[Spaltenumbruch]
machen wollen, theils daß solche, auch wol an- dere, an dem einfältigen, aber doch kräfti- gen, Vortrage Pauli sich gestossen; welchen er denn hiemit ihren Anstoß und Jrrthum zu beneh- men suchet.
V. 18.
Denn das Wort vom Creutz ist eine Thorheit denen, die verlohren gehen (wel- chen der Satan, als gleichsam ein GOtt dieser Welt, aus ihrer eignen Schuld die Augen ver- blendet hat, daß sie nicht erkonnen das helle Licht des Evangelii; da sie nicht erkennen wollen die Tiefe und Grösse des menschlichen Verderbens, und das darüber gerechte Zorn-Gerichte GOt- tes; und also auch daher die Nothwendigkeit ei- ner von dem Sohne GOttes selbst in angenom- mener menschlichen Natur zu vollbringenden Erlösung so viel weniger einsehen) uns aber, die wir selig werden (in der Ordnung, daß wir uns zum Glauben an Christum bringen las- sen und darinnen verharren) ist es GOttes Kraft (und also auch GOttes Weisheit; als welche sich darinnen auf den höchsten Grad of- fenbaret. Siehe auch Röm. 1, 16. 2 Cor. 2, 15. 16. 1 Pet. 1, 22. 23. Jac. 1, 18. 21. Eine GOttes-Kraft aber ist es, weil es nicht allein in seiner Wahrheit mit so vielen Wunder-Kräf- ten bestätiget wird, sondern sich auch zur innern Aenderung oder Wiedergeburt und kräftigen Beruhigung des Hertzens an das Gewissen of- fenbaret, und eine solche Glaubens-Freudigkeit bringet, durch welche der Mensch alles über- windet, auch den Tod selbst. Röm. 8, 37. sqq.)
V. 19.
Denn es stehet (Jes. 29, 14. von den Feinden des Creutzes Christi zur Zeit des Neuen Testaments) geschrieben: Jch will umbrin- gen (vernichten, für nichtig und ungültig, wie sie an sich selbst ist, erklären) die (falsche) Weis- heit der (eingebildeten und überklugen) Wei- sen, und den (unverständigen) Verstand der Verständigen (die sich selbst für solche halten, in der That aber die grössesten Narren sind) will ich verwerfen.
V. 20.
Wo sind die Klugen? (die Philosophi unter den Heiden mit ihrer vermeinten Weis- heit? reichet sie auch zur Seligkeit hin?) wo sind die Schriftgelehrten (unter den Juden? sind sie nicht blinde Leiter der Blinden, so mit ihnen in die Grube fallen?) Wo sind die Weltweisen (suzetetest tou aionos toutou, die Disputirer und losen Schwätzer dieser Welt, die alles mit ihrer Vernunft ausgrübeln und aus- meistern wollen, und was sie damit in ihrer Blindheit nicht begreifen können, verwerfen) hat nicht GOtt die Weisheit dieser Welt zur Thorheit gemacht (für thöricht, wie sie in ihrem Mißbrauche und in ihrem Gegen- spruche gegen die himmlische Weisheit ist, er- kläret, und in ihrer Thorheit von den Kindern des Lichts erkant werden lassen? Siehe auch Jes. 33, 18. Rom. 1, 21. 22.)
[Spaltenumbruch]
V. 21.
Denn dieweil die (im Argen und also auch in der Thorheit und Finsterniß liegende) Welt durch ihre (falsche) Weisheit GOtt in sei- ner (wahren) Weisheit nicht erkante (auch nicht erkennen noch dadurch selig werden kon- te; GOtt sie aber doch liebte, und gern zu sei- ner seligen Gemeinschaft bringen wolte;) ge- fiel es GOtt (nach seinem allerweisesten Rath des Friedens) wohl durch thörichte (für thöricht gehaltene) Predigt selig zu machen (kräftig zu berufen, zu bekehren, und alhier zum Reiche der Gnaden, folglich auch zum Reiche der Herrlichkeit zu bringen) die so daran gläuben (tous pisteuontas, die Gläubigen, welche sich zum Glauben an den Sohn GOttes, als den Mittel-Punct des Evangelii bringen lassen. Siehe auch Matth. 11, 25. sqq.)
