Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 7, v. 4. 5. 6. [Spaltenumbruch]
lich überzeuget wird? Denn siehe den AusspruchCHristi Matth. 5, 12. Seyd frölich und ge- trost, (wenn euch die Menschen um meinet wil- len schmähen und verfolgen v. 11.) es wird euch im Himmel wohl belohnet werden. Und der Erfahrung nach heisset es Ap. Gesch. 5, 40. 41. Sie stäupeten die Apostel: sie gingen aber frölich von des Raths Angesicht, und freueten sich, daß sie würdig gewesen wä- ren, um seines (des HErrn CHristi) Namens willen Schmach zu leiden. Das heißt: Euch, und uns, ists gegeben, um CHristus willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch zu leiden. Phil. 1, 29. Von solcher Erfahrung wissen unbekehrte Hirten und Mietlinge so gar nichts, daß sie den rechtschafnen Knechten und Kindern GOttes vielmehr durch ihren ungöttli- chen Widerspruch allerley Leiden verursachen: wie es Paulo und Timotheo begegnet ist. Was sie aber Widriges ertragen, das sind entweder selbst gemachte, oder nur blosse natürliche Leiden, welche sie mit allen übrigen Gottlosen gemein, mit dem wahren Creutze CHristi aber und der Christen nichts zu schaffen haben. V. 5. Denn da wir (aus Asien von Ephesus c. Anmerckungen. 1. Das Wort inwendig ist alhier billig im 2. Es gehet allen rechtschafnen Knechten V. 6. Aber GOTT, der die Geringen (De- Anmer-
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 7, v. 4. 5. 6. [Spaltenumbruch]
lich uͤberzeuget wird? Denn ſiehe den AusſpruchCHriſti Matth. 5, 12. Seyd froͤlich und ge- troſt, (wenn euch die Menſchen um meinet wil- len ſchmaͤhen und verfolgen v. 11.) es wird euch im Himmel wohl belohnet werden. Und der Erfahrung nach heiſſet es Ap. Geſch. 5, 40. 41. Sie ſtaͤupeten die Apoſtel: ſie gingen aber froͤlich von des Raths Angeſicht, und freueten ſich, daß ſie wuͤrdig geweſen waͤ- ren, um ſeines (des HErrn CHriſti) Namens willen Schmach zu leiden. Das heißt: Euch, und uns, iſts gegeben, um CHriſtus willen, nicht allein an ihn zu glauben, ſondern auch zu leiden. Phil. 1, 29. Von ſolcher Erfahrung wiſſen unbekehrte Hirten und Mietlinge ſo gar nichts, daß ſie den rechtſchafnen Knechten und Kindern GOttes vielmehr durch ihren ungoͤttli- chen Widerſpruch allerley Leiden verurſachen: wie es Paulo und Timotheo begegnet iſt. Was ſie aber Widriges ertragen, das ſind entweder ſelbſt gemachte, oder nur bloſſe natuͤrliche Leiden, welche ſie mit allen uͤbrigen Gottloſen gemein, mit dem wahren Creutze CHriſti aber und der Chriſten nichts zu ſchaffen haben. V. 5. Denn da wir (aus Aſien von Epheſus c. Anmerckungen. 1. Das Wort inwendig iſt alhier billig im 2. Es gehet allen rechtſchafnen Knechten V. 6. Aber GOTT, der die Geringen (De- Anmer-
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Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 7, v. 4. 5. 6.
lich uͤberzeuget wird? Denn ſiehe den Ausſpruch
CHriſti Matth. 5, 12. Seyd froͤlich und ge-
troſt, (wenn euch die Menſchen um meinet wil-
len ſchmaͤhen und verfolgen v. 11.) es wird euch
im Himmel wohl belohnet werden. Und
der Erfahrung nach heiſſet es Ap. Geſch. 5, 40.
41. Sie ſtaͤupeten die Apoſtel: ſie gingen
aber froͤlich von des Raths Angeſicht, und
freueten ſich, daß ſie wuͤrdig geweſen waͤ-
ren, um ſeines (des HErrn CHriſti) Namens
willen Schmach zu leiden. Das heißt: Euch,
und uns, iſts gegeben, um CHriſtus willen,
nicht allein an ihn zu glauben, ſondern auch
zu leiden. Phil. 1, 29. Von ſolcher Erfahrung
wiſſen unbekehrte Hirten und Mietlinge ſo gar
nichts, daß ſie den rechtſchafnen Knechten und
Kindern GOttes vielmehr durch ihren ungoͤttli-
chen Widerſpruch allerley Leiden verurſachen:
wie es Paulo und Timotheo begegnet iſt. Was
ſie aber Widriges ertragen, das ſind entweder
ſelbſt gemachte, oder nur bloſſe natuͤrliche Leiden,
welche ſie mit allen uͤbrigen Gottloſen gemein,
mit dem wahren Creutze CHriſti aber und der
Chriſten nichts zu ſchaffen haben.
V. 5.
Denn da wir (aus Aſien von Epheſus c.
2, 12. 13.) in Macedonien kamen, hatte un-
ſer Fleiſch (der aͤuſſerliche Menſch, auf welchen
die Menge der Leiden am meiſten loß ſchlaͤget)
keine Ruhe (ob gleich der Geiſt des ſtillen und
froͤlichen Friedens in GOTT genoſſe) ſondern
allenthalben waren wir in Truͤbſal (wie wir
dieſelben auch vorher in Aſien gehabt hatten c. 1,
8. ſeqq.) auswendig (von den widerſpenſtigen
Juden und Heiden) Streit, (welcher in aller-
hand nicht allein Laͤſterung, ſondern auch noch
haͤrtere Verfolgungen ausbrach) inwendig (in
der Kirche ſelbſt) Furcht (beſtaͤndige Beyſorge,
es wuͤrde diß und das in der Gemeine ſelbſt vor-
gehen, welches den aͤuſſerlichen Feinden Gelegen-
heit geben koͤnte, ſich noch feindſeliger gegen das
Evangelium und deſſen Boten zu erweiſen, und
damit noch mehr Gutes bey den ſchwachen und
gutwilligen Seelen, die ſonſt noch eher zu gewin-
nen waͤren, zu verhindern.)
