Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. 15, 6. 7. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] betung bezeugete. Joh. 20, 24. seqq. Hernach
die, als die siebende, welche sieben Aposteln
wiederfuhr, nemlich dem Petro, Thomä, Na-
thanael, den beyden Söhnen Zebedäi, das ist,
dem Johanni und Jacobo, und noch zween an-
dern unbenannten Jüngern, am See Tiberias,
da CHristus vor den Augen seiner Jünger aß,
und den Segen von seiner gnadenreichen Ge-
genwart mit einem wundervollen Fischfange
zeigete. Joh. 21. Zwar nennet Johannes diese
Apparition die dritte v. 14. aber er siehet damit
nur auf die beyden vorhergehenden, von ihm be-
meldeten, da CHristus den versammleten Jün-
gern erschienen: dergleichen nun auch ihrer sieben
wiederfuhre.
2. Hierauf erfolgte nun zum achten die-
jenige Erscheinung, welcher Paulus alhie ge-
dencket. Diese ist geschehen in Galiläa auf ei-
nem Berge; welcher vermuthlich der Berg Ta-
bor gewesen; da er auch allem Ansehen nach
vor dem war verkläret worden. Diese ists,
welche der HErr verheissen hatte, da es Matth.
28. erstlich v. 7. von dem Engel heißt: Siehe,
er wird vor euch hingehen in Galiläam,
da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habs
euch gesaget.
Und hernach v. 10. spricht
CHristus zu den Weibern: Fürchtet euch
nicht: gehet hin und verkündiget es mei-
nen Brüdern, daß sie hingehen in Gali-
läam, daselbst werdet ihr mich sehen.

Siehe auch Marc. 16, 7. Ja es hatte unser
Heiland diese Erscheinung den Jüngern schon
kurtz vor seinem Leiden verkündiget: als davon
es Matth. 26, 32. heißt: Wenn ich aber auf-
erstehe, will ich vor euch hingehen in Ga-
liläam!
Siehe auch Marc. 14, 28. Ver-
möge dieser gegebnen und wiederhohlten Ver-
heissung hatten sich so viele Gläubige versamm-
let. Daß es aber auf einem Berge, der allem
Ansehen nach Tabor gewesen, geschehen sey;
siehet man Matth. 28, 16. da es heißt: Aber
die eilf Jünger gingen in Galiläam auf ei-
nen Berg, dahin JEsus ihnen bescheiden
hatte.
3. Es ist wohl zu vermuthen, daß unser
Heiland seinen Jüngern ausser den vorhergehen-
den Verheissungen noch einen besondern Winck
gegeben, sowol von der eigentlichen Zeit, als
auch dem Orte, wenn und wo sie seiner sicht-
baren Gegenwart in Galiläa gewürdiget wer-
den solten: daher sich, als solches kund worden,
ihrer so viele daselbst auf die bestimmte Zeit ein-
gefunden. Und würde die Anzahl ohne Zweifel
nach der Menge, welche in drey Jahren des
Lehramts Johannis und CHristi an den Hei-
land glaubig worden waren, noch viel grösser
gewesen seyn, wo nicht die besondere Anzeige al-
ler Vermuthung nach nur kurtz vorher geschehen
wäre.
4. Man findet in dieser ansehnlichen An-
zahl von mehr als fünfhunderten in der zu der-
selben Versammlung geschehenen Regierung
GOttes, eine besondere Weisheit GOttes.
Denn es waren nicht zu viel, und nicht zu
wenig,
zu dem intendirten Zweck. Nicht zu
viel
waren es; damit es nicht im Lande zu viel
[Spaltenumbruch] Aufsehens machete, und wider die Glaubigen
eine Verfolgung erregte; und damit auch das
Werck der Auferstehung ein Werck des Glau-
bens bliebe, welches es nicht gewesen wäre,
wenn sich der Heiland allen sichtbar gezeiget hät-
te. Und also hieß es auch vornehmlich hie:
Selig sind, die nicht sehen, und doch glau-
ben.
Joh. 20, 29. Es waren auch nicht zu
wenig.
