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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, v. 2. 3. an die Galater.
[Spaltenumbruch] des Creutzes Christi, wodurch sie selbst im Glau-
ben desselben theilhaftig gemachet worden, also,
daß sie mit Paulo haben sagen können: Wir
sind mit Christo gecreutziget.
c. 2, 20.
V. 2.

Das will ich allein (das, welches ausser
so vielen andern Gründen allein genug seyn kan,
euch von eurem Jrrthum zu überzeugen) von
euch lernen
(was ich gar wohl weiß, wolte ich
gern auch aus eurer Antwort hören: und die
möget ihr nur stillschweigens in eurem Gewis-
sen geben: da ihr mir gewißlich beyfallen wer-
det:) Habet ihr den Geist GOttes (mit sei-
nen Wunder-Gaben) empfangen durch des
Gesetzes Werck
(könnet ihr sagen, daß ihr sol-
che Gnaden-Gaben von GOtt durch eure eigne
Gerechtigkeit verdienet, oder empfangen hättet
bey der Predigt vom Gesetze) oder durch die
Predigt vom Glauben?
(ihr wisset, daß, da
ich euch Christum geprediget, und ich ihn euch in
der Ordnung der wahren Bekehrung als einen
Erlöser zur Gerechtigkeit und Seligkeit vorge-
stellet und angepriesen, und ihr ihn im Glauben
dafür angenommen habet, ihr, zur Bekraftigung
und Versiegelung solcher Lehre, mit ausserordent-
lichen Gnaden-Gaben des Heiligen Geistes be-
seliget worden seyd.)

Anmerckungen.
1. Es sind in der ersten Kirche nicht allein
die Apostel mit besondern Wunder-Gaben aus-
gerüstet worden; sondern GOtt hat auch die er-
sten Gemeinen der christlichen Kirche derselben
gewürdiget, um sie dadurch von der hohen Lie-
be, womit er sie nicht weniger, als die Apostel,
in Christo umfasse, zu überzeugen. Was der
Apostel von der Corinthischen Gemeine bey der
Gelegenheit, daß er sie zum wohlgeordneten und
würdigen Gebrauch derselben ermahnet, mit
mehrern bezeuget, 1 Cor. 12. 14. das zeiget er mit
obigen Worten von den Galatischen Gemeinen
überhaupt an.
2. Wie gern auch die Apostel den Gemei-
nen diese Gemeinschaft der ausserordentlichen
Gaben gegönnet, auch gar wohl gewust haben,
daß dieselbe nicht für sie allein gehöreten, sehen
wir unter andern aus der ersten Pfingst-Predigt
Petri Ap. Ges. 2, da es v. 38. heißt: Thut Busse
und lasse sich ein ieglicher tauffen auf den
Namen JEsu Christi, zur Vergebung der
Sünde, so werdet ihr empfahen die Gabe
des Heiligen Geistes.
Desgleichen wird be-
zeuget von den Gemeinen in Samaria c. 8, 14.
15 - - 18. insonderheit von der, welche bey
Cornelio zu Cäsarien versammlet war c. 10, 44.
45. 46. 11, 17. 15, 7. 8. Und obgleich derglei-
chen nicht insonderheit von einer jeden Gemeine
bezeuget wird; so ist doch wohl gewißlich keine
einzige gäntzlich davon ausgenommen worden;
gleichwie alle in Christo mit gleicher Liebe ange-
sehen sind.
3. Wie gemein diese Gabe gewesen sey, er-
kennet man zuvorderst aus der allgemeinen Ver-
heissung, welche der HErr JEsus ausser den Apo-
steln auch den übrigen Glaubigen gegeben hat,
[Spaltenumbruch] wenn er Joh. 7, 38. saget: Wer an mich
gläubet, wie die Schrift saget, von des
Leibe werden Ströme des lebendigen
Wassers fliessen.
Dazu Johannes v. 39. se-
tzet: Das sagte er aber von dem Geist, wel-
chen empfahen solten, die an ihn glaubten:
denn der Heilige Geist
(mit der Oeconomie
seiner Wunder-Kräfte) war noch nicht da:
denn JEsus war noch nicht verkläret.
4. Wie gewiß auch der Erfolg diese Ver-
heissung muß bestätiget haben, siehet man Ap.
Ges. 19, 2. u. f. aus der Frage Pauli an etliche
zu Ephesus gefundene Jünger Christi: Habet
ihr den Heiligen Geist empfangen, da ihr
gläubig worden seyd?
