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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 1. 2.
[Spaltenumbruch]
7. Daß aber Paulus gleich im Anfange
dieses Briefes also von seinem unmittelbaren Be-
ruf redete, kam daher, weil die falschen Apostel
ihme denselben streitig machten, sonderlich daher,
weil er vor der Auferstehung CHristi nicht mit
unter der Zahl der Jünger CHristi gewesen war,
und ihn daher verachteten, als einen solchen, der
entweder von sich selbst unberufen laufe, oder
doch nur von den Aposteln bestellet, aber zur
Predigt des Evangelii nicht genugsam instruiret
sey, und es folglich wol leiden müste, daß seine
Lehre von ihnen geändert würde.
8. Seines göttlichen, ob gleich nur mittel-
baren Berufs gewiß seyn, ist eine wichtige Sa-
che, und giebt wie dem Gewissen Ruhe, also auch
im Amte Segen, und zur Vertheidigung dessel-
ben und der reinen Lehre viele Freudigkeit: wie
wir alhier an Paulo sehen.
9. Jn den Worten von der Auferwe-
ckung CHristi von den Todten
wird auch
gesehen auf das, welches darauf nach den übri-
gen Stufen des Standes der Erhöhung erfolget
ist, nemlich auf Seiten CHristi die Himmel-
fahrt
und das Sitzen zur Rechten GOttes;
auf Seiten des Vaters die Aufnahme und das
Setzen zu seiner Rechten der Majestät.
10. Und nach diesem Sinne der Worte sie-
het man, warum Paulus bey der Meldung der
von dem Vater und dem Sohne GOttes em-
pfangenen Berufung, der Auferweckung des
Sohnes von den Todten gedencket: nemlich er
führet uns damit auf die Vortreflichkeit und auf
den Vorzug seines Berufes: wie daß er ihn vom
Himmel bekommen, nachdem der HErr JEsus
CHristus schon auferstanden und zur Rechten
GOttes nach seiner menschlichen Natur erhöhet
gewesen.
11. Daß aber die Apostel so oft der Aufer-
weckung CHristi von den Todten
gedencken,
kömmt daher, weil in diesem Satze das gantze
Evangelium kürtzlich zusammen gefasset ist. Denn
auf den Versöhnungs-Tod und auf die Aufer-
stehung CHristi kömmt es alles an, was den
Grund unsers Heils betrift: und beydes wird mit
dem einigen Satze, daß GOTT seinen Sohn
von den Todten auferwecket habe, ausge-
drucket. Wie denn darinnen erkannt wird die
Person, der gedoppelte Stand und das Mittler-
Amt CHristi.
12. Die Person CHristi, daß er sey wah-
rer GOTT und Mensch, als der da wahrhaftig
als ein Mensch gestorben, und nach der mit der
Fülle der göttlichen Natur gesalbeten menschli-
chen Natur im Tode nicht hat bleiben können,
sondern daher, als selbst die Auferstehung, durch
seine eigene Kraft sich das Leben wieder genom-
men hat, als wahrer GOTT Joh. 2, 19. 22.
c. 10, 18. Nicht weniger lieget darinnen bezeich-
net der gedoppelte Stand CHristi: der Ernie-
drigung bis zum Tode, und der Erhöhung in der
Auferweckung und der darauf erfolgten Him-
melfahrt und dem Sitzen zur Rechten GOttes.
Und wer siehet nicht, daß in gedachtem Wort
auch das Mittler-Amt CHristi bezeichnet wird:
nemlich das hohepriesterliche durch die Mel-
dung des Todes: das königliche durch die Auf-
[Spaltenumbruch] erweckung, wodurch und durch die folgende
Stufen seiner Erhöhung er seine königliche Ma-
jestät auch nach der menschlichen Natur dem völ-
ligen Gebrauche nach angenommen hat. Das
prophetische, daß, nachdem er vor sei-
nem Tode selbst gelehret hatte, er nach dem-
selben Paulum zum Apostel-Amte selbst berufen,
daß er nebst den übrigen Aposteln sein von ihm
selbst angefangenes prophetisches Amt fortsetzen
solte.
13. Jn Ansehung dessen, daß es bey dem
gantzen Evangelio auf den Tod und auf die Auf-
erstehung CHristi ankömmt, beydes auch zur Ap-
plication
und Anrichtung unsers gantzen Chri-
stenthums dienet, spricht Paulus 1 Cor. 15, 3. 4.