V. 22.
Sintemal die Juden (obgleich zur Be- schämung ihres Unglaubens Zeichen und Wunder genuggeschehen, dennoch so verwegen waren, daß sie noch) Zeichen fordern (nemlich daß, da Mo- ses ein Wunder mit dem Manna vom Himmel ge- than, auch der Meßias nach ihrem Gefallen und eigenem Willen ihnen dergleichen Zeichen, zum Beweise seiner von GOtt geschehenen Sendung, thun solte. Matth. 13, 38. 16, 1. Joh. 6, 30. 31. Siehe auch Joh. 4, 48.) und die Griechen nach Weisheit fragen (bey der Predigt des Evangelii nur darauf sehen, ob es auch alles fein spitzfündig und scharfsinnig herauskomme, oder eine neue philosophische Secte sey, die etwas sonderbares zu Marckte bringe und die fürwitzi- gen Ohren einnehme.)
V. 23.
Wir aber predigen den gecreutzigten Christum (zwar auch den auferstandenen und gen Himmel gefahrnen, aber zuvorderst den ge- creutzigten, daß wir lehren, wie er um unsert wil- len vom Himmel kommen, Mensch worden, und in der menschlichen Natur durch den Tod am Creutze uns erlöset habe; welches ihnen nicht an- stehet) den Juden ein Aergerniß (daß sie einen Gecreutzigten, der in einer so niedrigen Gestalt gekommen, zum Heilande haben sollen. Matth. 11, 6. 13, 57. Joh. 16, 1. Jes. 53, 2.) und den (nur auf fleischliche Weisheit sehenden) Grie- chen eine Thorheit (daß sie durch einen solchen Heiland sollen selig werden; und zwar in der Ordnung der Gemeinschaft seines Creutzes und der Verleugnung irdischer, aber dabey verkehr- ter und thörichter, Weisheit.)
V. 24.
Denen aber, die berufen sind (also, daß sie dem göttlichen Berufe gehorsamlich gefolget, wie unter andern die Gläubigen zu Rom, die daher berufene Heilige genennet werden c. 1, 7. von welchen es auch c. 8, 30. heißt: Welche er berufen hat, die hat er auch gerecht ge- machet) predigen wir Christum göttliche Kraft (GOttes Kraft, der da selbst ist die Kraft des Höchsten Luc. 1, 35. und sich auch in der Nie-
drig-
A a
Cap. 1, v. 18-24. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch]
machen wollen, theils daß ſolche, auch wol an- dere, an dem einfaͤltigen, aber doch kraͤfti- gen, Vortrage Pauli ſich geſtoſſen; welchen er denn hiemit ihren Anſtoß und Jrrthum zu beneh- men ſuchet.
V. 18.
Denn das Wort vom Creutz iſt eine Thorheit denen, die verlohren gehen (wel- chen der Satan, als gleichſam ein GOtt dieſer Welt, aus ihrer eignen Schuld die Augen ver- blendet hat, daß ſie nicht erkonnen das helle Licht des Evangelii; da ſie nicht erkennen wollen die Tiefe und Groͤſſe des menſchlichen Verderbens, und das daruͤber gerechte Zorn-Gerichte GOt- tes; und alſo auch daher die Nothwendigkeit ei- ner von dem Sohne GOttes ſelbſt in angenom- mener menſchlichen Natur zu vollbringenden Erloͤſung ſo viel weniger einſehen) uns aber, die wir ſelig werden (in der Ordnung, daß wir uns zum Glauben an Chriſtum bringen laſ- ſen und darinnen verharren) iſt es GOttes Kraft (und alſo auch GOttes Weisheit; als welche ſich darinnen auf den hoͤchſten Grad of- fenbaret. Siehe auch Roͤm. 1, 16. 2 Cor. 2, 15. 16. 1 Pet. 1, 22. 23. Jac. 1, 18. 21. Eine GOttes-Kraft aber iſt es, weil es nicht allein in ſeiner Wahrheit mit ſo vielen Wunder-Kraͤf- ten beſtaͤtiget wird, ſondern ſich auch zur innern Aenderung oder Wiedergeburt und kraͤftigen Beruhigung des Hertzens an das Gewiſſen of- fenbaret, und eine ſolche Glaubens-Freudigkeit bringet, durch welche der Menſch alles uͤber- windet, auch den Tod ſelbſt. Roͤm. 8, 37. ſqq.)
