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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 5, v. 8-10. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] im Dunckeln wohnet, und selbst unser Licht ist.
Siehe im übrigen auch 1 Pet. 1, 8. 9.
V. 8.

Wir sind aber getrost (bey solchem an-
noch unvollkommnen Leben des Glaubens,)
und haben vielmehr Lust ausser dem Lei-
be zu wallen,
(aus dieser Welt durch den
zeitlichen Tod zu scheiden,) und daheim zu
seyn bey dem HErrn
(CHristo JEsu, wel-
cher fast durch und durch mit diesem sehr nach-
drücklichen Worte, welches so viel ist, als Je-
hovah, benennet wird.)

Anmerckungen.
1. Daß die Seele ausser dem Leibe übrig,
unvergänglich und unsterblich sey, kan man
zwar bereits aus dem Lichte der Natur gar deut-
lich erkennen und erweisen; und ist dieses eben
eine von den vornehmsten und wichtigsten Wahr-
heiten, die sich daraus erkennen lassen: allein
kein Buch in der Welt führet uns so deutlich,
so nachdrücklich und so reichlich auf diese Lehre,
als die heilige Schrift. Daher man unter an-
dern auch davon einen Character hat von der
Vortreflichkeit des göttlichen Worts: zumal
es der unsterblichen Seele auch die Mittel und
den Weg zur seligen Ewigkeit so gar herrlich
anweiset.
2. Eines von den innerlichen Kennzeichen,
wornach ein ieder sich selbst prüfen kan, und zu
prüfen hat, ob er GOtt angehöre und zum Ab-
schiede in die selige Ewigkeit bereit sey, ist dieses,
wenn man mit Paulo nach der Wahrheit sagen
kan: Jch habe Lust ausser dem Leibe zu
wallen, und daheim zu seyn bey dem HErrn:

oder, wie es Phil. 1, 23. heißt: Jch habe Lust
abzuscheiden, und bey CHristo zu seyn.
3. Wer aber seine Zeit und Mühe also auf
seinen Leib wendet, daß er der Seele darüber gar
vergißt, ja des Leibes also pfleget, daß er nur geil
wird, und also dem Bauche dienet; oder auch in
stoltzen Kleidungen seinen Schmuck suchet; wie
kan der immermehr sagen, er habe Lust ausser dem
Leibe zu wallen?
4. Wer künftig bey dem HErrn seyn will
im Glauben, der muß mit Paulo auch alhier sein
getreuer Diener seyn. Denn von diesen redet
unser Heiland nur, wenn er saget: Wo ich bin,
da soll mein Diener auch seyn.
Joh. 12, 26.
und c. 17, 24. Vater, ich will, daß, wo ich
bin, auch die bey mir seyn, die du mir gege-
ben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen,
die du mir gegeben hast
etc.
V. 9.

Darum (weil wir ein so grosses Verlan-
gen tragen bey dem HERRN zu seyn,) so be-
fleißigen wir uns auch, wir sind daheim,
oder wallen,
(leben noch in der Pilgrimschaft)
daß wir ihm wohlgefallen (sintemal ein
Verlangen rechter Art sich dadurch erweisen
muß.)

