Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 10, v. 8-13. an die Römer. [Spaltenumbruch]
wiß, leicht und gantz richtig vor; und zwar erst-lich remotive, wie der Glaubens-Gerechte nicht spricht, v. 6. 7. und denn positive, wie er spricht, v. 8. u. f. 3. Aus Veranlassung und zur Erläute- rung der Worte in deinem Munde und in deinem Hertzen, redet der Apostel hernach v. 9. 10. von der Bekäntniß des Mundes und von dem Gläuben des Hertzens, als den bey- den zu dem Evangelischen Glaubens-Wege ge- hörigen Haupt-Stücken. V. 9. Denn so du mit deinem Munde (nach V. 10. Denn (um von dem Exempel, welches Anmerckung. Hertz und Mund, Glaube und Be- V. 11. Denn die Schrift (Jes. 28, 16. GOtt V. 12. 13. Es ist hie (im neutestamentlichen Reiche Anmerckungen. 1. Die von Luthero im Anfange des 12ten Verses ausgelassene particula denn beziehet sich auf den vorhergehenden eilften Vers, da der Apostel gesaget, daß pas, ein ieder Glaubiger selig, oder kein Glaubiger zu schanden werde. Welches er nun v. 12. damit erweiset, daß GOTT unter Juden und Heiden keinen Un- terscheid hält. 2. Wir sehen aus allen diesen Aussprü- chen, nemlich v. 4. daß wer an CHristum glaubet, gerecht werde: v. 9. 10. wer an JEsum glaubet, selig werde: v. 11. wer an JEsum glaubet, nicht zu schanden werde: v. 12. 13. wie er reich sey über alle, die ihn anrufen, zur Seligkeit: aus diesem allen sehen wir, sage ich, daß der Rathschluß GOTTes von unserer Seligkeit nicht absolut, sondern also geordnet ist, daß er sich auf die Heils-Ordnung beziehet, und GOtt also nie- mand verwerfen will, als der sich in diese Heils- Ordnung aus eigner Schuld nicht bringen läßt: und folglich auch, daß die jüdische Nation kei- nes weges so schlechthin von GOtt verworfen ist, R 2
Cap. 10, v. 8-13. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
wiß, leicht und gantz richtig vor; und zwar erſt-lich remotive, wie der Glaubens-Gerechte nicht ſpricht, v. 6. 7. und denn poſitive, wie er ſpricht, v. 8. u. f. 3. Aus Veranlaſſung und zur Erlaͤute- rung der Worte in deinem Munde und in deinem Hertzen, redet der Apoſtel hernach v. 9. 10. von der Bekaͤntniß des Mundes und von dem Glaͤuben des Hertzens, als den bey- den zu dem Evangeliſchen Glaubens-Wege ge- hoͤrigen Haupt-Stuͤcken. V. 9. Denn ſo du mit deinem Munde (nach V. 10. Denn (um von dem Exempel, welches Anmerckung. Hertz und Mund, Glaube und Be- V. 11. Denn die Schrift (Jeſ. 28, 16. GOtt V. 12. 13. Es iſt hie (im neuteſtamentlichen Reiche Anmerckungen. 1. Die von Luthero im Anfange des 12ten Verſes ausgelaſſene particula denn beziehet ſich auf den vorhergehenden eilften Vers, da der Apoſtel geſaget, daß πᾶς, ein ieder Glaubiger ſelig, oder kein Glaubiger zu ſchanden werde. Welches er nun v. 12. damit erweiſet, daß GOTT unter Juden und Heiden keinen Un- terſcheid haͤlt. 2. Wir ſehen aus allen dieſen Ausſpruͤ- chen, nemlich v. 4. daß wer an CHriſtum glaubet, gerecht werde: v. 9. 10. wer an JEſum glaubet, ſelig werde: v. 11. wer an JEſum glaubet, nicht zu ſchanden werde: v. 12. 13. wie er reich ſey uͤber alle, die ihn anrufen, zur Seligkeit: aus dieſem allen ſehen wir, ſage ich, daß der Rathſchluß GOTTes von unſerer Seligkeit nicht abſolut, ſondern alſo geordnet iſt, daß er ſich auf die Heils-Ordnung beziehet, und GOtt alſo nie- mand verwerfen will, als der ſich in dieſe Heils- Ordnung aus eigner Schuld nicht bringen laͤßt: und folglich auch, daß die juͤdiſche Nation kei- nes weges ſo ſchlechthin von GOtt verworfen iſt, R 2
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Cap. 10, v. 8-13. an die Roͤmer.
