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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 30-32.
[Spaltenumbruch]
Prognosis, die Vorhersehung: Nun aber
werden diese und jene u. s. w. nicht an
Christum glauben.
Decretum reprobationis, der Schluß zur ewi-
gen Verwerfung:
darum sollen sie ver-
dammet werden.
5. Hier sehen wir abermal gantz deutlich,
daß das Dectetum reprobationis keinesweges
absolutum, sondern respectivum sey; und daß es
also bey der ewigen Verdammniß nicht ankom-
me auf einen solchen unbedingten Rathschluß,
daß diese und jene Menschen nicht sollen selig
werden; sondern auf die muthwillige Verwer-
fung, oder Hindansetzung, der von GOtt zur Se-
ligkeit gemachten Ordnung.
V. 30.

Welche er aber (nach seinem Fürsatze,
als solche, die er nach seiner Vorsehung in der
Heils-Ordnung erfunden, zur Seligkeit) ver-
ordnet hat, die hat er auch
(nebst allen übri-
gen) berufen, (und ihnen durch die Berufungs-
Gnade die Heils-Ordnung antragen lassen:)
welche er aber berufen hat (und also erfun-
den, daß sie der berufenden Gnade Folge gelei-
stet, und sich zum Glauben an Christum und in
die gantze Heils-Ordnung bringen lassen) die
hat er auch gerecht gemacht
(denen hat er
die von Christo erworbene Gerechtigkeit, da-
von oben cap. 3, 4, u. 5. gehandelt ist, zuge-
rechnet, als ihr eigen, ihnen ihre Sünden
vergeben, und sie wie zu Gnaden-Kindern, also
auch zu Erben der ewigen Seligkeit angenom-
men) und welche er gerecht gemacht, die
hat er auch herrlich gemacht
(wird sie so ge-
wiß herrlich machen, als wäre es schon gesche-
hen.)

Anmerckungen.
1. Alhier sind wieder drey Stuffen, oder
Stücke, von dem, wie GOtt mit uns Menschen
im Wercke der Seligkeit verfähret: erstlich nach
dem aus dem vorigen Vers wiederholten Worte
von der Verordnung, die Berufung: hernach
die Gerechtmachung; und denn die Verherr-
lichung.
2. Die Berufung gehet zwar alhier eigent-
lich auf diejenige, von welchen GOtt vorher gese-
hen, daß sie dieselbe annehmen würden: und
des Apostels Schluß-Rede brachte es nicht an-
ders mit sich, als daß damit alhier auf dieselbe
nur eigentlich muste gesehen werden. Daß aber
die Berufungs-Gnade sonst an sich selbst
allgemein sey, ist aus vielen andern Stellen der
Heil. Schrift, sonderlich aus Jes. 65, 2. Ezech.
18, 23. sqq. 33, 11. Matth. 23, 37. Rom. 10, 21.
1 Tim. 2, 4. 1 Petr. 3, 9. etc. offenbar.
3. Der Gnade und Gabe der Heiligung
wird zwar in diesen Worten nicht ausdrücklich
gedacht: allein sie lieget in den benenneten übri-
gen drey Stücken; nemlich in der Berufung
und Gerechtmachung, als eine Frucht. Sie
gehöret auch in so weit mit zur Verherrlichung,
weil diese in der vollkommenen und noch dazu
überfliessenden Restitution des verlohrnen Eben-
bildes GOttes mit bestehet, durch die Heili-
[Spaltenumbruch] gung aber doxa tou theou, das herrliche Ebenbild
GOttes, dessen wir nach c. 3, 23. alle erman-
geln, in uns immer mehr und mehr angerichtet
wird. So schliesset auch die Gerechtmachung
den Glauben in sich. Der Glaube aber entste-
het aus der heiligenden Gnade in der Wieder-
geburt, und erweiset sich geschäftig in der Erneu-
rung.
V. 31.

