Tode,
(da
wir nach der Gleichheit des Todes, die darin be-
ſtehet, daß CHriſti Tod durch die heilige Taufe
der Zurechnung nach unſer eigen worden iſt,
gleichſam die Natur CHriſti an uns genommen
haben, und nach derſelben in der Gemeinſchaft
mit dem Tode CHriſti ſtehen) ſo werden wir
auch der Auferſtehung gleich ſeyn,
(ſo muß
ſich bey uns die Gemeinſchaft der Verſoͤhnung
CHriſti darinnen hervor thun, daß da wir der
Suͤnde abgeſtorben ſind, wir nicht mehr der
Suͤnde leben, ſondern der Gerechtigkeit, die
durch den Tod unſere worden iſt: ſintemal die
geiſtliche Auferſtehung ſich ſo wenig von der
Rechtfertigung, darinnen uns der Verſoͤhnungs-
Tod CHriſti zur Vergebung der Suͤnden und
zur Gerechtigkeit zugerechnet worden, trennen
laͤßt, als ſich die leibliche Auferſtehung von dem
leiblichen Tode CHriſti habe trennen laſſen.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Nachdem der Apoſtel v. 3. geſaget hatte,
daß wir durch die heilige Taufe in die beſondere
Gemeinſchaft des Todes CHriſti, davon er vor-
her c. 3. 4. und 5. gehandelt, geſetzet worden,
und er v. 4. von der Gemeinſchaft des Todes ei-
ne Illation zur Conſequentz auf die Gemeinſchaft
mit der Auferſtehung zum neuen Leben gemachet
hattẽ, ſo bekraͤftiget er die Nothwendigkeit die-
ſer Folge v. 5. damit, daß er ſaget, wir waͤren, dem
Tode nach, CHriſti σύμφυτοι, das iſt alſo in
ihn gleichſam eingepfropfet und eingepflantzet,
daß wir ſeiner Natur theilhaftig worden, und
dannenhero gleichwie er leiblicher weiſe aufer-
ſtanden, wir uns auch als geiſtlich Erweckte erwei-
ſen muͤßten. Da es der τῶν συμφύτων derer
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ihrem Stamme fortzuwachſen; und alſo, da
der Stamm und das Haupt auferſtanden, und
mit der Auferſtehung uͤber die Suͤnde triumphi-
ret, ſo bringe die neue in der Gemeinſchaft mit
dem Tode CHriſti angenommene Natur der
Glaͤubigen, als der Reiſelein, als der Reben,
und als der Glieder, es alſo mit ſich, daß ſie nun
auch aus dem Verdienſte des Todes, und aus der
Kraft der Auferſtehung CHriſti, nicht mehr der
Suͤnde lebeten, ſondern CHriſto, der fuͤr ſie ge-
ſtorben und auferſtanden ſey: wie Paulus alſo
ausdruͤcklich ſchreibet 2 Cor. 5, 15. und damit
dieſen Ort erlaͤutert.
2. Die Particula ἀλλὰ, welche Lutherus in
der Verſion wol deswegen ausgelaſſen, weil ſie
ſich alhier im ſenſu adverſativo nicht ſchicken wol-
te, heißt utique, omnino, gewißlich, wie ſie alſo
auch c. 4, 14. und auch ſonſt mehr genommen
wird; oder ſie iſt eine particula conſecutiva, igi-
tur,
welche die Folge des letztern aus dem er-
ſten anzeiget. Man kan alhie auch eine ellipſin
ſtatuir
en, daß der Verſtand ſey: Da wir ſamt
ihm gepflantzet werden zu gleichem Tode, ſo
ſind wir nicht allein dem Tode gleich, ſon-
dern
u. ſ. w. auf welche Art die Particula ἀλλὰ
ihre gewoͤhnlichere Bedeutung behaͤlt, und einen
Gegenſatz machet gegen eine Einſchraͤnckung der
Gleichheit. Daß aber bey den letztern Worten
aus dem Vorhergehenden die Worte σύμφυτο[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
τῷ ὁμοιὠματι zu wiederholen ſind, kan leichtlich
ein ieder erkennen.
