Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 3, 16-18. [Spaltenumbruch]
2 Cor. 4, 16. Ob unser äusserlicher Menschverweset, so wird doch der innere von Ta- ge zu Tage erneuret. Da wir sehen, daß der innere nicht der neue ist, sondern erneuert wird. 2. Dieser innere Mensch war nun bey den Ephesiern durch die wahre Wiedergeburt zur Erneurung gekommen: aber er war darinnen noch nicht zur rechten Stärcke gelanget: dan- nenhero der Apostel diese ihnen so hertzlich an- wünschet. 3. Wir sehen hieraus, daß es nicht genug sey, zum Stande der Gnade durch die Bekeh- rung zu gelangen; sondern daß auch allerdinge eine rechte Stärcke und Bevestigung desselben erfodert werde. Und können wir hieran so viel weniger zweifeln, da wir dieses auch im Reiche der Natur also finden: wie man nemlich nicht immer ein Säugling bleibe, noch immer in ei- nem Rollwagen einhergehe, oder sich sonst gän- geln lasse, sondern nach und nach zum männli- chen Alter und mit demselben auch zur männli- chen Stärcke komme. Und zu dieser die Ephe- sier zu bringen, und sie dadurch so vielmehr vor allem Rückfall zu bewahren, ist die Haupt- Absicht dieses gantzen Briefes gewesen. Denn gleichwie dieses aus der bisherigen Tractation erhellet: also gehet darauf auch der gantze fol- gende Context der übrigen Capitel, sonderlich das, was wir c. 4, 13. u. s. f. 6, 10. 11. u. s. f. lesen. 4. Wie wenig es aber auf uns selbst bey der geistlichen Stärckung ankomme, erhellet daraus, daß der Apostel alles von GOtt erbittet, und das erbetene der kräftigen Wirckung des Heiligen Geistes zuschreibet. Jndessen wird doch aber die rechte Treue in der Anwendung so gar nicht ausgeschlossen, daß er vielmehr im gantzen Briefe auf dieselbe treibet. 5. Jm übrigen finden wir alhier abermal ein Zeugniß von der heiligen Dreyeinigkeit in der Hochgelobten Gottheit: nemlich der Vater un- sers HErrn JEsu Christi machet durch seinen Geist die Glaubigen starck an dem inwendigen Menschen. Da wir denn sehen, wie die drey Personen in der Gottheit bey ihrer Wirckung zusammen fliessen. Wenn es aber von dem Heiligen Geiste heißt, daß er sey sein, des Va- ters, Geist, so wird damit gesehen sowol auf den persöhnlichen und ewigen uns aber unbe- greiflichen Ausgang vom Vater Joh. 15, 26. als auch darauf, daß er vom Vater, in Ansehung des Verdienstes Christi, sich senden lässet: welches die Einigkeit des göttlichen Wesens und der persönliche Unterscheid unter Vater, Sohn und H. Geiste also mit sich bringet. V. 17. Und Christum (und mit ihm auch den Anmerckungen. 1. O welch eine wichtige und herrliche Sache ist es nicht um den Gnaden-Stand der Christen bey GOtt, da man dadurch zu einer solchen Gemeinschaft mit GOtt kömmt, daß man gar ein Tempel und eine Wohnung GOt- tes wird! Siehe, was davon bereits c. 2, 21. vorkommen ist. Von dieser Einwohnung re- det Paulus, wenn er Gal. 2, 20. spricht: Jch lebe: doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir. 2. Was der wahre Glaube für ein göttli- ches Werck in dem Menschen sey, siehet man auch daraus, daß er das Mittel ist von der Einwoh- nung Christi; darum Paulus 2 Cor 13, 5. Christum und den Glauben zusammen setzet, wenn er spricht: Versuchet euch selbst, ob ihr im Glauben seyd, prüfet euch selbst. Oder erkennet ihr euch selbst nicht, daß JEsus Christus in euch ist? es sey denn, daß ihr untüchtig seyd. V. 18. Und durch die Liebe eingewurtzelt und Anmerckungen. 1. Jn den ersten Worten ist im Griechi- schen die nachgesetzte particula ina dem Verstan- de nach vorher, vor den nominativis eRRizomeno[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] kai tethemeliomenoi zu setzen: dergleichen man auch bey andern Auctoribus und auch im Neuen Testament selbst findet. Siehe Joh. 13, 29. 1 Cor. 9, 15. 2 Cor. 2, 4. Gal. 2, 10. 