[Spaltenumbruch]
ren Grund hat, nachdem er sie uns mit seinem Versöhnungs-Tode so theuer erworben.)
V. 5.
Daß ihr seyd durch ihn (en auto, in ihm, von ihm und in der Vereinigung und Gemein- schaft mit ihm) an allen (euch zur Seligkeit nö- thigen) Stücken (und Heils-Gütern) reich gemachet (die ihr von Natur arm, nackt und bloß waret 2 Cor. 8, 19.) an aller Lehre (en panti logo, an allem Worte, an allem Vor- trage des Worts, da ich anderthalb Jahr bey euch geblieben, und euch in allen Stücken un- terrichtet habe Act. 18, 11. also, daß ich euch nichts verhalten, das ich euch nicht verkündiget hätte, und euch gelehret öffentlich und sonderlich, wie zu Ephesus c. 20, 20. 27. also auch bey euch: Wie ihr denn auch daher mit einem besondern Reichthum der Gnaden-Gaben zur Handlung des Worts unter euch selbst seyd beseliget wor- den) und in aller Erkäntniß (welche aus dem Vortrage des Worts entstanden, und in der Ordnung der Erfahrung eine göttliche Gewiß- heit mit sich führet, und also von derjenigen bloß buchstäblichen Wissenschaft, die ihr vor dem zum theil im Judenthum gehabt habet, und da- von unter andern Röm. 2, 17. sqq. gehandelt wird, gar weit unterschieden ist. Siehe auch Rom. 15, 14. Col. 1, 9.)
V. 6.
Wie denn die Predigt (marturion, das Zeugniß, wodurch GOtt seinen Rath von eu- rer Seligkeit euch bezeuget und kund thun lassen) von Christo (seiner Person, seinem Mittler- Amte und seinen unterschiedenen Ständen, und von allem dem, was mit der Lehre von Christo, als dem Mittel-Puncte der gantzen Christlichen Religion, verbunden ist) in euch kräftig wor- den ist (seine Kraft, die es zur Seligkeit hat Röm. 1, 16. in und an euch erwiesen: und zwar theils innerlich durch die Wirckung und Ver- stegelung des Heiligen Geistes in der Entzün- dung und Vermehrung des wahren Glaubens; theils äusserlich durch viele Wunder-Wercke, die unter euch geschehen, nicht weniger auch durch die ausserordentlichen Gnaden-Gaben, womit GOtt seinen Namen unter euch verherr- lichet hat. Siehe c. 12. 14. auch Act. 10, 44. 11, 15. etc.)
V. 7.
Also daß ihr keinen Mangel habet an irgend einer Gabe (kharismati, Gnaden-Ga- be, so wol der ordentlichen, zur Heiligung gehö- rigen, als der ausserordentlichen, womit GOtt die gepflantzte Kirche zu ihrer Bevestigung beseli- get; nach c. 12. 14.) und wartet nur auf die Offenbarung unsers HErrn JEsu Christi (nachdem ihr zum Reiche der Gnaden im Ge- nuß so vieler Heils-Güter gelanget, und diese nur als Erstlinge von einer bevorstehenden sehr reichen Erndte empfangen habet, so wartet ihr nun auf diese im Reiche der Herrlichkeit, um durch einen seligen Tod dahin versetzet zu wer- [Spaltenumbruch]
den. Siehe auch Röm. 8, 18. 23. Phil. 3, 20. Col. 3, 3. 4. Tit. 2, 13.)
V. 8.
Welcher euch wird vest behalten bis ans Ende (sintemal es nicht so wol auf den An- fang, als auf die Beharrung ankömmt Matth. 24, 13 und denen mit Beharrung Uberwinden- den die Crone des Lebens verheissen ist Apoc. 2, 7. etc. Diese Bevestigung auch durch die Stär- ckung und Versiegelung des Heiligen Geistes leichtlich zu erhalten ist, 2 Cor. 1, 21. Phil. 1, 6. 10. 1 Pet. 1, 5. 5, 10. Joh. 10, 28. 29.) daß ihr unsträflich (als eine geschmückte Braut zu- bereitet Apoc. 19, 7. 8. Eph. 5, 27. Col. 1, 22. 1 Thess. 3, 13. 4, 16. 5, 23. etc.) seyd auf den Tag (den Gerichts-Tag, der auch nach der al- hier im Reiche der Gnaden geschehenen Verlo- bung ein rechter Hochzeits-Tag für die Gläubi- gen seyn wird: als an welchem der Heiland seine Braut in die Wohnungen seines himmlischen Vaters einführet. Und also ist dieses so viel, als wenn Johannes saget: Kindlein, bleibet bey ihm, auf daß wir Freudigkeit haben, und nicht zu schanden werden vor ihm in seiner Zukunft. 1 Joh. 2, 28.)
