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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, v. 7. 8. an die Galater.
[Spaltenumbruch] Sohn alles ererbet, oder aus mitgetheilter Fül-
le der Gottheit alles empfangen. Col. 1, 19. 2,
9. Hebr. 1, 2. Psalm. 2, 8. Da nun alle Gläu-
bige seine Brüder und GOttes Gnaden-Söhne
sind, und aus seiner Fülle Gnade um Gnade
nehmen Hebr. 2, 11. 12. 17. Joh. 1, 16. ja in ihm
mit aller Gottes Fülle erfüllet werden Eph. 1,
23. 3, 19. so kommen sie dadurch in ihm und mit
ihm zur Erbschaft.
4. Gleichwie wir Kinder GOttes sind,
so sind wir auch Erben nicht allein göttlicher
Güter,
sondern auch GOttes selbst, da
GOTT selbst fürnemlich unser höchstes Gut
wird. Daher auch GOTT zum Abraham
sagte: Jch, nemlich ich selbst, bin dein
Schild, und dein sehr grosser Lohn.
1 B.
Mos. 15, 1.
5. Es gehet aber diese Erbschaft nicht
erst in jenem Leben an, sondern sie ist auch schon
in gewisser Masse in diesem Leben mit der
Kindschaft verknüpfet. Denn ist die Rede
von solchen Kindern, welche der Vormundschaft
entwachsen und wie Besitzer, also auch Ver-
walter ihrer eigenen Güter worden sind. Es
sind demnach die Glaubigen in diesem Leben
schon wircklich, ob gleich noch unvollkommen,
selig.
6. Da dieses Erbe nur allein den Kindern
GOttes zu theil wird, diese aber erleuchtet
sind, und heilig leben, gleichwie sie durch
CHristum versöhnet und geheiliget sind: so heis-
set auch daher dieses ihr Erbe das Erbe der
Heiligen im Lichte.
Col. 1, 12. Apost. Gesch.
26, 18.
7. Geliebter Leser, hast du in dieser Welt
etwas geerbet, oder noch zu erben, so gebrau-
che es also, daß du dich des ewigen Erbes da-
bey wohl erinnerst, und dieses durch jenes Miß-
brauch nicht verlierest. Wie gewißlich gar oft
geschiehet. O wie mancher wäre wol zur Erb-
schaft des Reiches GOttes gelanget, wenn er
sich nicht durch diese und jene reiche irdische Erb-
schaft und derselben Mißbrauch davon hätte ab-
halten lassen! Wie denn auch manche Eltern
durch die unordentliche Bemühung, ihren Kin-
dern nur ein grosses Erbe zu hinterlassen, nicht
allein den Kindern an den Schätzen nur Netze
und Stricke hinterlassen, sondern auch wol ihre
eigene Seligkeit selbst darüber verlieren.
8. Hast du von zeitlichen Gütern weder et-
was geerbet, noch zu erben, noch den Deini-
gen was sonderliches zu hinterlassen; so getröste
dich um so viel mehr des geistlichen und himm-
lischen Erbes, und bemühe dich darnach so viel
ernstlicher, so viel weniger Hinderung du daran
von zeitlichen Gütern hast. Laß deine Augen
gerichtet seyn auf den Reichthum des künfti-
gen herrlichen Erbes
Eph. 1, 18. 1 Pet. 1, 4.
5. Hebr. 9, 15. davon das irdische Erbtheil,
welches die Jsraeliten ihren Kindern im gelob-
ten Lande hinterliessen, ein Vorbild war. O
wie erfreulich wird einmal die Stimme unsers
Heylandes seyn: Kommet her ihr Gesegne-
ten meines Vaters, ererbet das Reich, das
euch bereitet ist von Anbeginn der Welt.

Matth. 25, 34.
[Spaltenumbruch]
V. 8.

Aber zu der Zeit, da ihr (so fern ihr
zuvor sonderlich im blinden Heidenthum gestan-
den,) GOTT nicht erkantet (wie er er-
kant seyn will, sich auch geoffenbaret hat,) die-
netet ihr
(gantz abergläubischer und recht un-
vernünftiger Weise) denen, die von Natur
(und also ihrem eigentlichen Wesen nach,)
nicht Götter sind, (sondern höchst irriger
Weise zu Götzen gemachet, und entweder aus
dem menschlichen Geschlechte, oder auch gar aus
mancherley Arten der unvernünftigen Thiere
und der himmlischen Welt-Cörper dazu erweh-
let sind. Siehe Buch der Weish. c. 14. Rom.
1, 23.)

Anmerckungen.