V. 19.
Denn es ſtehet (Jeſ. 29, 14. von den Feinden des Creutzes Chriſti zur Zeit des Neuen Teſtaments) geſchrieben: Jch will umbrin- gen (vernichten, fuͤr nichtig und unguͤltig, wie ſie an ſich ſelbſt iſt, erklaͤren) die (falſche) Weis- heit der (eingebildeten und uͤberklugen) Wei- ſen, und den (unverſtaͤndigen) Verſtand der Verſtaͤndigen (die ſich ſelbſt fuͤr ſolche halten, in der That aber die groͤſſeſten Narren ſind) will ich verwerfen.
V. 20.
Wo ſind die Klugen? (die Philoſophi unter den Heiden mit ihrer vermeinten Weis- heit? reichet ſie auch zur Seligkeit hin?) wo ſind die Schriftgelehrten (unter den Juden? ſind ſie nicht blinde Leiter der Blinden, ſo mit ihnen in die Grube fallen?) Wo ſind die Weltweiſen (συζητητὴστ τοῦ αἰῶνος τούτου, die Diſputirer und loſen Schwaͤtzer dieſer Welt, die alles mit ihrer Vernunft ausgruͤbeln und aus- meiſtern wollen, und was ſie damit in ihrer Blindheit nicht begreifen koͤnnen, verwerfen) hat nicht GOtt die Weisheit dieſer Welt zur Thorheit gemacht (fuͤr thoͤricht, wie ſie in ihrem Mißbrauche und in ihrem Gegen- ſpruche gegen die himmliſche Weisheit iſt, er- klaͤret, und in ihrer Thorheit von den Kindern des Lichts erkant werden laſſen? Siehe auch Jeſ. 33, 18. Rom. 1, 21. 22.)
[Spaltenumbruch]
V. 21.
Denn dieweil die (im Argen und alſo auch in der Thorheit und Finſterniß liegende) Welt durch ihre (falſche) Weisheit GOtt in ſei- ner (wahren) Weisheit nicht erkante (auch nicht erkennen noch dadurch ſelig werden kon- te; GOtt ſie aber doch liebte, und gern zu ſei- ner ſeligen Gemeinſchaft bringen wolte;) ge- fiel es GOtt (nach ſeinem allerweiſeſten Rath des Friedens) wohl durch thoͤrichte (fuͤr thoͤricht gehaltene) Predigt ſelig zu machen (kraͤftig zu berufen, zu bekehren, und alhier zum Reiche der Gnaden, folglich auch zum Reiche der Herrlichkeit zu bringen) die ſo daran glaͤuben (τοὺς πιστέυοντας, die Glaͤubigen, welche ſich zum Glauben an den Sohn GOttes, als den Mittel-Punct des Evangelii bringen laſſen. Siehe auch Matth. 11, 25. ſqq.)
V. 22.
Sintemal die Juden (obgleich zur Be- ſchaͤmung ihres Unglaubens Zeichen und Wunder genuggeſchehen, dennoch ſo verwegen waren, daß ſie noch) Zeichen fordern (nemlich daß, da Mo- ſes ein Wunder mit dem Manna vom Himmel ge- than, auch der Meßias nach ihrem Gefallen und eigenem Willen ihnen dergleichen Zeichen, zum Beweiſe ſeiner von GOtt geſchehenen Sendung, thun ſolte. Matth. 13, 38. 16, 1. Joh. 6, 30. 31. Siehe auch Joh. 4, 48.) und die Griechen nach Weisheit fragen (bey der Predigt des Evangelii nur darauf ſehen, ob es auch alles fein ſpitzfuͤndig und ſcharfſinnig herauskomme, oder eine neue philoſophiſche Secte ſey, die etwas ſonderbares zu Marckte bringe und die fuͤrwitzi- gen Ohren einnehme.)