Anmerckungen.
1. Das griechische Wort, welches Luthe-
[Spaltenumbruch] rus
befleißigen gegeben hat, heißt sich eine Sa-
che ehrenthalber ernstlich angelegen seyn lassen.
Und da nun auf keinen eitlen Ehrgeitz gesehen
wird, so wird damit der geistliche Adel angezei-
get, nach welchem die Glaubigen zu streben ha-
ben, dessen sie auch schon zum Theil also gewür-
diget worden, daß sie denselben zu bewahren und
zu vermehren suchen, nemlich in GOTT, ihm
recht zu gefallen.
2. Jm vorhergehenden Verse hat der Apo-
stel zwar beyde Worte ekdemesai und endemesai,
Vermöge der ihnen beygefügten Worte, vom
Vaterland verstanden; alhier aber, da sie ausser
solchem Beysatze stehen, nimmt er sie also, wie
v. 7. daß beydes auf den Leib gehet; da denn
das endemesai ist daheim seyn im Leibe, und
ekdemesai wallen, noch auf der Wanderschaft
seyn, apo tou~ Kuriou, noch in der Entfernung
vom HErrn: wiewol das ekdemesai auch nach
dem 8ten Vers von dem Wallen ausser dem Lei-
be, oder von dem Ausziehen aus demselben ver-
standen werden kan; welches auch wol am füg-
lichsten ist.
3. Die Worte, GOTT wohlgefallen
wollen,
müssen recht im Evangelischen Sinne
verstanden werden: welcher ist, nicht GOtt et-
was abverdienen können und wollen, als welches
allein eine Gnaden-Gabe bleibet Rom. 6, 23.
sondern alles Ernstes dahin sehen, daß man in
der von GOTT vorgeschriebenen Ordnung des
Heils bleibe, im Glauben an CHristum verhar-
re, und dabey in der Beobachtung der Pflichten
gegen GOtt, uns selbst und den Nächsten, ein gut
Gewissen bewahre, und also CHristo lebe und
CHristo sterbe. Rom. 14, 7. 8. Gal. 2, 20.
1 Pet. 4, 2.
4. Von dieser Bemühung GOtt zu gefal-
len, spricht Johannes 1 Epist. c. 3, 1. Ein iegli-
cher, der solche Hoffnung hat
(GOtt, wie er
ist, zu sehen,) der reiniget sich, wie er auch
rein ist.
Und Paulus 1 Thess. 4, 1. Weiter,
lieben Brüder, bitten wir euch, und ermah-
nen euch in dem HErrn JESU, nachdem
ihr von uns empfangen habet, wie ihr sol-
let wandeln, und GOTT gefallen, daß ihr
immer völliger werdet.
5. Das beste Kennzeichen der lautern GOtt-
gefälligkeit ist dieses, wenn man sich in allem
dem, darinnen man GOtt gefällig zu seyn sich
bemühet, sich selbst der grossen Unvollkommen-
heit wegen noch mißfällt, und also allezeit in der
Niedrigkeit bleibet.
V. 10.

Denn wir müssen alle offenbar wer-
den vor dem Richtstuhl CHristi, auf daß
ein ieglicher empfahe, nach dem er gehan-
delt hat bey Leibes Leben, es sey gut, oder
böse.

Anmerckungen.
1. Aus der Connexion dieses Verses mit
dem vorhergehenden siehet man so viel, daß die
Befleißigung, daß man GOTT gefallen möge,
sonderlich dahin gehe, daß man dem künftigen ge-
rechten Gerichte GOttes zu entfliehen und den
gnä-
C c c
Cap. 5, v. 8-10. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] im Dunckeln wohnet, und ſelbſt unſer Licht iſt.
Siehe im uͤbrigen auch 1 Pet. 1, 8. 9.
V. 8.

Wir ſind aber getroſt (bey ſolchem an-
noch unvollkommnen Leben des Glaubens,)
und haben vielmehr Luſt auſſer dem Lei-
be zu wallen,
(aus dieſer Welt durch den
zeitlichen Tod zu ſcheiden,) und daheim zu
ſeyn bey dem HErrn
(CHriſto JEſu, wel-
cher faſt durch und durch mit dieſem ſehr nach-
druͤcklichen Worte, welches ſo viel iſt, als Je-
hovah, benennet wird.)

Anmerckungen.
1. Daß die Seele auſſer dem Leibe uͤbrig,
unvergaͤnglich und unſterblich ſey, kan man
zwar bereits aus dem Lichte der Natur gar deut-
lich erkennen und erweiſen; und iſt dieſes eben
eine von den vornehmſten und wichtigſten Wahr-
heiten, die ſich daraus erkennen laſſen: allein
kein Buch in der Welt fuͤhret uns ſo deutlich,
ſo nachdruͤcklich und ſo reichlich auf dieſe Lehre,
als die heilige Schrift. Daher man unter an-
dern auch davon einen Character hat von der
Vortreflichkeit des goͤttlichen Worts: zumal
es der unſterblichen Seele auch die Mittel und
den Weg zur ſeligen Ewigkeit ſo gar herrlich
anweiſet.
2. Eines von den innerlichen Kennzeichen,
wornach ein ieder ſich ſelbſt pruͤfen kan, und zu
pruͤfen hat, ob er GOtt angehoͤre und zum Ab-
ſchiede in die ſelige Ewigkeit bereit ſey, iſt dieſes,
wenn man mit Paulo nach der Wahrheit ſagen
kan: Jch habe Luſt auſſer dem Leibe zu
wallen, und daheim zu ſeyn bey dem HErrn:

