Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 10, v. 19-21. c. 11. v. [1]. an die Römer. [Spaltenumbruch]
einer genauen Harmonie stehen: so sind dieWorte vom Reiche der Natur wol mit Fleiß al- so gefasset, daß darunter zugleich die allgemeine Predigt des Evangelii, wie sie zu den Zeiten des Meßiä geschehen würde, mit vorgestellet, und ist darauf hauptsächlich gesehen worden. Denn dieses ist nicht allein aus Pauli Anführung, sondern auch daraus zu schliessen, daß der Apo- stel in eben diesem Psalm gleich darauf v. 8. sqq. ausdrücklich von der herrlichen Eigenschaft und Kraft des Evangelii handelt. Denn ob er wol des Gesetzes gedencket, so siehet man doch wol, daß er dieses Wort und andere dergleichen Worte im weiten Sinne nimmt vom Worte GOttes, und sonderlich vom Evangelio, wenn er unter andern saget, es erquicke die Seele, es sey süsser, als Honig und Honigseim; als welches vom eigentlichen Gesetze nicht gesaget werden kan, als vom Evangelio. 2. Und da im Psalm stehet [fremdsprachliches Material - fehlt] ihre Richtschnur, ihre Regel, und die Griechi- schen Interpretes davor gesetzet hatten o phth[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]g- gos auton, ihr Schall; so hat der Apostel dieses Wort so viel lieber behalten, so viel deut- licher es ist, und so viel besser es sich zu der Ma- terie vom Evangelio schickte, auch beydes wohl zusammen stimmet, daß das göttliche Wort, wenn es erschallet, unsere Regel und Richtschnur ist. So schriebe auch der Apostel an solche, welche des Hebräischen Grund-Texts grösten Theils nicht kundig waren, daher er sich wie sonst, also auch alhier, der ihnen bekanten Griechischen Version bedienet. 3. Von dem aber, daß die Predigt des Evangelii zu Pauli Zeiten sich durchs gantze so weite und breite Römische Reich, ja auch ausser- halb desselben, ausgebreitet hatte, mag man folgende Oerter nachlesen: Röm. 1, 8. 15, 19. Col. 1, 6. 23. nach der von Christo gegebenen Vollmacht, das Evangelium also auszubreiten siehe Matth. 28, 19. Marc. 16, 15. V. 19. Jch sage aber (mache mir selbst noch fer- V. 20. Jesaias aber (als der andere Zeuge in An- V. 21. Zu Jsrael aber (pros für peri) von, wie Das eilfte Capitel. Darinnen bezeuget wird/ wie daß die Verwerfung des Jü- dischen Volcks weder allgemein sey/ noch ohne Aufhören seyn werde/ mit angehengtem Verwunderungs-vollen Beschluß dieser in dem 9ten/ 10ten und 11ten Capitel tractirten Materie. V. 1. [Spaltenumbruch]
SO sage ich nun) komme näher zu der R 3
Cap. 10, v. 19-21. c. 11. v. [1]. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
einer genauen Harmonie ſtehen: ſo ſind dieWorte vom Reiche der Natur wol mit Fleiß al- ſo gefaſſet, daß darunter zugleich die allgemeine Predigt des Evangelii, wie ſie zu den Zeiten des Meßiaͤ geſchehen wuͤrde, mit vorgeſtellet, und iſt darauf hauptſaͤchlich geſehen worden. Denn dieſes iſt nicht allein aus Pauli Anfuͤhrung, ſondern auch daraus zu ſchlieſſen, daß der Apo- ſtel in eben dieſem Pſalm gleich darauf v. 8. ſqq. ausdruͤcklich von der herrlichen Eigenſchaft und Kraft des Evangelii handelt. Denn ob er wol des Geſetzes gedencket, ſo ſiehet man doch wol, daß er dieſes Wort und andere dergleichen Worte im weiten Sinne nimmt vom Worte GOttes, und ſonderlich vom Evangelio, wenn er unter andern ſaget, es erquicke die Seele, es ſey ſuͤſſer, als Honig und Honigſeim; als welches vom eigentlichen Geſetze nicht geſaget werden kan, als vom Evangelio. 