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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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in den Brief Pauli an die Römer.
Historische
und zugleich Exegetische
Einleitung
in den Brief Pauli an die Römer.
I. Die historische Nachricht.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch] Die Römische Gemeine, an welche der Apostel geschrie-
ben, ist eine von den ersten ausserhalb Judäa. §. I.
Der Ort, da der Brief geschrieben, ist Corinthus §. II.
Die Zeit, das Jahr Christi 57. vier Jahr vor der ver-
sprochenen Ankunft. §. III.
Die Veranlassung zum Schreiben war vielfach §. IV.
[Spaltenumbruch] Daraus der Jnhalt zu erkennen §. V.
Die vornehmsten Materien werden angezeiget §. VI.
Ferner wird die Vortreflichkeit dieses Briefes vorgestel-
let §. VII.
Und werden darauf die schweresten Stellen benennet
§. VIII.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DJe Christliche Gemeine zu
Rom ist eine von den allerer-
sten und ältesten unter den aus-
wärtigen. Denn da Paulus im
Jahr Christi 57. und also nach
der Auferstehung Christi 24. Jahr an sie schrieb,
war ihr gutes Exempel im Glauben und Leben
schon aller Welt kund worden Rom. 1, 8. 9. er
hatte auch schon vor längst ja vor vielen Jahren
Rom. 15, 23. ein Verlangen getragen, sie zu besu-
chen. Wie denn auch schon im Jahr Christi 52.
die Christen mit den Juden aus Rom durch ein
Edict des Käysers Claudii, welches aber bald
wieder aufgehoben, guten theils vertrieben
worden. Act. 18, 2. Und da man keine Spu-
ren davon hat, daß diese Gemeine ihre erste
Erweckung und Pflantzung von einem Apostel
gehabt, so hat man die Erstlinge derselben wol
allem ansehen nach unter denen ausländischen
Juden zu suchen, welche nach der Auferstehung
Christi nach Jerusalem gekommen, und durch
Petri Predigt bekehret waren. Denn daß dar-
unter auch Juden und Juden-Genossen aus
Rom gewesen, zeiget Lucas ausdrücklich an
Act. 2, 10. Da nun diese nach Rom gekom-
men, sind sie ein solcher gesegneter Sauerteig
(Matth. 13, 33.) geworden, der in der jüdi-
schen und heydnischen Nation immer mehr um
sich gegriffen. Auf welche Art der Grund zur
Pflantzung der Kirchen noch an viel mehrern
auswärtigen Orten geleget ist. Es ist auch ver-
muthlich, daß bereits unterschiedliche, welche in
den drey vorhergehenden Jahren, da Johannes
und Christus im jüdischen Lande das öffentliche
Lehramt führeten, von Rom nach Jerusalem,
oder von da nach Rom gereiset sind, einen gu-
ten Samen des Evangelii mit nach Rom ge-
bracht haben.

§. II. Der Ort, wo dieser Brief ge-
schrieben, war Corinthus, welches erhellet
nicht so wol aus dem Beysatz hinter dem Briefe;
[Spaltenumbruch] als der nur von den Schreibern dazu gesetzet ist,
und hinter einigen Briefen seine Richtigkeit
nicht hat: sondern daraus, daß der Apostel
das Schreiben der Phöbe, welche eine christli-
che Matrone und Dienerin war der Gemeine
zu Kenchrea, da die Stadt Corinthus ihren
Hafen hatte, zur Bestellung mit gegeben hat
c. 16, 1. 2: imgleichen daraus, daß er die Römer
grüsset von Cajo, seinem Wirthe, c. 16, 23. dieser
aber wohnete zu Corinthus, und ist von Paulo
getaufet worden 1 Cor. 1, 14. Und eben dieses
wird noch klärer aus der nachfolgenden Be-
trachtung der Zeit, wenn diese Epistel geschrie-
ben ist.