Was wollen wir denn weiter sagen?
(pros tauta, dazu, daß wir den kindlichen Geist
empfangen, der in uns das grosse Gut der Kind-
schaft GOttes versiegelt v. 15. 16. daß wir, als
Kinder, GOttes Erben, und Mit-Erben Chri-
sti an der ewigen Herrlichkeit seyn sollen v. 17.
daß der H. Geist unserer Schwachheit auf hilft,
und uns mit unaussprechlichen Seufzen vertritt
v. 27. daß uns alle Dinge zum besten dienen
müssen v. 28. nach dem Grunde der gnädigen
Berufung, Gerechtmachung und Verordnung
in Christo v. 29. 30. Was wollen wir nun zu
solchen herrlichen Trost-Gründen sagen? Die-
ses können und wollen wir sagen mit aller Glau-
bens-Freudigkeit:) Jst GOtt (nicht allein
nicht mehr wider uns, sondern auch dergestalt,
als gedacht ist) für uns, wer mag wider uns
seyn?
(keiner. Kein Mensch und kein böser En-
gel. Siehe von dem, daß GOtt für uns ist,
auch Num. 14, 9. Psalm 46, 8. 56, 12. 118, 6.)

Anmerckungen.
1. Ein herrlicher Trost für Angefochtene,
die sich GOtt als einen gestrengen Richter vor-
zustellen, sich auch wol vor dem Satan und vor
bösen Menschen so sehr zu fürchten pflegen!
Hinweg mit solcher änglichen Furcht! hinweg
von allen solchen, welche, obgleich in vieler
Schwachheit, doch in Wahrheit, nach dem
Geiste wandeln, und daran das Kennzeichen,
daß sie in Christo sind, und sie GOtt für sich, ja
bey und in sich haben, in sich selbst besitzen.
2. Was wird dir es hingegen helfen, o ar-
mer Mensch, wenn du zwar viele Menschen,
sonderlich etliche grosse, reiche und mächtige in
der Welt, auch einen partheyischen Richter im
Gerichte für dich, GOtt aber und zugleich dein
eignes Gewissen wider dich hast! wie bald wird
sich das Blat wenden!
3. Hüte dich ja wohl, daß du nicht wider
den seyst, der GOtt für sich hat: sintemal du zu-
gleich wider GOtt streitest zum schweren, auch wol
schnellen, Gericht über dich selbst.
V. 32.

Welcher (so gar mit uns ist, daß er) auch
seines eigenen
(und also auch eingebohrnen,
einigen, und von allen Gnaden-Kindern, v. 14.
15. 16. unendlich unterschiedenen) Sohnes
(welcher mit ihm eines göttlichen Wesens ist)
nicht hat verschonet, (wie im Vorbilde 1 B.
Mos. 22, 12. vom Abraham in Ansehung des ei-
nigen und sehr geliebten Sohns, des Jsaacs,
stehet) sondern hat ihn für uns (und wie für
uns, also auch für die gantze in dem Sohn ge-
liebte Welt, oder das gantze menschliche Ge-

schlecht
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 30-32.
[Spaltenumbruch]
Prognoſis, die Vorherſehung: Nun aber
werden dieſe und jene u. ſ. w. nicht an
Chriſtum glauben.
Decretum reprobationis, der Schluß zur ewi-
gen Verwerfung:
darum ſollen ſie ver-
dammet werden.
5. Hier ſehen wir abermal gantz deutlich,
daß das Dectetum reprobationis keinesweges
abſolutum, ſondern reſpectivum ſey; und daß es
alſo bey der ewigen Verdammniß nicht ankom-
me auf einen ſolchen unbedingten Rathſchluß,
daß dieſe und jene Menſchen nicht ſollen ſelig
werden; ſondern auf die muthwillige Verwer-
fung, oder Hindanſetzung, der von GOtt zur Se-
ligkeit gemachten Ordnung.
V. 30.

Welche er aber (nach ſeinem Fuͤrſatze,
als ſolche, die er nach ſeiner Vorſehung in der
Heils-Ordnung erfunden, zur Seligkeit) ver-
ordnet hat, die hat er auch
(nebſt allen uͤbri-
gen) berufen, (und ihnen durch die Berufungs-
Gnade die Heils-Ordnung antragen laſſen:)
welche er aber berufen hat (und alſo erfun-
den, daß ſie der berufenden Gnade Folge gelei-
ſtet, und ſich zum Glauben an Chriſtum und in
die gantze Heils-Ordnung bringen laſſen) die
hat er auch gerecht gemacht
(denen hat er
die von Chriſto erworbene Gerechtigkeit, da-
von oben cap. 3, 4, u. 5. gehandelt iſt, zuge-
rechnet, als ihr eigen, ihnen ihre Suͤnden
vergeben, und ſie wie zu Gnaden-Kindern, alſo
auch zu Erben der ewigen Seligkeit angenom-
men) und welche er gerecht gemacht, die
hat er auch herrlich gemacht
(wird ſie ſo ge-
wiß herrlich machen, als waͤre es ſchon geſche-
hen.)

