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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 2, v. 14. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] den:) und (erkennet es nicht allein nicht, sondern
auch, so lange er ausser dem Stande der Gnaden
bleibet) kan (er) es nicht erkennen: denn es
muß geistlich
(auf eine geistliche Art, daran es
ihm fehlet,) gerichtet (erkant und beurtheilet)
seyn. (Welche anakrisin, Beurtheilung die
Glaubigen zu Berrhoen anstelleten. Ap. Gesch.
17, 11.)

Anmerckungen.
1. Es ist dieser Ort wohl zu mercken, um
daraus das natürliche Unvermögen in göttli-
chen und geistlichen Dingen zu erkennen: sinte-
mal der Apostel den unwiedergebohrnen Men-
schen nicht allein den actum cognoscendi, die
würckliche Erkäntniß, sondern auch die poten-
tiam,
das Vermögen dazu, gäntzlich, ja so gar
abspricht, daß er dabey anzeiget, wie verkehrt geist-
liche Dinge von ihnen angesehen werden.
2. Er handelt aber nicht von der Erfin-
dung
geistlicher und übernatürlicher Dinge und
Glaubens-Geheimnisse, als wenn er diese nur
den Unwiedergebohrnen abspreche, hingegen a-
ber gar wohl zugebe, daß sie, wenn ihnen solche
Sachen in der heiligen Schrift, oder auch aus
derselben in andern Schriften, oder durch münd-
lichen Vortrag vorgestellet werden, dieselbe gar
wohl aus ihren blossen Natur-Kräften in aller
Richtigkeit, wie es seyn soll, erkennen und beur-
theilen könten. Nein, keines weges. Denn
das nicht erfinden, gebrauchet keiner beson-
dern Einschärfung; sintemal es an sich unläug-
bar war, auch keiner war, der sich die Ehre der
Erfindung zueignete. So weisen ja auch die zu-
vor angeführte und unzehlige andere Exempel
es aus, daß diejenigen, welche das Wort des
Evangelii theils in den Schriften des alten Te-
staments lasen, oder auch bey dem mündlichen
Vortrage hörten, aber dabey in ihrem fleisch-
lichen Sinne ungeändert blieben, dasselbe so gar
nicht recht erkannten und annahmen, daß sie es
vielmehr für eine thörichte Lehre hielten. Und
also siehet man, daß die Rede sey von den natür-
lichen Kräften des Menschen, daß nemlich diese
nicht also beschaffen sind, daß der Mensch damit
die ihm schriftlich oder mündlich vorgelegte Leh-
re des Evangelii gehörig erkennen, und mit der
Erkäntniß auf- und annehmen könne, sondern
daß dazu eine besondere Gnaden-Kraft des Hei-
ligen Geistes gehöre.
3. Es kan aber einem Ungeübten ein gedop-
pelter Zweifel aufsteigen. Erstlich dieser, wie
man denn zu solcher Gnaden-Kraft gelange, da
man sie ohne das recht erkante und angenomme-
ne Evangelium nicht empfangen könne; und
man sie doch gleichwol schon vor solcher Erkänt-
niß und Annehmung haben solle, um es damit
recht zu erkennen und anzunehmen? Zum andern,
wie es denn komme, daß gleichwol so viel Lehrer
und andere Christen unwiedergebohren wären
und blieben, wie man aus ihrem Leben sähe; und
doch manche unter ihnen eine grosse Erkäntniß
göttlicher Dinge hätten, also, daß sie diese auch
wol zum Theil in öffentlichen Schriften verthei-
digten?
4. Was den ersten Punct betrift, so ist zu
[Spaltenumbruch] mercken, daß die Gnaden-Wirckung GOttes
bey den Menschen, ihrer anfänglichen Renitentz
wegen gemeiniglich stufenweise in der Bekeh-
rung und Erleuchtung verfähret: nemlich also:
Es kömmt bey dem Vortrage des göttlichen
Worts unter dem buchstäblichen Begrif dessel-
ben, aus der Mitwirckung des Heiligen Geistes,
zugleich eine solche Kraft in die Seele, welche ist
eine göttliche Lichts- und Lebens-Kraft, und wo-
durch Verstand und Wille zugleich affici-
r
et und gerühret werden. Lässet nun der
Mensch dieser sich durch das Wort in die
Seele insinuirenden Kraft Platz, also, daß er da-
durch zum geistlichen Leben kömmt, so kömmt
er auch zum geistlichen Lichte der Erkäntniß.
