Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 4, v. 1-3. Das vierte Capitel/ Darinnen der Apostel die bisher in den ersten Capiteln tractirte Materie/ wie man das Amt der Lehrer/ sonderlich der A- postel/ anzusehen habe/ beschliesset/ und die Corinthier deßhalb mit Verweisung einiger Vergehung/ fürnemlich in der Auf- blehung des Sinnes/ ihrer Pflicht er- innert. V. 1. [Spaltenumbruch]
DAfür halte uns iedermann, V. 2. Nun aber suchet man nichts mehr Anmerckungen. 1. Diese Treue hat die wahre Klugheit oder Weisheit zum Grunde. Siehe 1 Cor. 3, 10. da der treue Haushalter ein weiser Bau- meister heisset: und Luc. 12, 42. da unser Hei- land beydes zusammen setzet, wenn er saget: Wie ein groß Ding ist es, um einen treuen und klugen Haushalter! und 2 Tim. 2, 2. da Paulus saget: Was du von mir gehöret hast durch viele Zeugen, das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig (d. i. weise, geist- [Spaltenumbruch] lich klug) sind, auch andere zu lehren. Die Klugheit praesentiret gleichsam die Augen und das Haupt eines guten Haushalters, und die Treue die Hände und Füsse, ja den gantzen Leib, das ist alle seine Kräfte. 2. Diese Treue aber hebet sich an von der Treue gegen uns selbst und hat ihren Grund darinnen. Denn wer keine Treue gegen seine eigene Seele beweiset, da er sich selbst der nech- ste ist, und er seinen Nechsten lieben soll, wie zuvorderst sich selbst; wie will der die rechte Treue haben und beweisen gegen seinen Nech- sten, da ihn sein Gewissen dazu gar nicht antrei- bet; als welches im geistlichen Tode lieget und seiner selbst nicht einmal wahrnimmt. 3. Es stehet demnach um die Treue und Tüchtigkeit in der Haushaltung eines unbekehr- ten Lehrers gar schlecht. Denn ob er gleich buchstäblich viel Wahres erkennet und vorträ- get, auch die Sacramenta richtig administriret, diese auch daher nebst dem Worte GOttes an sich selbst ihre Kraft behalten: so fehlet es ihm doch nicht weniger an der rechten geistlichen Treue, als an der wahren Tüchtigkeit, oder Weisheit, den gantzen Rath GOtees in aller Lauterkeit recht geistlich zu erkennen, in aller Richtigkeit und rechten Ordnung vorzutragen, und gehörig, nachdem es der Seelen-Zustand eines ieglichen Menschen erfodert, zu applici- ren. Zu geschweigen, daß er für dieselbe nicht erhörlich beten kan, da GOtt die beharrlichen Sünder nicht höret; er ihnen auch im Leben kein Vorbild ist, sondern vielmehr ein nicht geringer Anstoß. V. 3. Mir aber ist es ein geringes, daß ich V. 4. Jch
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 4, v. 1-3. Das vierte Capitel/ Darinnen der Apoſtel die bisher in den erſten Capiteln tractirte Materie/ wie man das Amt der Lehrer/ ſonderlich der A- poſtel/ anzuſehen habe/ beſchlieſſet/ und die Corinthier deßhalb mit Verweiſung einiger Vergehung/ fuͤrnemlich in der Auf- blehung des Sinnes/ ihrer Pflicht er- innert. V. 1. [Spaltenumbruch]
DAfuͤr halte uns iedermann, V. 2. Nun aber ſuchet man nichts mehr Anmerckungen. 1. Dieſe Treue hat die wahre Klugheit oder Weisheit zum Grunde. Siehe 1 Cor. 3, 10. da der treue Haushalter ein weiſer Bau- meiſter heiſſet: und Luc. 12, 42. da unſer Hei- land beydes zuſammen ſetzet, wenn er ſaget: Wie ein groß Ding iſt es, um einen treuen und klugen Haushalter! und 2 Tim. 2, 2. da Paulus ſaget: Was du von mir gehoͤret haſt durch viele Zeugen, das befiehl treuen Menſchen, die da tuͤchtig (d. i. weiſe, geiſt- [Spaltenumbruch] lich klug) ſind, auch andere zu lehren. Die Klugheit præſentiret gleichſam die Augen und das Haupt eines guten Haushalters, und die Treue die Haͤnde und Fuͤſſe, ja den gantzen Leib, das iſt alle ſeine Kraͤfte. 2. Dieſe Treue aber hebet ſich an von der Treue gegen uns ſelbſt und hat ihren Grund darinnen. Denn wer keine Treue gegen ſeine eigene Seele beweiſet, da er ſich ſelbſt der nech- ſte iſt, und er ſeinen Nechſten lieben ſoll, wie zuvorderſt ſich ſelbſt; wie will der die rechte Treue haben und beweiſen gegen ſeinen Nech- ſten, da ihn ſein Gewiſſen dazu gar nicht antrei- bet; als welches im geiſtlichen Tode lieget und ſeiner ſelbſt nicht einmal wahrnimmt. 3. Es ſtehet demnach um die Treue und Tuͤchtigkeit in der Haushaltung eines unbekehr- ten Lehrers gar ſchlecht. Denn ob er gleich buchſtaͤblich viel Wahres erkennet und vortraͤ- get, auch die Sacramenta richtig adminiſtriret, dieſe auch daher nebſt dem Worte GOttes an ſich ſelbſt ihre Kraft behalten: ſo fehlet es ihm doch nicht weniger an der rechten geiſtlichen Treue, als an der wahren Tuͤchtigkeit, oder Weisheit, den gantzen Rath GOtees in aller Lauterkeit recht geiſtlich zu erkennen, in aller Richtigkeit und rechten Ordnung vorzutragen, und gehoͤrig, nachdem es der Seelen-Zuſtand eines ieglichen Menſchen erfodert, zu applici- ren. Zu geſchweigen, daß er fuͤr dieſelbe nicht erhoͤrlich beten kan, da GOtt die beharrlichen Suͤnder nicht hoͤret; er ihnen auch im Leben kein Vorbild iſt, ſondern vielmehr ein nicht geringer Anſtoß. V. 3. Mir aber iſt es ein geringes, daß ich V. 4. Jch
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Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 4, v. 1-3.
Das vierte Capitel/
Darinnen der Apoſtel die bisher in den erſten Capiteln
tractirte Materie/ wie man das Amt der Lehrer/ ſonderlich der A-
poſtel/ anzuſehen habe/ beſchlieſſet/ und die Corinthier deßhalb
mit Verweiſung einiger Vergehung/ fuͤrnemlich in der Auf-
blehung des Sinnes/ ihrer Pflicht er-
innert.
V. 1.
DAfuͤr halte uns iedermann,
nemlich fuͤr CHriſtus Die-
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ſchen dienen, daß ſie ihnen ih-
ren Dienſt um CHriſti willen
und an CHriſti ſtatt nach dem Prophetiſchen
Amte leiſten, und dannenhero dieſen ihren
Dienſt bey Menſchen alſo fuͤhren muͤſſen, nicht
wie es Menſchen haben wollen, ſondern wie
es ihre von CHriſto, ihrem HERRN, em-
pfangene Inſtruction mit ſich bringet:) und
Haushalter (denn da die Kirche auf Erden
GOttes Haus, GOttes Tempel iſt, Epheſ.
2, 19-22. 1 Tim. 3, 15. 2 Tim. 2, 20. Hebr.
3, 6. ſo gebrauchet er darinnen Haushalter;
ſintemal er es der menſchlichen Natur am ge-
maͤſſeſten befunden, daß er mit Menſchen durch
Menſchen handeln ließ: ſiehe Matth. 24, 45.
2 Cor. 4, 5. 6, 4. Coloſſ. 1, 25. 26. Tit. 1, 7.
1 Petr. 4, 10.) uͤber GOttes Geheimniſſe,
(uͤber den gantzen Rath GOTTES von dem
Grunde und von der Ordnung unſers Heils,
davon der Mittel-Punct iſt die Perſon und
das Werck der Erloͤſung CHriſti, wie dieſes
im Evangelio vorgetragen und durch die heilige
Sacramenta zugeeignet wird. Hieruͤber ſind
Lehrer Haushalter, dieſe Guͤter des Hauſes
GOttes zuvorderſt ſelbſt in eigner Perſon recht
zu gebrauchen, und in dieſer Ordnung auch
recht zu verwalten, und einem ieden, nach
dem Zuſtande ſeiner Seele, recht zu appli-
ciren.)
V. 2.
Nun aber ſuchet man nichts mehr
an den Haushaltern, denn daß ſie treu
erfunden werden.
Anmerckungen.
1. Dieſe Treue hat die wahre Klugheit
oder Weisheit zum Grunde. Siehe 1 Cor.
3, 10. da der treue Haushalter ein weiſer Bau-
meiſter heiſſet: und Luc. 12, 42. da unſer Hei-
land beydes zuſammen ſetzet, wenn er ſaget:
Wie ein groß Ding iſt es, um einen treuen
und klugen Haushalter! und 2 Tim. 2, 2.
da Paulus ſaget: Was du von mir gehoͤret
haſt durch viele Zeugen, das befiehl treuen
Menſchen, die da tuͤchtig (d. i. weiſe, geiſt-
lich klug) ſind, auch andere zu lehren.
Die Klugheit præſentiret gleichſam die Augen
und das Haupt eines guten Haushalters, und
die Treue die Haͤnde und Fuͤſſe, ja den gantzen
Leib, das iſt alle ſeine Kraͤfte.
2. Dieſe Treue aber hebet ſich an von der
Treue gegen uns ſelbſt und hat ihren Grund
darinnen. Denn wer keine Treue gegen ſeine
eigene Seele beweiſet, da er ſich ſelbſt der nech-
ſte iſt, und er ſeinen Nechſten lieben ſoll, wie
zuvorderſt ſich ſelbſt; wie will der die rechte
Treue haben und beweiſen gegen ſeinen Nech-
ſten, da ihn ſein Gewiſſen dazu gar nicht antrei-
bet; als welches im geiſtlichen Tode lieget und
ſeiner ſelbſt nicht einmal wahrnimmt.
3. Es ſtehet demnach um die Treue und
Tuͤchtigkeit in der Haushaltung eines unbekehr-
ten Lehrers gar ſchlecht. Denn ob er gleich
buchſtaͤblich viel Wahres erkennet und vortraͤ-
get, auch die Sacramenta richtig adminiſtriret,
dieſe auch daher nebſt dem Worte GOttes an
ſich ſelbſt ihre Kraft behalten: ſo fehlet es ihm
doch nicht weniger an der rechten geiſtlichen
Treue, als an der wahren Tuͤchtigkeit, oder
Weisheit, den gantzen Rath GOtees in aller
Lauterkeit recht geiſtlich zu erkennen, in aller
Richtigkeit und rechten Ordnung vorzutragen,
und gehoͤrig, nachdem es der Seelen-Zuſtand
eines ieglichen Menſchen erfodert, zu applici-
ren. Zu geſchweigen, daß er fuͤr dieſelbe nicht
erhoͤrlich beten kan, da GOtt die beharrlichen
Suͤnder nicht hoͤret; er ihnen auch im Leben kein
Vorbild iſt, ſondern vielmehr ein nicht geringer
Anſtoß.
V. 3.
Mir aber iſt es ein geringes, daß ich
von euch (ἀνακριϑῷ) gerichtet werde, oder
von einem menſchlichen Tage, (nemlich Ge-
richts-Tage, und dem Gericht ſelbſt, im Gegen-
ſatz auf den groſſen Tag, oder Gerichts-Tag des
HErrn, da alles recht wird beurtheilet und ent-
ſchieden werden: wenn ich vorher von Menſchen
beurtheilet werde, daß ich es dem einen recht ma-
che, dem andern aber nicht, und man mich deß-
wegen andern nachſetzet, das achte ich nichts,)
auch richte ich (ἀνακρίνῳ) mich ſelbſt nicht,
(nemlich dergeſtalt, daß ich mich bey mir ſelbſt
in Eigen-Liebe mit andern vergliche, welchem ich
vorzuziehen oder nachzuſetzen ſey.)
V. 4. Jch
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