Denn eine Anzahl von 500 Perso-
nen, und noch darüber, ist gewiß nicht gering,
sonderlich in Ansehung des Zwecks, so da war
von der Auferstehung Christi ein Zeugniß abzu-
legen, und damit das Zeugniß der Apostel zu
kräftigen. Wie denn nicht zu zweifeln ist, daß
sie nicht allein bey gegebner, sondern auch bey
gesuchter Gelegenheit mit aller Freudigkeit von
dem, was sie gesehen und gehöret hatten, wer-
den gezeuget haben; zumal bey andern Glau-
bigen, auch bey den Unglaubigen selbst zu ihrer
Uberzeugung und Beschämung.
5. Und gleichwie Paulus selbst ohne Zwei-
fel auch ausser den Aposteln ihrer mehrere da-
von selbst gesprochen hat: so ist er der Sachen
so gewiß, daß er ohne alle Furcht einiges nur
einiger Massen gegründeten, oder auch nur
scheinbaten Widerspruchs, solches in einem an
die gantze Corinthische Gemeine gerichteten
Brief durfte anführen, und sich dabey auf die
noch grösten Theils lebende Zeugen beziehen.
Es sind die Corinthier selbst, welche es, zumal
ehe sie recht zum Glauben kamen, an fleißiger
Erkundigung, da zwischen ihrem Orte und dem
Jüdischen Lande viel verkehrens war, nicht wer-
den haben ermangeln lassen, der Sache so ge-
wiß gewesen, daß der Apostel, wie wir bald
hören werden, gar kein Bedencken getragen,
den Satz von der geschehenen Auferstehung
CHristi zum Grunde von der Auferstehung al-
ler Glaubigen zum ewigen Leben zu legen.
6. Es ist aber im übrigen noch wohl zu
mercken, daß unser Heiland seinen besondern
Jüngern in dieser grossen Versammlung, zu ih-
rer desto mehrern Auctorität gleichsam das rech-
te Creditiv zu ihrem Apostelamte gegeben. Und
diß ists, womit Matthäus sein Evangelium be-
schliesset, wenn es davon c 28, 18. heißt: Und
JEsus trat zu ihnen, redete mit ihnen,
und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt
im Himmel und auf Erden. Darum
(da
ich euch nun, Vermöge dieser Auctorität aus-
sende) so gehet hin und lehret alle Völ-
cker etc.
V. 7.

Darnach ist er gesehen worden von
Jacobo, darnach von allen Aposteln.

Anmerckungen.
1. Es waren unter den Aposteln zweene
des Namens Jacobus. Der eine war ein
Sohn Zebedäi, und Johannis Bruder Matth.
4, 25. 10, 2. Welcher ohngefahr 10 Jahr
nach der Auferstehung Christi von Herode Agrip-
pa zu Jerusalem getödtet wurde. Ap. Gesch.
12, 2. Der andere Jacobus war ein Sohn
Alphei, minor, der kleinere benennet Marc.
15, 40.
Cap. 15, 6. 7. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] betung bezeugete. Joh. 20, 24. ſeqq. Hernach
die, als die ſiebende, welche ſieben Apoſteln
wiederfuhr, nemlich dem Petro, Thomaͤ, Na-
thanael, den beyden Soͤhnen Zebedaͤi, das iſt,
dem Johanni und Jacobo, und noch zween an-
dern unbenannten Juͤngern, am See Tiberias,
da CHriſtus vor den Augen ſeiner Juͤnger aß,
und den Segen von ſeiner gnadenreichen Ge-
genwart mit einem wundervollen Fiſchfange
zeigete. Joh. 21. Zwar nennet Johannes dieſe
Apparition die dritte v. 14. aber er ſiehet damit
nur auf die beyden vorhergehenden, von ihm be-
meldeten, da CHriſtus den verſammleten Juͤn-
gern erſchienen: dergleichen nun auch ihrer ſieben
wiederfuhre.
2. Hierauf erfolgte nun zum achten die-
jenige Erſcheinung, welcher Paulus alhie ge-
dencket. Dieſe iſt geſchehen in Galilaͤa auf ei-
nem Berge; welcher vermuthlich der Berg Ta-
bor geweſen; da er auch allem Anſehen nach
vor dem war verklaͤret worden. Dieſe iſts,
welche der HErr verheiſſen hatte, da es Matth.
28. erſtlich v. 7. von dem Engel heißt: Siehe,
er wird vor euch hingehen in Galilaͤam,
da werdet ihr ihn ſehen. Siehe, ich habs
euch geſaget.
Und hernach v. 10. ſpricht
CHriſtus zu den Weibern: Fuͤrchtet euch
nicht: gehet hin und verkuͤndiget es mei-
nen Bruͤdern, daß ſie hingehen in Gali-
laͤam, daſelbſt werdet ihr mich ſehen.