1. GOTT nicht recht erkennen, ist im
Wercke der Seligkeit so viel als ihn gar nicht
erkennen. Wie denn auch daher die Heiden
Leute ohne GOTT, oder Atheisten genennet
werden Eph. 2, 12. Und ob wol manche Hei-
den von der Abgötterey sich enthalten haben, so
hat doch ihre Erkäntniß GOTTes, so fern sie
blöß natürlich gewesen, zur Seligkeit nicht hin-
gereichet. O daß aber dasjenige, was der Apostel
alhier von den gewesenen Heiden saget, nicht
leider von den meisten Christen wahr wäre!
2. Die Erkäntniß und der Dienst
GOttes
stehet bey einander. Wie die Er-
käntniß
ist, so ist auch der Dienst. Darum,
damit der Dienst rechter Art sey, so muß man
suchen eine währe Erkäntniß zu erlangen. Zwar
kömmt mancher zu einer guten buchstäblichen
Erkäntniß: allein gleichwie sie nur bloß buch-
stäblich und aus natürlichen Kräften erlanget
ist, so führet sie auch nichts mit sich, als nur
einen bloß natürlichen Dienst GOttes.
3. Die Abgötterey selbst ist unter andern
ein Erweis, daß ein wahrer GOTT sey, dem
man dienen müsse. Denn der natürliche Trieb,
einen GOTT über sich zu erkennen, deme man
die Regierung der Welt zuzuschreiben habe, ist
so groß, auch so tief ins Hertz eingepflantzet,
und so allgemein, daß nicht leichtlich ein Volck
unter der Sonnen so barbarisch ist, daß, da es
den wahren GOTT nicht erkennet, es nicht
daher sich selbst Götter mit deren Bedienungen
ertichte. Zu geschweigen daß die meisten
dafür halten, daß ausser ihren selbst gemachten
Götzen ein einiger wahrer GOtt sey.
4. Was Paulus von den Heiden saget,
gilt schon von sehr langen Zeiten her von dem
finstern und abgöttischen Papstthum: als dar-
innen der selbstgemachten Götter und Hei-
ligen,
die man anrufet, und ihnen also auf eine
göttliche Art dienet, fast keine Zahl ist.
5. O wie mancher Namen-Christ dienet
denen, die von Natur nicht Götter sind! Und
was ist leichter, als das Hertz also an Men-
schen und irdischen Dingen
hangen, daß
GOTT dabey aus den Augen gesetzet, und
das dem lieben GOTT in der heiligen Taufe
gewidmete gute Gewissen verletzet wird!
V. 9.
Cap. 4, v. 7. 8. an die Galater.
[Spaltenumbruch] Sohn alles ererbet, oder aus mitgetheilter Fuͤl-
le der Gottheit alles empfangen. Col. 1, 19. 2,
9. Hebr. 1, 2. Pſalm. 2, 8. Da nun alle Glaͤu-
bige ſeine Bruͤder und GOttes Gnaden-Soͤhne
ſind, und aus ſeiner Fuͤlle Gnade um Gnade
nehmen Hebr. 2, 11. 12. 17. Joh. 1, 16. ja in ihm
mit aller Gottes Fuͤlle erfuͤllet werden Eph. 1,
23. 3, 19. ſo kommen ſie dadurch in ihm und mit
ihm zur Erbſchaft.
4. Gleichwie wir Kinder GOttes ſind,
ſo ſind wir auch Erben nicht allein goͤttlicher
Guͤter,
ſondern auch GOttes ſelbſt, da
GOTT ſelbſt fuͤrnemlich unſer hoͤchſtes Gut
wird. Daher auch GOTT zum Abraham
ſagte: Jch, nemlich ich ſelbſt, bin dein
Schild, und dein ſehr groſſer Lohn.
1 B.
Moſ. 15, 1.
5. Es gehet aber dieſe Erbſchaft nicht
erſt in jenem Leben an, ſondern ſie iſt auch ſchon
in gewiſſer Maſſe in dieſem Leben mit der
Kindſchaft verknuͤpfet. Denn iſt die Rede
von ſolchen Kindern, welche der Vormundſchaft
entwachſen und wie Beſitzer, alſo auch Ver-
walter ihrer eigenen Guͤter worden ſind. Es
ſind demnach die Glaubigen in dieſem Leben
ſchon wircklich, ob gleich noch unvollkommen,
ſelig.
6. Da dieſes Erbe nur allein den Kindern
GOttes zu theil wird, dieſe aber erleuchtet
ſind, und heilig leben, gleichwie ſie durch
CHriſtum verſoͤhnet und geheiliget ſind: ſo heiſ-
ſet auch daher dieſes ihr Erbe das Erbe der
Heiligen im Lichte.