Widerstehet er aber der Kraft zum Leben, also,
daß er im geistlichen Tode bleibet, so bleibet er
auch in der geistlichen Finsterniß und Blindheit,
so gar, daß er auch wol wieder verlieret, was er
von geistlichen Lichts-Blicken empfangen hatte.
Denn es kan so wenig eine wahre geistliche
Erkäntniß
ohne ein geistliches Leben seyn,
als iemand ohne das natürliche Leben eine natür-
liche Erkäntniß, ja auch nur den Gebrauch seines
leiblichen Gesichts haben kan. Und also siehet
man, daß die wahre Erkäntniß dem geistlichen
Leben, oder dem Stande der Gnaden, weder
gäntzlich vor-noch gäntzlich nachzusetzen, sondern
beydes mit einander also zu verknüpfen sey, daß
eines ohne das andere nicht seyn könne, beyde
Stücke aber ordentlicher weise sich zusammen
stufenweise anheben und ihren Anwachs neh-
men.
5. Der andere Zweifel ist auch leichtlich zu
heben. Man muß nur die Erkäntniß göttlicher
Dinge recht unterscheiden, nemlich in die bloß
buchstäbliche,
oder historische, und in die bey
dem buchstäblichen Vorrathe zugleich geistliche,
übernatürliche, lebendige, gläubige,
und se-
ligmachende.
Die bloß buchstäbliche kan auch
ein Unwiedergebohrner und Unerleuchteter ha-
ben; zumal ein solcher, der in der wahren Kirche
gebohren, erzogen und unterwiesen ist, und zu sei-
ner theologischen Wissenschaft viele solche Hülfs-
Mittel gehabt hat, deren er sich aus bloß natür-
lichen Kräften gar wohl bedienen können. Die
geistliche, übernatürliche, gläubige und seligma-
chende aber findet allein bey denen Platz, die ein
geistliches Leben haben. Und von dieser redet
Paulus, wenn er verneinet, daß ein Unwieder-
gebohrner, der nemlich beharrlich ein solcher blei-
bet, geistliche Dinge erkenne und annehme, nem-
lich recht geistlich, pneumatikos, wie ausdrück-
lich zweymal dabey stehet. Denn es ist weit ein
anders, ob man ta pneumatika, geistliche Sa-
chen tractire: und ob man dabey umgehe pneuma-
tikos, auf eine geistliche weise. Wie sehr es
unbekehrten, ob gleich sonst buchstäblich in der
heiligen Schrift nicht ungelehrten Leuten, auch
Lehrern, an dem letzten fehlet, siehet man sonder-
lich daraus, daß, wenn Wiedergebohrne die
zum rechtschaffenen Wesen des Christenthums
gehörige, aber von ihnen, den fleischlich gesinne-
ten, nur bloß buchstäblich erkanten Lehren, nach
ihrer Kraft und Lauterkeit vortragen, und auf
die würckliche Ausübung gehen, sie, die unbe-
kehr-

Cap. 2, v. 14. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] den:) und (erkennet es nicht allein nicht, ſondern
auch, ſo lange er auſſer dem Stande der Gnaden
bleibet) kan (er) es nicht erkennen: denn es
muß geiſtlich
(auf eine geiſtliche Art, daran es
ihm fehlet,) gerichtet (erkant und beurtheilet)
ſeyn. (Welche ἀνάκρισιν, Beurtheilung die
Glaubigen zu Berrhoen anſtelleten. Ap. Geſch.
17, 11.)

Anmerckungen.
