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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, 22-24. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Liebe GOttes, die in CHristo JEsu ist,
unserm HErrn.
2 Tim. 1, 12. Jch weiß, an
wen ich glaube, und bin gewiß, daß er mir
kan meine Beylage bewahren bis an jenen
Tag.
7. Hat nun GOtt die Gläubigen versie-
gelt, o wie hoch versündigen sich denn Gottlose,
ihre Feinde, wenn sie das ihnen aufgedruckte
göttliche Siegel so gar nicht respectiren, daß sie
sich mit vielen Lästerungen und noch härtern
Verfolgungen an ihnen vergreifen.
8. Nicht weniger Nachdruck hat die an-
dere Redensart in sich von dem in unser Hertz
gegebnen Pfande.
Denn sie ist gleichfals
hergenommen von dem Contract, der im kaufen
und verkaufen, und in ehelichen Verbindungen
getroffen wird: als da man ein gewisses Angeld
oder Mahlschatz zur Gewißheit des Contracts,
zum Unterpfand der zugesagten Treue und der
Vollziehung giebt und nimmt. Da nun GOtt
die glaubige Seele in seinen Gnaden-Bund auf-
nimmt, mit der Versicherung, ihr GOtt und
Vater, ja gleichsam ihr Ehemann zu seyn, so
empfängt sie zum Unterpfande und Versiche-
rung seinen Heiligen Geist, welcher in ihr Chri-
stum, als ihren Heiland, verkläret, und die Lie-
be GOttes, zum innigen Frieden, in sie aus-
giesset Rom. 5, 5. und solcher Gestalt ihrer Se-
ligkeit auf dieses und jenes Leben gewiß wird.
Es ist dieses Pfand auch gleichsam der Miets-
Pfennig,
denn ein Gläubiger, wenn er sich
GOtt zum Dienst ergiebt, Röm. 6, 16. 17. 18.
gleichsam auf die Hand bekömmt, und sich da-
durch zu aller Treue verbinden lässet.
9. Von diesem Pfande des Geistes heißt
es Rom. 8, 15. 16. Jhr habt einen kindlichen
Geist empfangen, durch welchen wir ruf-
fen, Abba lieber [V]ater! Derselbige Geist
giebt Zeugniß unserm Geist, daß wir GOt-
tes Kinder sind.
Siehe auch 2 Cor. 5, 5.
Eph. 1, 13. 14. und 1 Joh. 4, 13. Daran erken-
nen wir, daß wir in ihm bleiben, und er in
uns, daß er uns von seinem Geist gege-
ben hat.
Siehe auch c. 3, 24. Offenb. Joh.
2, 17.
10. Jm übrigen ist in diesem und dem vor-
hergehenden Verse ein klares Zeugniß von dem
Geheimnisse der heiligen Drey-Einigkeit, wenn
es heißt: GOtt (nemlich der Vater) bevesti-
get uns auf CHristum, und hat in unsere
Hertzen das Pfand, den Heiligen Geist, ge-
geben.
V. 23.

Jch rufe aber GOtt an zum Zeugen
auf meine Seele, daß ich euer geschonet
habe, daß ich nicht wieder
([fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]ouketi, noch
nicht, nicht sofort von Ephesus) gen Corin-
then kommen bin,
(sintemal ich, nach der mir
von GOtt anvertraueten Apostolischen Auctori-
tät und Macht, euch bey so mancherley Unord-
nung zu hart hätte fallen müssen: daher ich die
Abstellung derselben zuvor durch einen Brief ha-
be versuchen wollen, um hernach mit euch desto
liebreicher und vertraulicher umgehen zu kön-
nen.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Es hat diese so gar nachdrückliche Be-
theurung Pauli die Form eines Eides: sinte-
mal ein Eid nichts anders ist, als eine solche so-
lenne
Handlung, da man in einer gewissen Sa-
che GOtt zum Zeugen auf sein Gewissen anrufet,
daß es sich damit also verhalte, als man mit Wor-
ten bezeuget; und daß man, wofern es sich an-
ders verhalte, deßwegen seinem Straf-Gerichte
sich selbst unterwerfe: als welches letztere damit
angezeiget wird, daß man ihn, der ein allwissen-
der GOtt und gewisser Richter ist, auf sein Ge-
wissen anrufet. Jst es nun gleich nicht vor ei-
ner ordentlichen Obrigkeit auf dero Erfoderung
geschehen (welches sonst zu einem rechtmäßigen
und gültigen Eide eigentlich erfodert wird) so
geschahe es doch von Paulo in einem öffentlichen,
oder an eine gantze Gemeine geschriebenen, und
darinnen verlesenen Briefe, und war es so gut,
als wenn es öffentlich in der Gemeine selbst ge-
schehen wäre; es hatte auch so viel mehrern Nach-
druck, so viel grösser die Auctorität Pauli, als
eines Apostels, von GOttes wegen war.