Col. 1, 12. Apoſt. Geſch.
26, 18.
7. Geliebter Leſer, haſt du in dieſer Welt
etwas geerbet, oder noch zu erben, ſo gebrau-
che es alſo, daß du dich des ewigen Erbes da-
bey wohl erinnerſt, und dieſes durch jenes Miß-
brauch nicht verliereſt. Wie gewißlich gar oft
geſchiehet. O wie mancher waͤre wol zur Erb-
ſchaft des Reiches GOttes gelanget, wenn er
ſich nicht durch dieſe und jene reiche irdiſche Erb-
ſchaft und derſelben Mißbrauch davon haͤtte ab-
halten laſſen! Wie denn auch manche Eltern
durch die unordentliche Bemuͤhung, ihren Kin-
dern nur ein groſſes Erbe zu hinterlaſſen, nicht
allein den Kindern an den Schaͤtzen nur Netze
und Stricke hinterlaſſen, ſondern auch wol ihre
eigene Seligkeit ſelbſt daruͤber verlieren.
8. Haſt du von zeitlichen Guͤtern weder et-
was geerbet, noch zu erben, noch den Deini-
gen was ſonderliches zu hinterlaſſen; ſo getroͤſte
dich um ſo viel mehr des geiſtlichen und himm-
liſchen Erbes, und bemuͤhe dich darnach ſo viel
ernſtlicher, ſo viel weniger Hinderung du daran
von zeitlichen Guͤtern haſt. Laß deine Augen
gerichtet ſeyn auf den Reichthum des kuͤnfti-
gen herrlichen Erbes
Eph. 1, 18. 1 Pet. 1, 4.
5. Hebr. 9, 15. davon das irdiſche Erbtheil,
welches die Jſraeliten ihren Kindern im gelob-
ten Lande hinterlieſſen, ein Vorbild war. O
wie erfreulich wird einmal die Stimme unſers
Heylandes ſeyn: Kommet her ihr Geſegne-
ten meines Vaters, ererbet das Reich, das
euch bereitet iſt von Anbeginn der Welt.

Matth. 25, 34.
[Spaltenumbruch]
V. 8.

Aber zu der Zeit, da ihr (ſo fern ihr
zuvor ſonderlich im blinden Heidenthum geſtan-
den,) GOTT nicht erkantet (wie er er-
kant ſeyn will, ſich auch geoffenbaret hat,) die-
netet ihr
(gantz aberglaͤubiſcher und recht un-
vernuͤnftiger Weiſe) denen, die von Natur
(und alſo ihrem eigentlichen Weſen nach,)
nicht Goͤtter ſind, (ſondern hoͤchſt irriger
Weiſe zu Goͤtzen gemachet, und entweder aus
dem menſchlichen Geſchlechte, oder auch gar aus
mancherley Arten der unvernuͤnftigen Thiere
und der himmliſchen Welt-Coͤrper dazu erweh-
let ſind. Siehe Buch der Weish. c. 14. Rom.
1, 23.)

Anmerckungen.
1. GOTT nicht recht erkennen, iſt im
Wercke der Seligkeit ſo viel als ihn gar nicht
erkennen. Wie denn auch daher die Heiden
Leute ohne GOTT, oder Atheiſten genennet
werden Eph. 2, 12. Und ob wol manche Hei-
den von der Abgoͤtterey ſich enthalten haben, ſo
hat doch ihre Erkaͤntniß GOTTes, ſo fern ſie
bloͤß natuͤrlich geweſen, zur Seligkeit nicht hin-
gereichet. O daß aber dasjenige, was der Apoſtel
alhier von den geweſenen Heiden ſaget, nicht
leider von den meiſten Chriſten wahr waͤre!
2. Die Erkaͤntniß und der Dienſt
GOttes
ſtehet bey einander. Wie die Er-
kaͤntniß
iſt, ſo iſt auch der Dienſt. Darum,
damit der Dienſt rechter Art ſey, ſo muß man
ſuchen eine waͤhre Erkaͤntniß zu erlangen. Zwar
koͤmmt mancher zu einer guten buchſtaͤblichen
Erkaͤntniß: allein gleichwie ſie nur bloß buch-
ſtaͤblich und aus natuͤrlichen Kraͤften erlanget
iſt, ſo fuͤhret ſie auch nichts mit ſich, als nur
einen bloß natuͤrlichen Dienſt GOttes.