V. 6.

Dieweil wir wiſſen, daß unſer alter
Menſch
(unſere verderbte Natur) ſamt ihm
gecreutziget iſt
(in eine Gemeinſchaft des Creu-
tzes-Todes geſetzet worden, alſo daß, da durch
den Tod CHriſti mit der Hinwegnehmung der
Schuld und Strafe der Suͤnden, auch die Ab-
thuung des ſchweren Jochs und der Herrſchaft
der Suͤnden intendiret iſt, auch dieſe bey denen,
welche in den Tod CHriſti getaufet ſind, und
ſich deſſen zur Gerechtigkeit und Seligkeit troͤſten
wollen, nicht mehr ſtatt finden muß) auf daß
der ſuͤndliche Leib
(der Leib der Suͤnden, das
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geſtalt) aufhoͤre, (und immer mehr abgethan
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[78/0106] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 5. 6. einem neuen, und alſo beſſern und herrlichern Leben wandeln ſollen. Und bey dieſen Wor- ten iſt das ausgelaſſen, was uns die protaſis an ſich an die Hand giebet, nemlich die geiſtliche Er- weckung: und iſt es eben ſo viel, als hieſſe es: Alſo ſollen auch wir, nachdem wir aus dem geiſtlichen Tode erwecket ſind, in ei- nem neuen Leben wandeln. 5. Was die Redens Art betrift: aufer- wecket durch die Herrlichkeit des Vaters, ſo iſt zu mercken, daß eine iegliche weſentliche Ei- genſchaft GOttes iſt deſſelben δόξα, Herrlich- keit, als die darin hervor leuchtet. Da nun in der Auferweckung Chriſti ſich nebſt der Weis- heit und Liebe, nach welcher GOtt dieſelbe zum Zweck unſerer Seligkeit gerichtet hat, ſonderlich die Allmacht ſich geſchaͤftig erwieſen, ſo heißt durch die Herrlichkeit ſo viel, als durch die herrliche Allmacht. Dabey man dieſe Oerter zu erwaͤgen hat: 1 Cor. 6, 14. Eph. 1, 19. 20. da es heißt, daß GOTT den HErrn JEſum auferwecket habe διὰ τῆς δυνάμεως αυτοῦ, durch ſeine Kraft, ja durch die Wirckung ſeiner maͤchtigen Staͤrcke. Und als unſer Heyland die Martham c. 11, 4. bey der Auferwe- ckung Lazari auf ſeine und ſeines himmliſchen Vaters Allmacht, durch welche ſie geſchehen wuͤrde, fuͤhrete, da ſagte er: Habe ich dir nicht geſaget, ſo du glaͤuben wuͤrdeſt, du ſolteſt die Herrlichkeit GOttes ſehen? Und da dieſe Herrlichkeit des Vaters auch des Soh- nes Herrlichkeit iſt nach ſeiner goͤttlichen Natur; ſo ſiehet man wohl, daß alhier die Auferweckung CHriſti von der Auferweckung des Vaters nicht geſchieden, ſondern daß es ein Werck des Vaters und des Sohnes, wie auch des Heiligen Geiſtes ſey; und zwar auch des Sohnes, als der da ſelbſt iſt die Auferſtehung und das Leben Joh. 11, 15. der den Tempel ſeines Leibes ſelbſt wie- der aufrichten konte und wolte, ihn auch wieder aufgerichtet hat Joh. 2, 19. ſeqq. der da die Macht habe, nicht allein das Leben zu laſſen, ſondern es auch wieder zu nehmen. Joh. 10, 17. 18. V. 5. So wir aber (Gr. denn ſo wir) ſamt ihm gepflantzet werden zu gleichem Tode, (da wir nach der Gleichheit des Todes, die darin be- ſtehet, daß CHriſti Tod durch die heilige Taufe der Zurechnung nach unſer eigen worden iſt, gleichſam die Natur CHriſti an uns genommen haben, und nach derſelben in der Gemeinſchaft mit dem Tode CHriſti ſtehen) ſo werden wir auch der Auferſtehung gleich ſeyn, (ſo muß ſich bey uns die Gemeinſchaft der Verſoͤhnung CHriſti darinnen hervor thun, daß da wir der Suͤnde abgeſtorben ſind, wir nicht mehr der Suͤnde leben, ſondern der Gerechtigkeit, die durch den Tod unſere worden iſt: ſintemal die geiſtliche Auferſtehung ſich ſo wenig von der Rechtfertigung, darinnen uns der Verſoͤhnungs- Tod CHriſti zur Vergebung der Suͤnden und zur Gerechtigkeit zugerechnet worden, trennen laͤßt, als ſich die leibliche Auferſtehung von dem leiblichen Tode CHriſti habe trennen laſſen.) Anmerckungen. 