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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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in den Brief Pauli an die Epheser.
[Spaltenumbruch] sti, und Bruder Timotheus: als mit wel-
chem er die Gemeinen in Asien gepflantzet hat-
te. Hätte nun Paulus diesen Brief um die-
se Zeit geschrieben, so würde er des Timothei
darinnen auf gleiche Art gedacht haben; und
zwar um so vielmehr, da er vorher zu Ephesus
Pauli, als er von da nach Macedonien ging,
Stelle in mehrer Bestellung der dasigen Kir-
che vertreten müssen, und also zu Ephesus un-
ter den Christen im grossen Ansehen stunde.
Wie unter andern zu erkennen aus 1 Tim. 1,
3. 4. da es heißt: Wie ich dich ermahnet
habe, daß du zu Epheso bliebest, da ich
in Macedonien zog, und gebötest etli-
chen, daß sie nicht anders lehreten etc.
2. Daraus, daß dieser Brief durch Tychi-
cum nach Ephesus gesandt,
wie c. 6, 21.
22. ausdrücklich bezeuget wird. Daß aber
diese Absendung des Tychici aus den letztern
Banden geschehen sey, sehen wir daraus, daß
Paulus in dem andern Briefe an den Timo-
theum, welchen er unstreitig in denselben ge-
schrieben hat, ausdrücklich schreibet: Tychi-
cum habe ich gen Ephesum gesandt
c. 4,
12. Zwar hat Paulus Tychicum auch aus
den ersten Banden nach Orient geschicket, und
ihm den Brief an die Coloffer mit gegeben. Col.
4, 7. Daß er aber Tychico nicht schon zu die-
ser Zeit den Brief an die Epheser anvertrauet,
erkennet man daraus, daß er, wie schon ge-
dacht, darin des Timothei Namen dem sei-
nigen nicht beygesetzet, wie er doch in den zu
der Zeit, da er Timotheum um sich gehabt, ge-
schriebenen Briefen gethan hat. Dazu
kömmt, daß Paulus, wofern er die Epistel an
die Ephesier zu gleichen Zeiten abgehen lassen,
nicht würde nöthig gehabt haben, dem Timo-
theo es in dem letztern an ihn abgelassenen
Briefe anzuzeigen, daß er Tychicum nach
Ephesus gesandt c. 4, 12. sintemal Timotheo
solches aus seiner vormaligen Anwesenheit
schon am besten wäre kund gewesen.

§. IV. Die Veranlassung, welche Pau-
lus zu diesem Briefe gehabt, ist unterschiedlich ge-
wesen:

1. Der Ursprung der Ephesinischen Gemei-
ne,
welche nicht allein aus bekehrten Heiden,
sondern auch aus gewesenen Juden bestunde:
und dannenhero, wie mündlich mit mehrern
geschehen, auch schriftlich zu unterrichten war,
wie sie zusammen zu einem geistlichen Cörper
in der Einigkeit des Geistes erwachsen müste:
wie aus dem Jnhalt der ersten Capitel zu erse-
hen ist.
2. Die übrige Beschaffenheit der Ephesini-
schen Kirche:
als worauf in Ansehung der
zuvor gedachten Umstände der Stadt Ephesus
in gantz Orient am meisten gesehen wurde.
Darum Paulo sehr viel daran gelegen war,
daß die Kirche daselbst in einem guten Zustand
erhalten würde. Zu welchem Ende daselbst sich
nicht allein Timotheus an Pauli Statt meh-
rere Zeit befunden, sondern auch, als schon
gedacht, der Apostel Johannes sich hernach
am meisten aufgehalten hat.
3. Die Beysorge Pauli, daß etwa die Ephesi-
[Spaltenumbruch] er an seinen Banden zu Rom einen Anstoß
nehmen möchten; zumal wenn sie hören wür-
den, daß er endlich gar aus dem Wege geräu-
met worden: wie ihm, als er den Brief
schrieb, bevor stunde. Dannenhero schreibt
er c. 3, 1. 13. Derohalben ich Paulus, der
Gefangene JEsu Christi für euch Hei-
den - - Darum bitte ich, daß ihr nicht
müde werdet um meiner Trübsal wil-
len, die ich für euch leide, welche euch
eine Ehre sind.
4. Die Furcht, welche er hatte, daß sich man-
che von den verführischen Lehrern, welche sich
bereits zu Ephesus befunden 1 Tim. 3, 3. u. f.
theils aber daselbst noch aufstehen würden,
nach Act. 20, 29. möchten irre machen las-
sen. Welches man insonderheit daraus kan
abnehmen, daß er c. 4, 14. schreibet, wir
sollen nicht mehr Kinder seyn, und uns
wägen und wiegen lassen von allerley
Wind der Lehre, durch Schalckheit
der Menschen, und Täuscherey, damit
sie uns erschleichen zu verführen.
Und
da unter den irrigen Lehrern auch solche gewe-
sen, welche die Leute bey der Freyheit des Ev-
angelii auf eine fleischliche Sicherheit gefüh-
ret, und allerhand offenbare Sünden für zu-
läßige Dinge ausgegeben; so machet er solche
c. 5, 3. 4. 5. nach einander namhaft, und setzet
v. 6. hinzu: Lasset euch niemand verfüh-
ren mit vergeblichen Worten. Denn
um dieser willen kömmt der Zorn GOt-
tes über die Kinder des Unglaubens.