2. Es gebrauchet der Apostel ein gedoppel- tes, auch sonst in der heiligen Schrift gebräuch- liches, Gleichniß, das eine von Gewächsen, und sonderlich von Bäumen, das andere von Ge- bäuden hergenommen, und zeiget damit an, wie daß Christen sind Pflantzen des HErrn, welche ihre Wurtzel, und ein solches Haus, welches sei- nen Grund in Christo hat, und darauf veste ste- het, und noch immer vester gegründet wird. Und mit dem Gleichniß vom wohlgegründeten Hause siehet der Apostel wol sonderlich auf das Vorbild am Tempel zu Jerusalem. Denn gleichwie er darunter die Beschaffenheit des geist- lichen Reichs des Meßiä schon oben c. 2, 20. 21. vor-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, 16-18. [Spaltenumbruch]
2 Cor. 4, 16. Ob unſer aͤuſſerlicher Menſchverweſet, ſo wird doch der innere von Ta- ge zu Tage erneuret. Da wir ſehen, daß der innere nicht der neue iſt, ſondern erneuert wird. 2. Dieſer innere Menſch war nun bey den Epheſiern durch die wahre Wiedergeburt zur Erneurung gekommen: aber er war darinnen noch nicht zur rechten Staͤrcke gelanget: dan- nenhero der Apoſtel dieſe ihnen ſo hertzlich an- wuͤnſchet. 3. Wir ſehen hieraus, daß es nicht genug ſey, zum Stande der Gnade durch die Bekeh- rung zu gelangen; ſondern daß auch allerdinge eine rechte Staͤrcke und Beveſtigung deſſelben erfodert werde. Und koͤnnen wir hieran ſo viel weniger zweifeln, da wir dieſes auch im Reiche der Natur alſo finden: wie man nemlich nicht immer ein Saͤugling bleibe, noch immer in ei- nem Rollwagen einhergehe, oder ſich ſonſt gaͤn- geln laſſe, ſondern nach und nach zum maͤnnli- chen Alter und mit demſelben auch zur maͤnnli- chen Staͤrcke komme. Und zu dieſer die Ephe- ſier zu bringen, und ſie dadurch ſo vielmehr vor allem Ruͤckfall zu bewahren, iſt die Haupt- Abſicht dieſes gantzen Briefes geweſen. Denn gleichwie dieſes aus der bisherigen Tractation erhellet: alſo gehet darauf auch der gantze fol- gende Context der uͤbrigen Capitel, ſonderlich das, was wir c. 4, 13. u. ſ. f. 6, 10. 11. u. ſ. f. leſen. 4. Wie wenig es aber auf uns ſelbſt bey der geiſtlichen Staͤrckung ankomme, erhellet daraus, daß der Apoſtel alles von GOtt erbittet, und das erbetene der kraͤftigen Wirckung des Heiligen Geiſtes zuſchreibet. Jndeſſen wird doch aber die rechte Treue in der Anwendung ſo gar nicht ausgeſchloſſen, daß er vielmehr im gantzen Briefe auf dieſelbe treibet. 5. Jm uͤbrigen finden wir alhier abermal ein Zeugniß von der heiligen Dreyeinigkeit in der Hochgelobten Gottheit: nemlich der Vater un- ſers HErrn JEſu Chriſti machet durch ſeinen Geiſt die Glaubigen ſtarck an dem inwendigen Menſchen. Da wir denn ſehen, wie die drey Perſonen in der Gottheit bey ihrer Wirckung zuſammen flieſſen. Wenn es aber von dem Heiligen Geiſte heißt, daß er ſey ſein, des Va- ters, Geiſt, ſo wird damit geſehen ſowol auf den perſoͤhnlichen und ewigen uns aber unbe- greiflichen Ausgang vom Vater Joh. 15, 26. als auch darauf, daß er vom Vater, in Anſehung des Verdienſtes Chriſti, ſich ſenden laͤſſet: welches die Einigkeit des goͤttlichen Weſens und der perſoͤnliche Unterſcheid unter Vater, Sohn und H. Geiſte alſo mit ſich bringet. V. 17. Und Chriſtum (und mit ihm auch den Anmerckungen. 1. O welch eine wichtige und herrliche Sache iſt es nicht um den Gnaden-Stand der Chriſten bey GOtt, da man dadurch zu einer ſolchen Gemeinſchaft mit GOtt koͤmmt, daß man gar ein Tempel und eine Wohnung GOt- tes wird! Siehe, was davon bereits c. 2, 21. vorkommen iſt. Von dieſer Einwohnung re- det Paulus, wenn er Gal. 2, 20. ſpricht: Jch lebe: doch nun nicht ich, ſondern Chriſtus lebet in mir. 2. Was der wahre Glaube fuͤr ein goͤttli- ches Werck in dem Menſchen ſey, ſiehet man auch daraus, daß er das Mittel iſt von der Einwoh- nung Chriſti; darum Paulus 2 Cor 13, 5. Chriſtum und den Glauben zuſammen ſetzet, wenn er ſpricht: Verſuchet euch ſelbſt, ob ihr im Glauben ſeyd, pruͤfet euch ſelbſt. Oder erkennet ihr euch ſelbſt nicht, daß JEſus Chriſtus in euch iſt? es ſey denn, daß ihr untuͤchtig ſeyd. V. 18. Und durch die Liebe eingewurtzelt und Anmerckungen. 