3. Die Abgoͤtterey ſelbſt iſt unter andern
ein Erweis, daß ein wahrer GOTT ſey, dem
man dienen muͤſſe. Denn der natuͤrliche Trieb,
einen GOTT uͤber ſich zu erkennen, deme man
die Regierung der Welt zuzuſchreiben habe, iſt
ſo groß, auch ſo tief ins Hertz eingepflantzet,
und ſo allgemein, daß nicht leichtlich ein Volck
unter der Sonnen ſo barbariſch iſt, daß, da es
den wahren GOTT nicht erkennet, es nicht
daher ſich ſelbſt Goͤtter mit deren Bedienungen
ertichte. Zu geſchweigen daß die meiſten
dafuͤr halten, daß auſſer ihren ſelbſt gemachten
Goͤtzen ein einiger wahrer GOtt ſey.
4. Was Paulus von den Heiden ſaget,
gilt ſchon von ſehr langen Zeiten her von dem
finſtern und abgoͤttiſchen Papſtthum: als dar-
innen der ſelbſtgemachten Goͤtter und Hei-
ligen,
die man anrufet, und ihnen alſo auf eine
goͤttliche Art dienet, faſt keine Zahl iſt.
5. O wie mancher Namen-Chriſt dienet
denen, die von Natur nicht Goͤtter ſind! Und
was iſt leichter, als das Hertz alſo an Men-
ſchen und irdiſchen Dingen
hangen, daß
GOTT dabey aus den Augen geſetzet, und
das dem lieben GOTT in der heiligen Taufe
gewidmete gute Gewiſſen verletzet wird!
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[535/0563] Cap. 4, v. 7. 8. an die Galater. Sohn alles ererbet, oder aus mitgetheilter Fuͤl- le der Gottheit alles empfangen. Col. 1, 19. 2, 9. Hebr. 1, 2. Pſalm. 2, 8. Da nun alle Glaͤu- bige ſeine Bruͤder und GOttes Gnaden-Soͤhne ſind, und aus ſeiner Fuͤlle Gnade um Gnade nehmen Hebr. 2, 11. 12. 17. Joh. 1, 16. ja in ihm mit aller Gottes Fuͤlle erfuͤllet werden Eph. 1, 23. 3, 19. ſo kommen ſie dadurch in ihm und mit ihm zur Erbſchaft. 4. Gleichwie wir Kinder GOttes ſind, ſo ſind wir auch Erben nicht allein goͤttlicher Guͤter, ſondern auch GOttes ſelbſt, da GOTT ſelbſt fuͤrnemlich unſer hoͤchſtes Gut wird. Daher auch GOTT zum Abraham ſagte: Jch, nemlich ich ſelbſt, bin dein Schild, und dein ſehr groſſer Lohn. 1 B. Moſ. 15, 1. 5. Es gehet aber dieſe Erbſchaft nicht erſt in jenem Leben an, ſondern ſie iſt auch ſchon in gewiſſer Maſſe in dieſem Leben mit der Kindſchaft verknuͤpfet. Denn iſt die Rede von ſolchen Kindern, welche der Vormundſchaft entwachſen und wie Beſitzer, alſo auch Ver- walter ihrer eigenen Guͤter worden ſind. Es ſind demnach die Glaubigen in dieſem Leben ſchon wircklich, ob gleich noch unvollkommen, ſelig. 6. Da dieſes Erbe nur allein den Kindern GOttes zu theil wird, dieſe aber erleuchtet ſind, und heilig leben, gleichwie ſie durch CHriſtum verſoͤhnet und geheiliget ſind: ſo heiſ- ſet auch daher dieſes ihr Erbe das Erbe der Heiligen im Lichte. Col. 1, 12. Apoſt. Geſch. 26, 18. 7. Geliebter Leſer, haſt du in dieſer Welt etwas geerbet, oder noch zu erben, ſo gebrau- che es alſo, daß du dich des ewigen Erbes da- bey wohl erinnerſt, und dieſes durch jenes Miß- brauch nicht verliereſt. Wie gewißlich gar oft geſchiehet. O wie mancher waͤre wol zur Erb- ſchaft des Reiches GOttes gelanget, wenn er ſich nicht durch dieſe und jene reiche irdiſche Erb- ſchaft und derſelben Mißbrauch davon haͤtte ab- halten laſſen! Wie denn auch manche Eltern durch die unordentliche Bemuͤhung, ihren Kin- dern nur ein groſſes Erbe zu hinterlaſſen, nicht allein den Kindern an den Schaͤtzen nur Netze und Stricke hinterlaſſen, ſondern auch wol ihre eigene Seligkeit ſelbſt daruͤber verlieren. 