§. V. Der Zweck und Jnhalt dieses
Briefes ist nach Anleitung der zu demselben ge-
gebenen Gelegenheit dieser, daß der Apostel die
aus bekehrten Juden und Heiden bestehende Ephe-
sinische Gemeine aufs neue unterrichtet, wie sie
unter dem eintzigen hochgelobten Haupte, JEsu
CHristo, in der Gemeinschaft der Lehre, der
Gnade, des Sinnes und des Geistes, als Glie-
der eines geistlichen Leibes sich solten zusammen
halten, ihren gemeinschaftlichen Wachsthum
haben, und wider alle Versuchungen und Ver-
führungen unbeweglich veste stehen, und die Lau-
terkeit ihres Glaubens und Sinnes durch ein
heiliges Leben in allen Ständen und Stücken
rechtschaffen zu beweisen suchen.

§. VI. Die Frucht dieses Briefes, unter
der dazu gekommenen mehrern Gegenwart und
Treue Timothei und hernach des Apostels Jo-
hannis, war ein solcher blühender Zustand der
Ephesinischen Kirche, welcher zu erkennen ist aus
dem apocilyptischen Briefe unsers Heilandes,
da es Off. 2, 2. u. f. von dem Engel und folg-
lich auch von der durch ihn repraesentirten Gemei-
ne heißt: Jch weiß deine Wercke, und
deine Arbeit, und deine Geduld, und daß
du die Bösen nicht tragen kanst - und
hast Geduld, und um meines Namens
willen arbeitest du, und bist nicht müde
worden.
Und ob wol darauf v. 4. dieses an
ihr bestrafet wird, daß sie die erste Liebe verlas-
sen, mit hinzugefügter Vermahnung, zu dersel-
ben wieder zu kehren: so wird ihr doch hernach
v. 6. dieses wieder zum Lobe gerechnet, daß sie

die
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in den Brief Pauli an die Epheſer.
[Spaltenumbruch] ſti, und Bruder Timotheus: als mit wel-
chem er die Gemeinen in Aſien gepflantzet hat-
te. Haͤtte nun Paulus dieſen Brief um die-
ſe Zeit geſchrieben, ſo wuͤrde er des Timothei
darinnen auf gleiche Art gedacht haben; und
zwar um ſo vielmehr, da er vorher zu Epheſus
Pauli, als er von da nach Macedonien ging,
Stelle in mehrer Beſtellung der daſigen Kir-
che vertreten muͤſſen, und alſo zu Epheſus un-
ter den Chriſten im groſſen Anſehen ſtunde.
Wie unter andern zu erkennen aus 1 Tim. 1,
3. 4. da es heißt: Wie ich dich ermahnet
habe, daß du zu Epheſo bliebeſt, da ich
in Macedonien zog, und geboͤteſt etli-
chen, daß ſie nicht anders lehreten ꝛc.
2. Daraus, daß dieſer Brief durch Tychi-
cum nach Epheſus geſandt,
wie c. 6, 21.
22. ausdruͤcklich bezeuget wird. Daß aber
dieſe Abſendung des Tychici aus den letztern
Banden geſchehen ſey, ſehen wir daraus, daß
Paulus in dem andern Briefe an den Timo-
theum, welchen er unſtreitig in denſelben ge-
ſchrieben hat, ausdruͤcklich ſchreibet: Tychi-
cum habe ich gen Epheſum geſandt
c. 4,
12. Zwar hat Paulus Tychicum auch aus
den erſten Banden nach Orient geſchicket, und
ihm den Brief an die Coloffer mit gegeben. Col.
4, 7. Daß er aber Tychico nicht ſchon zu die-
ſer Zeit den Brief an die Epheſer anvertrauet,
erkennet man daraus, daß er, wie ſchon ge-
dacht, darin des Timothei Namen dem ſei-
nigen nicht beygeſetzet, wie er doch in den zu
der Zeit, da er Timotheum um ſich gehabt, ge-
ſchriebenen Briefen gethan hat. Dazu
koͤmmt, daß Paulus, wofern er die Epiſtel an
die Epheſier zu gleichen Zeiten abgehen laſſen,
nicht wuͤrde noͤthig gehabt haben, dem Timo-
theo es in dem letztern an ihn abgelaſſenen
Briefe anzuzeigen, daß er Tychicum nach
Epheſus geſandt c. 4, 12. ſintemal Timotheo
ſolches aus ſeiner vormaligen Anweſenheit
ſchon am beſten waͤre kund geweſen.