§. III. Die Zeit der geschriebenen E-
pistel ist das Jahr Christi 57. und das dritte
Jahr der Regierung des Käysers Neronis.
Nun muß aus der Apostel-Geschicht und aus
dem Briefe selbst gezeiget werden, wie wohl
sich diese Zeit darauf schicket, daß der Brief zu
Corinthus geschrieben seyn müsse. Jn dem
Briefe bezeuget Paulus, er schreibe ihn zu der
Zeit, da er von Jernsalem an bis an Jllyri-
cum alles mit dem Evangelio erfüllet habe

c. 15, 19. da die aus dem an Jllyricum grentzen-
den Macedonia, und aus Achaja, das ist zu Co-
rinthus, den armen heiligen zu Jerusalem
eine Steuer zusammen geleget, welche er
ihnen selbst überbringen wolle
v. 25. 26. 27.
31. Da er, nachdem er in Griechenland nicht
mehr Raum habe,
wo das Evangelium nicht
schon geprediget sey, Verlangen getragen, nach
der vollendeten Jerusalemschen Reise, zu ih-
nen nach Rom zu kommen.
v. 22. 23. 24. 28.
29. 30. 32. c. 1, 10. 13. Eben diese Zeit finden
wir in der Apostel-Geschicht nach dem Satze,
daß der Brief zu Corinthus im Jahr Christi 57
geschrieben sey. Denn um diese Zeit hatte
Paulus schon seit dem Jahre 51 her das Evan-
gelium in Macedonien, auch in Attica und
Achaja geprediget, und bereits an die Thessa-

lonicher
C
in den Brief Pauli an die Roͤmer.
Hiſtoriſche
und zugleich Exegetiſche
Einleitung
in den Brief Pauli an die Roͤmer.
I. Die hiſtoriſche Nachricht.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch] Die Roͤmiſche Gemeine, an welche der Apoſtel geſchrie-
ben, iſt eine von den erſten auſſerhalb Judaͤa. §. I.
Der Ort, da der Brief geſchrieben, iſt Corinthus §. II.
Die Zeit, das Jahr Chriſti 57. vier Jahr vor der ver-
ſprochenen Ankunft. §. III.
Die Veranlaſſung zum Schreiben war vielfach §. IV.
[Spaltenumbruch] Daraus der Jnhalt zu erkennen §. V.
Die vornehmſten Materien werden angezeiget §. VI.
Ferner wird die Vortreflichkeit dieſes Briefes vorgeſtel-
let §. VII.
Und werden darauf die ſchwereſten Stellen benennet
§. VIII.

§. I.

[Spaltenumbruch]

DJe Chriſtliche Gemeine zu
Rom iſt eine von den allerer-
ſten und aͤlteſten unter den aus-
waͤrtigen. Denn da Paulus im
Jahr Chriſti 57. und alſo nach
der Auferſtehung Chriſti 24. Jahr an ſie ſchrieb,
war ihr gutes Exempel im Glauben und Leben
ſchon aller Welt kund worden Rom. 1, 8. 9. er
hatte auch ſchon vor laͤngſt ja vor vielen Jahren
Rom. 15, 23. ein Verlangen getragen, ſie zu beſu-
chen. Wie denn auch ſchon im Jahr Chriſti 52.
die Chriſten mit den Juden aus Rom durch ein
Edict des Kaͤyſers Claudii, welches aber bald
wieder aufgehoben, guten theils vertrieben
worden. Act. 18, 2. Und da man keine Spu-
ren davon hat, daß dieſe Gemeine ihre erſte
Erweckung und Pflantzung von einem Apoſtel
gehabt, ſo hat man die Erſtlinge derſelben wol
allem anſehen nach unter denen auslaͤndiſchen
Juden zu ſuchen, welche nach der Auferſtehung
Chriſti nach Jeruſalem gekommen, und durch
Petri Predigt bekehret waren. Denn daß dar-
unter auch Juden und Juden-Genoſſen aus
Rom geweſen, zeiget Lucas ausdruͤcklich an
Act. 2, 10. Da nun dieſe nach Rom gekom-
men, ſind ſie ein ſolcher geſegneter Sauerteig
(Matth. 13, 33.) geworden, der in der juͤdi-
ſchen und heydniſchen Nation immer mehr um
ſich gegriffen. Auf welche Art der Grund zur
Pflantzung der Kirchen noch an viel mehrern
auswaͤrtigen Orten geleget iſt. Es iſt auch ver-
muthlich, daß bereits unterſchiedliche, welche in
den drey vorhergehenden Jahren, da Johannes
und Chriſtus im juͤdiſchen Lande das oͤffentliche
Lehramt fuͤhreten, von Rom nach Jeruſalem,
oder von da nach Rom gereiſet ſind, einen gu-
ten Samen des Evangelii mit nach Rom ge-
bracht haben.