Anmerckungen.
1. Alhier ſind wieder drey Stuffen, oder
Stuͤcke, von dem, wie GOtt mit uns Menſchen
im Wercke der Seligkeit verfaͤhret: erſtlich nach
dem aus dem vorigen Vers wiederholten Worte
von der Verordnung, die Berufung: hernach
die Gerechtmachung; und denn die Verherr-
lichung.
2. Die Berufung gehet zwar alhier eigent-
lich auf diejenige, von welchen GOtt vorher geſe-
hen, daß ſie dieſelbe annehmen wuͤrden: und
des Apoſtels Schluß-Rede brachte es nicht an-
ders mit ſich, als daß damit alhier auf dieſelbe
nur eigentlich muſte geſehen werden. Daß aber
die Berufungs-Gnade ſonſt an ſich ſelbſt
allgemein ſey, iſt aus vielen andern Stellen der
Heil. Schrift, ſonderlich aus Jeſ. 65, 2. Ezech.
18, 23. ſqq. 33, 11. Matth. 23, 37. Rom. 10, 21.
1 Tim. 2, 4. 1 Petr. 3, 9. ꝛc. offenbar.
3. Der Gnade und Gabe der Heiligung
wird zwar in dieſen Worten nicht ausdruͤcklich
gedacht: allein ſie lieget in den benenneten uͤbri-
gen drey Stuͤcken; nemlich in der Berufung
und Gerechtmachung, als eine Frucht. Sie
gehoͤret auch in ſo weit mit zur Verherrlichung,
weil dieſe in der vollkommenen und noch dazu
uͤberflieſſenden Reſtitution des verlohrnen Eben-
bildes GOttes mit beſtehet, durch die Heili-
[Spaltenumbruch] gung aber δόξα τοῦ ϑεοῦ, das herrliche Ebenbild
GOttes, deſſen wir nach c. 3, 23. alle erman-
geln, in uns immer mehr und mehr angerichtet
wird. So ſchlieſſet auch die Gerechtmachung
den Glauben in ſich. Der Glaube aber entſte-
het aus der heiligenden Gnade in der Wieder-
geburt, und erweiſet ſich geſchaͤftig in der Erneu-
rung.
V. 31.

Was wollen wir denn weiter ſagen?
(πρὸς ταῦτα, dazu, daß wir den kindlichen Geiſt
empfangen, der in uns das groſſe Gut der Kind-
ſchaft GOttes verſiegelt v. 15. 16. daß wir, als
Kinder, GOttes Erben, und Mit-Erben Chri-
ſti an der ewigen Herrlichkeit ſeyn ſollen v. 17.
daß der H. Geiſt unſerer Schwachheit auf hilft,
und uns mit unausſprechlichen Seufzen vertritt
v. 27. daß uns alle Dinge zum beſten dienen
muͤſſen v. 28. nach dem Grunde der gnaͤdigen
Berufung, Gerechtmachung und Verordnung
in Chriſto v. 29. 30. Was wollen wir nun zu
ſolchen herrlichen Troſt-Gruͤnden ſagen? Die-
ſes koͤnnen und wollen wir ſagen mit aller Glau-
bens-Freudigkeit:) Jſt GOtt (nicht allein
nicht mehr wider uns, ſondern auch dergeſtalt,
als gedacht iſt) fuͤr uns, wer mag wider uns
ſeyn?
(keiner. Kein Menſch und kein boͤſer En-
gel. Siehe von dem, daß GOtt fuͤr uns iſt,
auch Num. 14, 9. Pſalm 46, 8. 56, 12. 118, 6.)

Anmerckungen.
1. Ein herrlicher Troſt fuͤr Angefochtene,
die ſich GOtt als einen geſtrengen Richter vor-
zuſtellen, ſich auch wol vor dem Satan und vor
boͤſen Menſchen ſo ſehr zu fuͤrchten pflegen!
Hinweg mit ſolcher aͤnglichen Furcht! hinweg
von allen ſolchen, welche, obgleich in vieler
Schwachheit, doch in Wahrheit, nach dem
Geiſte wandeln, und daran das Kennzeichen,
daß ſie in Chriſto ſind, und ſie GOtt fuͤr ſich, ja
bey und in ſich haben, in ſich ſelbſt beſitzen.
2. Was wird dir es hingegen helfen, o ar-
mer Menſch, wenn du zwar viele Menſchen,
ſonderlich etliche groſſe, reiche und maͤchtige in
der Welt, auch einen partheyiſchen Richter im
Gerichte fuͤr dich, GOtt aber und zugleich dein
eignes Gewiſſen wider dich haſt! wie bald wird
ſich das Blat wenden!
3. Huͤte dich ja wohl, daß du nicht wider
den ſeyſt, der GOtt fuͤr ſich hat: ſintemal du zu-
gleich wider GOtt ſtreiteſt zum ſchweren, auch wol
ſchnellen, Gericht uͤber dich ſelbſt.
V. 32.