Siehe auch Marc. 16, 7. Ja es hatte unſer
Heiland dieſe Erſcheinung den Juͤngern ſchon
kurtz vor ſeinem Leiden verkuͤndiget: als davon
es Matth. 26, 32. heißt: Wenn ich aber auf-
erſtehe, will ich vor euch hingehen in Ga-
lilaͤam!
Siehe auch Marc. 14, 28. Ver-
moͤge dieſer gegebnen und wiederhohlten Ver-
heiſſung hatten ſich ſo viele Glaͤubige verſamm-
let. Daß es aber auf einem Berge, der allem
Anſehen nach Tabor geweſen, geſchehen ſey;
ſiehet man Matth. 28, 16. da es heißt: Aber
die eilf Juͤnger gingen in Galilaͤam auf ei-
nen Berg, dahin JEſus ihnen beſcheiden
hatte.
3. Es iſt wohl zu vermuthen, daß unſer
Heiland ſeinen Juͤngern auſſer den vorhergehen-
den Verheiſſungen noch einen beſondern Winck
gegeben, ſowol von der eigentlichen Zeit, als
auch dem Orte, wenn und wo ſie ſeiner ſicht-
baren Gegenwart in Galilaͤa gewuͤrdiget wer-
den ſolten: daher ſich, als ſolches kund worden,
ihrer ſo viele daſelbſt auf die beſtimmte Zeit ein-
gefunden. Und wuͤrde die Anzahl ohne Zweifel
nach der Menge, welche in drey Jahren des
Lehramts Johannis und CHriſti an den Hei-
land glaubig worden waren, noch viel groͤſſer
geweſen ſeyn, wo nicht die beſondere Anzeige al-
ler Vermuthung nach nur kurtz vorher geſchehen
waͤre.
4. Man findet in dieſer anſehnlichen An-
zahl von mehr als fuͤnfhunderten in der zu der-
ſelben Verſammlung geſchehenen Regierung
GOttes, eine beſondere Weisheit GOttes.
Denn es waren nicht zu viel, und nicht zu
wenig,
zu dem intendirten Zweck. Nicht zu
viel
waren es; damit es nicht im Lande zu viel
[Spaltenumbruch] Aufſehens machete, und wider die Glaubigen
eine Verfolgung erregte; und damit auch das
Werck der Auferſtehung ein Werck des Glau-
bens bliebe, welches es nicht geweſen waͤre,
wenn ſich der Heiland allen ſichtbar gezeiget haͤt-
te. Und alſo hieß es auch vornehmlich hie:
Selig ſind, die nicht ſehen, und doch glau-
ben.
Joh. 20, 29. Es waren auch nicht zu
wenig.
Denn eine Anzahl von 500 Perſo-
nen, und noch daruͤber, iſt gewiß nicht gering,
ſonderlich in Anſehung des Zwecks, ſo da war
von der Auferſtehung Chriſti ein Zeugniß abzu-
legen, und damit das Zeugniß der Apoſtel zu
kraͤftigen. Wie denn nicht zu zweifeln iſt, daß
ſie nicht allein bey gegebner, ſondern auch bey
geſuchter Gelegenheit mit aller Freudigkeit von
dem, was ſie geſehen und gehoͤret hatten, wer-
den gezeuget haben; zumal bey andern Glau-
bigen, auch bey den Unglaubigen ſelbſt zu ihrer
Uberzeugung und Beſchaͤmung.
5. Und gleichwie Paulus ſelbſt ohne Zwei-
fel auch auſſer den Apoſteln ihrer mehrere da-
von ſelbſt geſprochen hat: ſo iſt er der Sachen
ſo gewiß, daß er ohne alle Furcht einiges nur
einiger Maſſen gegruͤndeten, oder auch nur
ſcheinbaten Widerſpruchs, ſolches in einem an
die gantze Corinthiſche Gemeine gerichteten
Brief durfte anfuͤhren, und ſich dabey auf die
noch groͤſten Theils lebende Zeugen beziehen.
