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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 2, v. 16. 17. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] doch von den im Unglauben Beharrenden und
Widerspenstigen angesehen, als ein Geruch
des Todes,
das ist, als ein recht widriger
Geruch,
oder als eine solche Lehre, welche sie,
da sie ihnen die Verleugnung aller zu diesem Le-
ben von ihnen gerechneten Lüste auferleget,
gleichsam um ihr Leben selbst bringen wolte.
Und weil sie sich solcher gestalt nicht wenig an
dem Evangelio versündigen, so geschiehet es zu-
fälliger Weise, daß es ihnen zu ihrem noch
mehrern Gerichte dienen muß; sintemal sie da-
mit ihr Gericht über sich häufen, daß sie nicht
allein in ihrem Verderben liegen bleiben, son-
dern dazu auch so verkehrt sind, daß sie sich dar-
aus nicht wollen durch das Evangelium erretten
lassen. Man sehe auch Joh. 3, 36. 9, 39. da
unser Heyland saget: Jch bin zum Gericht
auf diese Welt kommen, auf daß, die da
nicht sehen, sehend werden, und die da

(ihrer Meynung nach schon sehend sind, und
daher das wahre Licht nicht annehmen wollen)
blind werden (und in ihrer Blindheit bleiben.)
Jmgleichen Luc. 2, 34. Dieser wird gesetzt
zu einem Fall und Auferstehen vieler in
Jsrael, und zu einem Zeichen, dem wider-
sprochen wird.
2. Auf die Frage, oder Materie von der
Tüchtigkeit zum Amte des Geistes, kömmt der
Apostel hernach wieder c. 3, 5. und zeiget, wie sie
allein von GOtt komme.
3. Die Connexion des 16ten und 17ten
Verses ist diese: weil er das Wort des Evange-
lii vortrage in aller Lauterkeit etc. also, daß es
ein Geruch des Lebens zum Leben sey, so sey es
eine sehr wichtige Sache, dazu er für sich selbst
keine Tüchtigkeit habe, er habe sie aber von
GOtt empfangen. Da hingegen so viele das
Wort verfälschten, dazu sie denn leider Geschick
genug hätten: so wenig aber, als er es thue, so
wenig habe er die wahre Tüchtigkeit von sich
selbst.
V. 17.

Denn wir sind nicht, wie etliche viele
(oi polloi, die viele, die euch nicht unbekant sind)
die das Wort GOttes (den Rath GOttes von
unserer Seligkeit, nach dem Grunde und nach
der Ordnung des Heils) verfälschen (gleich-
sam eine Krämerey damit treiben) sondern als
aus Lauterkeit, und als aus GOtt vor
GOtt reden wir in Christo.

Anmerckungen.
1. Die Redens-Art kapeleuen ton logon
tou~theou~, das Wort GOttes verfälschen, ist
hergenommen von solchen Krämern und Schen-
cken, welche die Waare und das Geträncke ver-
fälschen, und doch alles für ächt, rein und
recht verkaufen, damit aber die Käuffer betrie-
gen. Man sehe Jes. 1, 22. da die teutschen
Worte: Dein Getränck ist mit Wasser ver-
mischet,
im Griechischen gegeben sind: oi ka-
peloi sou misgousi ton [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]inon udati, deine
Schencke, oder Krüger, vermischen den
Wein mit Wasser.
[Spaltenumbruch]
2. Es ist aber zu verwundern, daß es schon
zur Apostel Zeit solche Leute gegeben, und zwar
ihrer nicht wenige. Das principium, oder der
böse Grund, woher es kam, war theils der Man-
gel wahrer Bekehrung zu GOtt, und also auch
der wahren Salbung; theils der fleischliche
Sinn, nach welchem sie weder erkanten, was
CHristi JEsu war, noch es suchten, sondern nur
auf ihre Ehre, ihren Nutzen, und ihre Lüste be-
dacht waren, und zur Erhaltung dieses Zwecks
ihren gantzen Vortrag einrichteten, nach Art der
falschen Lehrer des Jüdischen Volckes. Röm. 16,
18. 19. Phil. 3, 18. 19.