§. IV. Die Veranlaſſung, welche Pau-
lus zu dieſem Briefe gehabt, iſt unterſchiedlich ge-
weſen:

1. Der Urſprung der Epheſiniſchen Gemei-
ne,
welche nicht allein aus bekehrten Heiden,
ſondern auch aus geweſenen Juden beſtunde:
und dannenhero, wie muͤndlich mit mehrern
geſchehen, auch ſchriftlich zu unterrichten war,
wie ſie zuſammen zu einem geiſtlichen Coͤrper
in der Einigkeit des Geiſtes erwachſen muͤſte:
wie aus dem Jnhalt der erſten Capitel zu erſe-
hen iſt.
2. Die uͤbrige Beſchaffenheit der Epheſini-
ſchen Kirche:
als worauf in Anſehung der
zuvor gedachten Umſtaͤnde der Stadt Epheſus
in gantz Orient am meiſten geſehen wurde.
Darum Paulo ſehr viel daran gelegen war,
daß die Kirche daſelbſt in einem guten Zuſtand
erhalten wuͤrde. Zu welchem Ende daſelbſt ſich
nicht allein Timotheus an Pauli Statt meh-
rere Zeit befunden, ſondern auch, als ſchon
gedacht, der Apoſtel Johannes ſich hernach
am meiſten aufgehalten hat.
3. Die Beyſorge Pauli, daß etwa die Epheſi-
[Spaltenumbruch] er an ſeinen Banden zu Rom einen Anſtoß
nehmen moͤchten; zumal wenn ſie hoͤren wuͤr-
den, daß er endlich gar aus dem Wege geraͤu-
met worden: wie ihm, als er den Brief
ſchrieb, bevor ſtunde. Dannenhero ſchreibt
er c. 3, 1. 13. Derohalben ich Paulus, der
Gefangene JEſu Chriſti fuͤr euch Hei-
den ‒ ‒ Darum bitte ich, daß ihr nicht
muͤde werdet um meiner Truͤbſal wil-
len, die ich fuͤr euch leide, welche euch
eine Ehre ſind.
4. Die Furcht, welche er hatte, daß ſich man-
che von den verfuͤhriſchen Lehrern, welche ſich
bereits zu Epheſus befunden 1 Tim. 3, 3. u. f.
theils aber daſelbſt noch aufſtehen wuͤrden,
nach Act. 20, 29. moͤchten irre machen laſ-
ſen. Welches man inſonderheit daraus kan
abnehmen, daß er c. 4, 14. ſchreibet, wir
ſollen nicht mehr Kinder ſeyn, und uns
waͤgen und wiegen laſſen von allerley
Wind der Lehre, durch Schalckheit
der Menſchen, und Taͤuſcherey, damit
ſie uns erſchleichen zu verfuͤhren.
Und
da unter den irrigen Lehrern auch ſolche gewe-
ſen, welche die Leute bey der Freyheit des Ev-
angelii auf eine fleiſchliche Sicherheit gefuͤh-
ret, und allerhand offenbare Suͤnden fuͤr zu-
laͤßige Dinge ausgegeben; ſo machet er ſolche
c. 5, 3. 4. 5. nach einander namhaft, und ſetzet
v. 6. hinzu: Laſſet euch niemand verfuͤh-
ren mit vergeblichen Worten. Denn
um dieſer willen koͤmmt der Zorn GOt-
tes uͤber die Kinder des Unglaubens.

§. V. Der Zweck und Jnhalt dieſes
Briefes iſt nach Anleitung der zu demſelben ge-
gebenen Gelegenheit dieſer, daß der Apoſtel die
aus bekehrten Juden und Heiden beſtehende Ephe-
ſiniſche Gemeine aufs neue unterrichtet, wie ſie
unter dem eintzigen hochgelobten Haupte, JEſu
CHriſto, in der Gemeinſchaft der Lehre, der
Gnade, des Sinnes und des Geiſtes, als Glie-
der eines geiſtlichen Leibes ſich ſolten zuſammen
halten, ihren gemeinſchaftlichen Wachsthum
haben, und wider alle Verſuchungen und Ver-
fuͤhrungen unbeweglich veſte ſtehen, und die Lau-
terkeit ihres Glaubens und Sinnes durch ein
heiliges Leben in allen Staͤnden und Stuͤcken
rechtſchaffen zu beweiſen ſuchen.