V. 23.
Wir aber predigen den gecreutzigten Chriſtum (zwar auch den auferſtandenen und gen Himmel gefahrnen, aber zuvorderſt den ge- creutzigten, daß wir lehren, wie er um unſert wil- len vom Himmel kommen, Menſch worden, und in der menſchlichen Natur durch den Tod am Creutze uns erloͤſet habe; welches ihnen nicht an- ſtehet) den Juden ein Aergerniß (daß ſie einen Gecreutzigten, der in einer ſo niedrigen Geſtalt gekommen, zum Heilande haben ſollen. Matth. 11, 6. 13, 57. Joh. 16, 1. Jeſ. 53, 2.) und den (nur auf fleiſchliche Weisheit ſehenden) Grie- chen eine Thorheit (daß ſie durch einen ſolchen Heiland ſollen ſelig werden; und zwar in der Ordnung der Gemeinſchaft ſeines Creutzes und der Verleugnung irdiſcher, aber dabey verkehr- ter und thoͤrichter, Weisheit.)
V. 24.
Denen aber, die berufen ſind (alſo, daß ſie dem goͤttlichen Berufe gehorſamlich gefolget, wie unter andern die Glaͤubigen zu Rom, die daher berufene Heilige genennet werden c. 1, 7. von welchen es auch c. 8, 30. heißt: Welche er berufen hat, die hat er auch gerecht ge- machet) predigen wir Chriſtum goͤttliche Kraft (GOttes Kraft, der da ſelbſt iſt die Kraft des Hoͤchſten Luc. 1, 35. und ſich auch in der Nie-
drig-
A a
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0213"n="185"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Cap. 1, v. 18-24. an die Corinthier.</hi></fw><lb/><cb/>
machen wollen, theils daß ſolche, auch wol an-<lb/>
dere, an dem einfaͤltigen, aber doch kraͤfti-<lb/>
gen, Vortrage Pauli ſich geſtoſſen; welchen er<lb/>
denn hiemit ihren Anſtoß und Jrrthum zu beneh-<lb/>
men ſuchet.</p></div></div><lb/><divn="3"><head>V. 18.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Denn das Wort vom Creutz iſt eine<lb/>
Thorheit denen, die verlohren gehen</hi> (wel-<lb/>
chen der Satan, als gleichſam ein GOtt dieſer<lb/>
Welt, aus ihrer eignen Schuld die Augen ver-<lb/>
blendet hat, daß ſie nicht erkonnen das helle Licht<lb/>
des Evangelii; da ſie nicht erkennen wollen die<lb/>
Tiefe und Groͤſſe des menſchlichen Verderbens,<lb/>
und das daruͤber gerechte Zorn-Gerichte GOt-<lb/>
tes; und alſo auch daher die Nothwendigkeit ei-<lb/>
ner von dem Sohne GOttes ſelbſt in angenom-<lb/>
mener menſchlichen Natur zu vollbringenden<lb/>
Erloͤſung ſo viel weniger einſehen) <hirendition="#fr">uns aber,<lb/>
die wir ſelig werden</hi> (in der Ordnung, daß<lb/>
wir uns zum Glauben an Chriſtum bringen laſ-<lb/>ſen und darinnen verharren) <hirendition="#fr">iſt es GOttes<lb/>
Kraft</hi> (und alſo auch GOttes Weisheit; als<lb/>
welche ſich darinnen auf den hoͤchſten Grad of-<lb/>
fenbaret. Siehe auch Roͤm. 1, 16. 2 Cor. 2,<lb/>
15. 16. 1 Pet. 1, 22. 23. Jac. 1, 18. 21. Eine<lb/>
GOttes-Kraft aber iſt es, weil es nicht allein<lb/>
in ſeiner Wahrheit mit ſo vielen Wunder-Kraͤf-<lb/>
ten beſtaͤtiget wird, ſondern ſich auch zur innern<lb/>
Aenderung oder Wiedergeburt und kraͤftigen<lb/>