3. Gehet man die Apostolischen Briefe ein
wenig durch, so findet man vor andern folgende
Jrrthümer an ihnen:
a. Jn der Lehre von der Person Christi, da
einige seine göttliche, andere aber seine mensch-
liche wahre Natur, daß er sie von der Maria
angenommen, geleugnet haben: wie zu se-
hen aus 1 Joh. 2, 22. 23. 4, 3. epist. 2. v. 7.
b. Jn der Lehre von dem Mitler-Amte Chri-
sti;
da sie die Erlösung JEsu Christi und die
dadurch erhaltene Befreyung vom Fluche des
moralischen Gesetzes, und vom Joche der Le-
vitischen Satzungen geleugnet, oder doch sehr
verdunckelt und verfälschet, und also die
Seelen von Christo auf Mosen geführet ha-
ben. Man sehe davon Gal. 2, 16. sqq. 2,
1. sqq. 4, 4. 5. 10. 11. 5, 1. sqq. 6, 12-15. Col.
2. Phil. 3, 2. sq. v. 18.
c. Jn der Lehre von der Rechtfertigung, da
vermöge des vorhergehenden Jrrthums ge-
leugnet wurde, daß der Mensch aus lauter
Gnade in Ansehung des Versöhn-Opfers
CHisti und der damit von ihm erworbenen
Gerechtigkeit vor GOtt gerecht werde: dage-
gen er, nach Jüdischer verkehrter Art, auf sei-
ne nach dem Gesetze vor GOtt aufzurichten-
de eigene Gerechtigkeit geführet wurde. Man
sehe davon an unterschiedlichen Orten die
Briefe an die Römer, Galater, Philipper
und Colosser.
d. Die Lehre von der Heiligung und Erneu-
rung:
da man zwar die Lehre von der allein
durch CHristum zu erlangenden Gerechtig-
keit vor GOtt oder von der Rechtfertigung,
der Buchstäblichen Erkäntniß nach, annah-
me, sie aber auf Muthwillen zoge, oder also
vortruge und ansahe, als wenn dazu die Ord-
nung der Wiedergeburt, Heiligung und Er-
neuerung mit der Verleugnung unserer selbst
nicht erfodert würde. Welchen grossen Jrr-
thum Paulus gar nachdrücklich bestrafet und
widerleget Röm. 3, 8. 6, 2. 15. c. 16, 17. 18.
Phil. 3, 18. 19. Siehe auch 1 Joh. 1, 6. 2, 4.
6. 9. 15. 3, 7. Jac. 2.
e. Die Lehre von der Christlichen Freyheit;
als da man nicht allein vermöge des gedach-
ten zweyten Jrrthums die Leute vom Evan-
gelio aufs Gesetz, sondern auch, vermöge des
dritten Jrrthums die wahre Freyheit in eine
falsche und rechte Frechheit verkehrete, also,
daß man die Gnade GOttes auf Muthwillen
zoge.
Z z
Cap. 2, v. 16. 17. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] doch von den im Unglauben Beharrenden und
Widerſpenſtigen angeſehen, als ein Geruch
des Todes,
das iſt, als ein recht widriger
Geruch,
oder als eine ſolche Lehre, welche ſie,
da ſie ihnen die Verleugnung aller zu dieſem Le-
ben von ihnen gerechneten Luͤſte auferleget,
gleichſam um ihr Leben ſelbſt bringen wolte.
Und weil ſie ſich ſolcher geſtalt nicht wenig an
dem Evangelio verſuͤndigen, ſo geſchiehet es zu-
faͤlliger Weiſe, daß es ihnen zu ihrem noch
mehrern Gerichte dienen muß; ſintemal ſie da-
mit ihr Gericht uͤber ſich haͤufen, daß ſie nicht
allein in ihrem Verderben liegen bleiben, ſon-
dern dazu auch ſo verkehrt ſind, daß ſie ſich dar-
aus nicht wollen durch das Evangelium erretten
laſſen. Man ſehe auch Joh. 3, 36. 9, 39. da
unſer Heyland ſaget: Jch bin zum Gericht
auf dieſe Welt kommen, auf daß, die da
nicht ſehen, ſehend werden, und die da

(ihrer Meynung nach ſchon ſehend ſind, und
daher das wahre Licht nicht annehmen wollen)
blind werden (und in ihrer Blindheit bleiben.)
Jmgleichen Luc. 2, 34. Dieſer wird geſetzt
zu einem Fall und Auferſtehen vieler in
Jſrael, und zu einem Zeichen, dem wider-
ſprochen wird.
2. Auf die Frage, oder Materie von der
Tuͤchtigkeit zum Amte des Geiſtes, koͤmmt der
Apoſtel hernach wieder c. 3, 5. und zeiget, wie ſie
allein von GOtt komme.