Jch habe euch zuvorderst gegeben, wel-
ches ich auch empfangen habe, das CHri-
stus gestorben sey für unsere Sünde, nach
der Schrift, und daß er begraben sey, und
daß er auf erstanden sey am dritten Tage
nach der Schrift.
14. Es verlieren aber die Worte mit der
Sache selbst von der Auferstehung CHristi da-
durch, daß in den allermeisten Orten die Aufer-
weckung dem Vater zugeschrieben wird, so gar
ihre Kraft nicht, daß sie dadurch vielmehr so viel
grösser wird. Denn weil CHristus in dem Ge-
schäffte unsers Heils der Bürge ist, der himmli-
sche Vater aber der Richter, dessen Strafge-
rechtigkeit zu versöhnen war, und versöhnet ist:
so wird dem Vater die Auferweckung zugeschrie-
ben, und damit angezeiget, daß der Vater, zum
Beweise der geschehenen vollgültigen Versöh-
nung den Bürgen, der sich um der fremden
Schuld willen hatte erwürgen lassen, wieder
loßgelassen: und also beziehet sich die Auferwe-
ckung auf das, da es heißt: Der Vater habe
den Sohn für uns in den Tod dahin gege-
ben
Rom. 8, 32. etc. Und solcher gestalt wird
mit der Meldung von der dem Vater zugeschrie-
benen Auferweckung die Kraft und Frucht des
Todes CHristi bestätiget.
15. Da nun diese ersten Worte des Brie-
fes an die Galater von so grossem Nachdrucke
sind; so siehet man, daß sie sich vortreflich wohl
schicken zu dem Zwecke Pauli, und schon den kur-
tzen Begriff der gantzen Epistel in sich halten;
als welcher war, die Ehre des Evangelii von
CHristo dergestalt zu bevestigen, daß zugleich die
Auctorität des apostolischen Berufs und Amts
gerettet würde.
V. 2.

Und alle Brüder (gläubige Christen) die
bey mir sind
(und sonderlich die meine Mitar-
beiter sind am Evangelio zu Ephesus) den Ge-
meinen in Galatia
(und also so wol deroselben
Gliedern insgemein, als deroselben Vorstehern
und Lehrern, welche darinnen gleich bey der Pflan-
tzung bestellet worden sind.

Anmerckungen.
1. Der Bruder- und Schwester-Name
ist in seinem rechten geistlichen Verstande eine
von solchen Benennungen der gläubigen Chri-
sten, welche ihre grosse Privilegia, Würde und
Rechte
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 1. 2.
[Spaltenumbruch]
7. Daß aber Paulus gleich im Anfange
dieſes Briefes alſo von ſeinem unmittelbaren Be-
ruf redete, kam daher, weil die falſchen Apoſtel
ihme denſelben ſtreitig machten, ſonderlich daher,
weil er vor der Auferſtehung CHriſti nicht mit
unter der Zahl der Juͤnger CHriſti geweſen war,
und ihn daher verachteten, als einen ſolchen, der
entweder von ſich ſelbſt unberufen laufe, oder
doch nur von den Apoſteln beſtellet, aber zur
Predigt des Evangelii nicht genugſam inſtruiret
ſey, und es folglich wol leiden muͤſte, daß ſeine
Lehre von ihnen geaͤndert wuͤrde.
8. Seines goͤttlichen, ob gleich nur mittel-
baren Berufs gewiß ſeyn, iſt eine wichtige Sa-
che, und giebt wie dem Gewiſſen Ruhe, alſo auch
im Amte Segen, und zur Vertheidigung deſſel-
ben und der reinen Lehre viele Freudigkeit: wie
wir alhier an Paulo ſehen.
9. Jn den Worten von der Auferwe-
ckung CHriſti von den Todten
wird auch
geſehen auf das, welches darauf nach den uͤbri-
gen Stufen des Standes der Erhoͤhung erfolget
iſt, nemlich auf Seiten CHriſti die Himmel-
fahrt
und das Sitzen zur Rechten GOttes;
auf Seiten des Vaters die Aufnahme und das
Setzen zu ſeiner Rechten der Majeſtaͤt.