Und da sie antwor-
teten: Sie hätten noch nicht gehöret, ob
der Heilige Geist sey,
nemlich nach einer beson-
dern Oeconomie der Wunder-Gaben etc. legte
Paulus die Hände auf sie: da denn der Heilige
Geist auf sie gekommen, und sie mit Zungen oder
fremden Sprachen geredet und geweissaget ha-
ben. Und daß die Ephesinische Gemeine her-
nach überhaupt also begnadiget worden, ist aus
den Worten des an sie geschriebenen Briefes zu
erkennen, da es c. 1, 13. heißt: Durch wel-
chen
(Christum) auch ihr, da ihr glaubetet,
versiegelt worden seyd mit dem H. Geiste
der Verheissung.
5. Die beste Erläuterung der Worte Pau-
li von dem durch die Predigt des Evangelii em-
pfangenen Geiste geben uns die Worte Lucä
Ap. Ges. 10, 44. Da Petrus noch diese Wor-
te redete
(nemlich wie nach dem Zeugniß aller
Propheten durch den Namen JEsu alle, die an
ihn glauben würden, Vergebung der Sünden
empfangen solten v. 43.) fiel der Heilige Geist
auf alle, die dem Worte zuhöreten.
Denn
was dort Lucas nennet dem Worte des Evangelii
von der durch Christum erworbenen Vergebung
der Sünden also zuhören, daß man an JEsum
glaubet, das nennet Paulus hie mit kürtzern
Worten, akoen piseos, die Predigt vom
Glauben,
oder ein solches Gehör, welches der
Predigt von Christo und vom Glauben zum
Glauben war geleistet worden. Siehe Jes. 53, 1.
Rom. 10, 16. 17. e pisis exakoes, der Glau-
be kömmt aus dem Gehör, oder aus der
Predigt.
V. 3.

Seyd ihr so unverständig? Jm Geist
(mit dem Evangelio, durch welches ihr innerlich
in der Kraft des Heiligen Geistes wiedergeboh-
ren und dazu mit den Wunder-Kräften des Hei-
ligen Geistes ausgerüstet worden seyd) habt ihr
(euer Christenthum) angefangen (ja seyd auch
darinnen gar fein fortgelauffen c. 5, 7.) wollet
ihr es denn nun im Fleisch vollenden?
(wollt
ihr euch nun von dem Evangelio auf das Gesetz
führen lassen, und insonderheit auf die äusserliche
Beschneidung am Fleische, die ihr am Geiste
seyd beschnitten worden, und mit dem Unglau-
ben die Vorhaut des Hertzens abgeleget habet?
Col. 2, 10. 11.

An-
S s s 2
Cap. 3, v. 2. 3. an die Galater.
[Spaltenumbruch] des Creutzes Chriſti, wodurch ſie ſelbſt im Glau-
ben deſſelben theilhaftig gemachet worden, alſo,
daß ſie mit Paulo haben ſagen koͤnnen: Wir
ſind mit Chriſto gecreutziget.
c. 2, 20.
V. 2.

Das will ich allein (das, welches auſſer
ſo vielen andern Gruͤnden allein genug ſeyn kan,
euch von eurem Jrrthum zu uͤberzeugen) von
euch lernen
(was ich gar wohl weiß, wolte ich
gern auch aus eurer Antwort hoͤren: und die
moͤget ihr nur ſtillſchweigens in eurem Gewiſ-
ſen geben: da ihr mir gewißlich beyfallen wer-
det:) Habet ihr den Geiſt GOttes (mit ſei-
nen Wunder-Gaben) empfangen durch des
Geſetzes Werck
(koͤnnet ihr ſagen, daß ihr ſol-
che Gnaden-Gaben von GOtt durch eure eigne
Gerechtigkeit verdienet, oder empfangen haͤttet
bey der Predigt vom Geſetze) oder durch die
Predigt vom Glauben?
(ihr wiſſet, daß, da
ich euch Chriſtum geprediget, und ich ihn euch in
der Ordnung der wahren Bekehrung als einen
Erloͤſer zur Gerechtigkeit und Seligkeit vorge-
ſtellet und angeprieſen, und ihr ihn im Glauben
dafuͤr angenommen habet, ihr, zur Bekraftigung
und Verſiegelung ſolcher Lehre, mit auſſerordent-
lichen Gnaden-Gaben des Heiligen Geiſtes be-
ſeliget worden ſeyd.)

Anmerckungen.
