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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 21-23.
[Spaltenumbruch] genden, auch mit dem Vorhergehenden aufs ge-
naueste verknüpften Versen, welche auf den
Stand der Erhöhung CHristi gehen, sind von die-
sem Stande zwey Haupt-Stücke, welche unter-
schiedliche andere Puncte in sich halten, zu mer-
cken: nemlich erstlich die Erhöhung selbst in
ihren unterschiedlichen Stufen: und denn die
daher entstehende königliche Ober-Herrschaft
und Regierung der Kirche auf Erden.
2. Zu der Erhöhung CHristi gehören
drey gradus: die Auferweckung, die Himmel-
fahrt,
und das Sitzen zur Rechten GOttes.
Von der Auferweckung ist schon zuvor gedacht.
Die Himmelfahrt ist zwar nicht ausdrücklich al-
hier benennet: allein sie wird mit verstanden un-
ter den Worten: er hat ihn gesetzet zu seiner
Rechten im Himmel:
sintemal dieses Setzen
nicht geschehen konte ohne Auffahrt: und also
hält das Setzen zur Rechten das Aufnehmen in
den Himmel der Herrlichkeit mit in sich: daher
auch an mehrern Orten, welche vom Setzen und
Sitzen zur Rechten GOttes handeln, der Him-
melfahrt nicht ausdrücklich gedacht wird.
3. Von diesen drey Stufen der Erhöhung
CHristi ist zuvorderst dieses zu mercken, daß
darinnen gesehen werde theils auf die menschli-
che, theils auf die göttliche Natur CHristi. Denn
gleichwie CHristus nach der menschlichen Natur
ist auferwecket, aufgenommen und gesetzet zur
rechten Hand GOttes: also ist er nach derselben,
Vermöge der göttlichen Natur, auch auferstan-
den, aufgefahren und hat sich gesetzet zur Rech-
ten des Vaters: und hat er solches aus eigner
göttlicher Kraft gethan; als welche er mit dem
Vater und Heiligen Geiste dem Wesen nach ge-
mein hat.
4. Die Redens-Art vom Setzen und Si-
tzen zur Rechten GOttes, ist hergenommen vom
eigentlichen königlichen Thron, welcher von sol-
cher Grösse ist, daß ihrer mehrere als einer dar-
auf sitzen können, und derjenige, welcher, als ein
Reichs-Genosse, dem Könige zur rechten Hand,
worinnen er den Scepter hielte, sitzet, diesem
eben so nahe ist, als jener, zum Zeichen, daß er
mit ihm gleicher Majestät und Herrlichkeit sey.
Und also stehet das Wort, die Rechte nicht im
Gegensatz auf die Lincke, und noch viel weni-
ger zeiget es eine Ober-Stelle an; sondern die
göttliche Majestät und Herrlichkeit, und die dar-
innen geführte allmächtige Regierung. Diese
hat der Sohn GOttes, nachdem er sich derselben
im Stande seiner Erniedrigung in gewisser Masse
begeben hatte, nach vollendetem Wercke der Er-
lösung, zum völligen Gebrauch wieder angetre-
ten, und seine mit der göttlichen vereinigte
menschliche Natur mit dazu eingeführet; gleich-
wie er nach derselben vom Vater, zur Bezeu-
gung seines höchsten Wohlgefallens an dem
vollbrachten Wercke der Erlösung und der voll-
kommenen Gültigkeit desselben, nach allen Stu-
fen der Erhöhung erhoben worden. Es ist sonst
bekanter massen dieser Ort aus dem von CHristo
handelnden zwar sehr kurtzen, aber sehr herrli-
chen hundert und zehenden Psalm genommen:
und wie wichtig er sey, ist auch daraus abzu-
[Spaltenumbruch] nehmen, daß er von CHristo selbst Matth. 22,
43. 44. und von Petro Ap. Gesch. 2, 34. 1 Ep.