§. II. Der Ort, wo dieſer Brief ge-
ſchrieben, war Corinthus, welches erhellet
nicht ſo wol aus dem Beyſatz hinter dem Briefe;
[Spaltenumbruch] als der nur von den Schreibern dazu geſetzet iſt,
und hinter einigen Briefen ſeine Richtigkeit
nicht hat: ſondern daraus, daß der Apoſtel
das Schreiben der Phoͤbe, welche eine chriſtli-
che Matrone und Dienerin war der Gemeine
zu Kenchrea, da die Stadt Corinthus ihren
Hafen hatte, zur Beſtellung mit gegeben hat
c. 16, 1. 2: imgleichen daraus, daß er die Roͤmer
gruͤſſet von Cajo, ſeinem Wirthe, c. 16, 23. dieſer
aber wohnete zu Corinthus, und iſt von Paulo
getaufet worden 1 Cor. 1, 14. Und eben dieſes
wird noch klaͤrer aus der nachfolgenden Be-
trachtung der Zeit, wenn dieſe Epiſtel geſchrie-
ben iſt.

§. III. Die Zeit der geſchriebenen E-
piſtel iſt das Jahr Chriſti 57. und das dritte
Jahr der Regierung des Kaͤyſers Neronis.
Nun muß aus der Apoſtel-Geſchicht und aus
dem Briefe ſelbſt gezeiget werden, wie wohl
ſich dieſe Zeit darauf ſchicket, daß der Brief zu
Corinthus geſchrieben ſeyn muͤſſe. Jn dem
Briefe bezeuget Paulus, er ſchreibe ihn zu der
Zeit, da er von Jernſalem an bis an Jllyri-
cum alles mit dem Evangelio erfuͤllet habe

c. 15, 19. da die aus dem an Jllyricum grentzen-
den Macedonia, und aus Achaja, das iſt zu Co-
rinthus, den armen heiligen zu Jeruſalem
eine Steuer zuſammen geleget, welche er
ihnen ſelbſt uͤberbringen wolle
v. 25. 26. 27.
31. Da er, nachdem er in Griechenland nicht
mehr Raum habe,
wo das Evangelium nicht
ſchon geprediget ſey, Verlangen getragen, nach
der vollendeten Jeruſalemſchen Reiſe, zu ih-
nen nach Rom zu kommen.
v. 22. 23. 24. 28.
29. 30. 32. c. 1, 10. 13. Eben dieſe Zeit finden
wir in der Apoſtel-Geſchicht nach dem Satze,
daß der Brief zu Corinthus im Jahr Chriſti 57
geſchrieben ſey. Denn um dieſe Zeit hatte
Paulus ſchon ſeit dem Jahre 51 her das Evan-
gelium in Macedonien, auch in Attica und
Achaja geprediget, und bereits an die Theſſa-