V. 9.
Denn GOtt ist getreu (euch so wol zu bewahren, und in euch das gute Werck zu vollen- den, als er es in euch angefangen hat) durch welchen ihr berufen seyd (daß also die durch Menschen geschehene Berufung in der That eine göttliche Berufung ist) zur Gemeinschaft sei- nes Sohns JEsu Christi unsers HErrn (welches ein herrlicher terminus ad quem, ein herrliches Ziel ist, worauf die Berufung gehet. Welches einen so viel mehr bewegen soll, sich vom Verderben und darinnen von der unseligen Gemeinschaft des Satans abrufen zu lassen: da die Gemeinschaft des Sohnes uns führet auf die so grosse Würde und Herrl[i]chkeit, daß wir sollen GOttes Erben und seine Mit Erben seyn Rom. 8, 17. ja mit ihm auf seinem Stuhl oder Thron sitzen. Siehe auch Joh. 15, 1. sqq. Gal. 2, 20. 1 Joh. 1, 3.)
Anmerckungen.
1. Die Treue GOttes, nach welcher er heißt pistos, und welche sich in der Erfüllung sei- ner Verheissungen und insonderheit in der gnä- digen Obhut und Bewahrung eweiset, ist der Grund, worauf pistis, unser Glaube, sich ver- läßt, also, daß sich der Mensch durch den Glau- ben ihm überläßt und sich ihm anvertrauet. Vertrauet man sich doch einem Menschen an, wenn man ihn für treue und aufrichtig hält, und einem Schiffe, wenn man es für veste genug an- siehet, darinnen über das Meer gebracht zu wer- den. Es ist diese emphatische Redens-Art von der Treue GOttes und Sicherheit seines Worts, da es heißt: pistos o theos, pistos o lo- gos, auch sonst in den Briefen Pauli gewöhn- lich. Siehe 1 Cor. 10, 13. 2 Cor. 1, 18. 1 Thess. 5, 24. 2 Thess. 3, 3. 2 Tim. 2, 13. Hebr. 10, 23.
Fer-
Z 3
Cap. 1, v. 5-9. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
ren Grund hat, nachdem er ſie uns mit ſeinem Verſoͤhnungs-Tode ſo theuer erworben.)
V. 5.
Daß ihr ſeyd durch ihn (ἐν ἀυτῷ, in ihm, von ihm und in der Vereinigung und Gemein- ſchaft mit ihm) an allen (euch zur Seligkeit noͤ- thigen) Stuͤcken (und Heils-Guͤtern) reich gemachet (die ihr von Natur arm, nackt und bloß waret 2 Cor. 8, 19.) an aller Lehre (ἐν πάντι λόγῳ, an allem Worte, an allem Vor- trage des Worts, da ich anderthalb Jahr bey euch geblieben, und euch in allen Stuͤcken un- terrichtet habe Act. 18, 11. alſo, daß ich euch nichts verhalten, das ich euch nicht verkuͤndiget haͤtte, und euch gelehret oͤffentlich und ſonderlich, wie zu Epheſus c. 20, 20. 27. alſo auch bey euch: Wie ihr denn auch daher mit einem beſondern Reichthum der Gnaden-Gaben zur Handlung des Worts unter euch ſelbſt ſeyd beſeliget wor- den) und in aller Erkaͤntniß (welche aus dem Vortrage des Worts entſtanden, und in der Ordnung der Erfahrung eine goͤttliche Gewiß- heit mit ſich fuͤhret, und alſo von derjenigen bloß buchſtaͤblichen Wiſſenſchaft, die ihr vor dem zum theil im Judenthum gehabt habet, und da- von unter andern Roͤm. 2, 17. ſqq. gehandelt wird, gar weit unterſchieden iſt. Siehe auch Rom. 15, 14. Col. 1, 9.)