3, 22. und ausser diesem Orte auch von Paulo
1 Cor. 15, 25. Hebr. 1, 13. 10, 12. 13. angefüh-
ret ist. Siehe auch Offenb. 3, 21.
5. Die Worte: alle Fürstenthum, Ge-
walt, Macht, Herrschaft, und alles, was
genannt mag werden,
sind wegen der dar-
auf folgenden Worte: nicht allein in dieser
Welt, sondern auch in der zukünftigen;

zu verstehen von der Ober-Herrschaft CHristi
im Himmel und auf Erden, über alle Menschen
und ihre Beherrscher, und über alle himmlische
Heerscharen der Engel. Was die Herrschaft
über jene betrifft, gehören unter vielen andern
Oertern dahin sonderlich diese folgende: Dan.
2, 44. 7, 18. 27. Offenb. 17, 14. 19, 16. Von
den unterschiedlichen Choren und Thronen der
himmlischen Heerscharen, der heiligen Engel, da-
von sich in dieser Unvollkommenheit nichts ei-
gentlich erkennen lässet, siehe Eph. 3, 10. Col. 1,
16. 1 Pet. 3, 22. Uber diese so edle Geschöpfe
ist CHristus auch der menschlichen Natur nach
dergestalt erhaben, daß er als wahrer GOTT
von ihnen angebetet wird. Psalm 97, 7. Hebr.
1, 6.
6. Die Redens-Art, uper pantos onoma-
tos onomazomenou, seyn über allem Namen,
der genannt mag werden,
ist nach dem He-
braismo
zu verstehen, da es so viel ist, als hoch,
herrlich, vortreflich und berühmt seyn. Siehe
auch Phil. 2, 9. Die Worte, zukünftige
Welt,
heissen zwar Hebr. 2, 5. im Gegensatze
auf das alte Testament so viel, als die neue oder
Evangelische Oeconomie, oder das Reich des
Meßiä: alhier aber, da die künftige Welt von
der gegenwärtigen unterschieden ist, wird da-
mit wol auf das Reich der Herrlichkeit ge-
sehen.
7. Diese Erhöhung CHristi führet nun
mit sich desselben Ober-Herrschaft über alles,
und insonderheit das Regiment über seine Kirche
auf Erden. Von jener heißt es: er hat alle
Dinge unter seine Füsse gethan.
Welche
Worte genommen sind aus dem achten Psalm,
v. 7. 8. der von CHristo handelt. Jhre sonder-
bare Erläuterung aber haben sie 1 Cor. 15, 25. 26.
27. Es hat aber diese Unterwerfung und Unter-
thänigkeit ihre gewisse Stufen: welche an dem
ietzo angeführten Orte auch angezeiget werden.
Wenn alles vollbracht, so wird es mit grossen
Stimmen im Himmel heissen: Es sind die
Reiche der Welt unsers HErrn und sei-
nes CHristus worden: und er wird regie-
ren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
8. Vom Regimente der Kirche, als des
Reiches der Gnaden, spricht der Apostel: Er
hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeine ü-
ber alles; welche da ist sein Leib, nemlich
die Fülle deß, der alles in allen erfüllet.

Darinnen dreyerley zu mercken ist: a. wie
CHristus ist das Haupt der Gemeine: b. wie
diese ist sein Leib, und dabey auch seine Fülle:
und c. wie er alles in allen erfüllet.
9. CHri-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 21-23.
[Spaltenumbruch] genden, auch mit dem Vorhergehenden aufs ge-
naueſte verknuͤpften Verſen, welche auf den
Stand der Erhoͤhung CHriſti gehen, ſind von die-
ſem Stande zwey Haupt-Stuͤcke, welche unter-
ſchiedliche andere Puncte in ſich halten, zu mer-
cken: nemlich erſtlich die Erhoͤhung ſelbſt in
ihren unterſchiedlichen Stufen: und denn die
daher entſtehende koͤnigliche Ober-Herrſchaft
und Regierung der Kirche auf Erden.
