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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Vorrede, oder Vorbericht
[Spaltenumbruch] und Wandel nöthig ist: da doch die
rechte Application bey der gratia
medicinali
und forensi allemal ihr
Gleich-Gewicht halten muß/ also
daß man nach dem Evangelio, welches
seinen Grund in der wesentlichen Ei-
genschaft GOttes/ der Gnade und
Liebe hat/ vor GOTT wandele
zuversichtlich, und/ nach dem/ in
dessen Gerechtigkeit und Heiligkeit
gegründeten/ Gesetze aufrichtig und
heiliglich; und folglich in würcklicher
Ubung eines so wenig von dem an-
dern trenne/ als die gedachten we-
sentlichen Eigenschaften GOttes in
GOtt sich von einander scheiden
lassen.

§. XI.

Eine solche Beschaffenheit hat
es/ geliebter Leser/ mit dem Apostoli-
schen Lichte
und Rechte, darauf ich
zur richtigen und erbaulichen Erklä-
rung bey dem Titel dieses Buchs
mein Absehen gerichtet habe. Nun
kan ich leichtlich erachten/ daß man-
cher fragen wird/ wie es um die vor
mehrern Jahren edirten Lateini-
schen
Commentarios über die Briefe
Petri und Johannis stehe; ob sie hier
verteutschet mit inseriret seynd/ oder
nicht? Ob nun wol diese Frage aus
der Gegeneinan der haltung jener La-
teinischen/ und dieser Teutschen Ab-
handelung schon an sich selbst ihre
Beantwortung hat; so will ich es
doch zum voraus kürtzlich anzeigen.
Daß diese Teutsche Tractation weder
in einer Ubersetzung/ noch in einer
blossen/ und nur etwas anders ein-
gerichteten/ Wiederholung bestehe/
das kan man leichtlich aus dem gros-
sem Unterscheide der Quantitaet er-
kennen; sintemal die gegenwärtige
Abhandelung nicht viel über den
fünften Theil von jener ausmachet;
sonst aber/ wo sie jener gleich wäre/
mehr als die Helfte dieses gantzen
Wercks ausmachen müste. Es
[Spaltenumbruch] wird demnach der Leser/ welchem
meine geringe Schriften nicht miß-
fällig sind/ sich der gedoppelten/ als
gantz unterschiedenen/ Arbeit gar
füglich bedienen können: wie denn
zu dem Ende der schon vor einiger
Zeit abgegangene Commentarius
Petrinus
nechstens wird wieder edi-
r
et werden. Jch blieb zwar/ als
ich die Teutsche Arbeit anfing/ vor-
habens/ die Lateinische Commenta-
tion
über mehrere Briefe also zu
continuiren/ als in der gedachten
der Anfang gemachet ist: allein das
wird nunmehro wol nicht geschehen/
auch nicht eben so nöthig seyn; son-
dern dagegen habe ich mir/ wenn
ich lebe und gesund bleibe/ nach
GOttes Willen eine andere exege-
ti
sche Arbeit über das alte Testa-
ment
vorgenommen: wie bald mit
mehrern soll gedacht werden.

§. XII.

Was die Verfertigung dieses
Wercks betrift/ so fällt sie zwar ei-
gentlich in diese letztern Jahre: aber
sie ist doch dabey auch eine Frucht
anderer exegetischer Arbeit von 20.
und mehrern Jahren her: damit es
folgende Veranlassung und Be-
schaffenheit hat: Es sind nunmehro
eben volle 40. Jahre/ da ich studi-
r
ens halber auf die Vniversität nach
Leipzig zog. Kaum war ich daselbst
angekommen/ als ich von unserm in
GOtt ruhenden und hochverdien-
ten Professore, Augusto Hermanno Fran-
ckio,
damaligen Magistro legente,
vermöge einer von meinem seligen
Bruder an ihn geschehenen Recom-
mendation,
auf seine Stube genom-
men/ und von ihm/ unter anderer
guter Anweisung/ sonderlich zum
studio exegetico angeführet wurde.
Und als mir zu dem Ende die Exco-
lir
ung der Grund-Sprachen ange-
priesen/ und insonderheit die drey
Bücher der drey berühmten Män-

ner/

Vorrede, oder Vorbericht
[Spaltenumbruch] und Wandel noͤthig iſt: da doch die
rechte Application bey der gratia
medicinali
und forenſi allemal ihr
Gleich-Gewicht halten muß/ alſo
daß man nach dem Evangelio, welches
ſeinen Grund in der weſentlichen Ei-
genſchaft GOttes/ der Gnade und
Liebe hat/ vor GOTT wandele
zuverſichtlich, und/ nach dem/ in
deſſen Gerechtigkeit und Heiligkeit
gegruͤndeten/ Geſetze aufrichtig und
heiliglich; und folglich in wuͤrcklicher
Ubung eines ſo wenig von dem an-
dern trenne/ als die gedachten we-
ſentlichen Eigenſchaften GOttes in
GOtt ſich von einander ſcheiden
laſſen.