3. Die Connexion des 16ten und 17ten
Verſes iſt dieſe: weil er das Wort des Evange-
lii vortrage in aller Lauterkeit ꝛc. alſo, daß es
ein Geruch des Lebens zum Leben ſey, ſo ſey es
eine ſehr wichtige Sache, dazu er fuͤr ſich ſelbſt
keine Tuͤchtigkeit habe, er habe ſie aber von
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Wort verfaͤlſchten, dazu ſie denn leider Geſchick
genug haͤtten: ſo wenig aber, als er es thue, ſo
wenig habe er die wahre Tuͤchtigkeit von ſich
ſelbſt.
V. 17.

Denn wir ſind nicht, wie etliche viele
(ὁι πολλοὶ, die viele, die euch nicht unbekant ſind)
die das Wort GOttes (den Rath GOttes von
unſerer Seligkeit, nach dem Grunde und nach
der Ordnung des Heils) verfaͤlſchen (gleich-
ſam eine Kraͤmerey damit treiben) ſondern als
aus Lauterkeit, und als aus GOtt vor
GOtt reden wir in Chriſto.

Anmerckungen.
1. Die Redens-Art καπηλεύεν τὸν λόγον
του῀θεου῀, das Wort GOttes verfaͤlſchen, iſt
hergenommen von ſolchen Kraͤmern und Schen-
cken, welche die Waare und das Getraͤncke ver-
faͤlſchen, und doch alles fuͤr aͤcht, rein und
recht verkaufen, damit aber die Kaͤuffer betrie-
gen. Man ſehe Jeſ. 1, 22. da die teutſchen
Worte: Dein Getraͤnck iſt mit Waſſer ver-
miſchet,
im Griechiſchen gegeben ſind: οἱ κά-
πηλοί σου μίσγουσι τὸν [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ινον ὕδατι, deine
Schencke, oder Kruͤger, vermiſchen den
Wein mit Waſſer.
[Spaltenumbruch]
2. Es iſt aber zu verwundern, daß es ſchon
zur Apoſtel Zeit ſolche Leute gegeben, und zwar
ihrer nicht wenige. Das principium, oder der
boͤſe Grund, woher es kam, war theils der Man-
gel wahrer Bekehrung zu GOtt, und alſo auch
der wahren Salbung; theils der fleiſchliche
Sinn, nach welchem ſie weder erkanten, was
CHriſti JEſu war, noch es ſuchten, ſondern nur
auf ihre Ehre, ihren Nutzen, und ihre Luͤſte be-
dacht waren, und zur Erhaltung dieſes Zwecks
ihren gantzen Vortrag einrichteten, nach Art der
falſchen Lehrer des Juͤdiſchen Volckes. Roͤm. 16,
18. 19. Phil. 3, 18. 19.
3. Gehet man die Apoſtoliſchen Briefe ein
wenig durch, ſo findet man vor andern folgende
Jrrthuͤmer an ihnen:
a. Jn der Lehre von der Perſon Chriſti, da
einige ſeine goͤttliche, andere aber ſeine menſch-
liche wahre Natur, daß er ſie von der Maria
angenommen, geleugnet haben: wie zu ſe-
hen aus 1 Joh. 2, 22. 23. 4, 3. epiſt. 2. v. 7.
b. Jn der Lehre von dem Mitler-Amte Chri-
ſti;
da ſie die Erloͤſung JEſu Chriſti und die
dadurch erhaltene Befreyung vom Fluche des
moraliſchen Geſetzes, und vom Joche der Le-
vitiſchen Satzungen geleugnet, oder doch ſehr
verdunckelt und verfaͤlſchet, und alſo die
Seelen von Chriſto auf Moſen gefuͤhret ha-
ben. Man ſehe davon Gal. 2, 16. ſqq. 2,
1. ſqq. 4, 4. 5. 10. 11. 5, 1. ſqq. 6, 12-15. Col.
2. Phil. 3, 2. ſq. v. 18.
c. Jn der Lehre von der Rechtfertigung, da
vermoͤge des vorhergehenden Jrrthums ge-
leugnet wurde, daß der Menſch aus lauter
Gnade in Anſehung des Verſoͤhn-Opfers
CHiſti und der damit von ihm erworbenen
Gerechtigkeit vor GOtt gerecht werde: dage-
gen er, nach Juͤdiſcher verkehrter Art, auf ſei-
ne nach dem Geſetze vor GOtt aufzurichten-
de eigene Gerechtigkeit gefuͤhret wurde. Man
ſehe davon an unterſchiedlichen Orten die
Briefe an die Roͤmer, Galater, Philipper
und Coloſſer.