Es ſind die Corinthier ſelbſt, welche es, zumal
ehe ſie recht zum Glauben kamen, an fleißiger
Erkundigung, da zwiſchen ihrem Orte und dem
Juͤdiſchen Lande viel verkehrens war, nicht wer-
den haben ermangeln laſſen, der Sache ſo ge-
wiß geweſen, daß der Apoſtel, wie wir bald
hoͤren werden, gar kein Bedencken getragen,
den Satz von der geſchehenen Auferſtehung
CHriſti zum Grunde von der Auferſtehung al-
ler Glaubigen zum ewigen Leben zu legen.
6. Es iſt aber im uͤbrigen noch wohl zu
mercken, daß unſer Heiland ſeinen beſondern
Juͤngern in dieſer groſſen Verſammlung, zu ih-
rer deſto mehrern Auctoritaͤt gleichſam das rech-
te Creditiv zu ihrem Apoſtelamte gegeben. Und
diß iſts, womit Matthaͤus ſein Evangelium be-
ſchlieſſet, wenn es davon c 28, 18. heißt: Und
JEſus trat zu ihnen, redete mit ihnen,
und ſprach: Mir iſt gegeben alle Gewalt
im Himmel und auf Erden. Darum
(da
ich euch nun, Vermoͤge dieſer Auctoritaͤt aus-
ſende) ſo gehet hin und lehret alle Voͤl-
cker ꝛc.
V. 7.

Darnach iſt er geſehen worden von
Jacobo, darnach von allen Apoſteln.

Anmerckungen.
1. Es waren unter den Apoſteln zweene
des Namens Jacobus. Der eine war ein
Sohn Zebedaͤi, und Johannis Bruder Matth.
4, 25. 10, 2. Welcher ohngefahr 10 Jahr
nach der Auferſtehung Chriſti von Herode Agrip-
pa zu Jeruſalem getoͤdtet wurde. Ap. Geſch.
12, 2. Der andere Jacobus war ein Sohn
Alphei, minor, der kleinere benennet Marc.
15, 40.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0347" n="319"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 15, 6. 7. an die Corinthier.</hi></fw><lb/><cb/>
betung bezeugete. Joh. 20, 24. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> Hernach<lb/>
die, als die <hi rendition="#fr">&#x017F;iebende,</hi> welche &#x017F;ieben Apo&#x017F;teln<lb/>
wiederfuhr, nemlich dem Petro, Thoma&#x0364;, Na-<lb/>
thanael, den beyden So&#x0364;hnen Zebeda&#x0364;i, das i&#x017F;t,<lb/>
dem Johanni und Jacobo, und noch zween an-<lb/>
dern unbenannten Ju&#x0364;ngern, am See Tiberias,<lb/>
da CHri&#x017F;tus vor den Augen &#x017F;einer Ju&#x0364;nger aß,<lb/>
und den Segen von &#x017F;einer gnadenreichen Ge-<lb/>
genwart mit einem wundervollen Fi&#x017F;chfange<lb/>
zeigete. Joh. 21. Zwar nennet Johannes die&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Apparition</hi> die dritte v. 14. aber er &#x017F;iehet damit<lb/>
nur auf die beyden vorhergehenden, von ihm be-<lb/>
meldeten, da CHri&#x017F;tus den ver&#x017F;ammleten Ju&#x0364;n-<lb/>
gern er&#x017F;chienen: dergleichen nun auch ihrer &#x017F;ieben<lb/>
wiederfuhre.</item><lb/>
                <item>2. Hierauf erfolgte nun zum <hi rendition="#fr">achten</hi> die-<lb/>
jenige Er&#x017F;cheinung, welcher Paulus alhie ge-<lb/>
dencket. Die&#x017F;e i&#x017F;t ge&#x017F;chehen in Galila&#x0364;a auf ei-<lb/>
nem Berge; welcher vermuthlich der Berg Ta-<lb/>
bor gewe&#x017F;en; da er auch allem An&#x017F;ehen nach<lb/>
vor dem war verkla&#x0364;ret worden. Die&#x017F;e i&#x017F;ts,<lb/>
welche der HErr verhei&#x017F;&#x017F;en hatte, da es Matth.<lb/>
28. er&#x017F;tlich v. 7. von dem Engel heißt: <hi rendition="#fr">Siehe,<lb/>
er wird vor euch hingehen in Galila&#x0364;am,<lb/>
da werdet ihr ihn &#x017F;ehen. Siehe, ich habs<lb/>