§. XI.

Eine ſolche Beſchaffenheit hat
es/ geliebter Leſer/ mit dem Apoſtoli-
ſchen Lichte
und Rechte, darauf ich
zur richtigen und erbaulichen Erklaͤ-
rung bey dem Titel dieſes Buchs
mein Abſehen gerichtet habe. Nun
kan ich leichtlich erachten/ daß man-
cher fragen wird/ wie es um die vor
mehrern Jahren edirten Lateini-
ſchen
Commentarios uͤber die Briefe
Petri und Johannis ſtehe; ob ſie hier
verteutſchet mit inſeriret ſeynd/ oder
nicht? Ob nun wol dieſe Frage aus
der Gegeneinan der haltung jener La-
teiniſchen/ und dieſer Teutſchen Ab-
handelung ſchon an ſich ſelbſt ihre
Beantwortung hat; ſo will ich es
doch zum voraus kuͤrtzlich anzeigen.
Daß dieſe Teutſche Tractation weder
in einer Uberſetzung/ noch in einer
bloſſen/ und nur etwas anders ein-
gerichteten/ Wiederholung beſtehe/
das kan man leichtlich aus dem groſ-
ſem Unterſcheide der Quantitæt er-
kennen; ſintemal die gegenwaͤrtige
Abhandelung nicht viel uͤber den
fuͤnften Theil von jener ausmachet;
ſonſt aber/ wo ſie jener gleich waͤre/
mehr als die Helfte dieſes gantzen
Wercks ausmachen muͤſte. Es
[Spaltenumbruch] wird demnach der Leſer/ welchem
meine geringe Schriften nicht miß-
faͤllig ſind/ ſich der gedoppelten/ als
gantz unterſchiedenen/ Arbeit gar
fuͤglich bedienen koͤnnen: wie denn
zu dem Ende der ſchon vor einiger
Zeit abgegangene Commentarius
Petrinus
nechſtens wird wieder edi-
r
et werden. Jch blieb zwar/ als
ich die Teutſche Arbeit anfing/ vor-
habens/ die Lateiniſche Commenta-
tion
uͤber mehrere Briefe alſo zu
continuiren/ als in der gedachten
der Anfang gemachet iſt: allein das
wird nunmehro wol nicht geſchehen/
auch nicht eben ſo noͤthig ſeyn; ſon-
dern dagegen habe ich mir/ wenn
ich lebe und geſund bleibe/ nach
GOttes Willen eine andere exege-
ti
ſche Arbeit uͤber das alte Teſta-
ment
vorgenommen: wie bald mit
mehrern ſoll gedacht werden.

§. XII.

Was die Verfertigung dieſes
Wercks betrift/ ſo faͤllt ſie zwar ei-
gentlich in dieſe letztern Jahre: aber
ſie iſt doch dabey auch eine Frucht
anderer exegetiſcher Arbeit von 20.
und mehrern Jahren her: damit es
folgende Veranlaſſung und Be-
ſchaffenheit hat: Es ſind nunmehro
eben volle 40. Jahre/ da ich ſtudi-
r
ens halber auf die Vniverſitaͤt nach
Leipzig zog. Kaum war ich daſelbſt
angekommen/ als ich von unſerm in
GOtt ruhenden und hochverdien-
ten Profeſſore, Auguſto Hermanno Fran-
ckio,
damaligen Magiſtro legente,
vermoͤge einer von meinem ſeligen
Bruder an ihn geſchehenen Recom-
mendation,
auf ſeine Stube genom-
men/ und von ihm/ unter anderer
guter Anweiſung/ ſonderlich zum
ſtudio exegetico angefuͤhret wurde.
Und als mir zu dem Ende die Exco-
lir
ung der Grund-Sprachen ange-
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Buͤcher der drey beruͤhmten Maͤn-