V. 6.
Wie denn die Predigt (μαρτύριον, das Zeugniß, wodurch GOtt ſeinen Rath von eu- rer Seligkeit euch bezeuget und kund thun laſſen) von Chriſto (ſeiner Perſon, ſeinem Mittler- Amte und ſeinen unterſchiedenen Staͤnden, und von allem dem, was mit der Lehre von Chriſto, als dem Mittel-Puncte der gantzen Chriſtlichen Religion, verbunden iſt) in euch kraͤftig wor- den iſt (ſeine Kraft, die es zur Seligkeit hat Roͤm. 1, 16. in und an euch erwieſen: und zwar theils innerlich durch die Wirckung und Ver- ſtegelung des Heiligen Geiſtes in der Entzuͤn- dung und Vermehrung des wahren Glaubens; theils aͤuſſerlich durch viele Wunder-Wercke, die unter euch geſchehen, nicht weniger auch durch die auſſerordentlichen Gnaden-Gaben, womit GOtt ſeinen Namen unter euch verherr- lichet hat. Siehe c. 12. 14. auch Act. 10, 44. 11, 15. ꝛc.)
V. 7.
Alſo daß ihr keinen Mangel habet an irgend einer Gabe (χαρίσματι, Gnaden-Ga- be, ſo wol der ordentlichen, zur Heiligung gehoͤ- rigen, als der auſſerordentlichen, womit GOtt die gepflantzte Kirche zu ihrer Beveſtigung beſeli- get; nach c. 12. 14.) und wartet nur auf die Offenbarung unſers HErrn JEſu Chriſti (nachdem ihr zum Reiche der Gnaden im Ge- nuß ſo vieler Heils-Guͤter gelanget, und dieſe nur als Erſtlinge von einer bevorſtehenden ſehr reichen Erndte empfangen habet, ſo wartet ihr nun auf dieſe im Reiche der Herrlichkeit, um durch einen ſeligen Tod dahin verſetzet zu wer- [Spaltenumbruch]
den. Siehe auch Roͤm. 8, 18. 23. Phil. 3, 20. Col. 3, 3. 4. Tit. 2, 13.)
V. 8.
Welcher euch wird veſt behalten bis ans Ende (ſintemal es nicht ſo wol auf den An- fang, als auf die Beharrung ankoͤmmt Matth. 24, 13 und denen mit Beharrung Uberwinden- den die Crone des Lebens verheiſſen iſt Apoc. 2, 7. ꝛc. Dieſe Beveſtigung auch durch die Staͤr- ckung und Verſiegelung des Heiligen Geiſtes leichtlich zu erhalten iſt, 2 Cor. 1, 21. Phil. 1, 6. 10. 1 Pet. 1, 5. 5, 10. Joh. 10, 28. 29.) daß ihr unſtraͤflich (als eine geſchmuͤckte Braut zu- bereitet Apoc. 19, 7. 8. Eph. 5, 27. Col. 1, 22. 1 Theſſ. 3, 13. 4, 16. 5, 23. ꝛc.) ſeyd auf den Tag (den Gerichts-Tag, der auch nach der al- hier im Reiche der Gnaden geſchehenen Verlo- bung ein rechter Hochzeits-Tag fuͤr die Glaͤubi- gen ſeyn wird: als an welchem der Heiland ſeine Braut in die Wohnungen ſeines himmliſchen Vaters einfuͤhret. Und alſo iſt dieſes ſo viel, als wenn Johannes ſaget: Kindlein, bleibet bey ihm, auf daß wir Freudigkeit haben, und nicht zu ſchanden werden vor ihm in ſeiner Zukunft. 1 Joh. 2, 28.)