euch ge&#x017F;aget.</hi> Und hernach v. 10. &#x017F;pricht<lb/>
CHri&#x017F;tus zu den Weibern: <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rchtet euch<lb/>
nicht: gehet hin und verku&#x0364;ndiget es mei-<lb/>
nen Bru&#x0364;dern, daß &#x017F;ie hingehen in Gali-<lb/>
la&#x0364;am, da&#x017F;elb&#x017F;t werdet ihr mich &#x017F;ehen.</hi><lb/>
Siehe auch Marc. 16, 7. Ja es hatte un&#x017F;er<lb/>
Heiland die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung den Ju&#x0364;ngern &#x017F;chon<lb/>
kurtz vor &#x017F;einem Leiden verku&#x0364;ndiget: als davon<lb/>
es Matth. 26, 32. heißt: <hi rendition="#fr">Wenn ich aber auf-<lb/>
er&#x017F;tehe, will ich vor euch hingehen in Ga-<lb/>
lila&#x0364;am!</hi> Siehe auch Marc. 14, 28. Ver-<lb/>
mo&#x0364;ge die&#x017F;er gegebnen und wiederhohlten Ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;ung hatten &#x017F;ich &#x017F;o <hi rendition="#fr">viele Gla&#x0364;ubige</hi> ver&#x017F;amm-<lb/>
let. Daß es aber auf einem Berge, der allem<lb/>
An&#x017F;ehen nach Tabor gewe&#x017F;en, ge&#x017F;chehen &#x017F;ey;<lb/>
&#x017F;iehet man Matth. 28, 16. da es heißt: <hi rendition="#fr">Aber<lb/>
die eilf Ju&#x0364;nger gingen in Galila&#x0364;am auf ei-<lb/>
nen Berg, dahin JE&#x017F;us ihnen be&#x017F;cheiden<lb/>
hatte.</hi></item><lb/>
                <item>3. Es i&#x017F;t wohl zu vermuthen, daß un&#x017F;er<lb/>
Heiland &#x017F;einen Ju&#x0364;ngern au&#x017F;&#x017F;er den vorhergehen-<lb/>
den Verhei&#x017F;&#x017F;ungen noch einen be&#x017F;ondern Winck<lb/>
gegeben, &#x017F;owol von der eigentlichen Zeit, als<lb/>
auch dem <hi rendition="#fr">Orte,</hi> wenn und wo &#x017F;ie &#x017F;einer &#x017F;icht-<lb/>
baren Gegenwart in Galila&#x0364;a gewu&#x0364;rdiget wer-<lb/>
den &#x017F;olten: daher &#x017F;ich, als &#x017F;olches kund worden,<lb/>
ihrer &#x017F;o viele da&#x017F;elb&#x017F;t auf die be&#x017F;timmte Zeit ein-<lb/>
gefunden. Und wu&#x0364;rde die Anzahl ohne Zweifel<lb/>
nach der Menge, welche in drey Jahren des<lb/>
Lehramts Johannis und CHri&#x017F;ti an den Hei-<lb/>
land glaubig worden waren, noch viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, wo nicht die be&#x017F;ondere Anzeige al-<lb/>
ler Vermuthung nach nur kurtz vorher ge&#x017F;chehen<lb/>
wa&#x0364;re.</item><lb/>
                <item>4. Man findet in die&#x017F;er an&#x017F;ehnlichen An-<lb/>
zahl von mehr als <hi rendition="#fr">fu&#x0364;nfhunderten</hi> in der zu der-<lb/>
&#x017F;elben Ver&#x017F;ammlung ge&#x017F;chehenen Regierung<lb/>
GOttes, eine be&#x017F;ondere Weisheit GOttes.<lb/>
Denn es waren <hi rendition="#fr">nicht zu viel,</hi> und <hi rendition="#fr">nicht zu<lb/>
wenig,</hi> zu dem <hi rendition="#aq">intendir</hi>ten Zweck. <hi rendition="#fr">Nicht zu<lb/>
viel</hi> waren es; damit es nicht im Lande zu viel<lb/><cb/>
Auf&#x017F;ehens machete, und wider die Glaubigen<lb/>
eine Verfolgung erregte; und damit auch das<lb/>
Werck der Aufer&#x017F;tehung ein Werck des Glau-<lb/>
bens bliebe, welches es nicht gewe&#x017F;en wa&#x0364;re,<lb/>
wenn &#x017F;ich der Heiland allen &#x017F;ichtbar gezeiget ha&#x0364;t-<lb/>
te. Und al&#x017F;o hieß es auch vornehmlich hie:<lb/><hi rendition="#fr">Selig &#x017F;ind, die nicht &#x017F;ehen, und doch glau-<lb/>