Welcher (ſo gar mit uns iſt, daß er) auch
ſeines eigenen
(und alſo auch eingebohrnen,
einigen, und von allen Gnaden-Kindern, v. 14.
15. 16. unendlich unterſchiedenen) Sohnes
(welcher mit ihm eines goͤttlichen Weſens iſt)
nicht hat verſchonet, (wie im Vorbilde 1 B.
Moſ. 22, 12. vom Abraham in Anſehung des ei-
nigen und ſehr geliebten Sohns, des Jſaacs,
ſtehet) ſondern hat ihn fuͤr uns (und wie fuͤr
uns, alſo auch fuͤr die gantze in dem Sohn ge-
liebte Welt, oder das gantze menſchliche Ge-

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[108/0136] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 8, v. 30-32. Prognoſis, die Vorherſehung: Nun aber werden dieſe und jene u. ſ. w. nicht an Chriſtum glauben. Decretum reprobationis, der Schluß zur ewi- gen Verwerfung: darum ſollen ſie ver- dammet werden. 5. Hier ſehen wir abermal gantz deutlich, daß das Dectetum reprobationis keinesweges abſolutum, ſondern reſpectivum ſey; und daß es alſo bey der ewigen Verdammniß nicht ankom- me auf einen ſolchen unbedingten Rathſchluß, daß dieſe und jene Menſchen nicht ſollen ſelig werden; ſondern auf die muthwillige Verwer- fung, oder Hindanſetzung, der von GOtt zur Se- ligkeit gemachten Ordnung. V. 30. Welche er aber (nach ſeinem Fuͤrſatze, als ſolche, die er nach ſeiner Vorſehung in der Heils-Ordnung erfunden, zur Seligkeit) ver- ordnet hat, die hat er auch (nebſt allen uͤbri- gen) berufen, (und ihnen durch die Berufungs- Gnade die Heils-Ordnung antragen laſſen:) welche er aber berufen hat (und alſo erfun- den, daß ſie der berufenden Gnade Folge gelei- ſtet, und ſich zum Glauben an Chriſtum und in die gantze Heils-Ordnung bringen laſſen) die hat er auch gerecht gemacht (denen hat er die von Chriſto erworbene Gerechtigkeit, da- von oben cap. 3, 4, u. 5. gehandelt iſt, zuge- rechnet, als ihr eigen, ihnen ihre Suͤnden vergeben, und ſie wie zu Gnaden-Kindern, alſo auch zu Erben der ewigen Seligkeit angenom- men) und welche er gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht (wird ſie ſo ge- wiß herrlich machen, als waͤre es ſchon geſche- hen.) Anmerckungen. 1. Alhier ſind wieder drey Stuffen, oder Stuͤcke, von dem, wie GOtt mit uns Menſchen im Wercke der Seligkeit verfaͤhret: erſtlich nach dem aus dem vorigen Vers wiederholten Worte von der Verordnung, die Berufung: hernach die Gerechtmachung; und denn die Verherr- lichung. 2. Die Berufung gehet zwar alhier eigent- lich auf diejenige, von welchen GOtt vorher geſe- hen, daß ſie dieſelbe annehmen wuͤrden: und des Apoſtels Schluß-Rede brachte es nicht an- ders mit ſich, als daß damit alhier auf dieſelbe nur eigentlich muſte geſehen werden. Daß aber die Berufungs-Gnade ſonſt an ſich ſelbſt allgemein ſey, iſt aus vielen andern Stellen der Heil. Schrift, ſonderlich aus Jeſ. 65, 2. Ezech. 18, 23. ſqq. 33, 11. Matth. 23, 37. Rom. 10, 21. 1 Tim. 2, 4. 1 Petr. 3, 9. ꝛc. offenbar. 