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[0020] Vorrede, oder Vorbericht und Wandel noͤthig iſt: da doch die rechte Application bey der gratia medicinali und forenſi allemal ihr Gleich-Gewicht halten muß/ alſo daß man nach dem Evangelio, welches ſeinen Grund in der weſentlichen Ei- genſchaft GOttes/ der Gnade und Liebe hat/ vor GOTT wandele zuverſichtlich, und/ nach dem/ in deſſen Gerechtigkeit und Heiligkeit gegruͤndeten/ Geſetze aufrichtig und heiliglich; und folglich in wuͤrcklicher Ubung eines ſo wenig von dem an- dern trenne/ als die gedachten we- ſentlichen Eigenſchaften GOttes in GOtt ſich von einander ſcheiden laſſen. §. XI. Eine ſolche Beſchaffenheit hat es/ geliebter Leſer/ mit dem Apoſtoli- ſchen Lichte und Rechte, darauf ich zur richtigen und erbaulichen Erklaͤ- rung bey dem Titel dieſes Buchs mein Abſehen gerichtet habe. Nun kan ich leichtlich erachten/ daß man- cher fragen wird/ wie es um die vor mehrern Jahren edirten Lateini- ſchen Commentarios uͤber die Briefe Petri und Johannis ſtehe; ob ſie hier verteutſchet mit inſeriret ſeynd/ oder nicht? Ob nun wol dieſe Frage aus der Gegeneinan der haltung jener La- teiniſchen/ und dieſer Teutſchen Ab- handelung ſchon an ſich ſelbſt ihre Beantwortung hat; ſo will ich es doch zum voraus kuͤrtzlich anzeigen. Daß dieſe Teutſche Tractation weder in einer Uberſetzung/ noch in einer bloſſen/ und nur etwas anders ein- gerichteten/ Wiederholung beſtehe/ das kan man leichtlich aus dem groſ- ſem Unterſcheide der Quantitæt er- kennen; ſintemal die gegenwaͤrtige Abhandelung nicht viel uͤber den fuͤnften Theil von jener ausmachet; ſonſt aber/ wo ſie jener gleich waͤre/ mehr als die Helfte dieſes gantzen Wercks ausmachen muͤſte. Es wird demnach der Leſer/ welchem meine geringe Schriften nicht miß- faͤllig ſind/ ſich der gedoppelten/ als gantz unterſchiedenen/ Arbeit gar fuͤglich bedienen koͤnnen: wie denn zu dem Ende der ſchon vor einiger Zeit abgegangene Commentarius Petrinus nechſtens wird wieder edi- ret werden. Jch blieb zwar/ als ich die Teutſche Arbeit anfing/ vor- habens/ die Lateiniſche Commenta- tion uͤber mehrere Briefe alſo zu continuiren/ als in der gedachten der Anfang gemachet iſt: allein das wird nunmehro wol nicht geſchehen/ auch nicht eben ſo noͤthig ſeyn; ſon- dern dagegen habe ich mir/ wenn ich lebe und geſund bleibe/ nach GOttes Willen eine andere exege- tiſche Arbeit uͤber das alte Teſta- ment vorgenommen: wie bald mit mehrern ſoll gedacht werden. §. XII. Was die Verfertigung dieſes Wercks betrift/ ſo faͤllt ſie zwar ei- gentlich in dieſe letztern Jahre: aber ſie iſt doch dabey auch eine Frucht anderer exegetiſcher Arbeit von 20. und mehrern Jahren her: damit es folgende Veranlaſſung und Be- ſchaffenheit hat: Es ſind nunmehro eben volle 40. Jahre/ da ich ſtudi- rens halber auf die Vniverſitaͤt nach Leipzig zog. Kaum war ich daſelbſt angekommen/ als ich von unſerm in GOtt ruhenden und hochverdien- ten Profeſſore, Auguſto Hermanno Fran- ckio, damaligen Magiſtro legente, vermoͤge einer von meinem ſeligen Bruder an ihn geſchehenen Recom- mendation, auf ſeine Stube genom- men/ und von ihm/ unter anderer guter Anweiſung/ ſonderlich zum ſtudio exegetico angefuͤhret wurde. Und als mir zu dem Ende die Exco- lirung der Grund-Sprachen ange- prieſen/ und inſonderheit die drey Buͤcher der drey beruͤhmten Maͤn- ner/

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/20>, abgerufen am 21.11.2024.