V. 9.
Denn GOtt iſt getreu (euch ſo wol zu bewahren, und in euch das gute Werck zu vollen- den, als er es in euch angefangen hat) durch welchen ihr berufen ſeyd (daß alſo die durch Menſchen geſchehene Berufung in der That eine goͤttliche Berufung iſt) zur Gemeinſchaft ſei- nes Sohns JEſu Chriſti unſers HErrn (welches ein herrlicher terminus ad quem, ein herrliches Ziel iſt, worauf die Berufung gehet. Welches einen ſo viel mehr bewegen ſoll, ſich vom Verderben und darinnen von der unſeligen Gemeinſchaft des Satans abrufen zu laſſen: da die Gemeinſchaft des Sohnes uns fuͤhret auf die ſo groſſe Wuͤrde und Herrl[i]chkeit, daß wir ſollen GOttes Erben und ſeine Mit Erben ſeyn Rom. 8, 17. ja mit ihm auf ſeinem Stuhl oder Thron ſitzen. Siehe auch Joh. 15, 1. ſqq. Gal. 2, 20. 1 Joh. 1, 3.)
Anmerckungen.
1. Die Treue GOttes, nach welcher er heißt πιστὸς, und welche ſich in der Erfuͤllung ſei- ner Verheiſſungen und inſonderheit in der gnaͤ- digen Obhut und Bewahrung eweiſet, iſt der Grund, worauf πίστις, unſer Glaube, ſich ver- laͤßt, alſo, daß ſich der Menſch durch den Glau- ben ihm uͤberlaͤßt und ſich ihm anvertrauet. Vertrauet man ſich doch einem Menſchen an, wenn man ihn fuͤr treue und aufrichtig haͤlt, und einem Schiffe, wenn man es fuͤr veſte genug an- ſiehet, darinnen uͤber das Meer gebracht zu wer- den. Es iſt dieſe emphatiſche Redens-Art von der Treue GOttes und Sicherheit ſeines Worts, da es heißt: πιστὸς ὁ θεὸς, πιστὸς ὀ λό- γος, auch ſonſt in den Briefen Pauli gewoͤhn- lich. Siehe 1 Cor. 10, 13. 2 Cor. 1, 18. 1 Theſſ. 5, 24. 2 Theſſ. 3, 3. 2 Tim. 2, 13. Hebr. 10, 23.
Fer-
Z 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0209"n="181"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Cap. 1, v. 5-9. an die Corinthier.</hi></fw><lb/><cb/>
ren Grund hat, nachdem er ſie uns mit ſeinem<lb/>
Verſoͤhnungs-Tode ſo theuer erworben.)</p></div><lb/><divn="3"><head>V. 5.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Daß ihr ſeyd durch ihn</hi> (ἐνἀυτῷ, in ihm,<lb/>
von ihm und in der Vereinigung und Gemein-<lb/>ſchaft mit ihm) <hirendition="#fr">an allen</hi> (euch zur Seligkeit noͤ-<lb/>
thigen) <hirendition="#fr">Stuͤcken</hi> (und Heils-Guͤtern) <hirendition="#fr">reich<lb/>
gemachet</hi> (die ihr von Natur arm, nackt und<lb/>
bloß waret 2 Cor. 8, 19.) <hirendition="#fr">an aller Lehre</hi> (ἐν<lb/>πάντιλόγῳ, an allem Worte, an allem Vor-<lb/>
trage des Worts, da ich anderthalb Jahr bey<lb/>
euch geblieben, und euch in allen Stuͤcken un-<lb/>
terrichtet habe <hirendition="#aq">Act.</hi> 18, 11. alſo, daß ich euch nichts<lb/>
verhalten, das ich euch nicht verkuͤndiget haͤtte,<lb/>
und euch gelehret oͤffentlich und ſonderlich, wie<lb/>
zu Epheſus c. 20, 20. 27. alſo auch bey euch:<lb/>
Wie ihr denn auch daher mit einem beſondern<lb/>
Reichthum der Gnaden-Gaben zur Handlung<lb/>
des Worts unter euch ſelbſt ſeyd beſeliget wor-<lb/>
den) <hirendition="#fr">und in aller Erkaͤntniß</hi> (welche aus dem<lb/>
Vortrage des Worts entſtanden, und in der<lb/>