Anmerckungen.
1. Das Wort inwendig iſt alhier billig im
Gegenſatze auf die aͤuſſerliche Unruhe und Wi-
derwaͤrtigkeit, die Paulus theils ſchon ſahe, theils
noch mehr befuͤrchtete, zu verſtehen. Denn gleich-
wie dieſer Verſtand den Worten gantz gemaͤß iſt,
auch mit den Umſtaͤnden der damaligen Zeiten
gar genau uͤberein koͤmmt; als da es in den neu
angerichteten Gemeinen an mancher Unordnung
oder Ubernehmung bey den noch ungeuͤbten See-
len, auch an ſolchen Geiſtern, die allerhand Ver-
wirrung anrichteten, nicht fehlete: ſo wird da-
durch der Contradiction abgeholfen, da Paulus
vorher c. 4, 8. u. f. c. 6, 7. u. f. auch anderwaͤr-
tig und in dem Context des vorhabenden Orts
ſelbſt, von ſeinem Geiſte, oder innern und zugleich
neuen Menſchen das Gegentheil bezeuget. Und
eben dieſes wird auch erlaͤutert durch den Ort
1 Cor. 5, 12. 13. da die, welche drauſſen ſind, de-
nen die drinnen ſind, entgegen geſetzet werden.
Siehe auch 2 Cor. 11, 28 29.
2. Es gehet allen rechtſchafnen Knechten
GOttes, die im Pauliniſchen Sinne ſtehen, und
nach der Pauliniſchen Weisheit, ob gleich in ei-
nem viel geringern Maſſe, im Reiche GOttes
handeln, faſt aller Orten und zu allen Zeiten, al-
ſo, wie es Paulo ergangen: nemlich daß ſie aus-
wendig Streit, und inwendig Furcht haben.
Streit auswaͤrtig von denen, welche ſich als of-
fenbare Feinde und Widerſprecher der Wahr-
heit erweiſen. Furcht aber von innen vor denen,
welche zwar der Wahrheit zugethan ſind, aber
entweder noch nicht voͤllig und lauterlich; oder
aber alſo, daß ſie aus Mangel der wahren Klug-
heit, Vorſichtigkeit, und Erfahrung, mit einiger
Ubernehmung und manchem Vergehen diß und
das reden oder thun, welches von den Wider-
wartigen der guten Sache ſelbſt zur Laſt geleget
und daher Anlaß genommen wird, ſie zu ſchmaͤ-
hen und zu druͤcken. Denn gleichwie es bey ſo
groſſem menſchlichen Verderben faſt nicht anders
ſeyn kan, als daß, wo etwas Gutes angerichtet
wird, dabey ſich manche Unvollkommenheit zei-
get, da der, welcher alles auch in der groͤſſeſten
Richtigkeit mit gehoͤriger Vorſichtigkeit vor-
nimmt, die Menſchen, mit denen er es in der
Anfuͤhrung zum Guten zu thun hat, nicht alſo in
allen regiren kan, wie der Steuer-Mann ſein
Ruder u. Schiff; wiewol es auch dieſer manch-
mal der Macht der Winde und Wellen uͤberlaſ-
ſen muß: alſo ſind die Feinde des innerlichen
Kraft-Reichs CHriſti von ſolcher Argheit, daß
ſie auf alles lauren, und, wo ſie auch nur hie
und da theils nach ihrer irrigen Meinung, theils
in der That, einige Fehler wahrnehmen, ſie ſich
recht daruͤber freuen, um mit einigem Schein des
Rechten eine gute Sache uͤberhaupt verdaͤchtig zu
machen, ja ſie und die, welche GOTT zu ſeinem
Dienſte dabey gebrauchet, aufs aͤrgſte zu verlaͤ-
ſtern und zu druͤcken. Diß iſts, welches die Er-
fahrung zu allen Zeiten lehret, auch zu unſerer
Vorfahren und unſern eignen Zeiten vielfaͤltig
gelehret hat, und noch lehret. Diß iſts, was
getreue Knechte GOttes bey dem auswendigen
Streit inwendig oft in nicht geringer Furcht
haͤlt; zumal da ſie ihrer eignen Unvollkommen-
heit dabey ſich bewuſt ſind, und beſorgen, daß
ſie auch ſelbſt worinnen es verſehen moͤchten.
Welches doch, wo es auch wuͤrcklich geſchiehet,
(daruͤber doch aber recht zu urtheilen, ihre Feinde
am allerungeſchickteſten ſind,) gar kein Erweis
iſt von einer unrichtigen Sache, und noch weni-
ger zu ihrem Nachtheil iemanden einiges Recht
giebet.
V. 6.
Aber GOTT, der die Geringen (De-
muͤthigen, die ſich, in ſo fern ſie auf ſich ſelbſt ſe-
hen, in dem Gefuͤhl der Armuth des Geiſtes be-
finden,) troͤſtet, (und damit ihnen, wenn ſie
daruͤber niedergeſchlagen werden, einen freudi-
gen Muth machet,) der troͤſtete uns durch
die Zukunft Titi.
Anmer-
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