ben.</hi> Joh. 20, 29. Es waren auch <hi rendition="#fr">nicht zu<lb/>
wenig.</hi> Denn eine Anzahl von 500 Per&#x017F;o-<lb/>
nen, und noch daru&#x0364;ber, i&#x017F;t gewiß nicht gering,<lb/>
&#x017F;onderlich in An&#x017F;ehung des Zwecks, &#x017F;o da war<lb/>
von der Aufer&#x017F;tehung Chri&#x017F;ti ein Zeugniß abzu-<lb/>
legen, und damit das Zeugniß der Apo&#x017F;tel zu<lb/>
kra&#x0364;ftigen. Wie denn nicht zu zweifeln i&#x017F;t, daß<lb/>
&#x017F;ie nicht allein bey gegebner, &#x017F;ondern auch bey<lb/>
ge&#x017F;uchter Gelegenheit mit aller Freudigkeit von<lb/>
dem, was &#x017F;ie ge&#x017F;ehen und geho&#x0364;ret hatten, wer-<lb/>
den gezeuget haben; zumal bey andern Glau-<lb/>
bigen, auch bey den Unglaubigen &#x017F;elb&#x017F;t zu ihrer<lb/>
Uberzeugung und Be&#x017F;cha&#x0364;mung.</item><lb/>
                <item>5. Und gleichwie Paulus &#x017F;elb&#x017F;t ohne Zwei-<lb/>
fel auch au&#x017F;&#x017F;er den Apo&#x017F;teln ihrer mehrere da-<lb/>
von &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;prochen hat: &#x017F;o i&#x017F;t er der Sachen<lb/>
&#x017F;o gewiß, daß er ohne alle Furcht einiges nur<lb/>
einiger Ma&#x017F;&#x017F;en gegru&#x0364;ndeten, oder auch nur<lb/>
&#x017F;cheinbaten Wider&#x017F;pruchs, &#x017F;olches in einem an<lb/>
die gantze Corinthi&#x017F;che Gemeine gerichteten<lb/>
Brief durfte anfu&#x0364;hren, und &#x017F;ich dabey auf die<lb/>
noch gro&#x0364;&#x017F;ten Theils lebende Zeugen beziehen.<lb/>
Es &#x017F;ind die Corinthier &#x017F;elb&#x017F;t, welche es, zumal<lb/>
ehe &#x017F;ie recht zum Glauben kamen, an fleißiger<lb/>
Erkundigung, da zwi&#x017F;chen ihrem Orte und dem<lb/>
Ju&#x0364;di&#x017F;chen Lande viel verkehrens war, nicht wer-<lb/>
den haben ermangeln la&#x017F;&#x017F;en, der Sache &#x017F;o ge-<lb/>
wiß gewe&#x017F;en, daß der Apo&#x017F;tel, wie wir bald<lb/>
ho&#x0364;ren werden, gar kein Bedencken getragen,<lb/>
den Satz von der ge&#x017F;chehenen Aufer&#x017F;tehung<lb/>
CHri&#x017F;ti zum Grunde von der Aufer&#x017F;tehung al-<lb/>
ler Glaubigen zum ewigen Leben zu legen.</item><lb/>
                <item>6. Es i&#x017F;t aber im u&#x0364;brigen noch wohl zu<lb/>
mercken, daß un&#x017F;er Heiland &#x017F;einen be&#x017F;ondern<lb/>
Ju&#x0364;ngern in die&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;en Ver&#x017F;ammlung, zu ih-<lb/>
rer de&#x017F;to mehrern <hi rendition="#aq">Auctorit</hi>a&#x0364;t gleich&#x017F;am das rech-<lb/>
te <hi rendition="#aq">Creditiv</hi> zu ihrem Apo&#x017F;telamte gegeben. Und<lb/>
diß i&#x017F;ts, womit Mattha&#x0364;us &#x017F;ein Evangelium be-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et, wenn es davon c 28, 18. heißt: <hi rendition="#fr">Und<lb/>
JE&#x017F;us trat zu ihnen, redete mit ihnen,<lb/>
und &#x017F;prach: Mir i&#x017F;t gegeben alle Gewalt<lb/>
im Himmel und auf Erden. Darum</hi> (da<lb/>
ich euch nun, Vermo&#x0364;ge die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Auctorit</hi>a&#x0364;t aus-<lb/>
&#x017F;ende) <hi rendition="#fr">&#x017F;o gehet hin und lehret alle Vo&#x0364;l-<lb/>
cker &#xA75B;c.</hi></item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 7.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Darnach i&#x017F;t er ge&#x017F;ehen worden von<lb/>