1. Es iſt dieſer Ort wohl zu mercken, um
daraus das natuͤrliche Unvermoͤgen in goͤttli-
chen und geiſtlichen Dingen zu erkennen: ſinte-
mal der Apoſtel den unwiedergebohrnen Men-
ſchen nicht allein den actum cognoſcendi, die
wuͤrckliche Erkaͤntniß, ſondern auch die poten-
tiam,
das Vermoͤgen dazu, gaͤntzlich, ja ſo gar
abſpricht, daß er dabey anzeiget, wie verkehrt geiſt-
liche Dinge von ihnen angeſehen werden.
2. Er handelt aber nicht von der Erfin-
dung
geiſtlicher und uͤbernatuͤrlicher Dinge und
Glaubens-Geheimniſſe, als wenn er dieſe nur
den Unwiedergebohrnen abſpreche, hingegen a-
ber gar wohl zugebe, daß ſie, wenn ihnen ſolche
Sachen in der heiligen Schrift, oder auch aus
derſelben in andern Schriften, oder durch muͤnd-
lichen Vortrag vorgeſtellet werden, dieſelbe gar
wohl aus ihren bloſſen Natur-Kraͤften in aller
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theilen koͤnten. Nein, keines weges. Denn
das nicht erfinden, gebrauchet keiner beſon-
dern Einſchaͤrfung; ſintemal es an ſich unlaͤug-
bar war, auch keiner war, der ſich die Ehre der
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vor angefuͤhrte und unzehlige andere Exempel
es aus, daß diejenigen, welche das Wort des
Evangelii theils in den Schriften des alten Te-
ſtaments laſen, oder auch bey dem muͤndlichen
Vortrage hoͤrten, aber dabey in ihrem fleiſch-
lichen Sinne ungeaͤndert blieben, daſſelbe ſo gar
nicht recht erkannten und annahmen, daß ſie es
vielmehr fuͤr eine thoͤrichte Lehre hielten. Und
alſo ſiehet man, daß die Rede ſey von den natuͤr-
lichen Kraͤften des Menſchen, daß nemlich dieſe
nicht alſo beſchaffen ſind, daß der Menſch damit
die ihm ſchriftlich oder muͤndlich vorgelegte Leh-
re des Evangelii gehoͤrig erkennen, und mit der
Erkaͤntniß auf- und annehmen koͤnne, ſondern
daß dazu eine beſondere Gnaden-Kraft des Hei-
ligen Geiſtes gehoͤre.
3. Es kan aber einem Ungeuͤbten ein gedop-
pelter Zweifel aufſteigen. Erſtlich dieſer, wie
man denn zu ſolcher Gnaden-Kraft gelange, da
man ſie ohne das recht erkante und angenomme-
ne Evangelium nicht empfangen koͤnne; und
man ſie doch gleichwol ſchon vor ſolcher Erkaͤnt-
niß und Annehmung haben ſolle, um es damit
recht zu erkennen und anzunehmen? Zum andern,
wie es denn komme, daß gleichwol ſo viel Lehrer
und andere Chriſten unwiedergebohren waͤren
und blieben, wie man aus ihrem Leben ſaͤhe; und
doch manche unter ihnen eine groſſe Erkaͤntniß
goͤttlicher Dinge haͤtten, alſo, daß ſie dieſe auch
wol zum Theil in oͤffentlichen Schriften verthei-
digten?
4. Was den erſten Punct betrift, ſo iſt zu
[Spaltenumbruch] mercken, daß die Gnaden-Wirckung GOttes
bey den Menſchen, ihrer anfaͤnglichen Renitentz
wegen gemeiniglich ſtufenweiſe in der Bekeh-
rung und Erleuchtung verfaͤhret: nemlich alſo:
Es koͤmmt bey dem Vortrage des goͤttlichen
Worts unter dem buchſtaͤblichen Begrif deſſel-
ben, aus der Mitwirckung des Heiligen Geiſtes,
zugleich eine ſolche Kraft in die Seele, welche iſt
eine goͤttliche Lichts- und Lebens-Kraft, und wo-
durch Verſtand und Wille zugleich affici-
r
et und geruͤhret werden. Laͤſſet nun der
Menſch dieſer ſich durch das Wort in die
Seele inſinuirenden Kraft Platz, alſo, daß er da-
durch zum geiſtlichen Leben koͤmmt, ſo koͤmmt
er auch zum geiſtlichen Lichte der Erkaͤntniß.