oder, wie es Phil. 1, 23. heißt: Jch habe Luſt
abzuſcheiden, und bey CHriſto zu ſeyn.
3. Wer aber ſeine Zeit und Muͤhe alſo auf
ſeinen Leib wendet, daß er der Seele daruͤber gar
vergißt, ja des Leibes alſo pfleget, daß er nur geil
wird, und alſo dem Bauche dienet; oder auch in
ſtoltzen Kleidungen ſeinen Schmuck ſuchet; wie
kan der immermehr ſagen, er habe Luſt auſſer dem
Leibe zu wallen?
4. Wer kuͤnftig bey dem HErrn ſeyn will
im Glauben, der muß mit Paulo auch alhier ſein
getreuer Diener ſeyn. Denn von dieſen redet
unſer Heiland nur, wenn er ſaget: Wo ich bin,
da ſoll mein Diener auch ſeyn.
Joh. 12, 26.
und c. 17, 24. Vater, ich will, daß, wo ich
bin, auch die bey mir ſeyn, die du mir gege-
ben haſt, daß ſie meine Herrlichkeit ſehen,
die du mir gegeben haſt
ꝛc.
V. 9.

Darum (weil wir ein ſo groſſes Verlan-
gen tragen bey dem HERRN zu ſeyn,) ſo be-
fleißigen wir uns auch, wir ſind daheim,
oder wallen,
(leben noch in der Pilgrimſchaft)
daß wir ihm wohlgefallen (ſintemal ein
Verlangen rechter Art ſich dadurch erweiſen
muß.)

Anmerckungen.
1. Das griechiſche Wort, welches Luthe-
[Spaltenumbruch] rus
befleißigen gegeben hat, heißt ſich eine Sa-
che ehrenthalber ernſtlich angelegen ſeyn laſſen.
Und da nun auf keinen eitlen Ehrgeitz geſehen
wird, ſo wird damit der geiſtliche Adel angezei-
get, nach welchem die Glaubigen zu ſtreben ha-
ben, deſſen ſie auch ſchon zum Theil alſo gewuͤr-
diget worden, daß ſie denſelben zu bewahren und
zu vermehren ſuchen, nemlich in GOTT, ihm
recht zu gefallen.
2. Jm vorhergehenden Verſe hat der Apo-
ſtel zwar beyde Worte ἐκδημῆσαι und ἐνδημῆσαι,
Vermoͤge der ihnen beygefuͤgten Worte, vom
Vaterland verſtanden; alhier aber, da ſie auſſer
ſolchem Beyſatze ſtehen, nimmt er ſie alſo, wie
v. 7. daß beydes auf den Leib gehet; da denn
das ἐνδημῆσαι iſt daheim ſeyn im Leibe, und
ἐκδημῆσαι wallen, noch auf der Wanderſchaft
ſeyn, ἀπὸ του῀ Κυρίου, noch in der Entfernung
vom HErrn: wiewol das ἐκδημῆσαι auch nach
dem 8ten Vers von dem Wallen auſſer dem Lei-
be, oder von dem Ausziehen aus demſelben ver-
ſtanden werden kan; welches auch wol am fuͤg-
lichſten iſt.
3. Die Worte, GOTT wohlgefallen
wollen,
muͤſſen recht im Evangeliſchen Sinne
verſtanden werden: welcher iſt, nicht GOtt et-
was abverdienen koͤnnen und wollen, als welches
allein eine Gnaden-Gabe bleibet Rom. 6, 23.
ſondern alles Ernſtes dahin ſehen, daß man in
der von GOTT vorgeſchriebenen Ordnung des
Heils bleibe, im Glauben an CHriſtum verhar-
re, und dabey in der Beobachtung der Pflichten
gegen GOtt, uns ſelbſt und den Naͤchſten, ein gut
Gewiſſen bewahre, und alſo CHriſto lebe und
CHriſto ſterbe. Rom. 14, 7. 8. Gal. 2, 20.
1 Pet. 4, 2.
4. Von dieſer Bemuͤhung GOtt zu gefal-
len, ſpricht Johannes 1 Epiſt. c. 3, 1. Ein iegli-
cher, der ſolche Hoffnung hat
(GOtt, wie er
iſt, zu ſehen,) der reiniget ſich, wie er auch
rein iſt.
Und Paulus 1 Theſſ. 4, 1. Weiter,
lieben Bruͤder, bitten wir euch, und ermah-
nen euch in dem HErrn JESU, nachdem
ihr von uns empfangen habet, wie ihr ſol-
let wandeln, und GOTT gefallen, daß ihr
immer voͤlliger werdet.
5. Das beſte Kennzeichen der lautern GOtt-
gefaͤlligkeit iſt dieſes, wenn man ſich in allem
dem, darinnen man GOtt gefaͤllig zu ſeyn ſich
bemuͤhet, ſich ſelbſt der groſſen Unvollkommen-
heit wegen noch mißfaͤllt, und alſo allezeit in der
Niedrigkeit bleibet.
V. 10.