Jacobo, darnach von allen Apo&#x017F;teln.</hi> </p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Es waren unter den Apo&#x017F;teln zweene<lb/>
des Namens <hi rendition="#fr">Jacobus.</hi> Der eine war ein<lb/>
Sohn Zebeda&#x0364;i, und Johannis Bruder Matth.<lb/>
4, 25. 10, 2. Welcher ohngefahr 10 Jahr<lb/>
nach der Aufer&#x017F;tehung Chri&#x017F;ti von Herode Agrip-<lb/>
pa zu Jeru&#x017F;alem geto&#x0364;dtet wurde. Ap. Ge&#x017F;ch.<lb/>
12, 2. Der andere Jacobus war ein Sohn<lb/>
Alphei, <hi rendition="#aq">minor,</hi> der <hi rendition="#fr">kleinere</hi> benennet Marc.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">15, 40.</fw><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0347] Cap. 15, 6. 7. an die Corinthier. betung bezeugete. Joh. 20, 24. ſeqq. Hernach die, als die ſiebende, welche ſieben Apoſteln wiederfuhr, nemlich dem Petro, Thomaͤ, Na- thanael, den beyden Soͤhnen Zebedaͤi, das iſt, dem Johanni und Jacobo, und noch zween an- dern unbenannten Juͤngern, am See Tiberias, da CHriſtus vor den Augen ſeiner Juͤnger aß, und den Segen von ſeiner gnadenreichen Ge- genwart mit einem wundervollen Fiſchfange zeigete. Joh. 21. Zwar nennet Johannes dieſe Apparition die dritte v. 14. aber er ſiehet damit nur auf die beyden vorhergehenden, von ihm be- meldeten, da CHriſtus den verſammleten Juͤn- gern erſchienen: dergleichen nun auch ihrer ſieben wiederfuhre. 2. Hierauf erfolgte nun zum achten die- jenige Erſcheinung, welcher Paulus alhie ge- dencket. Dieſe iſt geſchehen in Galilaͤa auf ei- nem Berge; welcher vermuthlich der Berg Ta- bor geweſen; da er auch allem Anſehen nach vor dem war verklaͤret worden. Dieſe iſts, welche der HErr verheiſſen hatte, da es Matth. 28. erſtlich v. 7. von dem Engel heißt: Siehe, er wird vor euch hingehen in Galilaͤam, da werdet ihr ihn ſehen. Siehe, ich habs euch geſaget. Und hernach v. 10. ſpricht CHriſtus zu den Weibern: Fuͤrchtet euch nicht: gehet hin und verkuͤndiget es mei- nen Bruͤdern, daß ſie hingehen in Gali- laͤam, daſelbſt werdet ihr mich ſehen. Siehe auch Marc. 16, 7. Ja es hatte unſer Heiland dieſe Erſcheinung den Juͤngern ſchon kurtz vor ſeinem Leiden verkuͤndiget: als davon es Matth. 26, 32. heißt: Wenn ich aber auf- erſtehe, will ich vor euch hingehen in Ga- lilaͤam! Siehe auch Marc. 14, 28. Ver- moͤge dieſer gegebnen und wiederhohlten Ver- heiſſung hatten ſich ſo viele Glaͤubige verſamm- let. Daß es aber auf einem Berge, der allem Anſehen nach Tabor geweſen, geſchehen ſey; ſiehet man Matth. 28, 16. da es heißt: Aber die eilf Juͤnger gingen in Galilaͤam auf ei- nen Berg, dahin JEſus ihnen beſcheiden hatte. 3. Es iſt wohl zu vermuthen, daß unſer Heiland ſeinen Juͤngern auſſer den vorhergehen- den Verheiſſungen noch einen beſondern Winck gegeben, ſowol von der eigentlichen Zeit, als auch dem Orte, wenn und wo ſie ſeiner ſicht- baren Gegenwart in Galilaͤa gewuͤrdiget wer- den ſolten: daher ſich, als ſolches kund worden, ihrer ſo viele daſelbſt auf die beſtimmte Zeit ein- gefunden. Und wuͤrde die Anzahl ohne Zweifel nach der Menge, welche in drey Jahren des Lehramts Johannis und CHriſti an den Hei- land glaubig worden waren, noch viel groͤſſer geweſen ſeyn, wo