d. Die Lehre von der Heiligung und Erneu-
rung:
da man zwar die Lehre von der allein
durch CHriſtum zu erlangenden Gerechtig-
keit vor GOtt oder von der Rechtfertigung,
der Buchſtaͤblichen Erkaͤntniß nach, annah-
me, ſie aber auf Muthwillen zoge, oder alſo
vortruge und anſahe, als wenn dazu die Ord-
nung der Wiedergeburt, Heiligung und Er-
neuerung mit der Verleugnung unſerer ſelbſt
nicht erfodert wuͤrde. Welchen groſſen Jrr-
thum Paulus gar nachdruͤcklich beſtrafet und
widerleget Roͤm. 3, 8. 6, 2. 15. c. 16, 17. 18.
Phil. 3, 18. 19. Siehe auch 1 Joh. 1, 6. 2, 4.
6. 9. 15. 3, 7. Jac. 2.
e. Die Lehre von der Chriſtlichen Freyheit;
als da man nicht allein vermoͤge des gedach-
ten zweyten Jrrthums die Leute vom Evan-
gelio aufs Geſetz, ſondern auch, vermoͤge des
dritten Jrrthums die wahre Freyheit in eine
falſche und rechte Frechheit verkehrete, alſo,
daß man die Gnade GOttes auf Muthwillen
zoge.
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[361/0389] Cap. 2, v. 16. 17. an die Corinthier. doch von den im Unglauben Beharrenden und Widerſpenſtigen angeſehen, als ein Geruch des Todes, das iſt, als ein recht widriger Geruch, oder als eine ſolche Lehre, welche ſie, da ſie ihnen die Verleugnung aller zu dieſem Le- ben von ihnen gerechneten Luͤſte auferleget, gleichſam um ihr Leben ſelbſt bringen wolte. Und weil ſie ſich ſolcher geſtalt nicht wenig an dem Evangelio verſuͤndigen, ſo geſchiehet es zu- faͤlliger Weiſe, daß es ihnen zu ihrem noch mehrern Gerichte dienen muß; ſintemal ſie da- mit ihr Gericht uͤber ſich haͤufen, daß ſie nicht allein in ihrem Verderben liegen bleiben, ſon- dern dazu auch ſo verkehrt ſind, daß ſie ſich dar- aus nicht wollen durch das Evangelium erretten laſſen. Man ſehe auch Joh. 3, 36. 9, 39. da unſer Heyland ſaget: Jch bin zum Gericht auf dieſe Welt kommen, auf daß, die da nicht ſehen, ſehend werden, und die da (ihrer Meynung nach ſchon ſehend ſind, und daher das wahre Licht nicht annehmen wollen) blind werden (und in ihrer Blindheit bleiben.) Jmgleichen Luc. 2, 34. Dieſer wird geſetzt zu einem Fall und Auferſtehen vieler in Jſrael, und zu einem Zeichen, dem wider- ſprochen wird. 2. Auf die Frage, oder Materie von der Tuͤchtigkeit zum Amte des Geiſtes, koͤmmt der Apoſtel hernach wieder c. 3, 5. und zeiget, wie ſie allein von GOtt komme. 3. Die Connexion des 16ten und 17ten Verſes iſt dieſe: weil er das Wort des Evange- lii vortrage in aller Lauterkeit ꝛc. alſo, daß es ein Geruch des Lebens zum Leben ſey, ſo ſey es eine ſehr wichtige Sache, dazu er fuͤr ſich ſelbſt keine Tuͤchtigkeit habe, er habe ſie aber von GOtt empfangen. Da hingegen ſo viele das Wort verfaͤlſchten, dazu ſie denn leider Geſchick genug haͤtten: ſo wenig aber, als er es thue, ſo wenig habe er die wahre Tuͤchtigkeit von ſich ſelbſt. V. 17. Denn wir ſind nicht, wie etliche viele (ὁι πολλοὶ, die viele, die euch nicht unbekant ſind) die das Wort GOttes (den Rath GOttes von unſerer Seligkeit, nach dem Grunde und nach der Ordnung des Heils) verfaͤlſchen (gleich- ſam eine Kraͤmerey damit treiben) ſondern als aus Lauterkeit, und als aus GOtt vor GOtt reden wir in Chriſto. Anmerckungen. 