2. Zu der Erhoͤhung CHriſti gehoͤren
drey gradus: die Auferweckung, die Himmel-
fahrt,
und das Sitzen zur Rechten GOttes.
Von der Auferweckung iſt ſchon zuvor gedacht.
Die Himmelfahrt iſt zwar nicht ausdruͤcklich al-
hier benennet: allein ſie wird mit verſtanden un-
ter den Worten: er hat ihn geſetzet zu ſeiner
Rechten im Himmel:
ſintemal dieſes Setzen
nicht geſchehen konte ohne Auffahrt: und alſo
haͤlt das Setzen zur Rechten das Aufnehmen in
den Himmel der Herrlichkeit mit in ſich: daher
auch an mehrern Orten, welche vom Setzen und
Sitzen zur Rechten GOttes handeln, der Him-
melfahrt nicht ausdruͤcklich gedacht wird.
3. Von dieſen drey Stufen der Erhoͤhung
CHriſti iſt zuvorderſt dieſes zu mercken, daß
darinnen geſehen werde theils auf die menſchli-
che, theils auf die goͤttliche Natur CHriſti. Denn
gleichwie CHriſtus nach der menſchlichen Natur
iſt auferwecket, aufgenommen und geſetzet zur
rechten Hand GOttes: alſo iſt er nach derſelben,
Vermoͤge der goͤttlichen Natur, auch auferſtan-
den, aufgefahren und hat ſich geſetzet zur Rech-
ten des Vaters: und hat er ſolches aus eigner
goͤttlicher Kraft gethan; als welche er mit dem
Vater und Heiligen Geiſte dem Weſen nach ge-
mein hat.
4. Die Redens-Art vom Setzen und Si-
tzen zur Rechten GOttes, iſt hergenommen vom
eigentlichen koͤniglichen Thron, welcher von ſol-
cher Groͤſſe iſt, daß ihrer mehrere als einer dar-
auf ſitzen koͤnnen, und derjenige, welcher, als ein
Reichs-Genoſſe, dem Koͤnige zur rechten Hand,
worinnen er den Scepter hielte, ſitzet, dieſem
eben ſo nahe iſt, als jener, zum Zeichen, daß er
mit ihm gleicher Majeſtaͤt und Herrlichkeit ſey.
Und alſo ſtehet das Wort, die Rechte nicht im
Gegenſatz auf die Lincke, und noch viel weni-
ger zeiget es eine Ober-Stelle an; ſondern die
goͤttliche Majeſtaͤt und Herrlichkeit, und die dar-
innen gefuͤhrte allmaͤchtige Regierung. Dieſe
hat der Sohn GOttes, nachdem er ſich derſelben
im Stande ſeiner Erniedrigung in gewiſſer Maſſe
begeben hatte, nach vollendetem Wercke der Er-
loͤſung, zum voͤlligen Gebrauch wieder angetre-
ten, und ſeine mit der goͤttlichen vereinigte
menſchliche Natur mit dazu eingefuͤhret; gleich-
wie er nach derſelben vom Vater, zur Bezeu-
gung ſeines hoͤchſten Wohlgefallens an dem
vollbrachten Wercke der Erloͤſung und der voll-
kommenen Guͤltigkeit deſſelben, nach allen Stu-
fen der Erhoͤhung erhoben worden. Es iſt ſonſt
bekanter maſſen dieſer Ort aus dem von CHriſto
handelnden zwar ſehr kurtzen, aber ſehr herrli-
chen hundert und zehenden Pſalm genommen:
und wie wichtig er ſey, iſt auch daraus abzu-
[Spaltenumbruch] nehmen, daß er von CHriſto ſelbſt Matth. 22,
43. 44. und von Petro Ap. Geſch. 2, 34. 1 Ep.
3, 22. und auſſer dieſem Orte auch von Paulo
1 Cor. 15, 25. Hebr. 1, 13. 10, 12. 13. angefuͤh-
ret iſt. Siehe auch Offenb. 3, 21.