nicht die beſondere Anzeige al- ler Vermuthung nach nur kurtz vorher geſchehen waͤre. 4. Man findet in dieſer anſehnlichen An- zahl von mehr als fuͤnfhunderten in der zu der- ſelben Verſammlung geſchehenen Regierung GOttes, eine beſondere Weisheit GOttes. Denn es waren nicht zu viel, und nicht zu wenig, zu dem intendirten Zweck. Nicht zu viel waren es; damit es nicht im Lande zu viel Aufſehens machete, und wider die Glaubigen eine Verfolgung erregte; und damit auch das Werck der Auferſtehung ein Werck des Glau- bens bliebe, welches es nicht geweſen waͤre, wenn ſich der Heiland allen ſichtbar gezeiget haͤt- te. Und alſo hieß es auch vornehmlich hie: Selig ſind, die nicht ſehen, und doch glau- ben. Joh. 20, 29. Es waren auch nicht zu wenig. Denn eine Anzahl von 500 Perſo- nen, und noch daruͤber, iſt gewiß nicht gering, ſonderlich in Anſehung des Zwecks, ſo da war von der Auferſtehung Chriſti ein Zeugniß abzu- legen, und damit das Zeugniß der Apoſtel zu kraͤftigen. Wie denn nicht zu zweifeln iſt, daß ſie nicht allein bey gegebner, ſondern auch bey geſuchter Gelegenheit mit aller Freudigkeit von dem, was ſie geſehen und gehoͤret hatten, wer- den gezeuget haben; zumal bey andern Glau- bigen, auch bey den Unglaubigen ſelbſt zu ihrer Uberzeugung und Beſchaͤmung. 5. Und gleichwie Paulus ſelbſt ohne Zwei- fel auch auſſer den Apoſteln ihrer mehrere da- von ſelbſt geſprochen hat: ſo iſt er der Sachen ſo gewiß, daß er ohne alle Furcht einiges nur einiger Maſſen gegruͤndeten, oder auch nur ſcheinbaten Widerſpruchs, ſolches in einem an die gantze Corinthiſche Gemeine gerichteten Brief durfte anfuͤhren, und ſich dabey auf die noch groͤſten Theils lebende Zeugen beziehen. Es ſind die Corinthier ſelbſt, welche es, zumal ehe ſie recht zum Glauben kamen, an fleißiger Erkundigung, da zwiſchen ihrem Orte und dem Juͤdiſchen Lande viel verkehrens war, nicht wer- den haben ermangeln laſſen, der Sache ſo ge- wiß geweſen, daß der Apoſtel, wie wir bald hoͤren werden, gar kein Bedencken getragen, den Satz von der geſchehenen Auferſtehung CHriſti zum Grunde von der Auferſtehung al- ler Glaubigen zum ewigen Leben zu legen. 6. Es iſt aber im uͤbrigen noch wohl zu mercken, daß unſer Heiland ſeinen beſondern Juͤngern in dieſer groſſen Verſammlung, zu ih- rer deſto mehrern Auctoritaͤt gleichſam das rech- te Creditiv zu ihrem Apoſtelamte gegeben. Und diß iſts, womit Matthaͤus ſein Evangelium be- ſchlieſſet, wenn es davon c 28, 18. heißt: Und JEſus trat zu ihnen, redete mit ihnen, und ſprach: Mir iſt gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum (da ich euch nun, Vermoͤge dieſer Auctoritaͤt aus- ſende) ſo gehet hin und lehret alle Voͤl- cker ꝛc. V. 7. Darnach iſt er geſehen worden von Jacobo, darnach von allen Apoſteln. Anmerckungen. 1. Es waren unter den Apoſteln zweene des Namens Jacobus. Der eine war ein Sohn Zebedaͤi, und Johannis Bruder Matth. 4, 25. 10, 2. Welcher ohngefahr 10 Jahr nach der Auferſtehung Chriſti von Herode Agrip- pa zu Jeruſalem getoͤdtet wurde. Ap. Geſch. 12, 2. Der andere Jacobus war ein Sohn Alphei, minor, der kleinere benennet Marc. 15, 40.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/347
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/347>, abgerufen am 24.11.2024.