§. VI. Die Frucht dieſes Briefes, unter
der dazu gekommenen mehrern Gegenwart und
Treue Timothei und hernach des Apoſtels Jo-
hannis, war ein ſolcher bluͤhender Zuſtand der
Epheſiniſchen Kirche, welcher zu erkennen iſt aus
dem apocilyptiſchen Briefe unſers Heilandes,
da es Off. 2, 2. u. f. von dem Engel und folg-
lich auch von der durch ihn repræſentirten Gemei-
ne heißt: Jch weiß deine Wercke, und
deine Arbeit, und deine Geduld, und daß
du die Boͤſen nicht tragen kanſt ‒ und
haſt Geduld, und um meines Namens
willen arbeiteſt du, und biſt nicht muͤde
worden.
Und ob wol darauf v. 4. dieſes an
ihr beſtrafet wird, daß ſie die erſte Liebe verlaſ-
ſen, mit hinzugefuͤgter Vermahnung, zu derſel-
ben wieder zu kehren: ſo wird ihr doch hernach
v. 6. dieſes wieder zum Lobe gerechnet, daß ſie

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[589/0617] in den Brief Pauli an die Epheſer. ſti, und Bruder Timotheus: als mit wel- chem er die Gemeinen in Aſien gepflantzet hat- te. Haͤtte nun Paulus dieſen Brief um die- ſe Zeit geſchrieben, ſo wuͤrde er des Timothei darinnen auf gleiche Art gedacht haben; und zwar um ſo vielmehr, da er vorher zu Epheſus Pauli, als er von da nach Macedonien ging, Stelle in mehrer Beſtellung der daſigen Kir- che vertreten muͤſſen, und alſo zu Epheſus un- ter den Chriſten im groſſen Anſehen ſtunde. Wie unter andern zu erkennen aus 1 Tim. 1, 3. 4. da es heißt: Wie ich dich ermahnet habe, daß du zu Epheſo bliebeſt, da ich in Macedonien zog, und geboͤteſt etli- chen, daß ſie nicht anders lehreten ꝛc. 2. Daraus, daß dieſer Brief durch Tychi- cum nach Epheſus geſandt, wie c. 6, 21. 22. ausdruͤcklich bezeuget wird. Daß aber dieſe Abſendung des Tychici aus den letztern Banden geſchehen ſey, ſehen wir daraus, daß Paulus in dem andern Briefe an den Timo- theum, welchen er unſtreitig in denſelben ge- ſchrieben hat, ausdruͤcklich ſchreibet: Tychi- cum habe ich gen Epheſum geſandt c. 4, 12. Zwar hat Paulus Tychicum auch aus den erſten Banden nach Orient geſchicket, und ihm den Brief an die Coloffer mit gegeben. Col. 4, 7. Daß er aber Tychico nicht ſchon zu die- ſer Zeit den Brief an die Epheſer anvertrauet, erkennet man daraus, daß er, wie ſchon ge- dacht, darin des Timothei Namen dem ſei- nigen nicht beygeſetzet, wie er doch in den zu der Zeit, da er Timotheum um ſich gehabt, ge- ſchriebenen Briefen gethan hat. Dazu koͤmmt, daß Paulus, wofern er die Epiſtel an die Epheſier zu gleichen Zeiten abgehen laſſen, nicht wuͤrde noͤthig gehabt haben, dem Timo- theo es in dem letztern an ihn abgelaſſenen Briefe anzuzeigen, daß er Tychicum nach Epheſus geſandt c. 4, 12. ſintemal Timotheo ſolches aus ſeiner vormaligen Anweſenheit ſchon am beſten waͤre kund geweſen. §. IV. Die Veranlaſſung, welche Pau- lus zu dieſem Briefe gehabt, iſt unterſchiedlich ge- weſen: 1. Der Urſprung der Epheſiniſchen Gemei- ne, welche nicht allein aus bekehrten Heiden, ſondern auch aus geweſenen Juden beſtunde: und dannenhero, wie muͤndlich mit mehrern geſchehen, auch ſchriftlich zu unterrichten war, wie ſie zuſammen zu einem geiſtlichen Coͤrper in der Einigkeit des Geiſtes erwachſen muͤſte: wie aus dem Jnhalt der erſten Capitel zu erſe- hen iſt. 2. Die uͤbrige Beſchaffenheit der Epheſini- ſchen Kirche: als worauf in Anſehung der zuvor gedachten Umſtaͤnde der Stadt Epheſus