Ordnung der Erfahrung eine goͤttliche Gewiß-<lb/>
heit mit ſich fuͤhret, und alſo von derjenigen bloß<lb/>
buchſtaͤblichen Wiſſenſchaft, die ihr vor dem<lb/>
zum theil im Judenthum gehabt habet, und da-<lb/>
von unter andern Roͤm. 2, 17. <hirendition="#aq">ſqq.</hi> gehandelt<lb/>
wird, gar weit unterſchieden iſt. Siehe auch<lb/>
Rom. 15, 14. Col. 1, 9.)</p></div><lb/><divn="3"><head>V. 6.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Wie denn die Predigt</hi> (μαρτύριον, das<lb/>
Zeugniß, wodurch GOtt ſeinen Rath von eu-<lb/>
rer Seligkeit euch bezeuget und kund thun laſſen)<lb/><hirendition="#fr">von Chriſto</hi> (ſeiner Perſon, ſeinem Mittler-<lb/>
Amte und ſeinen unterſchiedenen Staͤnden, und<lb/>
von allem dem, was mit der Lehre von Chriſto,<lb/>
als dem Mittel-Puncte der gantzen Chriſtlichen<lb/>
Religion, verbunden iſt) <hirendition="#fr">in euch kraͤftig wor-<lb/>
den iſt</hi> (ſeine Kraft, die es zur Seligkeit hat<lb/>
Roͤm. 1, 16. in und an euch erwieſen: und zwar<lb/>
theils innerlich durch die Wirckung und Ver-<lb/>ſtegelung des Heiligen Geiſtes in der Entzuͤn-<lb/>
dung und Vermehrung des wahren Glaubens;<lb/>
theils aͤuſſerlich durch viele Wunder-Wercke,<lb/>
die unter euch geſchehen, nicht weniger auch<lb/>
durch die auſſerordentlichen Gnaden-Gaben,<lb/>
womit GOtt ſeinen Namen unter euch verherr-<lb/>
lichet hat. Siehe c. 12. 14. auch <hirendition="#aq">Act.</hi> 10, 44.<lb/>
11, 15. ꝛc.)</p></div><lb/><divn="3"><head>V. 7.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Alſo daß ihr keinen Mangel habet an<lb/>
irgend einer Gabe</hi> (χαρίσματι, Gnaden-Ga-<lb/>
be, ſo wol der ordentlichen, zur Heiligung gehoͤ-<lb/>
rigen, als der auſſerordentlichen, womit GOtt<lb/>
die gepflantzte Kirche zu ihrer Beveſtigung beſeli-<lb/>
get; nach c. 12. 14.) <hirendition="#fr">und wartet nur auf die<lb/>
Offenbarung unſers HErrn JEſu Chriſti</hi><lb/>
(nachdem ihr zum Reiche der Gnaden im Ge-<lb/>
nuß ſo vieler Heils-Guͤter gelanget, und dieſe<lb/>
nur als Erſtlinge von einer bevorſtehenden ſehr<lb/>
reichen Erndte empfangen habet, ſo wartet ihr<lb/>
nun auf dieſe im Reiche der Herrlichkeit, um<lb/>
durch einen ſeligen Tod dahin verſetzet zu wer-<lb/><cb/>
den. Siehe auch Roͤm. 8, 18. 23. Phil. 3, 20.<lb/>
Col. 3, 3. 4. Tit. 2, 13.)</p></div><lb/><divn="3"><head>V. 8.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Welcher euch wird veſt behalten bis<lb/>
ans Ende</hi> (ſintemal es nicht ſo wol auf den An-<lb/>
fang, als auf die Beharrung ankoͤmmt Matth.<lb/>
24, 13 und denen mit Beharrung Uberwinden-<lb/>
den die Crone des Lebens verheiſſen iſt <hirendition="#aq">Apoc.</hi> 2,<lb/>
7. ꝛc. Dieſe Beveſtigung auch durch die Staͤr-<lb/>
ckung und Verſiegelung des Heiligen Geiſtes<lb/>
leichtlich zu erhalten iſt, 2 Cor. 1, 21. Phil. 1, 6.<lb/>
10. 1 Pet. 1, 5. 5, 10. Joh. 10, 28. 29.) <hirendition="#fr">daß ihr<lb/>
unſtraͤflich</hi> (als eine geſchmuͤckte Braut zu-<lb/>
bereitet <hirendition="#aq">Apoc.</hi> 19, 7. 8. Eph. 5, 27. Col. 1, 22.<lb/>