wiß, leicht und gantz richtig vor; und zwar erſt-
lich remotive, wie der Glaubens-Gerechte nicht
ſpricht, v. 6. 7. und denn poſitive, wie er ſpricht,
v. 8. u. f.
3. Aus Veranlaſſung und zur Erlaͤute-
rung der Worte in deinem Munde und in
deinem Hertzen, redet der Apoſtel hernach v.
9. 10. von der Bekaͤntniß des Mundes und
von dem Glaͤuben des Hertzens, als den bey-
den zu dem Evangeliſchen Glaubens-Wege ge-
hoͤrigen Haupt-Stuͤcken.
V. 9.
Denn ſo du mit deinem Munde (nach
der Fuͤlle deines glaͤubigen Hertzens v. 8. Matt.
12, 34. 35. ohne Heucheley Matth. 7, 22. nach
der Wahrheit und aus der Wirckung des Hei-
ligen Geiſtes 1 Cor. 12, 3.) bekenneſt, (Matth.
10, 32. 2 Tim. 2, 12. Hebr. 3, 1. 1 Joh. 4, 2. 3.
2 Joh. v. 7.) JEſum, (Gr. den HErrn JE-
ſum,) daß er der HERR ſey, (wie wahrer
Menſch, alſo auch wahrer GOTT, der JE-
HOVAH, der HERR, der uns erſchaffen und
erloͤſet habe, auch durch ſeinen Heiligen Geiſt
ſich in uns verklaͤren und heiligen wolle: Joh.
13, 13. 1 Cor. 8, 6. Phil. 2, 11. Apoc. 17, 14.
19, 16. Deut. 10, 17.) und glaubeſt in dei-
nem Hertzen (v. 8.) daß ihn GOTT von
den Todten auferwecket hat, (und, wel-
ches die Erweckung voraus ſetzet, daß er von
GOTT zur Menſchwerdung in die Welt ge-
ſandt, und fuͤr unſere Suͤnde zu unſerer Erloͤ-
ſung in den Tod dahin gegeben, aber, um die
Guͤltigkeit ſeines Verſoͤhnungs-Todes zu bezeu-
gen, darinnen nicht gelaſſen ſey,) ſo wirſt du
ſelig, (koͤmmſt bereits alhier im Reiche der
Gnaden nicht allein zum Rechte, ſondern auch,
dem guten Anfange nach, ſchon zum Beſitze der
Seligkeit bey der Kindſchaft in der gewiſſen An-
wartung der voͤlligen Erbſchaft.)
V. 10.
Denn (um von dem Exempel, welches
ein ieglicher Glaͤubiger an ſich hat, auf die all-
gemeine Regul zu kommen,) ſo man von Her-
tzen glaubet, ſo wird man gerecht, und
ſo man (nach ſolchem Glauben des Hertzens
ohne Heucheley) mit dem Munde bekennet,
ſo wird man ſelig, (Gr. mit dem Hertzen
glaubet man zur Gerechtigkeit, und mit dem
Munde leget man eine Bekaͤntniß ab zur Selig-
keit. Welches aber im Verſtande ſelbſt mit
Lutheri Uberſetzung uͤberein koͤmmt. Und ſiehet
der Apoſtel mit den Worten Mund und Hertz
v. 9. 10. zuruͤck auf den 8ten Vers, da er von
dem Wort des Glaubens ſaget, daß es uns na-
he ſey im Munde und im Hertzen.)
Anmerckung.
Hertz und Mund, Glaube und Be-
kaͤntniß, muß zuſammen ſtehen. Denn Glau-
be ohne Bekaͤntniß iſt Menſchen-Furcht. Be-
kaͤntniß ohne Glauben Heucheley. Gar ſchoͤn
ſagt davon David: Jch glaube, darum re-
de ich. Wozu denn das dritte von ſich ſelbſt
koͤmmt: Jch werde aber ſehr geplaget.