2. Der Apostel bedienet sich solcher hohen
Betheurungen mehrmal, und muß er sie ohne
Zweifel allemal nöthig gefunden haben. Man
sehe Rom. 1, 9. c. 9, 1. 2 Cor. 11, 31. Gal. 1,
20. Phil. 1, 8. 1 Thess. 2, 5. 1 Timoth. 5, 21.
Man hat sich aber wohl in acht zu nehmen, daß
man sich damit nicht übereile, und sonderlich,
daß man sie ja nicht im unlautern Sinne führe;
sondern eingedenck sey der Worte CHristi Mat.
5, 37. Eure rede sey ja ja, nein nein: was
drüber ist, das ist vom Ubel.
Alwo er alle
unnöthige und noch mehr alle unwahrhafte Be-
theurungen, sonderlich die, welche mit Eid-
schwüren geschehen, verbietet, einem rechtmäs-
sigen Eide selbst aber seine Kraft läßt.)

V. 24.

Nicht daß wir Herren seyn über eu-
ren Glauben
(sage ich das vom Verschonen
und nicht Verschonen; wie es iemand mißdeu-
ten möchte, als wenn das, was ich von Aposto-
lischer Auctorität schreibe, von einem Gewissens-
Zwange zu verstehen, und daß es mir bey euch
nur um mich selbst zu thun sey) sondern wir
sind Gehülfen eurer Freude
(sintemal alles,
was wir mit Ernst und Liebe thun, nur dahin
gerichtet ist, daß eure geistliche Wohlfahrt und
darüber zu schöpfende Freude möge befördert wer-
den) denn ihr stehet im Glauben) dessen Ei-
genschaft ist, allein auf CHristum, nicht aber
auf einigen Menschen gerichtet und davon de-
pendent
seyn. Und da ihr also stehet, so wollen
wir nur, als Gehülfen, zu euer Bevestigung et-
was beytragen.)

Anmerckungen.
1. Jst Paulus nicht ein HErr des Glau-
bens gewesen; wie könte es denn ein gemeiner
Lehrer, oder anderer Mensch seyn? Gewiß es
ist keine Sünde leichtlich grösser, als diese, da
man sich zum HErrn des Glaubens über anderer
Leute Gewissen machet. Alsdenn aber und da-
mit
Y y 2
Cap. 1, 22-24. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] Liebe GOttes, die in CHriſto JEſu iſt,
unſerm HErrn.
2 Tim. 1, 12. Jch weiß, an
wen ich glaube, und bin gewiß, daß er mir
kan meine Beylage bewahren bis an jenen
Tag.
7. Hat nun GOtt die Glaͤubigen verſie-
gelt, o wie hoch verſuͤndigen ſich denn Gottloſe,
ihre Feinde, wenn ſie das ihnen aufgedruckte
goͤttliche Siegel ſo gar nicht reſpectiren, daß ſie
ſich mit vielen Laͤſterungen und noch haͤrtern
Verfolgungen an ihnen vergreifen.
8. Nicht weniger Nachdruck hat die an-
dere Redensart in ſich von dem in unſer Hertz
gegebnen Pfande.
Denn ſie iſt gleichfals
hergenommen von dem Contract, der im kaufen
und verkaufen, und in ehelichen Verbindungen
getroffen wird: als da man ein gewiſſes Angeld
oder Mahlſchatz zur Gewißheit des Contracts,
zum Unterpfand der zugeſagten Treue und der
Vollziehung giebt und nimmt. Da nun GOtt
die glaubige Seele in ſeinen Gnaden-Bund auf-
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Vater, ja gleichſam ihr Ehemann zu ſeyn, ſo
empfaͤngt ſie zum Unterpfande und Verſiche-
rung ſeinen Heiligen Geiſt, welcher in ihr Chri-
ſtum, als ihren Heiland, verklaͤret, und die Lie-
be GOttes, zum innigen Frieden, in ſie aus-
gieſſet Rom. 5, 5. und ſolcher Geſtalt ihrer Se-
ligkeit auf dieſes und jenes Leben gewiß wird.
Es iſt dieſes Pfand auch gleichſam der Miets-
Pfennig,
denn ein Glaͤubiger, wenn er ſich
GOtt zum Dienſt ergiebt, Roͤm. 6, 16. 17. 18.
gleichſam auf die Hand bekoͤmmt, und ſich da-
durch zu aller Treue verbinden laͤſſet.
9. Von dieſem Pfande des Geiſtes heißt
es Rom. 8, 15. 16. Jhr habt einen kindlichen
Geiſt empfangen, durch welchen wir ruf-
fen, Abba lieber [V]ater! Derſelbige Geiſt
giebt Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir GOt-
tes Kinder ſind.
Siehe auch 2 Cor. 5, 5.
Eph. 1, 13. 14. und 1 Joh. 4, 13. Daran erken-
nen wir, daß wir in ihm bleiben, und er in
uns, daß er uns von ſeinem Geiſt gege-
ben hat.
Siehe auch c. 3, 24. Offenb. Joh.
2, 17.
10. Jm uͤbrigen iſt in dieſem und dem vor-
hergehenden Verſe ein klares Zeugniß von dem
Geheimniſſe der heiligen Drey-Einigkeit, wenn
es heißt: GOtt (nemlich der Vater) beveſti-
get uns auf CHriſtum, und hat in unſere
Hertzen das Pfand, den Heiligen Geiſt, ge-
geben.
V. 23.