1. Jn den erſten Worten iſt im Griechi- ſchen die nachgeſetzte particula ἵνα dem Verſtan- de nach vorher, vor den nominativis ἐῤῥιζωμένο[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] καὶ τεϑεμελιωμένοι zu ſetzen: dergleichen man auch bey andern Auctoribus und auch im Neuen Teſtament ſelbſt findet. Siehe Joh. 13, 29. 1 Cor. 9, 15. 2 Cor. 2, 4. Gal. 2, 10. 2. Es gebrauchet der Apoſtel ein gedoppel- tes, auch ſonſt in der heiligen Schrift gebraͤuch- liches, Gleichniß, das eine von Gewaͤchſen, und ſonderlich von Baͤumen, das andere von Ge- baͤuden hergenommen, und zeiget damit an, wie daß Chriſten ſind Pflantzen des HErrn, welche ihre Wurtzel, und ein ſolches Haus, welches ſei- nen Grund in Chriſto hat, und darauf veſte ſte- het, und noch immer veſter gegruͤndet wird. Und mit dem Gleichniß vom wohlgegruͤndeten Hauſe ſiehet der Apoſtel wol ſonderlich auf das Vorbild am Tempel zu Jeruſalem. Denn gleichwie er darunter die Beſchaffenheit des geiſt- lichen Reichs des Meßiaͤ ſchon oben c. 2, 20. 21. vor-
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 3, 16-18.
2 Cor. 4, 16. Ob unſer aͤuſſerlicher Menſch
verweſet, ſo wird doch der innere von Ta-
ge zu Tage erneuret. Da wir ſehen, daß der
innere nicht der neue iſt, ſondern erneuert
wird.
2. Dieſer innere Menſch war nun bey den
Epheſiern durch die wahre Wiedergeburt zur
Erneurung gekommen: aber er war darinnen
noch nicht zur rechten Staͤrcke gelanget: dan-
nenhero der Apoſtel dieſe ihnen ſo hertzlich an-
wuͤnſchet.
3. Wir ſehen hieraus, daß es nicht genug
ſey, zum Stande der Gnade durch die Bekeh-
rung zu gelangen; ſondern daß auch allerdinge
eine rechte Staͤrcke und Beveſtigung deſſelben
erfodert werde. Und koͤnnen wir hieran ſo viel
weniger zweifeln, da wir dieſes auch im Reiche
der Natur alſo finden: wie man nemlich nicht
immer ein Saͤugling bleibe, noch immer in ei-
nem Rollwagen einhergehe, oder ſich ſonſt gaͤn-
geln laſſe, ſondern nach und nach zum maͤnnli-
chen Alter und mit demſelben auch zur maͤnnli-
chen Staͤrcke komme. Und zu dieſer die Ephe-
ſier zu bringen, und ſie dadurch ſo vielmehr vor
allem Ruͤckfall zu bewahren, iſt die Haupt-
Abſicht dieſes gantzen Briefes geweſen. Denn
gleichwie dieſes aus der bisherigen Tractation
erhellet: alſo gehet darauf auch der gantze fol-
gende Context der uͤbrigen Capitel, ſonderlich das,
was wir c. 4, 13. u. ſ. f. 6, 10. 11. u. ſ. f. leſen.
4. Wie wenig es aber auf uns ſelbſt bey der
geiſtlichen Staͤrckung ankomme, erhellet daraus,
daß der Apoſtel alles von GOtt erbittet, und das
erbetene der kraͤftigen Wirckung des Heiligen
Geiſtes zuſchreibet. Jndeſſen wird doch aber
die rechte Treue in der Anwendung ſo gar nicht
ausgeſchloſſen, daß er vielmehr im gantzen Briefe
auf dieſelbe treibet.
5. Jm uͤbrigen finden wir alhier abermal ein
Zeugniß von der heiligen Dreyeinigkeit in der
Hochgelobten Gottheit: nemlich der Vater un-
ſers HErrn JEſu Chriſti machet durch ſeinen
Geiſt die Glaubigen ſtarck an dem inwendigen
Menſchen. Da wir denn ſehen, wie die drey
Perſonen in der Gottheit bey ihrer Wirckung
zuſammen flieſſen. Wenn es aber von dem
Heiligen Geiſte heißt, daß er ſey ſein, des Va-
ters, Geiſt, ſo wird damit geſehen ſowol auf
den perſoͤhnlichen und ewigen uns aber unbe-
greiflichen Ausgang vom Vater Joh. 15, 26.
als auch darauf, daß er vom Vater, in Anſehung
des Verdienſtes Chriſti, ſich ſenden laͤſſet:
welches die Einigkeit des goͤttlichen Weſens und
der perſoͤnliche Unterſcheid unter Vater, Sohn
und H. Geiſte alſo mit ſich bringet.