Pſalm. 116, 10. 2 Corinth. 4, 13. Siehe auch
1 Pet. 3, 15.
V. 11.
Denn die Schrift (Jeſ. 28, 16. GOtt
in der Schrift, weil GOtt in derſelben redet,)
ſpricht: Wer an ihn (den Meßiam, als
einen Grund-Stein, einen bewehrten Stein,
einen koͤſtlichen Eckſtein, den Haupt-Stein, der
das beyde aus Juden und Heiden beſtehende geiſt-
liche Gebaͤude der Kirchen des Neuen Teſta-
ments in eines zuſammen faſſet,) glaͤubet,
wird nicht zu Schanden (ſondern zur Ge-
rechtigkeit gelangen und zur ewigen Herrlichkeit
erhaben) werden. (nemlich im Gegenſatz auf
das vorhergehende gedoppelte poſitum ἐις δι-
καιοσύνην, ἐις σωτηρίαν v. 10. Siehe oben C.
9, 33.)
V. 12. 13.
Es iſt hie (im neuteſtamentlichen Reiche
des Meßiaͤ) kein Unterſcheid unter Juͤden
und Griechen, (Act. 10, 34. 35. 15, 9. Rom.
1, 4, 16. 3, 12. 1 Cor. 12, 13. Gal. 3, 28. Eph. 2,
14. 15. Col. 3, 11.) Es iſt allzumal ein HErr
(ἀυτὸς, eben derſelbe HErr und Heiland JE-
ſus CHriſtus, 1 Cor. 8, 6. Eph. 4, 5. Siehe
auch Rom. 14, 7-13. Jeſa. 54, 23. Phil. 2, 9.
10. 11.) reich (in der Gnade uͤberflieſſend, al-
ſo, daß wir aus ſeiner Fuͤlle nehmen koͤnnen
Gnade um Gnade, Joh. 1, 16.) uͤber alle,
(Juden und Heiden,) die ihn (mit glaubi-
gen Hertzen im erkanten Mangel eigner Gerech-
tigkeit und Wuͤrdigkeit, um das Geſchencke
ſeiner erworbenen Gerechtigkeit, auch aller uͤ-
brigen Heils-Guͤter und Gnaden-Gaben) an-
ruffen, (Siehe auch Eph. 1, 7. 2, 4. 7. 3, 20.)
denn wer (πᾶς ὅς, ein ieglicher, der) den
Namen des HERRN (JEſu) anrufen
wird, ſoll ſelig werden. (Levit. 2, 32. Act.
2, 21.)
Anmerckungen.
1. Die von Luthero im Anfange des 12ten
Verſes ausgelaſſene particula denn beziehet ſich
auf den vorhergehenden eilften Vers, da der
Apoſtel geſaget, daß πᾶς, ein ieder Glaubiger
ſelig, oder kein Glaubiger zu ſchanden werde.
Welches er nun v. 12. damit erweiſet, daß
GOTT unter Juden und Heiden keinen Un-
terſcheid haͤlt.
2. Wir ſehen aus allen dieſen Ausſpruͤ-
chen, nemlich v. 4. daß wer an CHriſtum
glaubet, gerecht werde: v. 9. 10. wer an
JEſum glaubet, ſelig werde: v. 11. wer
an JEſum glaubet, nicht zu ſchanden
werde: v. 12. 13. wie er reich ſey uͤber alle,
die ihn anrufen, zur Seligkeit: aus dieſem
allen ſehen wir, ſage ich, daß der Rathſchluß
GOTTes von unſerer Seligkeit nicht abſolut,
ſondern alſo geordnet iſt, daß er ſich auf die
Heils-Ordnung beziehet, und GOtt alſo nie-
mand verwerfen will, als der ſich in dieſe Heils-
Ordnung aus eigner Schuld nicht bringen laͤßt:
und folglich auch, daß die juͤdiſche Nation kei-
nes weges ſo ſchlechthin von GOtt verworfen
iſt,
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