2. Und da im Pſalm ſtehet [fremdsprachliches Material – fehlt] ihre Richtſchnur, ihre Regel, und die Griechi- ſchen Interpretes davor geſetzet hatten ὁ φϑ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]γ- γος ἀυτῶν, ihr Schall; ſo hat der Apoſtel dieſes Wort ſo viel lieber behalten, ſo viel deut- licher es iſt, und ſo viel beſſer es ſich zu der Ma- terie vom Evangelio ſchickte, auch beydes wohl zuſammen ſtimmet, daß das goͤttliche Wort, wenn es erſchallet, unſere Regel und Richtſchnur iſt. So ſchriebe auch der Apoſtel an ſolche, welche des Hebraͤiſchen Grund-Texts groͤſten Theils nicht kundig waren, daher er ſich wie ſonſt, alſo auch alhier, der ihnen bekanten Griechiſchen Verſion bedienet. 3. Von dem aber, daß die Predigt des Evangelii zu Pauli Zeiten ſich durchs gantze ſo weite und breite Roͤmiſche Reich, ja auch auſſer- halb deſſelben, ausgebreitet hatte, mag man folgende Oerter nachleſen: Roͤm. 1, 8. 15, 19. Col. 1, 6. 23. nach der von Chriſto gegebenen Vollmacht, das Evangelium alſo auszubreiten ſiehe Matth. 28, 19. Marc. 16, 15. V. 19. Jch ſage aber (mache mir ſelbſt noch fer- V. 20. Jeſaias aber (als der andere Zeuge in An- V. 21. Zu Jſrael aber (πρὸς fuͤr περὶ) von, wie Das eilfte Capitel. Darinnen bezeuget wird/ wie daß die Verwerfung des Juͤ- diſchen Volcks weder allgemein ſey/ noch ohne Aufhoͤren ſeyn werde/ mit angehengtem Verwunderungs-vollen Beſchluß dieſer in dem 9ten/ 10ten und 11ten Capitel tractirten Materie. V. 1. [Spaltenumbruch]
SO ſage ich nun) komme naͤher zu der R 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0161" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 10, v. 19-21. c. 11. v. <supplied>1</supplied>. an die Roͤmer.</hi></fw><lb/><cb/> einer genauen Harmonie ſtehen: ſo ſind die<lb/> Worte vom Reiche der Natur wol mit Fleiß al-<lb/> ſo gefaſſet, daß darunter zugleich die allgemeine<lb/> Predigt des Evangelii, wie ſie zu den Zeiten des<lb/> Meßiaͤ geſchehen wuͤrde, mit vorgeſtellet, und<lb/> iſt darauf hauptſaͤchlich geſehen worden. Denn<lb/> dieſes iſt nicht allein aus Pauli Anfuͤhrung,<lb/> ſondern auch daraus zu ſchlieſſen, daß der Apo-<lb/> ſtel in eben dieſem Pſalm gleich darauf v. 8. <hi rendition="#aq">ſqq.</hi><lb/> ausdruͤcklich von der herrlichen Eigenſchaft und<lb/> Kraft des Evangelii handelt. Denn ob er wol<lb/> des Geſetzes gedencket, ſo ſiehet man doch wol,<lb/> daß er dieſes Wort und andere dergleichen<lb/> Worte im weiten Sinne nimmt vom Worte<lb/> GOttes, und ſonderlich vom Evangelio, wenn<lb/> er unter andern ſaget, es <hi rendition="#fr">erquicke die Seele,<lb/> es ſey ſuͤſſer, als Honig und Honigſeim;</hi> als<lb/> welches vom eigentlichen Geſetze nicht geſaget<lb/> werden kan, als vom Evangelio.</item><lb/> <item>2. Und da im Pſalm ſtehet <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> <hi rendition="#fr">ihre<lb/> Richtſchnur, ihre Regel,</hi> und die Griechi-<lb/> ſchen <hi rendition="#aq">Interpretes</hi> davor geſetzet hatten ὁ φϑ<foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="chars"/></foreign>γ-<lb/> γος ἀυτῶν, <hi rendition="#fr">ihr Schall;</hi> ſo hat der Apoſtel<lb/> dieſes Wort ſo viel lieber behalten, ſo viel deut-<lb/> licher es iſt, und ſo viel beſſer es