Beruhigung des Hertzens an das Gewiſſen of-<lb/>
fenbaret, und eine ſolche Glaubens-Freudigkeit<lb/>
bringet, durch welche der Menſch alles uͤber-<lb/>
windet, auch den Tod ſelbſt. Roͤm. 8, 37. <hirendition="#aq">ſqq.</hi>)</p></div><lb/><divn="3"><head>V. 19.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Denn es ſtehet</hi> (Jeſ. 29, 14. von den<lb/>
Feinden des Creutzes Chriſti zur Zeit des Neuen<lb/>
Teſtaments) <hirendition="#fr">geſchrieben: Jch will umbrin-<lb/>
gen</hi> (vernichten, fuͤr nichtig und unguͤltig, wie<lb/>ſie an ſich ſelbſt iſt, erklaͤren) <hirendition="#fr">die</hi> (falſche) <hirendition="#fr">Weis-<lb/>
heit der</hi> (eingebildeten und uͤberklugen) <hirendition="#fr">Wei-<lb/>ſen, und den</hi> (unverſtaͤndigen) <hirendition="#fr">Verſtand der<lb/>
Verſtaͤndigen</hi> (die ſich ſelbſt fuͤr ſolche halten,<lb/>
in der That aber die groͤſſeſten Narren ſind) <hirendition="#fr">will<lb/>
ich verwerfen.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>V. 20.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Wo ſind die Klugen?</hi> (die <hirendition="#aq">Philoſophi</hi><lb/>
unter den Heiden mit ihrer vermeinten Weis-<lb/>
heit? reichet ſie auch zur Seligkeit hin?) <hirendition="#fr">wo<lb/>ſind die Schriftgelehrten</hi> (unter den Juden?<lb/>ſind ſie nicht blinde Leiter der Blinden, ſo mit<lb/>
ihnen in die Grube fallen?) <hirendition="#fr">Wo ſind die<lb/>
Weltweiſen</hi> (συζητητὴσττοῦαἰῶνοςτούτου, die<lb/>
Diſputirer und loſen Schwaͤtzer dieſer Welt, die<lb/>
alles mit ihrer Vernunft ausgruͤbeln und aus-<lb/>
meiſtern wollen, und was ſie damit in ihrer<lb/>
Blindheit nicht begreifen koͤnnen, verwerfen)<lb/><hirendition="#fr">hat nicht GOtt die Weisheit dieſer Welt<lb/>
zur Thorheit gemacht</hi> (fuͤr thoͤricht, wie ſie<lb/>
in ihrem Mißbrauche und in ihrem Gegen-<lb/>ſpruche gegen die himmliſche Weisheit iſt, er-<lb/>
klaͤret, und in ihrer Thorheit von den Kindern<lb/>
des Lichts erkant werden laſſen? Siehe auch Jeſ.<lb/>
33, 18. Rom. 1, 21. 22.)</p><lb/><cb/></div><divn="3"><head>V. 21.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Denn dieweil die</hi> (im Argen und alſo auch<lb/>
in der Thorheit und Finſterniß liegende) <hirendition="#fr">Welt<lb/>
durch ihre</hi> (falſche) <hirendition="#fr">Weisheit GOtt in ſei-<lb/>
ner</hi> (wahren) <hirendition="#fr">Weisheit nicht erkante</hi> (auch<lb/>
nicht erkennen noch dadurch ſelig werden kon-<lb/>
te; GOtt ſie aber doch liebte, und gern zu ſei-<lb/>
ner ſeligen Gemeinſchaft bringen wolte;) <hirendition="#fr">ge-<lb/>
fiel es GOtt</hi> (nach ſeinem allerweiſeſten Rath<lb/>
des Friedens) <hirendition="#fr">wohl durch thoͤrichte</hi> (fuͤr<lb/>
thoͤricht gehaltene) <hirendition="#fr">Predigt ſelig zu machen</hi><lb/>
(kraͤftig zu berufen, zu bekehren, und alhier zum<lb/>
Reiche der Gnaden, folglich auch zum Reiche der<lb/>
Herrlichkeit zu bringen) <hirendition="#fr">die ſo daran glaͤuben</hi><lb/>