1. Es ſind in der erſten Kirche nicht allein
die Apoſtel mit beſondern Wunder-Gaben aus-
geruͤſtet worden; ſondern GOtt hat auch die er-
ſten Gemeinen der chriſtlichen Kirche derſelben
gewuͤrdiget, um ſie dadurch von der hohen Lie-
be, womit er ſie nicht weniger, als die Apoſtel,
in Chriſto umfaſſe, zu uͤberzeugen. Was der
Apoſtel von der Corinthiſchen Gemeine bey der
Gelegenheit, daß er ſie zum wohlgeordneten und
wuͤrdigen Gebrauch derſelben ermahnet, mit
mehrern bezeuget, 1 Cor. 12. 14. das zeiget er mit
obigen Worten von den Galatiſchen Gemeinen
uͤberhaupt an.
2. Wie gern auch die Apoſtel den Gemei-
nen dieſe Gemeinſchaft der auſſerordentlichen
Gaben gegoͤnnet, auch gar wohl gewuſt haben,
daß dieſelbe nicht fuͤr ſie allein gehoͤreten, ſehen
wir unter andern aus der erſten Pfingſt-Predigt
Petri Ap. Geſ. 2, da es v. 38. heißt: Thut Buſſe
und laſſe ſich ein ieglicher tauffen auf den
Namen JEſu Chriſti, zur Vergebung der
Suͤnde, ſo werdet ihr empfahen die Gabe
des Heiligen Geiſtes.
Desgleichen wird be-
zeuget von den Gemeinen in Samaria c. 8, 14.
15 ‒ ‒ 18. inſonderheit von der, welche bey
Cornelio zu Caͤſarien verſammlet war c. 10, 44.
45. 46. 11, 17. 15, 7. 8. Und obgleich derglei-
chen nicht inſonderheit von einer jeden Gemeine
bezeuget wird; ſo iſt doch wohl gewißlich keine
einzige gaͤntzlich davon ausgenommen worden;
gleichwie alle in Chriſto mit gleicher Liebe ange-
ſehen ſind.
3. Wie gemein dieſe Gabe geweſen ſey, er-
kennet man zuvorderſt aus der allgemeinen Ver-
heiſſung, welche der HErr JEſus auſſer den Apo-
ſteln auch den uͤbrigen Glaubigen gegeben hat,
[Spaltenumbruch] wenn er Joh. 7, 38. ſaget: Wer an mich
glaͤubet, wie die Schrift ſaget, von des
Leibe werden Stroͤme des lebendigen
Waſſers flieſſen.
Dazu Johannes v. 39. ſe-
tzet: Das ſagte er aber von dem Geiſt, wel-
chen empfahen ſolten, die an ihn glaubten:
denn der Heilige Geiſt
(mit der Oeconomie
ſeiner Wunder-Kraͤfte) war noch nicht da:
denn JEſus war noch nicht verklaͤret.
4. Wie gewiß auch der Erfolg dieſe Ver-
heiſſung muß beſtaͤtiget haben, ſiehet man Ap.
Geſ. 19, 2. u. f. aus der Frage Pauli an etliche
zu Epheſus gefundene Juͤnger Chriſti: Habet
ihr den Heiligen Geiſt empfangen, da ihr
glaͤubig worden ſeyd?
Und da ſie antwor-
teten: Sie haͤtten noch nicht gehoͤret, ob
der Heilige Geiſt ſey,
nemlich nach einer beſon-
dern Oeconomie der Wunder-Gaben ꝛc. legte
Paulus die Haͤnde auf ſie: da denn der Heilige
Geiſt auf ſie gekommen, und ſie mit Zungen oder
fremden Sprachen geredet und geweiſſaget ha-
ben. Und daß die Epheſiniſche Gemeine her-
nach uͤberhaupt alſo begnadiget worden, iſt aus
den Worten des an ſie geſchriebenen Briefes zu
erkennen, da es c. 1, 13. heißt: Durch wel-
chen
(Chriſtum) auch ihr, da ihr glaubetet,
verſiegelt worden ſeyd mit dem H. Geiſte
der Verheiſſung.
5. Die beſte Erlaͤuterung der Worte Pau-
li von dem durch die Predigt des Evangelii em-
pfangenen Geiſte geben uns die Worte Lucaͤ
Ap. Geſ. 10, 44. Da Petrus noch dieſe Wor-
te redete
(nemlich wie nach dem Zeugniß aller
Propheten durch den Namen JEſu alle, die an
ihn glauben wuͤrden, Vergebung der Suͤnden
empfangen ſolten v. 43.) fiel der Heilige Geiſt
auf alle, die dem Worte zuhoͤreten.