ſich zu der Ma-<lb/> terie vom Evangelio ſchickte, auch beydes wohl<lb/> zuſammen ſtimmet, daß das goͤttliche Wort,<lb/> wenn es <hi rendition="#fr">erſchallet,</hi> unſere <hi rendition="#fr">Regel</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Richtſchnur</hi> iſt. So ſchriebe auch der Apoſtel<lb/> an ſolche, welche des Hebraͤiſchen Grund-Texts<lb/> groͤſten Theils nicht kundig waren, daher er ſich<lb/> wie ſonſt, alſo auch alhier, der ihnen bekanten<lb/> Griechiſchen <hi rendition="#aq">Verſion</hi> bedienet.</item><lb/> <item>3. Von dem aber, daß die Predigt des<lb/> Evangelii zu Pauli Zeiten ſich durchs gantze ſo<lb/> weite und breite Roͤmiſche Reich, ja auch auſſer-<lb/> halb deſſelben, ausgebreitet hatte, mag man<lb/> folgende Oerter nachleſen: Roͤm. 1, 8. 15, 19.<lb/> Col. 1, 6. 23. nach der von Chriſto gegebenen<lb/> Vollmacht, das Evangelium alſo auszubreiten<lb/> ſiehe Matth. 28, 19. Marc. 16, 15.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 19.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Jch ſage aber</hi> (mache mir ſelbſt noch fer-<lb/> ner den Einwurf, den mir etwa iemand auſſer<lb/> dem v. 18. machen koͤnte) <hi rendition="#fr">hat es Jſrael nicht<lb/> erkannt</hi>) und nicht erkennen koͤnnen, nemlich,<lb/><cb/> daß auch die Heiden zum Reiche des Meßiaͤ be-<lb/> rufen werden ſolten, und daß keiner, der an<lb/> Chriſtum glaͤuben wuͤrde, ſolte zu ſchanden wer-<lb/> den, nach v. 11. 12 13. Ja freylich:) <hi rendition="#fr">der erſte<lb/> Moſes ſpricht</hi> (Moſes ſpricht zuerſt davon,<lb/> leget zuvorderſt ein Zeugniß davon ab 5 B. Moſ.<lb/> 32, 21.) <hi rendition="#fr">Jch will euch eifern machen uͤber<lb/> dem, das nicht mein Volck iſt, und uͤber ei-<lb/> nem unverſtaͤndigen Volck will ich euch<lb/> erzuͤrnen</hi> (ich will mich mit dem Evangelio zu<lb/> den Heiden wenden; zu den Heiden, welche von<lb/> euch Juͤden fuͤr unverſtaͤndige Voͤlcker gehalten<lb/> werden: zu denen will ich mich wenden, und<lb/> will, mit Verſtoſſung der Juͤden, ſie mir gleich-<lb/> ſam zur geiſtlichen Ehe nehmen; da denn noch<lb/> manche den Heiden ſolche Seligkeit nicht allein<lb/> laſſen, ſondern ſich auch im Glauben wieder zu<lb/> mir halten und ſo der Seligkeit werden mit theil-<lb/> haftig werden. Siehe c. 9, 11.)</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 20.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Jeſaias aber</hi> (als der andere Zeuge in An-<lb/> ſehung Moſis, als des erſten v. 19.) <hi rendition="#fr">darf wol<lb/> ſagen</hi>) redet von dem Beruf und von der Be-<lb/> kehrung der Heiden noch freyer c. 65, 1.) <hi rendition="#fr">Jch<lb/> bin erfunden von denen, die mich nicht<lb/> geſuchet haben: und bin erſchienen denen,<lb/> die nicht nach mir gefraget haben</hi> (zum<lb/> Zeugniß, wie wenig ſich die Menſchen bey mir<lb/> um ihr Heil ſelbſt verdienet machen; und wie<lb/> geſchaͤftig meine Gnade ſey, ihnen zuvor zu kom-<lb/> men, und ſie zu mir zu ziehen.)</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 21.