(τοὺςπιστέυοντας, die Glaͤubigen, welche ſich<lb/>
zum Glauben an den Sohn GOttes, als den<lb/>
Mittel-Punct des Evangelii bringen laſſen.<lb/>
Siehe auch Matth. 11, 25. <hirendition="#aq">ſqq.</hi>)</p></div><lb/><divn="3"><head>V. 22.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Sintemal die Juden</hi> (obgleich zur Be-<lb/>ſchaͤmung ihres Unglaubens Zeichen und Wunder<lb/>
genuggeſchehen, dennoch ſo verwegen waren, daß<lb/>ſie noch) <hirendition="#fr">Zeichen fordern</hi> (nemlich daß, da Mo-<lb/>ſes ein Wunder mit dem Manna vom Himmel ge-<lb/>
than, auch der Meßias nach ihrem Gefallen und<lb/>
eigenem Willen ihnen dergleichen Zeichen, zum<lb/>
Beweiſe ſeiner von GOtt geſchehenen Sendung,<lb/>
thun ſolte. Matth. 13, 38. 16, 1. Joh. 6, 30. 31.<lb/>
Siehe auch Joh. 4, 48.) <hirendition="#fr">und die Griechen<lb/>
nach Weisheit fragen</hi> (bey der Predigt des<lb/>
Evangelii nur darauf ſehen, ob es auch alles fein<lb/>ſpitzfuͤndig und ſcharfſinnig herauskomme, oder<lb/>
eine neue <hirendition="#aq">philoſophi</hi>ſche Secte ſey, die etwas<lb/>ſonderbares zu Marckte bringe und die fuͤrwitzi-<lb/>
gen Ohren einnehme.)</p></div><lb/><divn="3"><head>V. 23.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Wir aber predigen den gecreutzigten<lb/>
Chriſtum</hi> (zwar auch den auferſtandenen und<lb/>
gen Himmel gefahrnen, aber zuvorderſt den ge-<lb/>
creutzigten, daß wir lehren, wie er um unſert wil-<lb/>
len vom Himmel kommen, Menſch worden, und<lb/>
in der menſchlichen Natur durch den Tod am<lb/>
Creutze uns erloͤſet habe; welches ihnen nicht an-<lb/>ſtehet) <hirendition="#fr">den Juden ein Aergerniß</hi> (daß ſie einen<lb/>
Gecreutzigten, der in einer ſo niedrigen Geſtalt<lb/>
gekommen, zum Heilande haben ſollen. Matth.<lb/>
11, 6. 13, 57. Joh. 16, 1. Jeſ. 53, 2.) <hirendition="#fr">und den</hi><lb/>
(nur auf fleiſchliche Weisheit ſehenden) <hirendition="#fr">Grie-<lb/>
chen eine Thorheit</hi> (daß ſie durch einen ſolchen<lb/>
Heiland ſollen ſelig werden; und zwar in der<lb/>
Ordnung der Gemeinſchaft ſeines Creutzes und<lb/>
der Verleugnung irdiſcher, aber dabey verkehr-<lb/>
ter und thoͤrichter, Weisheit.)</p></div><lb/><divn="3"><head>V. 24.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Denen aber, die berufen ſind</hi> (alſo, daß<lb/>ſie dem goͤttlichen Berufe gehorſamlich gefolget,<lb/>
wie unter andern die Glaͤubigen zu Rom, die<lb/>
daher berufene Heilige genennet werden c. 1, 7.<lb/>
von welchen es auch c. 8, 30. heißt: <hirendition="#fr">Welche<lb/>
er berufen hat, die hat er auch gerecht ge-<lb/>
machet) predigen wir Chriſtum goͤttliche<lb/>
Kraft</hi> (GOttes Kraft, der da ſelbſt iſt die Kraft<lb/>
des Hoͤchſten Luc. 1, 35. und ſich auch in der Nie-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a</fw><fwplace="bottom"type="catch">drig-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[185/0213]
Cap. 1, v. 18-24. an die Corinthier.