1. Nachdem der Apoſtel v. 3. geſaget hatte, daß wir durch die heilige Taufe in die beſondere Gemeinſchaft des Todes CHriſti, davon er vor- her c. 3. 4. und 5. gehandelt, geſetzet worden, und er v. 4. von der Gemeinſchaft des Todes ei- ne Illation zur Conſequentz auf die Gemeinſchaft mit der Auferſtehung zum neuen Leben gemachet hattẽ, ſo bekraͤftiget er die Nothwendigkeit die- ſer Folge v. 5. damit, daß er ſaget, wir waͤren, dem Tode nach, CHriſti σύμφυτοι, das iſt alſo in ihn gleichſam eingepfropfet und eingepflantzet, daß wir ſeiner Natur theilhaftig worden, und dannenhero gleichwie er leiblicher weiſe aufer- ſtanden, wir uns auch als geiſtlich Erweckte erwei- ſen muͤßten. Da es der τῶν συμφύτων derer Pfropfreiſe Eigenſchaft ſey, in, aus, und mit ihrem Stamme fortzuwachſen; und alſo, da der Stamm und das Haupt auferſtanden, und mit der Auferſtehung uͤber die Suͤnde triumphi- ret, ſo bringe die neue in der Gemeinſchaft mit dem Tode CHriſti angenommene Natur der Glaͤubigen, als der Reiſelein, als der Reben, und als der Glieder, es alſo mit ſich, daß ſie nun auch aus dem Verdienſte des Todes, und aus der Kraft der Auferſtehung CHriſti, nicht mehr der Suͤnde lebeten, ſondern CHriſto, der fuͤr ſie ge- ſtorben und auferſtanden ſey: wie Paulus alſo ausdruͤcklich ſchreibet 2 Cor. 5, 15. und damit dieſen Ort erlaͤutert. 2. Die Particula ἀλλὰ, welche Lutherus in der Verſion wol deswegen ausgelaſſen, weil ſie ſich alhier im ſenſu adverſativo nicht ſchicken wol- te, heißt utique, omnino, gewißlich, wie ſie alſo auch c. 4, 14. und auch ſonſt mehr genommen wird; oder ſie iſt eine particula conſecutiva, igi- tur, welche die Folge des letztern aus dem er- ſten anzeiget. Man kan alhie auch eine ellipſin ſtatuiren, daß der Verſtand ſey: Da wir ſamt ihm gepflantzet werden zu gleichem Tode, ſo ſind wir nicht allein dem Tode gleich, ſon- dern u. ſ. w. auf welche Art die Particula ἀλλὰ ihre gewoͤhnlichere Bedeutung behaͤlt, und einen Gegenſatz machet gegen eine Einſchraͤnckung der Gleichheit. Daß aber bey den letztern Worten aus dem Vorhergehenden die Worte σύμφυτο_ τῷ ὁμοιὠματι zu wiederholen ſind, kan leichtlich ein ieder erkennen. V. 6. Dieweil wir wiſſen, daß unſer alter Menſch (unſere verderbte Natur) ſamt ihm gecreutziget iſt (in eine Gemeinſchaft des Creu- tzes-Todes geſetzet worden, alſo daß, da durch den Tod CHriſti mit der Hinwegnehmung der Schuld und Strafe der Suͤnden, auch die Ab- thuung des ſchweren Jochs und der Herrſchaft der Suͤnden intendiret iſt, auch dieſe bey denen, welche in den Tod CHriſti getaufet ſind, und ſich deſſen zur Gerechtigkeit und Seligkeit troͤſten wollen, nicht mehr ſtatt finden muß) auf daß der ſuͤndliche Leib (der Leib der Suͤnden, das ſyſtema peccati, der Stand der Suͤnden, der- geſtalt) aufhoͤre, (und immer mehr abgethan und entkraͤftet werde,) daß wir der (noch uͤbri- gen

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/106>, abgerufen am 23.11.2024.