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Zu Jſrael aber</hi> (πρὸς fuͤr περὶ) <hi rendition="#fr">von,</hi> wie<lb/> Hebr. 1, 7. oder <hi rendition="#fr">wider,</hi> wie ſonſt oͤfter) <hi rendition="#fr">ſpricht<lb/> er</hi> (gleich darauf v. 2.) <hi rendition="#fr">den gantzen Tag</hi> (mit<lb/> vielem Anhalten und mit groſſer Geduld) <hi rendition="#fr">habe<lb/> ich meine Haͤnde ausgeſtrecket</hi> (um ſie aus<lb/> der Grube ihres Verderbens gleichſam mit Sei-<lb/> len der Liebe heraus zu ziehen: ingleichen: um<lb/> ſie herzu zu rufen, ihnen zu wincken, und ſie gleich-<lb/> ſam zu bitten und zu flehen, daß ſie kommen<lb/> moͤchten:) <hi rendition="#fr">zu dem Volck, das ihm nicht ſa-<lb/> gen laͤßt und widerſpricht</hi> (und alſo an ſei-<lb/> ner Verſtockung und Verwerfung ſelbſt Schuld<lb/> iſt, wie Pharas an der ſeinigen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das eilfte Capitel.<lb/> Darinnen bezeuget wird/ wie daß die Verwerfung des Juͤ-<lb/> diſchen Volcks weder allgemein ſey/ noch ohne Aufhoͤren ſeyn werde/<lb/> mit angehengtem Verwunderungs-vollen Beſchluß dieſer in<lb/> dem 9ten/ 10ten und 11ten Capitel tractirten<lb/> Materie.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>V. 1.</head><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#in">S</hi><hi rendition="#fr">O ſage ich nun</hi>) komme naͤher zu<lb/> meinem Vorhaben, welches iſt,<lb/> zu zeigen, daß zwar GOtt das<lb/> Juͤdiſche Volck um ihres Un-<lb/> glaubens und ihrer ſich dadurch<lb/><cb/> zugezogenen eignen Verſtockung willen verftoſ-<lb/> ſen habe, und dafuͤr die Heiden zum Reiche des<lb/> Meßiaͤ berufen laſſen; dieſe Verſtoſſung aber<lb/> doch weder itzo allgemein ſey, noch aufs kuͤnfti-<lb/> ge beſtaͤndig ſeyn, ſondern noch wieder eine Zeit<lb/> <fw place="bottom" type="sig">R 3</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0161]
Cap. 10, v. 19-21. c. 11. v. 1. an die Roͤmer.
einer genauen Harmonie ſtehen: ſo ſind die
Worte vom Reiche der Natur wol mit Fleiß al-
ſo gefaſſet, daß darunter zugleich die allgemeine
Predigt des Evangelii, wie ſie zu den Zeiten des
Meßiaͤ geſchehen wuͤrde, mit vorgeſtellet, und
iſt darauf hauptſaͤchlich geſehen worden. Denn
dieſes iſt nicht allein aus Pauli Anfuͤhrung,
ſondern auch daraus zu ſchlieſſen, daß der Apo-
ſtel in eben dieſem Pſalm gleich darauf v. 8. ſqq.
ausdruͤcklich von der herrlichen Eigenſchaft und
Kraft des Evangelii handelt. Denn ob er wol
des Geſetzes gedencket, ſo ſiehet man doch wol,
daß er dieſes Wort und andere dergleichen
Worte im weiten Sinne nimmt vom Worte
GOttes, und ſonderlich vom Evangelio, wenn
er unter andern ſaget, es erquicke die Seele,
es ſey ſuͤſſer, als Honig und Honigſeim; als
welches vom eigentlichen Geſetze nicht geſaget
werden kan, als vom Evangelio.
2. Und da im Pſalm ſtehet _ ihre
Richtſchnur, ihre Regel, und die Griechi-
ſchen Interpretes davor geſetzet hatten ὁ φϑ_ γ-
γος ἀυτῶν, ihr Schall; ſo hat der Apoſtel
dieſes Wort ſo viel lieber behalten, ſo viel deut-
licher es iſt, und ſo viel beſſer es ſich zu der Ma-
terie vom Evangelio ſchickte, auch beydes wohl
zuſammen ſtimmet, daß das goͤttliche Wort,
wenn es erſchallet, unſere Regel und
Richtſchnur iſt. So ſchriebe auch der Apoſtel
an ſolche, welche des Hebraͤiſchen Grund-Texts
groͤſten Theils nicht kundig waren, daher er ſich
wie ſonſt, alſo auch alhier, der ihnen bekanten
Griechiſchen Verſion bedienet.
3. Von dem aber, daß die Predigt des
Evangelii zu Pauli Zeiten ſich durchs gantze ſo
weite und breite Roͤmiſche Reich, ja auch auſſer-
halb deſſelben, ausgebreitet hatte, mag man
folgende Oerter nachleſen: Roͤm. 1, 8. 15, 19.