in gantz Orient am meiſten geſehen wurde. Darum Paulo ſehr viel daran gelegen war, daß die Kirche daſelbſt in einem guten Zuſtand erhalten wuͤrde. Zu welchem Ende daſelbſt ſich nicht allein Timotheus an Pauli Statt meh- rere Zeit befunden, ſondern auch, als ſchon gedacht, der Apoſtel Johannes ſich hernach am meiſten aufgehalten hat. 3. Die Beyſorge Pauli, daß etwa die Epheſi- er an ſeinen Banden zu Rom einen Anſtoß nehmen moͤchten; zumal wenn ſie hoͤren wuͤr- den, daß er endlich gar aus dem Wege geraͤu- met worden: wie ihm, als er den Brief ſchrieb, bevor ſtunde. Dannenhero ſchreibt er c. 3, 1. 13. Derohalben ich Paulus, der Gefangene JEſu Chriſti fuͤr euch Hei- den ‒ ‒ Darum bitte ich, daß ihr nicht muͤde werdet um meiner Truͤbſal wil- len, die ich fuͤr euch leide, welche euch eine Ehre ſind. 4. Die Furcht, welche er hatte, daß ſich man- che von den verfuͤhriſchen Lehrern, welche ſich bereits zu Epheſus befunden 1 Tim. 3, 3. u. f. theils aber daſelbſt noch aufſtehen wuͤrden, nach Act. 20, 29. moͤchten irre machen laſ- ſen. Welches man inſonderheit daraus kan abnehmen, daß er c. 4, 14. ſchreibet, wir ſollen nicht mehr Kinder ſeyn, und uns waͤgen und wiegen laſſen von allerley Wind der Lehre, durch Schalckheit der Menſchen, und Taͤuſcherey, damit ſie uns erſchleichen zu verfuͤhren. Und da unter den irrigen Lehrern auch ſolche gewe- ſen, welche die Leute bey der Freyheit des Ev- angelii auf eine fleiſchliche Sicherheit gefuͤh- ret, und allerhand offenbare Suͤnden fuͤr zu- laͤßige Dinge ausgegeben; ſo machet er ſolche c. 5, 3. 4. 5. nach einander namhaft, und ſetzet v. 6. hinzu: Laſſet euch niemand verfuͤh- ren mit vergeblichen Worten. Denn um dieſer willen koͤmmt der Zorn GOt- tes uͤber die Kinder des Unglaubens. §. V. Der Zweck und Jnhalt dieſes Briefes iſt nach Anleitung der zu demſelben ge- gebenen Gelegenheit dieſer, daß der Apoſtel die aus bekehrten Juden und Heiden beſtehende Ephe- ſiniſche Gemeine aufs neue unterrichtet, wie ſie unter dem eintzigen hochgelobten Haupte, JEſu CHriſto, in der Gemeinſchaft der Lehre, der Gnade, des Sinnes und des Geiſtes, als Glie- der eines geiſtlichen Leibes ſich ſolten zuſammen halten, ihren gemeinſchaftlichen Wachsthum haben, und wider alle Verſuchungen und Ver- fuͤhrungen unbeweglich veſte ſtehen, und die Lau- terkeit ihres Glaubens und Sinnes durch ein heiliges Leben in allen Staͤnden und Stuͤcken rechtſchaffen zu beweiſen ſuchen. §. VI. Die Frucht dieſes Briefes, unter der dazu gekommenen mehrern Gegenwart und Treue Timothei und hernach des Apoſtels Jo- hannis, war ein ſolcher bluͤhender Zuſtand der Epheſiniſchen Kirche, welcher zu erkennen iſt aus dem apocilyptiſchen Briefe unſers Heilandes, da es Off. 2, 2. u. f. von dem Engel und folg- lich auch von der durch ihn repræſentirten Gemei- ne heißt: Jch weiß deine Wercke, und deine Arbeit, und deine Geduld, und daß du die Boͤſen nicht tragen kanſt ‒ und haſt Geduld, und um meines Namens willen arbeiteſt du, und biſt nicht muͤde worden. Und ob wol darauf v. 4. dieſes an ihr beſtrafet wird, daß ſie die erſte Liebe verlaſ- ſen, mit hinzugefuͤgter Vermahnung, zu derſel- ben wieder zu kehren: ſo wird ihr doch hernach v. 6. dieſes wieder zum Lobe gerechnet, daß ſie die E e e e 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/617>, abgerufen am 24.11.2024.