10. Und nach dieſem Sinne der Worte ſie-
het man, warum Paulus bey der Meldung der
von dem Vater und dem Sohne GOttes em-
pfangenen Berufung, der Auferweckung des
Sohnes von den Todten gedencket: nemlich er
fuͤhret uns damit auf die Vortreflichkeit und auf
den Vorzug ſeines Berufes: wie daß er ihn vom
Himmel bekommen, nachdem der HErr JEſus
CHriſtus ſchon auferſtanden und zur Rechten
GOttes nach ſeiner menſchlichen Natur erhoͤhet
geweſen.
11. Daß aber die Apoſtel ſo oft der Aufer-
weckung CHriſti von den Todten
gedencken,
koͤmmt daher, weil in dieſem Satze das gantze
Evangelium kuͤrtzlich zuſammen gefaſſet iſt. Denn
auf den Verſoͤhnungs-Tod und auf die Aufer-
ſtehung CHriſti koͤmmt es alles an, was den
Grund unſers Heils betrift: und beydes wird mit
dem einigen Satze, daß GOTT ſeinen Sohn
von den Todten auferwecket habe, ausge-
drucket. Wie denn darinnen erkannt wird die
Perſon, der gedoppelte Stand und das Mittler-
Amt CHriſti.
12. Die Perſon CHriſti, daß er ſey wah-
rer GOTT und Menſch, als der da wahrhaftig
als ein Menſch geſtorben, und nach der mit der
Fuͤlle der goͤttlichen Natur geſalbeten menſchli-
chen Natur im Tode nicht hat bleiben koͤnnen,
ſondern daher, als ſelbſt die Auferſtehung, durch
ſeine eigene Kraft ſich das Leben wieder genom-
men hat, als wahrer GOTT Joh. 2, 19. 22.
c. 10, 18. Nicht weniger lieget darinnen bezeich-
net der gedoppelte Stand CHriſti: der Ernie-
drigung bis zum Tode, und der Erhoͤhung in der
Auferweckung und der darauf erfolgten Him-
melfahrt und dem Sitzen zur Rechten GOttes.
Und wer ſiehet nicht, daß in gedachtem Wort
auch das Mittler-Amt CHriſti bezeichnet wird:
nemlich das hoheprieſterliche durch die Mel-
dung des Todes: das koͤnigliche durch die Auf-
[Spaltenumbruch] erweckung, wodurch und durch die folgende
Stufen ſeiner Erhoͤhung er ſeine koͤnigliche Ma-
jeſtaͤt auch nach der menſchlichen Natur dem voͤl-
ligen Gebrauche nach angenommen hat. Das
prophetiſche, daß, nachdem er vor ſei-
nem Tode ſelbſt gelehret hatte, er nach dem-
ſelben Paulum zum Apoſtel-Amte ſelbſt berufen,
daß er nebſt den uͤbrigen Apoſteln ſein von ihm
ſelbſt angefangenes prophetiſches Amt fortſetzen
ſolte.
13. Jn Anſehung deſſen, daß es bey dem
gantzen Evangelio auf den Tod und auf die Auf-
erſtehung CHriſti ankoͤmmt, beydes auch zur Ap-
plication
und Anrichtung unſers gantzen Chri-
ſtenthums dienet, ſpricht Paulus 1 Cor. 15, 3. 4.
Jch habe euch zuvorderſt gegeben, wel-
ches ich auch empfangen habe, das CHri-
ſtus geſtorben ſey fuͤr unſere Suͤnde, nach
der Schrift, und daß er begraben ſey, und
daß er auf erſtanden ſey am dritten Tage
nach der Schrift.
14. Es verlieren aber die Worte mit der
Sache ſelbſt von der Auferſtehung CHriſti da-
durch, daß in den allermeiſten Orten die Aufer-
weckung dem Vater zugeſchrieben wird, ſo gar
ihre Kraft nicht, daß ſie dadurch vielmehr ſo viel
groͤſſer wird. Denn weil CHriſtus in dem Ge-
ſchaͤffte unſers Heils der Buͤrge iſt, der himmli-
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loßgelaſſen: und alſo beziehet ſich die Auferwe-
ckung auf das, da es heißt: Der Vater habe
den Sohn fuͤr uns in den Tod dahin gege-
ben
Rom. 8, 32. ꝛc. Und ſolcher geſtalt wird
mit der Meldung von der dem Vater zugeſchrie-
benen Auferweckung die Kraft und Frucht des
Todes CHriſti beſtaͤtiget.