Col. 1, 6. 23. nach der von Chriſto gegebenen
Vollmacht, das Evangelium alſo auszubreiten
ſiehe Matth. 28, 19. Marc. 16, 15.
V. 19.
Jch ſage aber (mache mir ſelbſt noch fer-
ner den Einwurf, den mir etwa iemand auſſer
dem v. 18. machen koͤnte) hat es Jſrael nicht
erkannt) und nicht erkennen koͤnnen, nemlich,
daß auch die Heiden zum Reiche des Meßiaͤ be-
rufen werden ſolten, und daß keiner, der an
Chriſtum glaͤuben wuͤrde, ſolte zu ſchanden wer-
den, nach v. 11. 12 13. Ja freylich:) der erſte
Moſes ſpricht (Moſes ſpricht zuerſt davon,
leget zuvorderſt ein Zeugniß davon ab 5 B. Moſ.
32, 21.) Jch will euch eifern machen uͤber
dem, das nicht mein Volck iſt, und uͤber ei-
nem unverſtaͤndigen Volck will ich euch
erzuͤrnen (ich will mich mit dem Evangelio zu
den Heiden wenden; zu den Heiden, welche von
euch Juͤden fuͤr unverſtaͤndige Voͤlcker gehalten
werden: zu denen will ich mich wenden, und
will, mit Verſtoſſung der Juͤden, ſie mir gleich-
ſam zur geiſtlichen Ehe nehmen; da denn noch
manche den Heiden ſolche Seligkeit nicht allein
laſſen, ſondern ſich auch im Glauben wieder zu
mir halten und ſo der Seligkeit werden mit theil-
haftig werden. Siehe c. 9, 11.)
V. 20.
Jeſaias aber (als der andere Zeuge in An-
ſehung Moſis, als des erſten v. 19.) darf wol
ſagen) redet von dem Beruf und von der Be-
kehrung der Heiden noch freyer c. 65, 1.) Jch
bin erfunden von denen, die mich nicht
geſuchet haben: und bin erſchienen denen,
die nicht nach mir gefraget haben (zum
Zeugniß, wie wenig ſich die Menſchen bey mir
um ihr Heil ſelbſt verdienet machen; und wie
geſchaͤftig meine Gnade ſey, ihnen zuvor zu kom-
men, und ſie zu mir zu ziehen.)
V. 21.
Zu Jſrael aber (πρὸς fuͤr περὶ) von, wie
Hebr. 1, 7. oder wider, wie ſonſt oͤfter) ſpricht
er (gleich darauf v. 2.) den gantzen Tag (mit
vielem Anhalten und mit groſſer Geduld) habe
ich meine Haͤnde ausgeſtrecket (um ſie aus
der Grube ihres Verderbens gleichſam mit Sei-
len der Liebe heraus zu ziehen: ingleichen: um
ſie herzu zu rufen, ihnen zu wincken, und ſie gleich-
ſam zu bitten und zu flehen, daß ſie kommen
moͤchten:) zu dem Volck, das ihm nicht ſa-
gen laͤßt und widerſpricht (und alſo an ſei-
ner Verſtockung und Verwerfung ſelbſt Schuld
iſt, wie Pharas an der ſeinigen.
Das eilfte Capitel.
Darinnen bezeuget wird/ wie daß die Verwerfung des Juͤ-
diſchen Volcks weder allgemein ſey/ noch ohne Aufhoͤren ſeyn werde/
mit angehengtem Verwunderungs-vollen Beſchluß dieſer in
dem 9ten/ 10ten und 11ten Capitel tractirten
Materie.
V. 1.
SO ſage ich nun) komme naͤher zu
meinem Vorhaben, welches iſt,
zu zeigen, daß zwar GOtt das
Juͤdiſche Volck um ihres Un-
glaubens und ihrer ſich dadurch
zugezogenen eignen Verſtockung willen verftoſ-
ſen habe, und dafuͤr die Heiden zum Reiche des
Meßiaͤ berufen laſſen; dieſe Verſtoſſung aber
doch weder itzo allgemein ſey, noch aufs kuͤnfti-
ge beſtaͤndig ſeyn, ſondern noch wieder eine Zeit
der
R 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |