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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Weibes-Person ein Fleisch wird, diese zwey we-
sentliche Stücke: 1) Daß es nicht geschiehet zum
Zweck, rechtmäßige Kinder und Erben zu zeugen
und zu erziehen, sondern zur Erfüllung der
fleischlichen Begierden: 2) Daß es geschiehet
ohne den Vorsatz und ohne die Form eines un-
zertrennlichen ehelichen Bundes und Bandes,
sondern, unter eingebildeter Freyheit, mit dem
Vorbehalt, nach seinem eigenen Belieben seine
Concubine zu behalten, oder auch ihrer wieder
müßig zu gehen, und sie, wenn man nicht hey-
rathet, noch auch sonst des weiblichen Ge-
schlechts sich entschläget, mit einer andern zu
verwechseln.

§. III. Aus dieser Definition, und aus
denen darinnen liegenden wesentlichen Stücken
des Concubinats, ist nun offenbar, daß der Con-
cubinat
kein Ehe-Stand sey. Denn zum Ehe-
Stande, da man mit einer zur Ehe sich schicken-
den Weibes-Person ein Fleisch wird, gehören
diese zwey Haupt-Stücke, daß solches geschehe
1) in einem unzertrennlichen Bunde und Bande:
2) zu dem Zweck, Kinder, als rechtmäßige Erben,
zu zeugen und zu erziehen.

§. IV. Jst nun der Concubinat keine Ehe,
so ist er, wenn er von einem verehelichten Man-
ne gehalten wird, ein Ehebruch: findet er sich
aber bey einem noch unverehelichten, so ist er ei-
ne formelle Hurerey: und zwar eine besondere
Art des Ehebruchs und der Hurerey. Denn ist
es ein Ehebruch, seinen Leib, darüber allein die
eintzige rechtmäßige Ehegattin ein eheliches Recht
und Macht hat, einer andern also zu übergeben,
daß man mit ihr ein Fleisch werde; wie solte es
nicht ein Ehebruch seyn, wenn dieses mit einer
Concubinen geschiehet? Da die gemeine Hure-
rey bestehet in einem solchen ein Fleisch werden,
oder in einer solchen Vermischung mit einem
Weibes-Bilde, dabey man, ausser dem hind-
angesetzten ehelichen Bund und Zweck, bald mit
dieser, bald mit jener Person zuhält, oder eine
Person nur einmal, oder wenige mal ungebühr-
lich berühret: so ist der Concubinat eine solche
Gattung der Hurerey, da man, ohne den eheli-
chen Bund und Zweck, mit einer gewissen Person
auf eine Zeitlang ein Fleisch wird, und sich in
längerer Zeit vielmal ungebührlich zu ihr hält.

§. V. Da es nun mit dem Concubinat ei-
ne solche Beschaffenheit hat, so streitet dagegen
alles dasjenige, was in der gantzen bisherigen
Deduction über das siebente Capitel des ersten
Briefes an die Corinthier von dem unzertrenn-
lichen und unauflöslichen Bunde und
Bande
einer rechtmäßigen Ehe wider die Li-
cen
tz der Ehe-Scheidung vorgestellet, und wie
aus der heiligen Schrift, also auch zugleich aus
dem Rechte der Natur erwiesen ist: und zwar
streitet es dagegen aufs allermeiste und nach-
drücklichste. Denn stehet ein solches ein Fleisch
werden mit einer Person des andern Geschlechts,
da man zwar mit ihr zur Zeugung und Erziehung
der Kinder einen ehelichen Bund aufrichtet, den-
selben aber hernach durch eine dem göttlichen
und natürlichen Gesetze zuwider laufende Schei-
dung bricht und aufhebet, der eigentlichen Na-
tur des Ehestandes entgegen; so muß ja noch
[Spaltenumbruch] vielmehr ein solches ein Fleisch werden damit
streiten, dabey man nicht einmal an einen rech-
ten ehelichen Bund und den rechten Zweck des
Ehestandes gedencket, viel weniger ihn erhält,
oder zu erhalten suchet, sich auch vorbehält, die mit
einer gewissen Weibes-Person unrechtmäßiger
weise gemachte Verbindung, auch ohne alle
obrigkeitliche Auctorität, nach eigenem Gefallen
wieder aufzuheben, und damit auch wol gegen
andere Personen gleichmäßig zu verfahren.

§. VI. Nicht weniger stehet dem Concubi-
nat
entgegen alles, was in obiger Tractation der
Polygamie entgegen gesetzet ist: nemlich in so fern
ein Ehe-Mann sich an statt der Polygamie den
Concubinat wolte gefallen lassen; wie leider zu
geschehen pfleget, sonderlich von grossen Herren,
welche ihrer hohen Auctorität wegen menschliche
Gesetze nichts achten, und auch dabey das Gesetz
GOttes und das Recht der Natur aus den Au-
gen setzen. Und da der, nach dem oben geführ-
ten Erweis, ein Ehebrecher ist, der ausser seiner
einigen und rechtmäßigen Ehegattin noch eine
oder auch mehrere andere zur würcklichen, aber
unrechtmäßigen, Ehe nimmt, sie auch die Zeit sei-
nes Lebens in der Ehe behält: so muß noch viel-
mehr der noch einen gröbern Ehebruch begehen,
der über seine einige u. rechtmäßige Ehegattin sich
an eine solche hanget, mit welcher er ohne einen
ehelichen Bund und Zweck ein Fleisch wird.

§. VII. Da nun solcher gestalt der Con-
cubinat
in seiner eigentlichen wesentlichen Form
und Gestalt nichts anders ist, als eine gewisse,
und dabey recht arge, Gattung der Hurerey,
oder auch des Ehebruchs; so ist leichtlich zu
erachten, daß er in allen solchen Oertern der
heiligen Schrift, welche die Hurerey und den
Ehebruch verdammen, mit verworfen und ver-
boten sey, daß es also keines besondern Verbots
gebrauchet hat. Und daher suchen die Patronen
des so ungöttlichen Concubinats darinnen gantz
vergeblich einen Behelf, daß wider den Concu-
binat
kein besonderes Verbot vorhanden sey. Die
Hurer und Ehebrecher wird GOTT
(da
sie in der Welt gemeiniglich so frey ausgehen)
selbst richten, spricht Paulus Hebr. 13, 4.
welches unter allen solchen Stellen Verbots ge-
nug ist. Welches Gericht auch die beharrli-
chen Verfechter des Concubinats treffen wird:
und zwar um so viel mehr, ie schwerer sie sich zur
Verführung so vieler Menschen mit ihrer Vor-
sprache und gesuchten Vertheidigung, versündi-
gen, als welche Versündigung grösser ist, als
wenn sie für sich selbst, ohne solches Patrocinium,
in der Hurerey oder im Ehebruche lebten. Jhre
vermeinte Gründe alhier zu untersuchen, und den
Ungrund zu entdecken, halte ich für überflüßig;
da es an anderwärtiger auch von andern gesche-
henen Entdeckung nicht fehlet; sonderlich von
der Zeit an, da ein solches Patrocinium vor ohn-
gefähr 16 Jahren durch eine gewisse academi-
sche Dissertation aufs neue ausbrach: da denn
unter andern auch diß gezeiget worden, wie gar
ungegründet man die Jüdischen Kebs-Weiber,
die doch in einem ehelichen Bunde mit ihren
Männern stunden, für Concubinen halte.

Das
J i 3

an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Weibes-Perſon ein Fleiſch wird, dieſe zwey we-
ſentliche Stuͤcke: 1) Daß es nicht geſchiehet zum
Zweck, rechtmaͤßige Kinder und Erben zu zeugen
und zu erziehen, ſondern zur Erfuͤllung der
fleiſchlichen Begierden: 2) Daß es geſchiehet
ohne den Vorſatz und ohne die Form eines un-
zertrennlichen ehelichen Bundes und Bandes,
ſondern, unter eingebildeter Freyheit, mit dem
Vorbehalt, nach ſeinem eigenen Belieben ſeine
Concubine zu behalten, oder auch ihrer wieder
muͤßig zu gehen, und ſie, wenn man nicht hey-
rathet, noch auch ſonſt des weiblichen Ge-
ſchlechts ſich entſchlaͤget, mit einer andern zu
verwechſeln.

§. III. Aus dieſer Definition, und aus
denen darinnen liegenden weſentlichen Stuͤcken
des Concubinats, iſt nun offenbar, daß der Con-
cubinat
kein Ehe-Stand ſey. Denn zum Ehe-
Stande, da man mit einer zur Ehe ſich ſchicken-
den Weibes-Perſon ein Fleiſch wird, gehoͤren
dieſe zwey Haupt-Stuͤcke, daß ſolches geſchehe
1) in einem unzertrennlichen Bunde und Bande:
2) zu dem Zweck, Kinder, als rechtmaͤßige Erben,
zu zeugen und zu erziehen.

§. IV. Jſt nun der Concubinat keine Ehe,
ſo iſt er, wenn er von einem verehelichten Man-
ne gehalten wird, ein Ehebruch: findet er ſich
aber bey einem noch unverehelichten, ſo iſt er ei-
ne formelle Hurerey: und zwar eine beſondere
Art des Ehebruchs und der Hurerey. Denn iſt
es ein Ehebruch, ſeinen Leib, daruͤber allein die
eintzige rechtmaͤßige Ehegattin ein eheliches Recht
und Macht hat, einer andern alſo zu uͤbergeben,
daß man mit ihr ein Fleiſch werde; wie ſolte es
nicht ein Ehebruch ſeyn, wenn dieſes mit einer
Concubinen geſchiehet? Da die gemeine Hure-
rey beſtehet in einem ſolchen ein Fleiſch werden,
oder in einer ſolchen Vermiſchung mit einem
Weibes-Bilde, dabey man, auſſer dem hind-
angeſetzten ehelichen Bund und Zweck, bald mit
dieſer, bald mit jener Perſon zuhaͤlt, oder eine
Perſon nur einmal, oder wenige mal ungebuͤhr-
lich beruͤhret: ſo iſt der Concubinat eine ſolche
Gattung der Hurerey, da man, ohne den eheli-
chen Bund und Zweck, mit einer gewiſſen Perſon
auf eine Zeitlang ein Fleiſch wird, und ſich in
laͤngerer Zeit vielmal ungebuͤhrlich zu ihr haͤlt.

§. V. Da es nun mit dem Concubinat ei-
ne ſolche Beſchaffenheit hat, ſo ſtreitet dagegen
alles dasjenige, was in der gantzen bisherigen
Deduction uͤber das ſiebente Capitel des erſten
Briefes an die Corinthier von dem unzertrenn-
lichen und unaufloͤslichen Bunde und
Bande
einer rechtmaͤßigen Ehe wider die Li-
cen
tz der Ehe-Scheidung vorgeſtellet, und wie
aus der heiligen Schrift, alſo auch zugleich aus
dem Rechte der Natur erwieſen iſt: und zwar
ſtreitet es dagegen aufs allermeiſte und nach-
druͤcklichſte. Denn ſtehet ein ſolches ein Fleiſch
werden mit einer Perſon des andern Geſchlechts,
da man zwar mit ihr zur Zeugung und Erziehung
der Kinder einen ehelichen Bund aufrichtet, den-
ſelben aber hernach durch eine dem goͤttlichen
und natuͤrlichen Geſetze zuwider laufende Schei-
dung bricht und aufhebet, der eigentlichen Na-
tur des Eheſtandes entgegen; ſo muß ja noch
[Spaltenumbruch] vielmehr ein ſolches ein Fleiſch werden damit
ſtreiten, dabey man nicht einmal an einen rech-
ten ehelichen Bund und den rechten Zweck des
Eheſtandes gedencket, viel weniger ihn erhaͤlt,
oder zu erhalten ſuchet, ſich auch vorbehaͤlt, die mit
einer gewiſſen Weibes-Perſon unrechtmaͤßiger
weiſe gemachte Verbindung, auch ohne alle
obrigkeitliche Auctoritaͤt, nach eigenem Gefallen
wieder aufzuheben, und damit auch wol gegen
andere Perſonen gleichmaͤßig zu verfahren.

§. VI. Nicht weniger ſtehet dem Concubi-
nat
entgegen alles, was in obiger Tractation der
Polygamie entgegen geſetzet iſt: nemlich in ſo fern
ein Ehe-Mann ſich an ſtatt der Polygamie den
Concubinat wolte gefallen laſſen; wie leider zu
geſchehen pfleget, ſonderlich von groſſen Herren,
welche ihrer hohen Auctoritaͤt wegen menſchliche
Geſetze nichts achten, und auch dabey das Geſetz
GOttes und das Recht der Natur aus den Au-
gen ſetzen. Und da der, nach dem oben gefuͤhr-
ten Erweis, ein Ehebrecher iſt, der auſſer ſeiner
einigen und rechtmaͤßigen Ehegattin noch eine
oder auch mehrere andere zur wuͤrcklichen, aber
unrechtmaͤßigen, Ehe nimmt, ſie auch die Zeit ſei-
nes Lebens in der Ehe behaͤlt: ſo muß noch viel-
mehr der noch einen groͤbern Ehebruch begehen,
der uͤber ſeine einige u. rechtmaͤßige Ehegattin ſich
an eine ſolche hanget, mit welcher er ohne einen
ehelichen Bund und Zweck ein Fleiſch wird.

§. VII. Da nun ſolcher geſtalt der Con-
cubinat
in ſeiner eigentlichen weſentlichen Form
und Geſtalt nichts anders iſt, als eine gewiſſe,
und dabey recht arge, Gattung der Hurerey,
oder auch des Ehebruchs; ſo iſt leichtlich zu
erachten, daß er in allen ſolchen Oertern der
heiligen Schrift, welche die Hurerey und den
Ehebruch verdammen, mit verworfen und ver-
boten ſey, daß es alſo keines beſondern Verbots
gebrauchet hat. Und daher ſuchen die Patronen
des ſo ungoͤttlichen Concubinats darinnen gantz
vergeblich einen Behelf, daß wider den Concu-
binat
kein beſonderes Verbot vorhanden ſey. Die
Hurer und Ehebrecher wird GOTT
(da
ſie in der Welt gemeiniglich ſo frey ausgehen)
ſelbſt richten, ſpricht Paulus Hebr. 13, 4.
welches unter allen ſolchen Stellen Verbots ge-
nug iſt. Welches Gericht auch die beharrli-
chen Verfechter des Concubinats treffen wird:
und zwar um ſo viel mehr, ie ſchwerer ſie ſich zur
Verfuͤhrung ſo vieler Menſchen mit ihrer Vor-
ſprache und geſuchten Vertheidigung, verſuͤndi-
gen, als welche Verſuͤndigung groͤſſer iſt, als
wenn ſie fuͤr ſich ſelbſt, ohne ſolches Patrocinium,
in der Hurerey oder im Ehebruche lebten. Jhre
vermeinte Gruͤnde alhier zu unterſuchen, und den
Ungrund zu entdecken, halte ich fuͤr uͤberfluͤßig;
da es an anderwaͤrtiger auch von andern geſche-
henen Entdeckung nicht fehlet; ſonderlich von
der Zeit an, da ein ſolches Patrocinium vor ohn-
gefaͤhr 16 Jahren durch eine gewiſſe academi-
ſche Diſſertation aufs neue ausbrach: da denn
unter andern auch diß gezeiget worden, wie gar
ungegruͤndet man die Juͤdiſchen Kebs-Weiber,
die doch in einem ehelichen Bunde mit ihren
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Das
J i 3
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[253/0281] an die Corinthier. Weibes-Perſon ein Fleiſch wird, dieſe zwey we- ſentliche Stuͤcke: 1) Daß es nicht geſchiehet zum Zweck, rechtmaͤßige Kinder und Erben zu zeugen und zu erziehen, ſondern zur Erfuͤllung der fleiſchlichen Begierden: 2) Daß es geſchiehet ohne den Vorſatz und ohne die Form eines un- zertrennlichen ehelichen Bundes und Bandes, ſondern, unter eingebildeter Freyheit, mit dem Vorbehalt, nach ſeinem eigenen Belieben ſeine Concubine zu behalten, oder auch ihrer wieder muͤßig zu gehen, und ſie, wenn man nicht hey- rathet, noch auch ſonſt des weiblichen Ge- ſchlechts ſich entſchlaͤget, mit einer andern zu verwechſeln. §. III. Aus dieſer Definition, und aus denen darinnen liegenden weſentlichen Stuͤcken des Concubinats, iſt nun offenbar, daß der Con- cubinat kein Ehe-Stand ſey. Denn zum Ehe- Stande, da man mit einer zur Ehe ſich ſchicken- den Weibes-Perſon ein Fleiſch wird, gehoͤren dieſe zwey Haupt-Stuͤcke, daß ſolches geſchehe 1) in einem unzertrennlichen Bunde und Bande: 2) zu dem Zweck, Kinder, als rechtmaͤßige Erben, zu zeugen und zu erziehen. §. IV. Jſt nun der Concubinat keine Ehe, ſo iſt er, wenn er von einem verehelichten Man- ne gehalten wird, ein Ehebruch: findet er ſich aber bey einem noch unverehelichten, ſo iſt er ei- ne formelle Hurerey: und zwar eine beſondere Art des Ehebruchs und der Hurerey. Denn iſt es ein Ehebruch, ſeinen Leib, daruͤber allein die eintzige rechtmaͤßige Ehegattin ein eheliches Recht und Macht hat, einer andern alſo zu uͤbergeben, daß man mit ihr ein Fleiſch werde; wie ſolte es nicht ein Ehebruch ſeyn, wenn dieſes mit einer Concubinen geſchiehet? Da die gemeine Hure- rey beſtehet in einem ſolchen ein Fleiſch werden, oder in einer ſolchen Vermiſchung mit einem Weibes-Bilde, dabey man, auſſer dem hind- angeſetzten ehelichen Bund und Zweck, bald mit dieſer, bald mit jener Perſon zuhaͤlt, oder eine Perſon nur einmal, oder wenige mal ungebuͤhr- lich beruͤhret: ſo iſt der Concubinat eine ſolche Gattung der Hurerey, da man, ohne den eheli- chen Bund und Zweck, mit einer gewiſſen Perſon auf eine Zeitlang ein Fleiſch wird, und ſich in laͤngerer Zeit vielmal ungebuͤhrlich zu ihr haͤlt. §. V. Da es nun mit dem Concubinat ei- ne ſolche Beſchaffenheit hat, ſo ſtreitet dagegen alles dasjenige, was in der gantzen bisherigen Deduction uͤber das ſiebente Capitel des erſten Briefes an die Corinthier von dem unzertrenn- lichen und unaufloͤslichen Bunde und Bande einer rechtmaͤßigen Ehe wider die Li- centz der Ehe-Scheidung vorgeſtellet, und wie aus der heiligen Schrift, alſo auch zugleich aus dem Rechte der Natur erwieſen iſt: und zwar ſtreitet es dagegen aufs allermeiſte und nach- druͤcklichſte. Denn ſtehet ein ſolches ein Fleiſch werden mit einer Perſon des andern Geſchlechts, da man zwar mit ihr zur Zeugung und Erziehung der Kinder einen ehelichen Bund aufrichtet, den- ſelben aber hernach durch eine dem goͤttlichen und natuͤrlichen Geſetze zuwider laufende Schei- dung bricht und aufhebet, der eigentlichen Na- tur des Eheſtandes entgegen; ſo muß ja noch vielmehr ein ſolches ein Fleiſch werden damit ſtreiten, dabey man nicht einmal an einen rech- ten ehelichen Bund und den rechten Zweck des Eheſtandes gedencket, viel weniger ihn erhaͤlt, oder zu erhalten ſuchet, ſich auch vorbehaͤlt, die mit einer gewiſſen Weibes-Perſon unrechtmaͤßiger weiſe gemachte Verbindung, auch ohne alle obrigkeitliche Auctoritaͤt, nach eigenem Gefallen wieder aufzuheben, und damit auch wol gegen andere Perſonen gleichmaͤßig zu verfahren. §. VI. Nicht weniger ſtehet dem Concubi- nat entgegen alles, was in obiger Tractation der Polygamie entgegen geſetzet iſt: nemlich in ſo fern ein Ehe-Mann ſich an ſtatt der Polygamie den Concubinat wolte gefallen laſſen; wie leider zu geſchehen pfleget, ſonderlich von groſſen Herren, welche ihrer hohen Auctoritaͤt wegen menſchliche Geſetze nichts achten, und auch dabey das Geſetz GOttes und das Recht der Natur aus den Au- gen ſetzen. Und da der, nach dem oben gefuͤhr- ten Erweis, ein Ehebrecher iſt, der auſſer ſeiner einigen und rechtmaͤßigen Ehegattin noch eine oder auch mehrere andere zur wuͤrcklichen, aber unrechtmaͤßigen, Ehe nimmt, ſie auch die Zeit ſei- nes Lebens in der Ehe behaͤlt: ſo muß noch viel- mehr der noch einen groͤbern Ehebruch begehen, der uͤber ſeine einige u. rechtmaͤßige Ehegattin ſich an eine ſolche hanget, mit welcher er ohne einen ehelichen Bund und Zweck ein Fleiſch wird. §. VII. Da nun ſolcher geſtalt der Con- cubinat in ſeiner eigentlichen weſentlichen Form und Geſtalt nichts anders iſt, als eine gewiſſe, und dabey recht arge, Gattung der Hurerey, oder auch des Ehebruchs; ſo iſt leichtlich zu erachten, daß er in allen ſolchen Oertern der heiligen Schrift, welche die Hurerey und den Ehebruch verdammen, mit verworfen und ver- boten ſey, daß es alſo keines beſondern Verbots gebrauchet hat. Und daher ſuchen die Patronen des ſo ungoͤttlichen Concubinats darinnen gantz vergeblich einen Behelf, daß wider den Concu- binat kein beſonderes Verbot vorhanden ſey. Die Hurer und Ehebrecher wird GOTT (da ſie in der Welt gemeiniglich ſo frey ausgehen) ſelbſt richten, ſpricht Paulus Hebr. 13, 4. welches unter allen ſolchen Stellen Verbots ge- nug iſt. Welches Gericht auch die beharrli- chen Verfechter des Concubinats treffen wird: und zwar um ſo viel mehr, ie ſchwerer ſie ſich zur Verfuͤhrung ſo vieler Menſchen mit ihrer Vor- ſprache und geſuchten Vertheidigung, verſuͤndi- gen, als welche Verſuͤndigung groͤſſer iſt, als wenn ſie fuͤr ſich ſelbſt, ohne ſolches Patrocinium, in der Hurerey oder im Ehebruche lebten. Jhre vermeinte Gruͤnde alhier zu unterſuchen, und den Ungrund zu entdecken, halte ich fuͤr uͤberfluͤßig; da es an anderwaͤrtiger auch von andern geſche- henen Entdeckung nicht fehlet; ſonderlich von der Zeit an, da ein ſolches Patrocinium vor ohn- gefaͤhr 16 Jahren durch eine gewiſſe academi- ſche Diſſertation aufs neue ausbrach: da denn unter andern auch diß gezeiget worden, wie gar ungegruͤndet man die Juͤdiſchen Kebs-Weiber, die doch in einem ehelichen Bunde mit ihren Maͤnnern ſtunden, fuͤr Concubinen halte. Das J i 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/281>, abgerufen am 26.11.2024.