Jch rufe aber GOtt an zum Zeugen
auf meine Seele, daß ich euer geſchonet
habe, daß ich nicht wieder
([fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ουκέτι, noch
nicht, nicht ſofort von Epheſus) gen Corin-
then kommen bin,
(ſintemal ich, nach der mir
von GOtt anvertraueten Apoſtoliſchen Auctori-
taͤt und Macht, euch bey ſo mancherley Unord-
nung zu hart haͤtte fallen muͤſſen: daher ich die
Abſtellung derſelben zuvor durch einen Brief ha-
be verſuchen wollen, um hernach mit euch deſto
liebreicher und vertraulicher umgehen zu koͤn-
nen.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Es hat dieſe ſo gar nachdruͤckliche Be-
theurung Pauli die Form eines Eides: ſinte-
mal ein Eid nichts anders iſt, als eine ſolche ſo-
lenne
Handlung, da man in einer gewiſſen Sa-
che GOtt zum Zeugen auf ſein Gewiſſen anrufet,
daß es ſich damit alſo verhalte, als man mit Wor-
ten bezeuget; und daß man, wofern es ſich an-
ders verhalte, deßwegen ſeinem Straf-Gerichte
ſich ſelbſt unterwerfe: als welches letztere damit
angezeiget wird, daß man ihn, der ein allwiſſen-
der GOtt und gewiſſer Richter iſt, auf ſein Ge-
wiſſen anrufet. Jſt es nun gleich nicht vor ei-
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geſchehen (welches ſonſt zu einem rechtmaͤßigen
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oder an eine gantze Gemeine geſchriebenen, und
darinnen verleſenen Briefe, und war es ſo gut,
als wenn es oͤffentlich in der Gemeine ſelbſt ge-
ſchehen waͤre; es hatte auch ſo viel mehrern Nach-
druck, ſo viel groͤſſer die Auctoritaͤt Pauli, als
eines Apoſtels, von GOttes wegen war.

2. Der Apoſtel bedienet ſich ſolcher hohen
Betheurungen mehrmal, und muß er ſie ohne
Zweifel allemal noͤthig gefunden haben. Man
ſehe Rom. 1, 9. c. 9, 1. 2 Cor. 11, 31. Gal. 1,
20. Phil. 1, 8. 1 Theſſ. 2, 5. 1 Timoth. 5, 21.
Man hat ſich aber wohl in acht zu nehmen, daß
man ſich damit nicht uͤbereile, und ſonderlich,
daß man ſie ja nicht im unlautern Sinne fuͤhre;
ſondern eingedenck ſey der Worte CHriſti Mat.
5, 37. Eure rede ſey ja ja, nein nein: was
druͤber iſt, das iſt vom Ubel.
Alwo er alle
unnoͤthige und noch mehr alle unwahrhafte Be-
theurungen, ſonderlich die, welche mit Eid-
ſchwuͤren geſchehen, verbietet, einem rechtmaͤſ-
ſigen Eide ſelbſt aber ſeine Kraft laͤßt.)