Widerſtehet er aber der Kraft zum Leben, alſo,
daß er im geiſtlichen Tode bleibet, ſo bleibet er
auch in der geiſtlichen Finſterniß und Blindheit,
ſo gar, daß er auch wol wieder verlieret, was er
von geiſtlichen Lichts-Blicken empfangen hatte.
Denn es kan ſo wenig eine wahre geiſtliche
Erkaͤntniß
ohne ein geiſtliches Leben ſeyn,
als iemand ohne das natuͤrliche Leben eine natuͤr-
liche Erkaͤntniß, ja auch nur den Gebrauch ſeines
leiblichen Geſichts haben kan. Und alſo ſiehet
man, daß die wahre Erkaͤntniß dem geiſtlichen
Leben, oder dem Stande der Gnaden, weder
gaͤntzlich vor-noch gaͤntzlich nachzuſetzen, ſondern
beydes mit einander alſo zu verknuͤpfen ſey, daß
eines ohne das andere nicht ſeyn koͤnne, beyde
Stuͤcke aber ordentlicher weiſe ſich zuſammen
ſtufenweiſe anheben und ihren Anwachs neh-
men.
5. Der andere Zweifel iſt auch leichtlich zu
heben. Man muß nur die Erkaͤntniß goͤttlicher
Dinge recht unterſcheiden, nemlich in die bloß
buchſtaͤbliche,
oder hiſtoriſche, und in die bey
dem buchſtaͤblichen Vorrathe zugleich geiſtliche,
uͤbernatuͤrliche, lebendige, glaͤubige,
und ſe-
ligmachende.
Die bloß buchſtaͤbliche kan auch
ein Unwiedergebohrner und Unerleuchteter ha-
ben; zumal ein ſolcher, der in der wahren Kirche
gebohren, erzogen und unterwieſen iſt, und zu ſei-
ner theologiſchen Wiſſenſchaft viele ſolche Huͤlfs-
Mittel gehabt hat, deren er ſich aus bloß natuͤr-
lichen Kraͤften gar wohl bedienen koͤnnen. Die
geiſtliche, uͤbernatuͤrliche, glaͤubige und ſeligma-
chende aber findet allein bey denen Platz, die ein
geiſtliches Leben haben. Und von dieſer redet
Paulus, wenn er verneinet, daß ein Unwieder-
gebohrner, der nemlich beharrlich ein ſolcher blei-
bet, geiſtliche Dinge erkenne und annehme, nem-
lich recht geiſtlich, πνευματικῶς, wie ausdruͤck-
lich zweymal dabey ſtehet. Denn es iſt weit ein
anders, ob man τὰ πνευματικὰ, geiſtliche Sa-
chen tractire: und ob man dabey umgehe πνευμα-
τικῶς, auf eine geiſtliche weiſe. Wie ſehr es
unbekehrten, ob gleich ſonſt buchſtaͤblich in der
heiligen Schrift nicht ungelehrten Leuten, auch
Lehrern, an dem letzten fehlet, ſiehet man ſonder-
lich daraus, daß, wenn Wiedergebohrne die
zum rechtſchaffenen Weſen des Chriſtenthums
gehoͤrige, aber von ihnen, den fleiſchlich geſinne-
ten, nur bloß buchſtaͤblich erkanten Lehren, nach
ihrer Kraft und Lauterkeit vortragen, und auf
die wuͤrckliche Ausuͤbung gehen, ſie, die unbe-
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[191/0219] Cap. 2, v. 14. an die Corinthier. den:) und (erkennet es nicht allein nicht, ſondern auch, ſo lange er auſſer dem Stande der Gnaden bleibet) kan (er) es nicht erkennen: denn es muß geiſtlich (auf eine geiſtliche Art, daran es ihm fehlet,) gerichtet (erkant und beurtheilet) ſeyn. (Welche ἀνάκρισιν, Beurtheilung die Glaubigen zu Berrhoen anſtelleten. Ap. Geſch. 17, 11.) Anmerckungen. 