15. Da nun dieſe erſten Worte des Brie-
fes an die Galater von ſo groſſem Nachdrucke
ſind; ſo ſiehet man, daß ſie ſich vortreflich wohl
ſchicken zu dem Zwecke Pauli, und ſchon den kur-
tzen Begriff der gantzen Epiſtel in ſich halten;
als welcher war, die Ehre des Evangelii von
CHriſto dergeſtalt zu beveſtigen, daß zugleich die
Auctoritaͤt des apoſtoliſchen Berufs und Amts
gerettet wuͤrde.
V. 2.

Und alle Bruͤder (glaͤubige Chriſten) die
bey mir ſind
(und ſonderlich die meine Mitar-
beiter ſind am Evangelio zu Epheſus) den Ge-
meinen in Galatia
(und alſo ſo wol deroſelben
Gliedern insgemein, als deroſelben Vorſtehern
und Lehrern, welche darinnen gleich bey der Pflan-
tzung beſtellet worden ſind.

Anmerckungen.
1. Der Bruder- und Schweſter-Name
iſt in ſeinem rechten geiſtlichen Verſtande eine
von ſolchen Benennungen der glaͤubigen Chri-
ſten, welche ihre groſſe Privilegia, Wuͤrde und
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[486/0514] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 1. 2. 7. Daß aber Paulus gleich im Anfange dieſes Briefes alſo von ſeinem unmittelbaren Be- ruf redete, kam daher, weil die falſchen Apoſtel ihme denſelben ſtreitig machten, ſonderlich daher, weil er vor der Auferſtehung CHriſti nicht mit unter der Zahl der Juͤnger CHriſti geweſen war, und ihn daher verachteten, als einen ſolchen, der entweder von ſich ſelbſt unberufen laufe, oder doch nur von den Apoſteln beſtellet, aber zur Predigt des Evangelii nicht genugſam inſtruiret ſey, und es folglich wol leiden muͤſte, daß ſeine Lehre von ihnen geaͤndert wuͤrde. 8. Seines goͤttlichen, ob gleich nur mittel- baren Berufs gewiß ſeyn, iſt eine wichtige Sa- che, und giebt wie dem Gewiſſen Ruhe, alſo auch im Amte Segen, und zur Vertheidigung deſſel- ben und der reinen Lehre viele Freudigkeit: wie wir alhier an Paulo ſehen. 9. Jn den Worten von der Auferwe- ckung CHriſti von den Todten wird auch geſehen auf das, welches darauf nach den uͤbri- gen Stufen des Standes der Erhoͤhung erfolget iſt, nemlich auf Seiten CHriſti die Himmel- fahrt und das Sitzen zur Rechten GOttes; auf Seiten des Vaters die Aufnahme und das Setzen zu ſeiner Rechten der Majeſtaͤt. 10. Und nach dieſem Sinne der Worte ſie- het man, warum Paulus bey der Meldung der von dem Vater und dem Sohne GOttes em- pfangenen Berufung, der Auferweckung des Sohnes von den Todten gedencket: nemlich er fuͤhret uns damit auf die Vortreflichkeit und auf den Vorzug ſeines Berufes: wie daß er ihn vom Himmel bekommen, nachdem der HErr JEſus CHriſtus ſchon auferſtanden und zur Rechten GOttes nach ſeiner menſchlichen Natur erhoͤhet geweſen. 11. Daß aber die Apoſtel ſo oft der Aufer- weckung CHriſti von den Todten gedencken, koͤmmt daher, weil in dieſem Satze das gantze Evangelium kuͤrtzlich zuſammen gefaſſet iſt. Denn auf den Verſoͤhnungs-Tod und auf die Aufer- ſtehung CHriſti koͤmmt es alles an, was den Grund unſers Heils betrift: und beydes wird mit dem einigen Satze, daß GOTT ſeinen Sohn von den Todten auferwecket habe, ausge- drucket. Wie denn darinnen erkannt wird die Perſon, der gedoppelte Stand und das Mittler- Amt CHriſti. 12. Die Perſon CHriſti, daß er ſey wah- rer GOTT und Menſch, als der da wahrhaftig als ein Menſch geſtorben, und nach der mit der Fuͤlle der goͤttlichen Natur geſalbeten menſchli- chen Natur im Tode nicht hat bleiben koͤnnen, ſondern daher, als ſelbſt die Auferſtehung, durch ſeine eigene Kraft ſich das Leben wieder genom- men hat, als wahrer GOTT Joh. 2, 19. 