V. 24.

Nicht daß wir Herren ſeyn uͤber eu-
ren Glauben
(ſage ich das vom Verſchonen
und nicht Verſchonen; wie es iemand mißdeu-
ten moͤchte, als wenn das, was ich von Apoſto-
liſcher Auctoritaͤt ſchreibe, von einem Gewiſſens-
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ſind Gehuͤlfen eurer Freude
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was wir mit Ernſt und Liebe thun, nur dahin
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wir nur, als Gehuͤlfen, zu euer Beveſtigung et-
was beytragen.)

Anmerckungen.
1. Jſt Paulus nicht ein HErr des Glau-
bens geweſen; wie koͤnte es denn ein gemeiner
Lehrer, oder anderer Menſch ſeyn? Gewiß es
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[355/0383] Cap. 1, 22-24. an die Corinthier. Liebe GOttes, die in CHriſto JEſu iſt, unſerm HErrn. 2 Tim. 1, 12. Jch weiß, an wen ich glaube, und bin gewiß, daß er mir kan meine Beylage bewahren bis an jenen Tag. 7. Hat nun GOtt die Glaͤubigen verſie- gelt, o wie hoch verſuͤndigen ſich denn Gottloſe, ihre Feinde, wenn ſie das ihnen aufgedruckte goͤttliche Siegel ſo gar nicht reſpectiren, daß ſie ſich mit vielen Laͤſterungen und noch haͤrtern Verfolgungen an ihnen vergreifen. 8. Nicht weniger Nachdruck hat die an- dere Redensart in ſich von dem in unſer Hertz gegebnen Pfande. Denn ſie iſt gleichfals hergenommen von dem Contract, der im kaufen und verkaufen, und in ehelichen Verbindungen getroffen wird: als da man ein gewiſſes Angeld oder Mahlſchatz zur Gewißheit des Contracts, zum Unterpfand der zugeſagten Treue und der Vollziehung giebt und nimmt. Da nun GOtt die glaubige Seele in ſeinen Gnaden-Bund auf- nimmt, mit der Verſicherung, ihr GOtt und Vater, ja gleichſam ihr Ehemann zu ſeyn, ſo empfaͤngt ſie zum Unterpfande und Verſiche- rung ſeinen Heiligen Geiſt, welcher in ihr Chri- ſtum, als ihren Heiland, verklaͤret, und die Lie- be GOttes, zum innigen Frieden, in ſie aus- gieſſet Rom. 5, 5. und ſolcher Geſtalt ihrer Se- ligkeit auf dieſes und jenes Leben gewiß wird. Es iſt dieſes Pfand auch gleichſam der Miets- Pfennig, denn ein Glaͤubiger, wenn er ſich GOtt zum Dienſt ergiebt, Roͤm. 6, 16. 17. 18. gleichſam auf die Hand bekoͤmmt, und ſich da- durch zu aller Treue verbinden laͤſſet. 9. Von dieſem Pfande des Geiſtes heißt es Rom. 8, 15. 16. Jhr habt einen kindlichen Geiſt empfangen, durch welchen wir ruf- fen, Abba lieber Vater! Derſelbige Geiſt giebt Zeugniß unſerm Geiſt, daß wir GOt- tes Kinder ſind. Siehe auch 2 Cor. 5, 5. Eph. 1, 13. 14. und 1 Joh. 4, 13. Daran erken- nen wir, daß wir in ihm bleiben, und er in uns, daß er uns von ſeinem Geiſt gege- ben hat. Siehe auch c. 3, 24. Offenb. Joh. 2, 17. 10. Jm uͤbrigen iſt in dieſem und dem vor- hergehenden Verſe ein klares Zeugniß von dem Geheimniſſe der heiligen Drey-Einigkeit, wenn es heißt: GOtt (nemlich der Vater) beveſti- get uns auf CHriſtum, und hat in unſere Hertzen das Pfand, den Heiligen Geiſt, ge- geben. V. 23. Jch rufe aber GOtt an zum Zeugen auf meine Seele, daß ich euer geſchonet habe, daß ich nicht wieder (_ ουκέτι, noch nicht, nicht ſofort von Epheſus) gen Corin- then kommen bin, (ſintemal ich, nach der mir von GOtt anvertraueten Apoſtoliſchen Auctori- taͤt und Macht, euch bey ſo mancherley Unord- nung zu hart haͤtte fallen muͤſſen: daher ich die Abſtellung derſelben zuvor durch einen Brief ha- be verſuchen wollen, um hernach mit euch deſto liebreicher und vertraulicher umgehen zu koͤn- nen.) Anmerckungen. 