1. Es iſt dieſer Ort wohl zu mercken, um daraus das natuͤrliche Unvermoͤgen in goͤttli- chen und geiſtlichen Dingen zu erkennen: ſinte- mal der Apoſtel den unwiedergebohrnen Men- ſchen nicht allein den actum cognoſcendi, die wuͤrckliche Erkaͤntniß, ſondern auch die poten- tiam, das Vermoͤgen dazu, gaͤntzlich, ja ſo gar abſpricht, daß er dabey anzeiget, wie verkehrt geiſt- liche Dinge von ihnen angeſehen werden. 2. Er handelt aber nicht von der Erfin- dung geiſtlicher und uͤbernatuͤrlicher Dinge und Glaubens-Geheimniſſe, als wenn er dieſe nur den Unwiedergebohrnen abſpreche, hingegen a- ber gar wohl zugebe, daß ſie, wenn ihnen ſolche Sachen in der heiligen Schrift, oder auch aus derſelben in andern Schriften, oder durch muͤnd- lichen Vortrag vorgeſtellet werden, dieſelbe gar wohl aus ihren bloſſen Natur-Kraͤften in aller Richtigkeit, wie es ſeyn ſoll, erkennen und beur- theilen koͤnten. Nein, keines weges. Denn das nicht erfinden, gebrauchet keiner beſon- dern Einſchaͤrfung; ſintemal es an ſich unlaͤug- bar war, auch keiner war, der ſich die Ehre der Erfindung zueignete. So weiſen ja auch die zu- vor angefuͤhrte und unzehlige andere Exempel es aus, daß diejenigen, welche das Wort des Evangelii theils in den Schriften des alten Te- ſtaments laſen, oder auch bey dem muͤndlichen Vortrage hoͤrten, aber dabey in ihrem fleiſch- lichen Sinne ungeaͤndert blieben, daſſelbe ſo gar nicht recht erkannten und annahmen, daß ſie es vielmehr fuͤr eine thoͤrichte Lehre hielten. Und alſo ſiehet man, daß die Rede ſey von den natuͤr- lichen Kraͤften des Menſchen, daß nemlich dieſe nicht alſo beſchaffen ſind, daß der Menſch damit die ihm ſchriftlich oder muͤndlich vorgelegte Leh- re des Evangelii gehoͤrig erkennen, und mit der Erkaͤntniß auf- und annehmen koͤnne, ſondern daß dazu eine beſondere Gnaden-Kraft des Hei- ligen Geiſtes gehoͤre. 3. Es kan aber einem Ungeuͤbten ein gedop- pelter Zweifel aufſteigen. Erſtlich dieſer, wie man denn zu ſolcher Gnaden-Kraft gelange, da man ſie ohne das recht erkante und angenomme- ne Evangelium nicht empfangen koͤnne; und man ſie doch gleichwol ſchon vor ſolcher Erkaͤnt- niß und Annehmung haben ſolle, um es damit recht zu erkennen und anzunehmen? Zum andern, wie es denn komme, daß gleichwol ſo viel Lehrer und andere Chriſten unwiedergebohren waͤren und blieben, wie man aus ihrem Leben ſaͤhe; und doch manche unter ihnen eine groſſe Erkaͤntniß goͤttlicher Dinge haͤtten, alſo, daß ſie dieſe auch wol zum Theil in oͤffentlichen Schriften verthei- digten? 