Denn wir muͤſſen alle offenbar wer-
den vor dem Richtſtuhl CHriſti, auf daß
ein ieglicher empfahe, nach dem er gehan-
delt hat bey Leibes Leben, es ſey gut, oder
boͤſe.

Anmerckungen.
1. Aus der Connexion dieſes Verſes mit
dem vorhergehenden ſiehet man ſo viel, daß die
Befleißigung, daß man GOTT gefallen moͤge,
ſonderlich dahin gehe, daß man dem kuͤnftigen ge-
rechten Gerichte GOttes zu entfliehen und den
gnaͤ-
C c c
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[385/0413] Cap. 5, v. 8-10. an die Corinthier. im Dunckeln wohnet, und ſelbſt unſer Licht iſt. Siehe im uͤbrigen auch 1 Pet. 1, 8. 9. V. 8. Wir ſind aber getroſt (bey ſolchem an- noch unvollkommnen Leben des Glaubens,) und haben vielmehr Luſt auſſer dem Lei- be zu wallen, (aus dieſer Welt durch den zeitlichen Tod zu ſcheiden,) und daheim zu ſeyn bey dem HErrn (CHriſto JEſu, wel- cher faſt durch und durch mit dieſem ſehr nach- druͤcklichen Worte, welches ſo viel iſt, als Je- hovah, benennet wird.) Anmerckungen. 1. Daß die Seele auſſer dem Leibe uͤbrig, unvergaͤnglich und unſterblich ſey, kan man zwar bereits aus dem Lichte der Natur gar deut- lich erkennen und erweiſen; und iſt dieſes eben eine von den vornehmſten und wichtigſten Wahr- heiten, die ſich daraus erkennen laſſen: allein kein Buch in der Welt fuͤhret uns ſo deutlich, ſo nachdruͤcklich und ſo reichlich auf dieſe Lehre, als die heilige Schrift. Daher man unter an- dern auch davon einen Character hat von der Vortreflichkeit des goͤttlichen Worts: zumal es der unſterblichen Seele auch die Mittel und den Weg zur ſeligen Ewigkeit ſo gar herrlich anweiſet. 2. Eines von den innerlichen Kennzeichen, wornach ein ieder ſich ſelbſt pruͤfen kan, und zu pruͤfen hat, ob er GOtt angehoͤre und zum Ab- ſchiede in die ſelige Ewigkeit bereit ſey, iſt dieſes, wenn man mit Paulo nach der Wahrheit ſagen kan: Jch habe Luſt auſſer dem Leibe zu wallen, und daheim zu ſeyn bey dem HErrn: oder, wie es Phil. 1, 23. heißt: Jch habe Luſt abzuſcheiden, und bey CHriſto zu ſeyn. 3. Wer aber ſeine Zeit und Muͤhe alſo auf ſeinen Leib wendet, daß er der Seele daruͤber gar vergißt, ja des Leibes alſo pfleget, daß er nur geil wird, und alſo dem Bauche dienet; oder auch in ſtoltzen Kleidungen ſeinen Schmuck ſuchet; wie kan der immermehr ſagen, er habe Luſt auſſer dem Leibe zu wallen? 4. Wer kuͤnftig bey dem HErrn ſeyn will im Glauben, der muß mit Paulo auch alhier ſein getreuer Diener ſeyn. Denn von dieſen redet unſer Heiland nur, wenn er ſaget: Wo ich bin, da ſoll mein Diener auch ſeyn. Joh. 12, 26. und c. 17, 24. Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bey mir ſeyn, die du mir gege- ben haſt, daß ſie meine Herrlichkeit ſehen, die du mir gegeben haſt ꝛc. V. 9. Darum (weil wir ein ſo groſſes Verlan- gen tragen bey dem HERRN zu ſeyn,) ſo be- fleißigen wir uns auch, wir ſind daheim, oder wallen, (leben noch in der Pilgrimſchaft) daß wir ihm wohlgefallen (ſintemal ein Verlangen rechter Art ſich dadurch erweiſen muß.) Anmerckungen. 