Denn
was dort Lucas nennet dem Worte des Evangelii
von der durch Chriſtum erworbenen Vergebung
der Suͤnden alſo zuhoͤren, daß man an JEſum
glaubet, das nennet Paulus hie mit kuͤrtzern
Worten, ἀκοὴν πίςεως, die Predigt vom
Glauben,
oder ein ſolches Gehoͤr, welches der
Predigt von Chriſto und vom Glauben zum
Glauben war geleiſtet worden. Siehe Jeſ. 53, 1.
Rom. 10, 16. 17. ἡ πίςις ἐξάκοῆς, der Glau-
be koͤmmt aus dem Gehoͤr, oder aus der
Predigt.
V. 3.

Seyd ihr ſo unverſtaͤndig? Jm Geiſt
(mit dem Evangelio, durch welches ihr innerlich
in der Kraft des Heiligen Geiſtes wiedergeboh-
ren und dazu mit den Wunder-Kraͤften des Hei-
ligen Geiſtes ausgeruͤſtet worden ſeyd) habt ihr
(euer Chriſtenthum) angefangen (ja ſeyd auch
darinnen gar fein fortgelauffen c. 5, 7.) wollet
ihr es denn nun im Fleiſch vollenden?
(wollt
ihr euch nun von dem Evangelio auf das Geſetz
fuͤhren laſſen, und inſonderheit auf die aͤuſſerliche
Beſchneidung am Fleiſche, die ihr am Geiſte
ſeyd beſchnitten worden, und mit dem Unglau-
ben die Vorhaut des Hertzens abgeleget habet?
Col. 2, 10. 11.

An-
S s s 2
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[507/0535] Cap. 3, v. 2. 3. an die Galater. des Creutzes Chriſti, wodurch ſie ſelbſt im Glau- ben deſſelben theilhaftig gemachet worden, alſo, daß ſie mit Paulo haben ſagen koͤnnen: Wir ſind mit Chriſto gecreutziget. c. 2, 20. V. 2. Das will ich allein (das, welches auſſer ſo vielen andern Gruͤnden allein genug ſeyn kan, euch von eurem Jrrthum zu uͤberzeugen) von euch lernen (was ich gar wohl weiß, wolte ich gern auch aus eurer Antwort hoͤren: und die moͤget ihr nur ſtillſchweigens in eurem Gewiſ- ſen geben: da ihr mir gewißlich beyfallen wer- det:) Habet ihr den Geiſt GOttes (mit ſei- nen Wunder-Gaben) empfangen durch des Geſetzes Werck (koͤnnet ihr ſagen, daß ihr ſol- che Gnaden-Gaben von GOtt durch eure eigne Gerechtigkeit verdienet, oder empfangen haͤttet bey der Predigt vom Geſetze) oder durch die Predigt vom Glauben? (ihr wiſſet, daß, da ich euch Chriſtum geprediget, und ich ihn euch in der Ordnung der wahren Bekehrung als einen Erloͤſer zur Gerechtigkeit und Seligkeit vorge- ſtellet und angeprieſen, und ihr ihn im Glauben dafuͤr angenommen habet, ihr, zur Bekraftigung und Verſiegelung ſolcher Lehre, mit auſſerordent- lichen Gnaden-Gaben des Heiligen Geiſtes be- ſeliget worden ſeyd.) Anmerckungen. 1. Es ſind in der erſten Kirche nicht allein die Apoſtel mit beſondern Wunder-Gaben aus- geruͤſtet worden; ſondern GOtt hat auch die er- ſten Gemeinen der chriſtlichen Kirche derſelben gewuͤrdiget, um ſie dadurch von der hohen Lie- be, womit er ſie nicht weniger, als die Apoſtel, in Chriſto umfaſſe, zu uͤberzeugen. Was der Apoſtel von der Corinthiſchen Gemeine bey der Gelegenheit, daß er ſie zum wohlgeordneten und wuͤrdigen Gebrauch derſelben ermahnet, mit mehrern bezeuget, 1 Cor. 12. 14. das zeiget er mit obigen Worten von den Galatiſchen Gemeinen uͤberhaupt an. 2. Wie gern auch die Apoſtel den Gemei- nen dieſe Gemeinſchaft der auſſerordentlichen Gaben gegoͤnnet, auch gar wohl gewuſt haben, daß dieſelbe nicht fuͤr ſie allein gehoͤreten, ſehen wir unter andern aus der erſten Pfingſt-Predigt Petri Ap. Geſ. 2, da es v. 38. heißt: Thut Buſſe und laſſe ſich ein ieglicher tauffen auf den Namen JEſu Chriſti, zur Vergebung der Suͤnde, ſo werdet ihr empfahen die Gabe des Heiligen Geiſtes. Desgleichen wird be- zeuget von den Gemeinen in Samaria c. 8, 14. 