1 Theſſ. 3, 13. 4, 16. 5, 23. ꝛc.) <hirendition="#fr">ſeyd auf den<lb/>
Tag</hi> (den Gerichts-Tag, der auch nach der al-<lb/>
hier im Reiche der Gnaden geſchehenen Verlo-<lb/>
bung ein rechter Hochzeits-Tag fuͤr die Glaͤubi-<lb/>
gen ſeyn wird: als an welchem der Heiland ſeine<lb/>
Braut in die Wohnungen ſeines himmliſchen<lb/>
Vaters einfuͤhret. Und alſo iſt dieſes ſo viel,<lb/>
als wenn Johannes ſaget: <hirendition="#fr">Kindlein, bleibet<lb/>
bey ihm, auf daß wir Freudigkeit haben,<lb/>
und nicht zu ſchanden werden vor ihm in<lb/>ſeiner Zukunft.</hi> 1 Joh. 2, 28.)</p></div><lb/><divn="3"><head>V. 9.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Denn GOtt iſt getreu</hi> (euch ſo wol zu<lb/>
bewahren, und in euch das gute Werck zu vollen-<lb/>
den, als er es in euch angefangen hat) <hirendition="#fr">durch<lb/>
welchen ihr berufen ſeyd</hi> (daß alſo die durch<lb/>
Menſchen geſchehene Berufung in der That eine<lb/>
goͤttliche Berufung iſt) <hirendition="#fr">zur Gemeinſchaft ſei-<lb/>
nes Sohns JEſu Chriſti unſers HErrn</hi><lb/>
(welches ein herrlicher <hirendition="#aq">terminus ad quem,</hi> ein<lb/>
herrliches Ziel iſt, worauf die Berufung gehet.<lb/>
Welches einen ſo viel mehr bewegen ſoll, ſich<lb/>
vom Verderben und darinnen von der unſeligen<lb/>
Gemeinſchaft des Satans abrufen zu laſſen: da<lb/>
die Gemeinſchaft des Sohnes uns fuͤhret auf die<lb/>ſo groſſe Wuͤrde und Herrl<supplied>i</supplied>chkeit, daß wir ſollen<lb/>
GOttes Erben und ſeine Mit Erben ſeyn Rom.<lb/>
8, 17. ja mit ihm auf ſeinem Stuhl oder Thron<lb/>ſitzen. Siehe auch Joh. 15, 1. <hirendition="#aq">ſqq.</hi> Gal. 2, 20.<lb/>
1 Joh. 1, 3.)</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Anmerckungen.</hi></head><lb/><p>1. Die <hirendition="#fr">Treue</hi> GOttes, nach welcher er<lb/>
heißt πιστὸς, und welche ſich in der Erfuͤllung ſei-<lb/>
ner Verheiſſungen und inſonderheit in der gnaͤ-<lb/>
digen Obhut und Bewahrung eweiſet, iſt der<lb/>
Grund, worauf πίστις, unſer <hirendition="#fr">Glaube,</hi>ſich ver-<lb/>
laͤßt, alſo, daß ſich der Menſch durch den Glau-<lb/>
ben ihm uͤberlaͤßt und ſich ihm anvertrauet.<lb/>
Vertrauet man ſich doch einem Menſchen an,<lb/>
wenn man ihn fuͤr treue und aufrichtig haͤlt, und<lb/>
einem Schiffe, wenn man es fuͤr veſte genug an-<lb/>ſiehet, darinnen uͤber das Meer gebracht zu wer-<lb/>
den. Es iſt dieſe <hirendition="#aq">emphati</hi>ſche Redens-Art von<lb/>
der <hirendition="#fr">Treue GOttes</hi> und <hirendition="#fr">Sicherheit ſeines<lb/>
Worts,</hi> da es heißt: πιστὸςὁθεὸς, πιστὸςὀλό-<lb/>γος, auch ſonſt in den Briefen Pauli gewoͤhn-<lb/>
lich. Siehe 1 Cor. 10, 13. 2 Cor. 1, 18. 1 Theſſ.<lb/>
5, 24. 2 Theſſ. 3, 3. 2 Tim. 2, 13. Hebr. 10, 23.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Fer-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[181/0209]
Cap. 1, v. 5-9. an die Corinthier.
ren Grund hat, nachdem er ſie uns mit ſeinem
Verſoͤhnungs-Tode ſo theuer erworben.)