V. 17.
Und Chriſtum (und mit ihm auch den
Vater und Heil. Geiſt wegen der Einigkeit des
goͤttlichen Weſens) zu wohnen durch den
Glauben (als womit ihr ihn bereits aufgenom-
men und euch zugeeignet habet) in eurem Her-
tzen (in eurer Seelen, als in ſeinen Tempeln,
nach deſſelben Haupt-Kraͤften, alſo, daß er, als
das wahre weſentliche Licht und Leben euren
Verſtand mit goͤttlichem Lichte, und euren Wil-
len mit goͤttlichem Leben oder Lebens-Kraft im-
mer mehr erfuͤlle.)
Anmerckungen.
1. O welch eine wichtige und herrliche
Sache iſt es nicht um den Gnaden-Stand der
Chriſten bey GOtt, da man dadurch zu einer
ſolchen Gemeinſchaft mit GOtt koͤmmt, daß
man gar ein Tempel und eine Wohnung GOt-
tes wird! Siehe, was davon bereits c. 2, 21.
vorkommen iſt. Von dieſer Einwohnung re-
det Paulus, wenn er Gal. 2, 20. ſpricht: Jch
lebe: doch nun nicht ich, ſondern Chriſtus
lebet in mir.
2. Was der wahre Glaube fuͤr ein goͤttli-
ches Werck in dem Menſchen ſey, ſiehet man auch
daraus, daß er das Mittel iſt von der Einwoh-
nung Chriſti; darum Paulus 2 Cor 13, 5.
Chriſtum und den Glauben zuſammen ſetzet,
wenn er ſpricht: Verſuchet euch ſelbſt, ob
ihr im Glauben ſeyd, pruͤfet euch ſelbſt.
Oder erkennet ihr euch ſelbſt nicht, daß
JEſus Chriſtus in euch iſt? es ſey denn,
daß ihr untuͤchtig ſeyd.
V. 18.
Und durch die Liebe eingewurtzelt und
gegruͤndet werden (daß ihr durch die Liebe,
welche GOtt in Chriſto zu euch traͤget, im glaͤu-
bigen Genuß derſelben, moͤget alſo beveſtiget
werden, wie ein Baum auf ſeiner Wurtzel;
wie ein Haus auf ſeinem unbeweglichen Grunde)
auf daß ihr begreiffen moͤget (ἵνα ἐξισχύσητε,
daß ihr ein rechtes Vermoͤgen haben moͤget,
καταλα_ έσϑα_ , zu begreiffen) mit allen Hei-
ligen (welche mit euch das groſſe Gebaͤude der
Kirche GOttes ausmachen) welches da ſey (an
demſelben, und noch vielmehr an dem Grunde deſ-
ſelben, an dem Geheimniß von Chriſto) die
Breite, und die Laͤnge, und die Tiefe, und
die Hoͤhe.
Anmerckungen.
1. Jn den erſten Worten iſt im Griechi-
ſchen die nachgeſetzte particula ἵνα dem Verſtan-
de nach vorher, vor den nominativis ἐῤῥιζωμένο_
καὶ τεϑεμελιωμένοι zu ſetzen: dergleichen man
auch bey andern Auctoribus und auch im Neuen
Teſtament ſelbſt findet. Siehe Joh. 13, 29.
1 Cor. 9, 15. 2 Cor. 2, 4. Gal. 2, 10.
2. Es gebrauchet der Apoſtel ein gedoppel-
tes, auch ſonſt in der heiligen Schrift gebraͤuch-
liches, Gleichniß, das eine von Gewaͤchſen, und
ſonderlich von Baͤumen, das andere von Ge-
baͤuden hergenommen, und zeiget damit an, wie
daß Chriſten ſind Pflantzen des HErrn, welche
ihre Wurtzel, und ein ſolches Haus, welches ſei-
nen Grund in Chriſto hat, und darauf veſte ſte-
het, und noch immer veſter gegruͤndet wird.
Und mit dem Gleichniß vom wohlgegruͤndeten
Hauſe ſiehet der Apoſtel wol ſonderlich auf das
Vorbild am Tempel zu Jeruſalem. Denn
gleichwie er darunter die Beſchaffenheit des geiſt-
lichen Reichs des Meßiaͤ ſchon oben c. 2, 20. 21.
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