4. Was den erſten Punct betrift, ſo iſt zu mercken, daß die Gnaden-Wirckung GOttes bey den Menſchen, ihrer anfaͤnglichen Renitentz wegen gemeiniglich ſtufenweiſe in der Bekeh- rung und Erleuchtung verfaͤhret: nemlich alſo: Es koͤmmt bey dem Vortrage des goͤttlichen Worts unter dem buchſtaͤblichen Begrif deſſel- ben, aus der Mitwirckung des Heiligen Geiſtes, zugleich eine ſolche Kraft in die Seele, welche iſt eine goͤttliche Lichts- und Lebens-Kraft, und wo- durch Verſtand und Wille zugleich affici- ret und geruͤhret werden. Laͤſſet nun der Menſch dieſer ſich durch das Wort in die Seele inſinuirenden Kraft Platz, alſo, daß er da- durch zum geiſtlichen Leben koͤmmt, ſo koͤmmt er auch zum geiſtlichen Lichte der Erkaͤntniß. Widerſtehet er aber der Kraft zum Leben, alſo, daß er im geiſtlichen Tode bleibet, ſo bleibet er auch in der geiſtlichen Finſterniß und Blindheit, ſo gar, daß er auch wol wieder verlieret, was er von geiſtlichen Lichts-Blicken empfangen hatte. Denn es kan ſo wenig eine wahre geiſtliche Erkaͤntniß ohne ein geiſtliches Leben ſeyn, als iemand ohne das natuͤrliche Leben eine natuͤr- liche Erkaͤntniß, ja auch nur den Gebrauch ſeines leiblichen Geſichts haben kan. Und alſo ſiehet man, daß die wahre Erkaͤntniß dem geiſtlichen Leben, oder dem Stande der Gnaden, weder gaͤntzlich vor-noch gaͤntzlich nachzuſetzen, ſondern beydes mit einander alſo zu verknuͤpfen ſey, daß eines ohne das andere nicht ſeyn koͤnne, beyde Stuͤcke aber ordentlicher weiſe ſich zuſammen ſtufenweiſe anheben und ihren Anwachs neh- men. 5. Der andere Zweifel iſt auch leichtlich zu heben. Man muß nur die Erkaͤntniß goͤttlicher Dinge recht unterſcheiden, nemlich in die bloß buchſtaͤbliche, oder hiſtoriſche, und in die bey dem buchſtaͤblichen Vorrathe zugleich geiſtliche, uͤbernatuͤrliche, lebendige, glaͤubige, und ſe- ligmachende. Die bloß buchſtaͤbliche kan auch ein Unwiedergebohrner und Unerleuchteter ha- ben; zumal ein ſolcher, der in der wahren Kirche gebohren, erzogen und unterwieſen iſt, und zu ſei- ner theologiſchen Wiſſenſchaft viele ſolche Huͤlfs- Mittel gehabt hat, deren er ſich aus bloß natuͤr- lichen Kraͤften gar wohl bedienen koͤnnen. Die geiſtliche, uͤbernatuͤrliche, glaͤubige und ſeligma- chende aber findet allein bey denen Platz, die ein geiſtliches Leben haben. Und von dieſer redet Paulus, wenn er verneinet, daß ein Unwieder- gebohrner, der nemlich beharrlich ein ſolcher blei- bet, geiſtliche Dinge erkenne und annehme, nem- lich recht geiſtlich, πνευματικῶς, wie ausdruͤck- lich zweymal dabey ſtehet. Denn es iſt weit ein anders, ob man τὰ πνευματικὰ, geiſtliche Sa- chen tractire: und ob man dabey umgehe πνευμα- τικῶς, auf eine geiſtliche weiſe. Wie ſehr es unbekehrten, ob gleich ſonſt buchſtaͤblich in der heiligen Schrift nicht ungelehrten Leuten, auch Lehrern, an dem letzten fehlet, ſiehet man ſonder- lich daraus, daß, wenn Wiedergebohrne die zum rechtſchaffenen Weſen des Chriſtenthums gehoͤrige, aber von ihnen, den fleiſchlich geſinne- ten, nur bloß buchſtaͤblich erkanten Lehren, nach ihrer Kraft und Lauterkeit vortragen, und auf die wuͤrckliche Ausuͤbung gehen, ſie, die unbe- kehr-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/219>, abgerufen am 15.05.2024.