V. 5.
Daß ihr ſeyd durch ihn (ἐν ἀυτῷ, in ihm,
von ihm und in der Vereinigung und Gemein-
ſchaft mit ihm) an allen (euch zur Seligkeit noͤ-
thigen) Stuͤcken (und Heils-Guͤtern) reich
gemachet (die ihr von Natur arm, nackt und
bloß waret 2 Cor. 8, 19.) an aller Lehre (ἐν
πάντι λόγῳ, an allem Worte, an allem Vor-
trage des Worts, da ich anderthalb Jahr bey
euch geblieben, und euch in allen Stuͤcken un-
terrichtet habe Act. 18, 11. alſo, daß ich euch nichts
verhalten, das ich euch nicht verkuͤndiget haͤtte,
und euch gelehret oͤffentlich und ſonderlich, wie
zu Epheſus c. 20, 20. 27. alſo auch bey euch:
Wie ihr denn auch daher mit einem beſondern
Reichthum der Gnaden-Gaben zur Handlung
des Worts unter euch ſelbſt ſeyd beſeliget wor-
den) und in aller Erkaͤntniß (welche aus dem
Vortrage des Worts entſtanden, und in der
Ordnung der Erfahrung eine goͤttliche Gewiß-
heit mit ſich fuͤhret, und alſo von derjenigen bloß
buchſtaͤblichen Wiſſenſchaft, die ihr vor dem
zum theil im Judenthum gehabt habet, und da-
von unter andern Roͤm. 2, 17. ſqq. gehandelt
wird, gar weit unterſchieden iſt. Siehe auch
Rom. 15, 14. Col. 1, 9.)
V. 6.
Wie denn die Predigt (μαρτύριον, das
Zeugniß, wodurch GOtt ſeinen Rath von eu-
rer Seligkeit euch bezeuget und kund thun laſſen)
von Chriſto (ſeiner Perſon, ſeinem Mittler-
Amte und ſeinen unterſchiedenen Staͤnden, und
von allem dem, was mit der Lehre von Chriſto,
als dem Mittel-Puncte der gantzen Chriſtlichen
Religion, verbunden iſt) in euch kraͤftig wor-
den iſt (ſeine Kraft, die es zur Seligkeit hat
Roͤm. 1, 16. in und an euch erwieſen: und zwar
theils innerlich durch die Wirckung und Ver-
ſtegelung des Heiligen Geiſtes in der Entzuͤn-
dung und Vermehrung des wahren Glaubens;
theils aͤuſſerlich durch viele Wunder-Wercke,
die unter euch geſchehen, nicht weniger auch
durch die auſſerordentlichen Gnaden-Gaben,
womit GOtt ſeinen Namen unter euch verherr-
lichet hat. Siehe c. 12. 14. auch Act. 10, 44.
11, 15. ꝛc.)
V. 7.
Alſo daß ihr keinen Mangel habet an
irgend einer Gabe (χαρίσματι, Gnaden-Ga-
be, ſo wol der ordentlichen, zur Heiligung gehoͤ-
rigen, als der auſſerordentlichen, womit GOtt
die gepflantzte Kirche zu ihrer Beveſtigung beſeli-
get; nach c. 12. 14.) und wartet nur auf die
Offenbarung unſers HErrn JEſu Chriſti
(nachdem ihr zum Reiche der Gnaden im Ge-
nuß ſo vieler Heils-Guͤter gelanget, und dieſe
nur als Erſtlinge von einer bevorſtehenden ſehr
reichen Erndte empfangen habet, ſo wartet ihr
nun auf dieſe im Reiche der Herrlichkeit, um
durch einen ſeligen Tod dahin verſetzet zu wer-
den. Siehe auch Roͤm. 8, 18. 23. Phil. 3, 20.