machen wollen, theils daß ſolche, auch wol an-
dere, an dem einfaͤltigen, aber doch kraͤfti-
gen, Vortrage Pauli ſich geſtoſſen; welchen er
denn hiemit ihren Anſtoß und Jrrthum zu beneh-
men ſuchet.
V. 18.
Denn das Wort vom Creutz iſt eine
Thorheit denen, die verlohren gehen (wel-
chen der Satan, als gleichſam ein GOtt dieſer
Welt, aus ihrer eignen Schuld die Augen ver-
blendet hat, daß ſie nicht erkonnen das helle Licht
des Evangelii; da ſie nicht erkennen wollen die
Tiefe und Groͤſſe des menſchlichen Verderbens,
und das daruͤber gerechte Zorn-Gerichte GOt-
tes; und alſo auch daher die Nothwendigkeit ei-
ner von dem Sohne GOttes ſelbſt in angenom-
mener menſchlichen Natur zu vollbringenden
Erloͤſung ſo viel weniger einſehen) uns aber,
die wir ſelig werden (in der Ordnung, daß
wir uns zum Glauben an Chriſtum bringen laſ-
ſen und darinnen verharren) iſt es GOttes
Kraft (und alſo auch GOttes Weisheit; als
welche ſich darinnen auf den hoͤchſten Grad of-
fenbaret. Siehe auch Roͤm. 1, 16. 2 Cor. 2,
15. 16. 1 Pet. 1, 22. 23. Jac. 1, 18. 21. Eine
GOttes-Kraft aber iſt es, weil es nicht allein
in ſeiner Wahrheit mit ſo vielen Wunder-Kraͤf-
ten beſtaͤtiget wird, ſondern ſich auch zur innern
Aenderung oder Wiedergeburt und kraͤftigen
Beruhigung des Hertzens an das Gewiſſen of-
fenbaret, und eine ſolche Glaubens-Freudigkeit
bringet, durch welche der Menſch alles uͤber-
windet, auch den Tod ſelbſt. Roͤm. 8, 37. ſqq.)
V. 19.
Denn es ſtehet (Jeſ. 29, 14. von den
Feinden des Creutzes Chriſti zur Zeit des Neuen
Teſtaments) geſchrieben: Jch will umbrin-
gen (vernichten, fuͤr nichtig und unguͤltig, wie
ſie an ſich ſelbſt iſt, erklaͤren) die (falſche) Weis-
heit der (eingebildeten und uͤberklugen) Wei-
ſen, und den (unverſtaͤndigen) Verſtand der
Verſtaͤndigen (die ſich ſelbſt fuͤr ſolche halten,
in der That aber die groͤſſeſten Narren ſind) will
ich verwerfen.
V. 20.
Wo ſind die Klugen? (die Philoſophi
unter den Heiden mit ihrer vermeinten Weis-
heit? reichet ſie auch zur Seligkeit hin?) wo
ſind die Schriftgelehrten (unter den Juden?
ſind ſie nicht blinde Leiter der Blinden, ſo mit
ihnen in die Grube fallen?) Wo ſind die
Weltweiſen (συζητητὴστ τοῦ αἰῶνος τούτου, die
Diſputirer und loſen Schwaͤtzer dieſer Welt, die
alles mit ihrer Vernunft ausgruͤbeln und aus-
meiſtern wollen, und was ſie damit in ihrer
Blindheit nicht begreifen koͤnnen, verwerfen)
hat nicht GOtt die Weisheit dieſer Welt
zur Thorheit gemacht (fuͤr thoͤricht, wie ſie
in ihrem Mißbrauche und in ihrem Gegen-
ſpruche gegen die himmliſche Weisheit iſt, er-
klaͤret, und in ihrer Thorheit von den Kindern
des Lichts erkant werden laſſen? Siehe auch Jeſ.