5. Die Worte: alle Fuͤrſtenthum, Ge-
walt, Macht, Herrſchaft, und alles, was
genannt mag werden,
ſind wegen der dar-
auf folgenden Worte: nicht allein in dieſer
Welt, ſondern auch in der zukuͤnftigen;

zu verſtehen von der Ober-Herrſchaft CHriſti
im Himmel und auf Erden, uͤber alle Menſchen
und ihre Beherrſcher, und uͤber alle himmliſche
Heerſcharen der Engel. Was die Herrſchaft
uͤber jene betrifft, gehoͤren unter vielen andern
Oertern dahin ſonderlich dieſe folgende: Dan.
2, 44. 7, 18. 27. Offenb. 17, 14. 19, 16. Von
den unterſchiedlichen Choren und Thronen der
himmliſchen Heerſcharen, der heiligen Engel, da-
von ſich in dieſer Unvollkommenheit nichts ei-
gentlich erkennen laͤſſet, ſiehe Eph. 3, 10. Col. 1,
16. 1 Pet. 3, 22. Uber dieſe ſo edle Geſchoͤpfe
iſt CHriſtus auch der menſchlichen Natur nach
dergeſtalt erhaben, daß er als wahrer GOTT
von ihnen angebetet wird. Pſalm 97, 7. Hebr.
1, 6.
6. Die Redens-Art, ὑπὲρ παντὸς ὀνόμα-
τος ὀνομαζομἐνου, ſeyn uͤber allem Namen,
der genannt mag werden,
iſt nach dem He-
braiſmo
zu verſtehen, da es ſo viel iſt, als hoch,
herrlich, vortreflich und beruͤhmt ſeyn. Siehe
auch Phil. 2, 9. Die Worte, zukuͤnftige
Welt,
heiſſen zwar Hebr. 2, 5. im Gegenſatze
auf das alte Teſtament ſo viel, als die neue oder
Evangeliſche Oeconomie, oder das Reich des
Meßiaͤ: alhier aber, da die kuͤnftige Welt von
der gegenwaͤrtigen unterſchieden iſt, wird da-
mit wol auf das Reich der Herrlichkeit ge-
ſehen.
7. Dieſe Erhoͤhung CHriſti fuͤhret nun
mit ſich deſſelben Ober-Herrſchaft uͤber alles,
und inſonderheit das Regiment uͤber ſeine Kirche
auf Erden. Von jener heißt es: er hat alle
Dinge unter ſeine Fuͤſſe gethan.
Welche
Worte genommen ſind aus dem achten Pſalm,
v. 7. 8. der von CHriſto handelt. Jhre ſonder-
bare Erlaͤuterung aber haben ſie 1 Cor. 15, 25. 26.
27. Es hat aber dieſe Unterwerfung und Unter-
thaͤnigkeit ihre gewiſſe Stufen: welche an dem
ietzo angefuͤhrten Orte auch angezeiget werden.
Wenn alles vollbracht, ſo wird es mit groſſen
Stimmen im Himmel heiſſen: Es ſind die
Reiche der Welt unſers HErrn und ſei-
nes CHriſtus worden: und er wird regie-
ren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
8. Vom Regimente der Kirche, als des
Reiches der Gnaden, ſpricht der Apoſtel: Er
hat ihn geſetzt zum Haupt der Gemeine uͤ-
ber alles; welche da iſt ſein Leib, nemlich
die Fuͤlle deß, der alles in allen erfuͤllet.

Darinnen dreyerley zu mercken iſt: a. wie
CHriſtus iſt das Haupt der Gemeine: b. wie
dieſe iſt ſein Leib, und dabey auch ſeine Fuͤlle:
und c. wie er alles in allen erfuͤllet.