1. Das griechiſche Wort, welches Luthe- rus befleißigen gegeben hat, heißt ſich eine Sa- che ehrenthalber ernſtlich angelegen ſeyn laſſen. Und da nun auf keinen eitlen Ehrgeitz geſehen wird, ſo wird damit der geiſtliche Adel angezei- get, nach welchem die Glaubigen zu ſtreben ha- ben, deſſen ſie auch ſchon zum Theil alſo gewuͤr- diget worden, daß ſie denſelben zu bewahren und zu vermehren ſuchen, nemlich in GOTT, ihm recht zu gefallen. 2. Jm vorhergehenden Verſe hat der Apo- ſtel zwar beyde Worte ἐκδημῆσαι und ἐνδημῆσαι, Vermoͤge der ihnen beygefuͤgten Worte, vom Vaterland verſtanden; alhier aber, da ſie auſſer ſolchem Beyſatze ſtehen, nimmt er ſie alſo, wie v. 7. daß beydes auf den Leib gehet; da denn das ἐνδημῆσαι iſt daheim ſeyn im Leibe, und ἐκδημῆσαι wallen, noch auf der Wanderſchaft ſeyn, ἀπὸ του῀ Κυρίου, noch in der Entfernung vom HErrn: wiewol das ἐκδημῆσαι auch nach dem 8ten Vers von dem Wallen auſſer dem Lei- be, oder von dem Ausziehen aus demſelben ver- ſtanden werden kan; welches auch wol am fuͤg- lichſten iſt. 3. Die Worte, GOTT wohlgefallen wollen, muͤſſen recht im Evangeliſchen Sinne verſtanden werden: welcher iſt, nicht GOtt et- was abverdienen koͤnnen und wollen, als welches allein eine Gnaden-Gabe bleibet Rom. 6, 23. ſondern alles Ernſtes dahin ſehen, daß man in der von GOTT vorgeſchriebenen Ordnung des Heils bleibe, im Glauben an CHriſtum verhar- re, und dabey in der Beobachtung der Pflichten gegen GOtt, uns ſelbſt und den Naͤchſten, ein gut Gewiſſen bewahre, und alſo CHriſto lebe und CHriſto ſterbe. Rom. 14, 7. 8. Gal. 2, 20. 1 Pet. 4, 2. 4. Von dieſer Bemuͤhung GOtt zu gefal- len, ſpricht Johannes 1 Epiſt. c. 3, 1. Ein iegli- cher, der ſolche Hoffnung hat (GOtt, wie er iſt, zu ſehen,) der reiniget ſich, wie er auch rein iſt. Und Paulus 1 Theſſ. 4, 1. Weiter, lieben Bruͤder, bitten wir euch, und ermah- nen euch in dem HErrn JESU, nachdem ihr von uns empfangen habet, wie ihr ſol- let wandeln, und GOTT gefallen, daß ihr immer voͤlliger werdet. 5. Das beſte Kennzeichen der lautern GOtt- gefaͤlligkeit iſt dieſes, wenn man ſich in allem dem, darinnen man GOtt gefaͤllig zu ſeyn ſich bemuͤhet, ſich ſelbſt der groſſen Unvollkommen- heit wegen noch mißfaͤllt, und alſo allezeit in der Niedrigkeit bleibet. V. 10. Denn wir muͤſſen alle offenbar wer- den vor dem Richtſtuhl CHriſti, auf daß ein ieglicher empfahe, nach dem er gehan- delt hat bey Leibes Leben, es ſey gut, oder boͤſe. Anmerckungen. 1. Aus der Connexion dieſes Verſes mit dem vorhergehenden ſiehet man ſo viel, daß die Befleißigung, daß man GOTT gefallen moͤge, ſonderlich dahin gehe, daß man dem kuͤnftigen ge- rechten Gerichte GOttes zu entfliehen und den gnaͤ- C c c

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/413>, abgerufen am 24.11.2024.