lonicher
C
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[17/0045] in den Brief Pauli an die Roͤmer. Hiſtoriſche und zugleich Exegetiſche Einleitung in den Brief Pauli an die Roͤmer. I. Die hiſtoriſche Nachricht. Jnnhalt. Die Roͤmiſche Gemeine, an welche der Apoſtel geſchrie- ben, iſt eine von den erſten auſſerhalb Judaͤa. §. I. Der Ort, da der Brief geſchrieben, iſt Corinthus §. II. Die Zeit, das Jahr Chriſti 57. vier Jahr vor der ver- ſprochenen Ankunft. §. III. Die Veranlaſſung zum Schreiben war vielfach §. IV. Daraus der Jnhalt zu erkennen §. V. Die vornehmſten Materien werden angezeiget §. VI. Ferner wird die Vortreflichkeit dieſes Briefes vorgeſtel- let §. VII. Und werden darauf die ſchwereſten Stellen benennet §. VIII. §. I. DJe Chriſtliche Gemeine zu Rom iſt eine von den allerer- ſten und aͤlteſten unter den aus- waͤrtigen. Denn da Paulus im Jahr Chriſti 57. und alſo nach der Auferſtehung Chriſti 24. Jahr an ſie ſchrieb, war ihr gutes Exempel im Glauben und Leben ſchon aller Welt kund worden Rom. 1, 8. 9. er hatte auch ſchon vor laͤngſt ja vor vielen Jahren Rom. 15, 23. ein Verlangen getragen, ſie zu beſu- chen. Wie denn auch ſchon im Jahr Chriſti 52. die Chriſten mit den Juden aus Rom durch ein Edict des Kaͤyſers Claudii, welches aber bald wieder aufgehoben, guten theils vertrieben worden. Act. 18, 2. Und da man keine Spu- ren davon hat, daß dieſe Gemeine ihre erſte Erweckung und Pflantzung von einem Apoſtel gehabt, ſo hat man die Erſtlinge derſelben wol allem anſehen nach unter denen auslaͤndiſchen Juden zu ſuchen, welche nach der Auferſtehung Chriſti nach Jeruſalem gekommen, und durch Petri Predigt bekehret waren. Denn daß dar- unter auch Juden und Juden-Genoſſen aus Rom geweſen, zeiget Lucas ausdruͤcklich an Act. 2, 10. Da nun dieſe nach Rom gekom- men, ſind ſie ein ſolcher geſegneter Sauerteig (Matth. 13, 33.) geworden, der in der juͤdi- ſchen und heydniſchen Nation immer mehr um ſich gegriffen. Auf welche Art der Grund zur Pflantzung der Kirchen noch an viel mehrern auswaͤrtigen Orten geleget iſt. Es iſt auch ver- muthlich, daß bereits unterſchiedliche, welche in den drey vorhergehenden Jahren, da Johannes und Chriſtus im juͤdiſchen Lande das oͤffentliche Lehramt fuͤhreten, von Rom nach Jeruſalem, oder von da nach Rom gereiſet ſind, einen gu- ten Samen des Evangelii mit nach Rom ge- bracht haben. §. II. Der Ort, wo dieſer Brief ge- ſchrieben, war Corinthus, welches erhellet nicht ſo wol aus dem Beyſatz hinter dem Briefe; als der nur von den Schreibern dazu geſetzet iſt, und hinter einigen Briefen ſeine Richtigkeit nicht hat: ſondern daraus, daß der Apoſtel das Schreiben der Phoͤbe, welche eine chriſtli- che Matrone und Dienerin war der Gemeine zu Kenchrea, da die Stadt Corinthus ihren Hafen hatte, zur Beſtellung mit gegeben hat c. 16, 1. 2: imgleichen daraus, daß er die Roͤmer gruͤſſet von Cajo, ſeinem Wirthe, c. 16, 23. dieſer aber wohnete zu Corinthus, und iſt von Paulo getaufet worden 1 Cor. 1, 14. Und eben dieſes wird noch klaͤrer aus der nachfolgenden Be- trachtung der Zeit, wenn dieſe Epiſtel geſchrie- ben iſt. §. III. Die Zeit der geſchriebenen E- piſtel iſt das Jahr Chriſti 57. und das dritte Jahr der Regierung des Kaͤyſers Neronis. Nun muß aus der Apoſtel-Geſchicht und aus dem Briefe ſelbſt gezeiget werden, wie wohl ſich dieſe Zeit darauf ſchicket, daß der Brief zu Corinthus geſchrieben ſeyn muͤſſe. Jn dem Briefe bezeuget Paulus, er ſchreibe ihn zu der Zeit, da er von Jernſalem an bis an Jllyri- cum alles mit dem Evangelio erfuͤllet habe c. 15, 19. da die aus dem an Jllyricum grentzen- den Macedonia, und aus Achaja, das iſt zu Co- rinthus, den armen heiligen zu Jeruſalem eine Steuer zuſammen geleget, welche er ihnen ſelbſt uͤberbringen wolle v. 25. 26. 27. 31. Da er, nachdem er in Griechenland nicht mehr Raum habe, wo das Evangelium nicht ſchon geprediget ſey, Verlangen getragen, nach der vollendeten Jeruſalemſchen Reiſe, zu ih- nen nach Rom zu kommen. v. 22. 23. 24. 28. 29. 30. 32. c. 1, 10. 13. Eben dieſe Zeit finden wir in der Apoſtel-Geſchicht nach dem Satze, daß der Brief zu Corinthus im Jahr Chriſti 57 geſchrieben ſey. Denn um dieſe Zeit hatte Paulus ſchon ſeit dem Jahre 51 her das Evan- gelium in Macedonien, auch in Attica und Achaja geprediget, und bereits an die Theſſa- lonicher C

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/45>, abgerufen am 21.11.2024.