1. Die Redens-Art καπηλεύεν τὸν λόγον του῀θεου῀, das Wort GOttes verfaͤlſchen, iſt hergenommen von ſolchen Kraͤmern und Schen- cken, welche die Waare und das Getraͤncke ver- faͤlſchen, und doch alles fuͤr aͤcht, rein und recht verkaufen, damit aber die Kaͤuffer betrie- gen. Man ſehe Jeſ. 1, 22. da die teutſchen Worte: Dein Getraͤnck iſt mit Waſſer ver- miſchet, im Griechiſchen gegeben ſind: οἱ κά- πηλοί σου μίσγουσι τὸν _ ινον ὕδατι, deine Schencke, oder Kruͤger, vermiſchen den Wein mit Waſſer. 2. Es iſt aber zu verwundern, daß es ſchon zur Apoſtel Zeit ſolche Leute gegeben, und zwar ihrer nicht wenige. Das principium, oder der boͤſe Grund, woher es kam, war theils der Man- gel wahrer Bekehrung zu GOtt, und alſo auch der wahren Salbung; theils der fleiſchliche Sinn, nach welchem ſie weder erkanten, was CHriſti JEſu war, noch es ſuchten, ſondern nur auf ihre Ehre, ihren Nutzen, und ihre Luͤſte be- dacht waren, und zur Erhaltung dieſes Zwecks ihren gantzen Vortrag einrichteten, nach Art der falſchen Lehrer des Juͤdiſchen Volckes. Roͤm. 16, 18. 19. Phil. 3, 18. 19. 3. Gehet man die Apoſtoliſchen Briefe ein wenig durch, ſo findet man vor andern folgende Jrrthuͤmer an ihnen: a. Jn der Lehre von der Perſon Chriſti, da einige ſeine goͤttliche, andere aber ſeine menſch- liche wahre Natur, daß er ſie von der Maria angenommen, geleugnet haben: wie zu ſe- hen aus 1 Joh. 2, 22. 23. 4, 3. epiſt. 2. v. 7. b. Jn der Lehre von dem Mitler-Amte Chri- ſti; da ſie die Erloͤſung JEſu Chriſti und die dadurch erhaltene Befreyung vom Fluche des moraliſchen Geſetzes, und vom Joche der Le- vitiſchen Satzungen geleugnet, oder doch ſehr verdunckelt und verfaͤlſchet, und alſo die Seelen von Chriſto auf Moſen gefuͤhret ha- ben. Man ſehe davon Gal. 2, 16. ſqq. 2, 1. ſqq. 4, 4. 5. 10. 11. 5, 1. ſqq. 6, 12-15. Col. 2. Phil. 3, 2. ſq. v. 18. c. Jn der Lehre von der Rechtfertigung, da vermoͤge des vorhergehenden Jrrthums ge- leugnet wurde, daß der Menſch aus lauter Gnade in Anſehung des Verſoͤhn-Opfers CHiſti und der damit von ihm erworbenen Gerechtigkeit vor GOtt gerecht werde: dage- gen er, nach Juͤdiſcher verkehrter Art, auf ſei- ne nach dem Geſetze vor GOtt aufzurichten- de eigene Gerechtigkeit gefuͤhret wurde. Man ſehe davon an unterſchiedlichen Orten die Briefe an die Roͤmer, Galater, Philipper und Coloſſer. d. Die Lehre von der Heiligung und Erneu- rung: da man zwar die Lehre von der allein durch CHriſtum zu erlangenden Gerechtig- keit vor GOtt oder von der Rechtfertigung, der Buchſtaͤblichen Erkaͤntniß nach, annah- me, ſie aber auf Muthwillen zoge, oder alſo vortruge und anſahe, als wenn dazu die Ord- nung der Wiedergeburt, Heiligung und Er- neuerung mit der Verleugnung unſerer ſelbſt nicht erfodert wuͤrde. Welchen groſſen Jrr- thum Paulus gar nachdruͤcklich beſtrafet und widerleget Roͤm. 3, 8. 6, 2. 15. c. 16, 17. 18. Phil. 3, 18. 19. Siehe auch 1 Joh. 1, 6. 2, 4. 6. 9. 15. 3, 7. Jac. 2. e. Die Lehre von der Chriſtlichen Freyheit; als da man nicht allein vermoͤge des gedach- ten zweyten Jrrthums die Leute vom Evan- gelio aufs Geſetz, ſondern auch, vermoͤge des dritten Jrrthums die wahre Freyheit in eine falſche und rechte Frechheit verkehrete, alſo, daß man die Gnade GOttes auf Muthwillen zoge. Z z

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/389>, abgerufen am 24.11.2024.