1. Es hat dieſe ſo gar nachdruͤckliche Be- theurung Pauli die Form eines Eides: ſinte- mal ein Eid nichts anders iſt, als eine ſolche ſo- lenne Handlung, da man in einer gewiſſen Sa- che GOtt zum Zeugen auf ſein Gewiſſen anrufet, daß es ſich damit alſo verhalte, als man mit Wor- ten bezeuget; und daß man, wofern es ſich an- ders verhalte, deßwegen ſeinem Straf-Gerichte ſich ſelbſt unterwerfe: als welches letztere damit angezeiget wird, daß man ihn, der ein allwiſſen- der GOtt und gewiſſer Richter iſt, auf ſein Ge- wiſſen anrufet. Jſt es nun gleich nicht vor ei- ner ordentlichen Obrigkeit auf dero Erfoderung geſchehen (welches ſonſt zu einem rechtmaͤßigen und guͤltigen Eide eigentlich erfodert wird) ſo geſchahe es doch von Paulo in einem oͤffentlichen, oder an eine gantze Gemeine geſchriebenen, und darinnen verleſenen Briefe, und war es ſo gut, als wenn es oͤffentlich in der Gemeine ſelbſt ge- ſchehen waͤre; es hatte auch ſo viel mehrern Nach- druck, ſo viel groͤſſer die Auctoritaͤt Pauli, als eines Apoſtels, von GOttes wegen war. 2. Der Apoſtel bedienet ſich ſolcher hohen Betheurungen mehrmal, und muß er ſie ohne Zweifel allemal noͤthig gefunden haben. Man ſehe Rom. 1, 9. c. 9, 1. 2 Cor. 11, 31. Gal. 1, 20. Phil. 1, 8. 1 Theſſ. 2, 5. 1 Timoth. 5, 21. Man hat ſich aber wohl in acht zu nehmen, daß man ſich damit nicht uͤbereile, und ſonderlich, daß man ſie ja nicht im unlautern Sinne fuͤhre; ſondern eingedenck ſey der Worte CHriſti Mat. 5, 37. Eure rede ſey ja ja, nein nein: was druͤber iſt, das iſt vom Ubel. Alwo er alle unnoͤthige und noch mehr alle unwahrhafte Be- theurungen, ſonderlich die, welche mit Eid- ſchwuͤren geſchehen, verbietet, einem rechtmaͤſ- ſigen Eide ſelbſt aber ſeine Kraft laͤßt.) V. 24. Nicht daß wir Herren ſeyn uͤber eu- ren Glauben (ſage ich das vom Verſchonen und nicht Verſchonen; wie es iemand mißdeu- ten moͤchte, als wenn das, was ich von Apoſto- liſcher Auctoritaͤt ſchreibe, von einem Gewiſſens- Zwange zu verſtehen, und daß es mir bey euch nur um mich ſelbſt zu thun ſey) ſondern wir ſind Gehuͤlfen eurer Freude (ſintemal alles, was wir mit Ernſt und Liebe thun, nur dahin gerichtet iſt, daß eure geiſtliche Wohlfahrt und daruͤber zu ſchoͤpfende Freude moͤge befoͤrdert wer- den) denn ihr ſtehet im Glauben) deſſen Ei- genſchaft iſt, allein auf CHriſtum, nicht aber auf einigen Menſchen gerichtet und davon de- pendent ſeyn. Und da ihr alſo ſtehet, ſo wollen wir nur, als Gehuͤlfen, zu euer Beveſtigung et- was beytragen.) Anmerckungen. 1. Jſt Paulus nicht ein HErr des Glau- bens geweſen; wie koͤnte es denn ein gemeiner Lehrer, oder anderer Menſch ſeyn? Gewiß es iſt keine Suͤnde leichtlich groͤſſer, als dieſe, da man ſich zum HErrn des Glaubens uͤber anderer Leute Gewiſſen machet. Alsdenn aber und da- mit Y y 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/383>, abgerufen am 24.11.2024.