15 ‒ ‒ 18. inſonderheit von der, welche bey Cornelio zu Caͤſarien verſammlet war c. 10, 44. 45. 46. 11, 17. 15, 7. 8. Und obgleich derglei- chen nicht inſonderheit von einer jeden Gemeine bezeuget wird; ſo iſt doch wohl gewißlich keine einzige gaͤntzlich davon ausgenommen worden; gleichwie alle in Chriſto mit gleicher Liebe ange- ſehen ſind. 3. Wie gemein dieſe Gabe geweſen ſey, er- kennet man zuvorderſt aus der allgemeinen Ver- heiſſung, welche der HErr JEſus auſſer den Apo- ſteln auch den uͤbrigen Glaubigen gegeben hat, wenn er Joh. 7, 38. ſaget: Wer an mich glaͤubet, wie die Schrift ſaget, von des Leibe werden Stroͤme des lebendigen Waſſers flieſſen. Dazu Johannes v. 39. ſe- tzet: Das ſagte er aber von dem Geiſt, wel- chen empfahen ſolten, die an ihn glaubten: denn der Heilige Geiſt (mit der Oeconomie ſeiner Wunder-Kraͤfte) war noch nicht da: denn JEſus war noch nicht verklaͤret. 4. Wie gewiß auch der Erfolg dieſe Ver- heiſſung muß beſtaͤtiget haben, ſiehet man Ap. Geſ. 19, 2. u. f. aus der Frage Pauli an etliche zu Epheſus gefundene Juͤnger Chriſti: Habet ihr den Heiligen Geiſt empfangen, da ihr glaͤubig worden ſeyd? Und da ſie antwor- teten: Sie haͤtten noch nicht gehoͤret, ob der Heilige Geiſt ſey, nemlich nach einer beſon- dern Oeconomie der Wunder-Gaben ꝛc. legte Paulus die Haͤnde auf ſie: da denn der Heilige Geiſt auf ſie gekommen, und ſie mit Zungen oder fremden Sprachen geredet und geweiſſaget ha- ben. Und daß die Epheſiniſche Gemeine her- nach uͤberhaupt alſo begnadiget worden, iſt aus den Worten des an ſie geſchriebenen Briefes zu erkennen, da es c. 1, 13. heißt: Durch wel- chen (Chriſtum) auch ihr, da ihr glaubetet, verſiegelt worden ſeyd mit dem H. Geiſte der Verheiſſung. 5. Die beſte Erlaͤuterung der Worte Pau- li von dem durch die Predigt des Evangelii em- pfangenen Geiſte geben uns die Worte Lucaͤ Ap. Geſ. 10, 44. Da Petrus noch dieſe Wor- te redete (nemlich wie nach dem Zeugniß aller Propheten durch den Namen JEſu alle, die an ihn glauben wuͤrden, Vergebung der Suͤnden empfangen ſolten v. 43.) fiel der Heilige Geiſt auf alle, die dem Worte zuhoͤreten. Denn was dort Lucas nennet dem Worte des Evangelii von der durch Chriſtum erworbenen Vergebung der Suͤnden alſo zuhoͤren, daß man an JEſum glaubet, das nennet Paulus hie mit kuͤrtzern Worten, ἀκοὴν πίςεως, die Predigt vom Glauben, oder ein ſolches Gehoͤr, welches der Predigt von Chriſto und vom Glauben zum Glauben war geleiſtet worden. Siehe Jeſ. 53, 1. Rom. 10, 16. 17. ἡ πίςις ἐξάκοῆς, der Glau- be koͤmmt aus dem Gehoͤr, oder aus der Predigt. V. 3. Seyd ihr ſo unverſtaͤndig? Jm Geiſt (mit dem Evangelio, durch welches ihr innerlich in der Kraft des Heiligen Geiſtes wiedergeboh- ren und dazu mit den Wunder-Kraͤften des Hei- ligen Geiſtes ausgeruͤſtet worden ſeyd) habt ihr (euer Chriſtenthum) angefangen (ja ſeyd auch darinnen gar fein fortgelauffen c. 5, 7.) wollet ihr es denn nun im Fleiſch vollenden? (wollt ihr euch nun von dem Evangelio auf das Geſetz fuͤhren laſſen, und inſonderheit auf die aͤuſſerliche Beſchneidung am Fleiſche, die ihr am Geiſte ſeyd beſchnitten worden, und mit dem Unglau- ben die Vorhaut des Hertzens abgeleget habet? Col. 2, 10. 11. An- S s s 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/535>, abgerufen am 24.11.2024.