22. c. 10, 18. Nicht weniger lieget darinnen bezeich- net der gedoppelte Stand CHriſti: der Ernie- drigung bis zum Tode, und der Erhoͤhung in der Auferweckung und der darauf erfolgten Him- melfahrt und dem Sitzen zur Rechten GOttes. Und wer ſiehet nicht, daß in gedachtem Wort auch das Mittler-Amt CHriſti bezeichnet wird: nemlich das hoheprieſterliche durch die Mel- dung des Todes: das koͤnigliche durch die Auf- erweckung, wodurch und durch die folgende Stufen ſeiner Erhoͤhung er ſeine koͤnigliche Ma- jeſtaͤt auch nach der menſchlichen Natur dem voͤl- ligen Gebrauche nach angenommen hat. Das prophetiſche, daß, nachdem er vor ſei- nem Tode ſelbſt gelehret hatte, er nach dem- ſelben Paulum zum Apoſtel-Amte ſelbſt berufen, daß er nebſt den uͤbrigen Apoſteln ſein von ihm ſelbſt angefangenes prophetiſches Amt fortſetzen ſolte. 13. Jn Anſehung deſſen, daß es bey dem gantzen Evangelio auf den Tod und auf die Auf- erſtehung CHriſti ankoͤmmt, beydes auch zur Ap- plication und Anrichtung unſers gantzen Chri- ſtenthums dienet, ſpricht Paulus 1 Cor. 15, 3. 4. Jch habe euch zuvorderſt gegeben, wel- ches ich auch empfangen habe, das CHri- ſtus geſtorben ſey fuͤr unſere Suͤnde, nach der Schrift, und daß er begraben ſey, und daß er auf erſtanden ſey am dritten Tage nach der Schrift. 14. Es verlieren aber die Worte mit der Sache ſelbſt von der Auferſtehung CHriſti da- durch, daß in den allermeiſten Orten die Aufer- weckung dem Vater zugeſchrieben wird, ſo gar ihre Kraft nicht, daß ſie dadurch vielmehr ſo viel groͤſſer wird. Denn weil CHriſtus in dem Ge- ſchaͤffte unſers Heils der Buͤrge iſt, der himmli- ſche Vater aber der Richter, deſſen Strafge- rechtigkeit zu verſoͤhnen war, und verſoͤhnet iſt: ſo wird dem Vater die Auferweckung zugeſchrie- ben, und damit angezeiget, daß der Vater, zum Beweiſe der geſchehenen vollguͤltigen Verſoͤh- nung den Buͤrgen, der ſich um der fremden Schuld willen hatte erwuͤrgen laſſen, wieder loßgelaſſen: und alſo beziehet ſich die Auferwe- ckung auf das, da es heißt: Der Vater habe den Sohn fuͤr uns in den Tod dahin gege- ben Rom. 8, 32. ꝛc. Und ſolcher geſtalt wird mit der Meldung von der dem Vater zugeſchrie- benen Auferweckung die Kraft und Frucht des Todes CHriſti beſtaͤtiget. 15. Da nun dieſe erſten Worte des Brie- fes an die Galater von ſo groſſem Nachdrucke ſind; ſo ſiehet man, daß ſie ſich vortreflich wohl ſchicken zu dem Zwecke Pauli, und ſchon den kur- tzen Begriff der gantzen Epiſtel in ſich halten; als welcher war, die Ehre des Evangelii von CHriſto dergeſtalt zu beveſtigen, daß zugleich die Auctoritaͤt des apoſtoliſchen Berufs und Amts gerettet wuͤrde. V. 2. Und alle Bruͤder (glaͤubige Chriſten) die bey mir ſind (und ſonderlich die meine Mitar- beiter ſind am Evangelio zu Epheſus) den Ge- meinen in Galatia (und alſo ſo wol deroſelben Gliedern insgemein, als deroſelben Vorſtehern und Lehrern, welche darinnen gleich bey der Pflan- tzung beſtellet worden ſind. Anmerckungen. 1. Der Bruder- und Schweſter-Name iſt in ſeinem rechten geiſtlichen Verſtande eine von ſolchen Benennungen der glaͤubigen Chri- ſten, welche ihre groſſe Privilegia, Wuͤrde und Rechte

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/514>, abgerufen am 24.11.2024.