9. CHri-
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[610/0638] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, v. 21-23. genden, auch mit dem Vorhergehenden aufs ge- naueſte verknuͤpften Verſen, welche auf den Stand der Erhoͤhung CHriſti gehen, ſind von die- ſem Stande zwey Haupt-Stuͤcke, welche unter- ſchiedliche andere Puncte in ſich halten, zu mer- cken: nemlich erſtlich die Erhoͤhung ſelbſt in ihren unterſchiedlichen Stufen: und denn die daher entſtehende koͤnigliche Ober-Herrſchaft und Regierung der Kirche auf Erden. 2. Zu der Erhoͤhung CHriſti gehoͤren drey gradus: die Auferweckung, die Himmel- fahrt, und das Sitzen zur Rechten GOttes. Von der Auferweckung iſt ſchon zuvor gedacht. Die Himmelfahrt iſt zwar nicht ausdruͤcklich al- hier benennet: allein ſie wird mit verſtanden un- ter den Worten: er hat ihn geſetzet zu ſeiner Rechten im Himmel: ſintemal dieſes Setzen nicht geſchehen konte ohne Auffahrt: und alſo haͤlt das Setzen zur Rechten das Aufnehmen in den Himmel der Herrlichkeit mit in ſich: daher auch an mehrern Orten, welche vom Setzen und Sitzen zur Rechten GOttes handeln, der Him- melfahrt nicht ausdruͤcklich gedacht wird. 3. Von dieſen drey Stufen der Erhoͤhung CHriſti iſt zuvorderſt dieſes zu mercken, daß darinnen geſehen werde theils auf die menſchli- che, theils auf die goͤttliche Natur CHriſti. Denn gleichwie CHriſtus nach der menſchlichen Natur iſt auferwecket, aufgenommen und geſetzet zur rechten Hand GOttes: alſo iſt er nach derſelben, Vermoͤge der goͤttlichen Natur, auch auferſtan- den, aufgefahren und hat ſich geſetzet zur Rech- ten des Vaters: und hat er ſolches aus eigner goͤttlicher Kraft gethan; als welche er mit dem Vater und Heiligen Geiſte dem Weſen nach ge- mein hat. 4. Die Redens-Art vom Setzen und Si- tzen zur Rechten GOttes, iſt hergenommen vom eigentlichen koͤniglichen Thron, welcher von ſol- cher Groͤſſe iſt, daß ihrer mehrere als einer dar- auf ſitzen koͤnnen, und derjenige, welcher, als ein Reichs-Genoſſe, dem Koͤnige zur rechten Hand, worinnen er den Scepter hielte, ſitzet, dieſem eben ſo nahe iſt, als jener, zum Zeichen, daß er mit ihm gleicher Majeſtaͤt und Herrlichkeit ſey. Und alſo ſtehet das Wort, die Rechte nicht im Gegenſatz auf die Lincke, und noch viel weni- ger zeiget es eine Ober-Stelle an; ſondern die goͤttliche Majeſtaͤt und Herrlichkeit, und die dar- innen gefuͤhrte allmaͤchtige Regierung. Dieſe hat der Sohn GOttes, nachdem er ſich derſelben im Stande ſeiner Erniedrigung in gewiſſer Maſſe begeben hatte, nach vollendetem Wercke der Er- loͤſung, zum voͤlligen Gebrauch wieder angetre- ten, und ſeine mit der goͤttlichen vereinigte menſchliche Natur mit dazu eingefuͤhret; gleich- wie er nach derſelben vom Vater, zur Bezeu- gung ſeines hoͤchſten Wohlgefallens an dem vollbrachten Wercke der Erloͤſung und der voll- kommenen Guͤltigkeit deſſelben, nach allen Stu- fen der Erhoͤhung erhoben worden. Es iſt ſonſt bekanter maſſen dieſer Ort aus dem von CHriſto handelnden zwar ſehr kurtzen, aber ſehr herrli- chen hundert und zehenden Pſalm genommen: und wie wichtig er ſey, iſt auch daraus abzu- nehmen, daß er von CHriſto ſelbſt Matth. 