Col. 3, 3. 4. Tit. 2, 13.)
V. 8.
Welcher euch wird veſt behalten bis
ans Ende (ſintemal es nicht ſo wol auf den An-
fang, als auf die Beharrung ankoͤmmt Matth.
24, 13 und denen mit Beharrung Uberwinden-
den die Crone des Lebens verheiſſen iſt Apoc. 2,
7. ꝛc. Dieſe Beveſtigung auch durch die Staͤr-
ckung und Verſiegelung des Heiligen Geiſtes
leichtlich zu erhalten iſt, 2 Cor. 1, 21. Phil. 1, 6.
10. 1 Pet. 1, 5. 5, 10. Joh. 10, 28. 29.) daß ihr
unſtraͤflich (als eine geſchmuͤckte Braut zu-
bereitet Apoc. 19, 7. 8. Eph. 5, 27. Col. 1, 22.
1 Theſſ. 3, 13. 4, 16. 5, 23. ꝛc.) ſeyd auf den
Tag (den Gerichts-Tag, der auch nach der al-
hier im Reiche der Gnaden geſchehenen Verlo-
bung ein rechter Hochzeits-Tag fuͤr die Glaͤubi-
gen ſeyn wird: als an welchem der Heiland ſeine
Braut in die Wohnungen ſeines himmliſchen
Vaters einfuͤhret. Und alſo iſt dieſes ſo viel,
als wenn Johannes ſaget: Kindlein, bleibet
bey ihm, auf daß wir Freudigkeit haben,
und nicht zu ſchanden werden vor ihm in
ſeiner Zukunft. 1 Joh. 2, 28.)
V. 9.
Denn GOtt iſt getreu (euch ſo wol zu
bewahren, und in euch das gute Werck zu vollen-
den, als er es in euch angefangen hat) durch
welchen ihr berufen ſeyd (daß alſo die durch
Menſchen geſchehene Berufung in der That eine
goͤttliche Berufung iſt) zur Gemeinſchaft ſei-
nes Sohns JEſu Chriſti unſers HErrn
(welches ein herrlicher terminus ad quem, ein
herrliches Ziel iſt, worauf die Berufung gehet.
Welches einen ſo viel mehr bewegen ſoll, ſich
vom Verderben und darinnen von der unſeligen
Gemeinſchaft des Satans abrufen zu laſſen: da
die Gemeinſchaft des Sohnes uns fuͤhret auf die
ſo groſſe Wuͤrde und Herrlichkeit, daß wir ſollen
GOttes Erben und ſeine Mit Erben ſeyn Rom.
8, 17. ja mit ihm auf ſeinem Stuhl oder Thron
ſitzen. Siehe auch Joh. 15, 1. ſqq. Gal. 2, 20.
1 Joh. 1, 3.)
Anmerckungen.
1. Die Treue GOttes, nach welcher er
heißt πιστὸς, und welche ſich in der Erfuͤllung ſei-
ner Verheiſſungen und inſonderheit in der gnaͤ-
digen Obhut und Bewahrung eweiſet, iſt der
Grund, worauf πίστις, unſer Glaube, ſich ver-
laͤßt, alſo, daß ſich der Menſch durch den Glau-
ben ihm uͤberlaͤßt und ſich ihm anvertrauet.
Vertrauet man ſich doch einem Menſchen an,
wenn man ihn fuͤr treue und aufrichtig haͤlt, und
einem Schiffe, wenn man es fuͤr veſte genug an-
ſiehet, darinnen uͤber das Meer gebracht zu wer-
den. Es iſt dieſe emphatiſche Redens-Art von
der Treue GOttes und Sicherheit ſeines
Worts, da es heißt: πιστὸς ὁ θεὸς, πιστὸς ὀ λό-
γος, auch ſonſt in den Briefen Pauli gewoͤhn-
lich. Siehe 1 Cor. 10, 13. 2 Cor. 1, 18. 1 Theſſ.
5, 24. 2 Theſſ. 3, 3. 2 Tim. 2, 13. Hebr. 10, 23.
Fer-
Z 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/209>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.