33, 18. Rom. 1, 21. 22.)
V. 21.
Denn dieweil die (im Argen und alſo auch
in der Thorheit und Finſterniß liegende) Welt
durch ihre (falſche) Weisheit GOtt in ſei-
ner (wahren) Weisheit nicht erkante (auch
nicht erkennen noch dadurch ſelig werden kon-
te; GOtt ſie aber doch liebte, und gern zu ſei-
ner ſeligen Gemeinſchaft bringen wolte;) ge-
fiel es GOtt (nach ſeinem allerweiſeſten Rath
des Friedens) wohl durch thoͤrichte (fuͤr
thoͤricht gehaltene) Predigt ſelig zu machen
(kraͤftig zu berufen, zu bekehren, und alhier zum
Reiche der Gnaden, folglich auch zum Reiche der
Herrlichkeit zu bringen) die ſo daran glaͤuben
(τοὺς πιστέυοντας, die Glaͤubigen, welche ſich
zum Glauben an den Sohn GOttes, als den
Mittel-Punct des Evangelii bringen laſſen.
Siehe auch Matth. 11, 25. ſqq.)
V. 22.
Sintemal die Juden (obgleich zur Be-
ſchaͤmung ihres Unglaubens Zeichen und Wunder
genuggeſchehen, dennoch ſo verwegen waren, daß
ſie noch) Zeichen fordern (nemlich daß, da Mo-
ſes ein Wunder mit dem Manna vom Himmel ge-
than, auch der Meßias nach ihrem Gefallen und
eigenem Willen ihnen dergleichen Zeichen, zum
Beweiſe ſeiner von GOtt geſchehenen Sendung,
thun ſolte. Matth. 13, 38. 16, 1. Joh. 6, 30. 31.
Siehe auch Joh. 4, 48.) und die Griechen
nach Weisheit fragen (bey der Predigt des
Evangelii nur darauf ſehen, ob es auch alles fein
ſpitzfuͤndig und ſcharfſinnig herauskomme, oder
eine neue philoſophiſche Secte ſey, die etwas
ſonderbares zu Marckte bringe und die fuͤrwitzi-
gen Ohren einnehme.)
V. 23.
Wir aber predigen den gecreutzigten
Chriſtum (zwar auch den auferſtandenen und
gen Himmel gefahrnen, aber zuvorderſt den ge-
creutzigten, daß wir lehren, wie er um unſert wil-
len vom Himmel kommen, Menſch worden, und
in der menſchlichen Natur durch den Tod am
Creutze uns erloͤſet habe; welches ihnen nicht an-
ſtehet) den Juden ein Aergerniß (daß ſie einen
Gecreutzigten, der in einer ſo niedrigen Geſtalt
gekommen, zum Heilande haben ſollen. Matth.
11, 6. 13, 57. Joh. 16, 1. Jeſ. 53, 2.) und den
(nur auf fleiſchliche Weisheit ſehenden) Grie-
chen eine Thorheit (daß ſie durch einen ſolchen
Heiland ſollen ſelig werden; und zwar in der
Ordnung der Gemeinſchaft ſeines Creutzes und
der Verleugnung irdiſcher, aber dabey verkehr-
ter und thoͤrichter, Weisheit.)
V. 24.
Denen aber, die berufen ſind (alſo, daß
ſie dem goͤttlichen Berufe gehorſamlich gefolget,
wie unter andern die Glaͤubigen zu Rom, die
daher berufene Heilige genennet werden c. 1, 7.
von welchen es auch c. 8, 30. heißt: Welche
er berufen hat, die hat er auch gerecht ge-
machet) predigen wir Chriſtum goͤttliche
Kraft (GOttes Kraft, der da ſelbſt iſt die Kraft
des Hoͤchſten Luc. 1, 35. und ſich auch in der Nie-
drig-
A a
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/213>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.