22, 43. 44. und von Petro Ap. Geſch. 2, 34. 1 Ep. 3, 22. und auſſer dieſem Orte auch von Paulo 1 Cor. 15, 25. Hebr. 1, 13. 10, 12. 13. angefuͤh- ret iſt. Siehe auch Offenb. 3, 21. 5. Die Worte: alle Fuͤrſtenthum, Ge- walt, Macht, Herrſchaft, und alles, was genannt mag werden, ſind wegen der dar- auf folgenden Worte: nicht allein in dieſer Welt, ſondern auch in der zukuͤnftigen; zu verſtehen von der Ober-Herrſchaft CHriſti im Himmel und auf Erden, uͤber alle Menſchen und ihre Beherrſcher, und uͤber alle himmliſche Heerſcharen der Engel. Was die Herrſchaft uͤber jene betrifft, gehoͤren unter vielen andern Oertern dahin ſonderlich dieſe folgende: Dan. 2, 44. 7, 18. 27. Offenb. 17, 14. 19, 16. Von den unterſchiedlichen Choren und Thronen der himmliſchen Heerſcharen, der heiligen Engel, da- von ſich in dieſer Unvollkommenheit nichts ei- gentlich erkennen laͤſſet, ſiehe Eph. 3, 10. Col. 1, 16. 1 Pet. 3, 22. Uber dieſe ſo edle Geſchoͤpfe iſt CHriſtus auch der menſchlichen Natur nach dergeſtalt erhaben, daß er als wahrer GOTT von ihnen angebetet wird. Pſalm 97, 7. Hebr. 1, 6. 6. Die Redens-Art, ὑπὲρ παντὸς ὀνόμα- τος ὀνομαζομἐνου, ſeyn uͤber allem Namen, der genannt mag werden, iſt nach dem He- braiſmo zu verſtehen, da es ſo viel iſt, als hoch, herrlich, vortreflich und beruͤhmt ſeyn. Siehe auch Phil. 2, 9. Die Worte, zukuͤnftige Welt, heiſſen zwar Hebr. 2, 5. im Gegenſatze auf das alte Teſtament ſo viel, als die neue oder Evangeliſche Oeconomie, oder das Reich des Meßiaͤ: alhier aber, da die kuͤnftige Welt von der gegenwaͤrtigen unterſchieden iſt, wird da- mit wol auf das Reich der Herrlichkeit ge- ſehen. 7. Dieſe Erhoͤhung CHriſti fuͤhret nun mit ſich deſſelben Ober-Herrſchaft uͤber alles, und inſonderheit das Regiment uͤber ſeine Kirche auf Erden. Von jener heißt es: er hat alle Dinge unter ſeine Fuͤſſe gethan. Welche Worte genommen ſind aus dem achten Pſalm, v. 7. 8. der von CHriſto handelt. Jhre ſonder- bare Erlaͤuterung aber haben ſie 1 Cor. 15, 25. 26. 27. Es hat aber dieſe Unterwerfung und Unter- thaͤnigkeit ihre gewiſſe Stufen: welche an dem ietzo angefuͤhrten Orte auch angezeiget werden. Wenn alles vollbracht, ſo wird es mit groſſen Stimmen im Himmel heiſſen: Es ſind die Reiche der Welt unſers HErrn und ſei- nes CHriſtus worden: und er wird regie- ren von Ewigkeit zu Ewigkeit. 8. Vom Regimente der Kirche, als des Reiches der Gnaden, ſpricht der Apoſtel: Er hat ihn geſetzt zum Haupt der Gemeine uͤ- ber alles; welche da iſt ſein Leib, nemlich die Fuͤlle deß, der alles in allen erfuͤllet. Darinnen dreyerley zu mercken iſt: a. wie CHriſtus iſt das Haupt der Gemeine: b. wie dieſe iſt ſein Leib, und dabey auch ſeine Fuͤlle: und c. wie er alles in allen erfuͤllet. 9. CHri-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/638>, abgerufen am 24.11.2024.