3. Der Gnade und Gabe der Heiligung wird zwar in dieſen Worten nicht ausdruͤcklich gedacht: allein ſie lieget in den benenneten uͤbri- gen drey Stuͤcken; nemlich in der Berufung und Gerechtmachung, als eine Frucht. Sie gehoͤret auch in ſo weit mit zur Verherrlichung, weil dieſe in der vollkommenen und noch dazu uͤberflieſſenden Reſtitution des verlohrnen Eben- bildes GOttes mit beſtehet, durch die Heili- gung aber δόξα τοῦ ϑεοῦ, das herrliche Ebenbild GOttes, deſſen wir nach c. 3, 23. alle erman- geln, in uns immer mehr und mehr angerichtet wird. So ſchlieſſet auch die Gerechtmachung den Glauben in ſich. Der Glaube aber entſte- het aus der heiligenden Gnade in der Wieder- geburt, und erweiſet ſich geſchaͤftig in der Erneu- rung. V. 31. Was wollen wir denn weiter ſagen? (πρὸς ταῦτα, dazu, daß wir den kindlichen Geiſt empfangen, der in uns das groſſe Gut der Kind- ſchaft GOttes verſiegelt v. 15. 16. daß wir, als Kinder, GOttes Erben, und Mit-Erben Chri- ſti an der ewigen Herrlichkeit ſeyn ſollen v. 17. daß der H. Geiſt unſerer Schwachheit auf hilft, und uns mit unausſprechlichen Seufzen vertritt v. 27. daß uns alle Dinge zum beſten dienen muͤſſen v. 28. nach dem Grunde der gnaͤdigen Berufung, Gerechtmachung und Verordnung in Chriſto v. 29. 30. Was wollen wir nun zu ſolchen herrlichen Troſt-Gruͤnden ſagen? Die- ſes koͤnnen und wollen wir ſagen mit aller Glau- bens-Freudigkeit:) Jſt GOtt (nicht allein nicht mehr wider uns, ſondern auch dergeſtalt, als gedacht iſt) fuͤr uns, wer mag wider uns ſeyn? (keiner. Kein Menſch und kein boͤſer En- gel. Siehe von dem, daß GOtt fuͤr uns iſt, auch Num. 14, 9. Pſalm 46, 8. 56, 12. 118, 6.) Anmerckungen. 1. Ein herrlicher Troſt fuͤr Angefochtene, die ſich GOtt als einen geſtrengen Richter vor- zuſtellen, ſich auch wol vor dem Satan und vor boͤſen Menſchen ſo ſehr zu fuͤrchten pflegen! Hinweg mit ſolcher aͤnglichen Furcht! hinweg von allen ſolchen, welche, obgleich in vieler Schwachheit, doch in Wahrheit, nach dem Geiſte wandeln, und daran das Kennzeichen, daß ſie in Chriſto ſind, und ſie GOtt fuͤr ſich, ja bey und in ſich haben, in ſich ſelbſt beſitzen. 2. Was wird dir es hingegen helfen, o ar- mer Menſch, wenn du zwar viele Menſchen, ſonderlich etliche groſſe, reiche und maͤchtige in der Welt, auch einen partheyiſchen Richter im Gerichte fuͤr dich, GOtt aber und zugleich dein eignes Gewiſſen wider dich haſt! wie bald wird ſich das Blat wenden! 3. Huͤte dich ja wohl, daß du nicht wider den ſeyſt, der GOtt fuͤr ſich hat: ſintemal du zu- gleich wider GOtt ſtreiteſt zum ſchweren, auch wol ſchnellen, Gericht uͤber dich ſelbſt. V. 32. Welcher (ſo gar mit uns iſt, daß er) auch ſeines eigenen (und alſo auch eingebohrnen, einigen, und von allen Gnaden-Kindern, v. 14. 15. 16. unendlich unterſchiedenen) Sohnes (welcher mit ihm eines goͤttlichen Weſens iſt) nicht hat verſchonet, (wie im Vorbilde 1 B. Moſ. 22, 12. vom Abraham in Anſehung des ei- nigen und ſehr geliebten Sohns, des Jſaacs, ſtehet) ſondern hat ihn fuͤr uns (und wie fuͤr uns, alſo auch fuͤr die gantze in dem Sohn ge- liebte Welt, oder das gantze menſchliche Ge- ſchlecht

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/136>, abgerufen am 23.11.2024.