8. Haſt du von zeitlichen Guͤtern weder et- was geerbet, noch zu erben, noch den Deini- gen was ſonderliches zu hinterlaſſen; ſo getroͤſte dich um ſo viel mehr des geiſtlichen und himm- liſchen Erbes, und bemuͤhe dich darnach ſo viel ernſtlicher, ſo viel weniger Hinderung du daran von zeitlichen Guͤtern haſt. Laß deine Augen gerichtet ſeyn auf den Reichthum des kuͤnfti- gen herrlichen Erbes Eph. 1, 18. 1 Pet. 1, 4. 5. Hebr. 9, 15. davon das irdiſche Erbtheil, welches die Jſraeliten ihren Kindern im gelob- ten Lande hinterlieſſen, ein Vorbild war. O wie erfreulich wird einmal die Stimme unſers Heylandes ſeyn: Kommet her ihr Geſegne- ten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet iſt von Anbeginn der Welt. Matth. 25, 34. V. 8. Aber zu der Zeit, da ihr (ſo fern ihr zuvor ſonderlich im blinden Heidenthum geſtan- den,) GOTT nicht erkantet (wie er er- kant ſeyn will, ſich auch geoffenbaret hat,) die- netet ihr (gantz aberglaͤubiſcher und recht un- vernuͤnftiger Weiſe) denen, die von Natur (und alſo ihrem eigentlichen Weſen nach,) nicht Goͤtter ſind, (ſondern hoͤchſt irriger Weiſe zu Goͤtzen gemachet, und entweder aus dem menſchlichen Geſchlechte, oder auch gar aus mancherley Arten der unvernuͤnftigen Thiere und der himmliſchen Welt-Coͤrper dazu erweh- let ſind. Siehe Buch der Weish. c. 14. Rom. 1, 23.) Anmerckungen. 1. GOTT nicht recht erkennen, iſt im Wercke der Seligkeit ſo viel als ihn gar nicht erkennen. Wie denn auch daher die Heiden Leute ohne GOTT, oder Atheiſten genennet werden Eph. 2, 12. Und ob wol manche Hei- den von der Abgoͤtterey ſich enthalten haben, ſo hat doch ihre Erkaͤntniß GOTTes, ſo fern ſie bloͤß natuͤrlich geweſen, zur Seligkeit nicht hin- gereichet. O daß aber dasjenige, was der Apoſtel alhier von den geweſenen Heiden ſaget, nicht leider von den meiſten Chriſten wahr waͤre! 2. Die Erkaͤntniß und der Dienſt GOttes ſtehet bey einander. Wie die Er- kaͤntniß iſt, ſo iſt auch der Dienſt. Darum, damit der Dienſt rechter Art ſey, ſo muß man ſuchen eine waͤhre Erkaͤntniß zu erlangen. Zwar koͤmmt mancher zu einer guten buchſtaͤblichen Erkaͤntniß: allein gleichwie ſie nur bloß buch- ſtaͤblich und aus natuͤrlichen Kraͤften erlanget iſt, ſo fuͤhret ſie auch nichts mit ſich, als nur einen bloß natuͤrlichen Dienſt GOttes. 3. Die Abgoͤtterey ſelbſt iſt unter andern ein Erweis, daß ein wahrer GOTT ſey, dem man dienen muͤſſe. Denn der natuͤrliche Trieb, einen GOTT uͤber ſich zu erkennen, deme man die Regierung der Welt zuzuſchreiben habe, iſt ſo groß, auch ſo tief ins Hertz eingepflantzet, und ſo allgemein, daß nicht leichtlich ein Volck unter der Sonnen ſo barbariſch iſt, daß, da es den wahren GOTT nicht erkennet, es nicht daher ſich ſelbſt Goͤtter mit deren Bedienungen ertichte. Zu geſchweigen daß die meiſten dafuͤr halten, daß auſſer ihren ſelbſt gemachten Goͤtzen ein einiger wahrer GOtt ſey. 4. Was Paulus von den Heiden ſaget, gilt ſchon von ſehr langen Zeiten her von dem finſtern und abgoͤttiſchen Papſtthum: als dar- innen der ſelbſtgemachten Goͤtter und Hei- ligen, die man anrufet, und ihnen alſo auf eine goͤttliche Art dienet, faſt keine Zahl iſt. 5. O wie mancher Namen-Chriſt dienet denen, die von Natur nicht Goͤtter ſind! Und was iſt leichter, als das Hertz alſo an Men- ſchen und irdiſchen Dingen hangen, daß GOTT dabey aus den Augen geſetzet, und das dem lieben GOTT in der heiligen Taufe gewidmete gute Gewiſſen verletzet wird! V. 9.

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/563>, abgerufen am 24.11.2024.