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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 7-9.
[Spaltenumbruch] soll seinen Vater ehren, und ein Knecht sei-
nen Herrn. Bin ich nun Vater, wo ist
meine Ehre? bin ich HErr, wo fürchtet
man mich?
Siehe auch c. 2, 10. Jmgleichen
Matth. 6, 24. Niemand kan zweyen Herren
dienen
u. s. w.
V. 7.

Einem ieglichen aber unter uns ist
gegeben die Gnade
(wie zur Heiligung, also
auch guten Theils zur gemeinen Erbauung, also,
daß einer des andern bedarf, und sich nützlich be-
dienen kan, und daher alle mit einander in der
Einigkeit des Geistes stehen sollen,) nach dem
Maß der Gabe CHristi
(wie es CHristo,
dem Haupte seines geistlichen Leibes, gefallen, die
Gnaden-Gaben umsonst auszutheilen.)

Anmerckungen.
1. Nachdem der Apostel sieben Gründe an-
geführet, welche die Gläubigen in der Einigkeit
des Geistes erhalten solten und könten, und von
der Beschaffenheit sind, daß sie daran alle auf
gleiche Art Theil hatten: so gedencket er nun
der geistlichen Gnaden-Gaben, welche sie in ei-
nem unterschiedenen Masse hatten. Und weil
dieser Unterscheid zu einiger Mißhelligkeit gerei-
chen konte, wie man in der Corinthischen Kir-
che siehet, 1 Cor. 12. 14. so zeiget er darauf im
folgenden an, woher sie solche bekommen, und
zu welchem Zweck sie mitgetheilet werden, nemlich
zur gemeinen Erbauung und zu einerley Glauben
und Erkäntniß des Sohnes GOttes v. 12. 13.
Es solle demnach der Unterscheid der Gnaden-
Gaben der Einigkeit unter ihnen so gar nicht ent-
gegen stehen, daß sie sich dieselbe vielmehr dazu
sollen dienen lassen, gleichwie am natürlichen
Leibe ein Glied des andern in seinem Geschäfte
benöthiget ist, und sich dessen auch gerne bedienet:
wie man denn zu erkennen habe, daß das, was
GOTT einem gegeben, den andern in gemein-
schaftlicher Erbauung auch mit zu Diensten stehe.
Man sehe hievon ein mehrers Rom. 12, 3. u. s. f.
1 Cor. 12. c. 13. c. 14. 1 Pet. 4, 10. an welchem
letztern Orte es heißt: Dienet einander, ein
ieglicher mit der Gabe, die er empfangen
hat, als die guten Haushalter der man-
cherley Gnaden GOttes.
2. Was Paulus von den besondern und
guten theils ausserordentlichen Gnaden-Gaben
saget, das gilt auch von den ordentlichen zur
Heiligung gehörigen Gaben, daß einer damit
dem andern zu dienen habe, und einer von dem
andern sich damit zu seiner Erbauung dienen las-
se. Denn ob wol bey einem rechtschaffenen Chri-
sten alle Tugenden bey einander seyn müssen; so
thun sie sich doch bey ihnen in einem gar unter-
schiedenen Masse hervor. Denn da ist an dem
einen die Demuth, an dem andern die Sanft-
muth,
wieder an andern die Christliche Einfalt
des Sinnes,
oder die Treue, Dienstfertig-
keit;
imgleichen die Brünstigkeit im Gebet,
auch die Geduld im Leiden u. s. w. vor andern
Gaben sonderlich käntlich; daß man sich daher
auch derselben vornehmlich zu bedienen hat, um
[Spaltenumbruch] sich zu gleicher thätiger Ubung dadurch erwecken
zu lassen.
V. 8.

Darum (damit wir erkennen sollen, daß
die Mittheilung der Gnaden-Gaben ein freyes
Geschenck unsers Heilandes sey) spricht er (le-
gei, scilicet o legon, der in der heiligen Schrift
redet, das ist, der Heilige Geist durch den Mund
Davids im 68ten Psalm, v. 19.) Er, (der Sohn
GOttes nach vollbrachtem Wercke der Erlö-
sun) ist (oder nach dem Hebr. du bist) aufge-
fahren in die Höhe
(gen Himmel, und hat sich
zur rechten GOttes gesetzet) und hat (oder hast)
vorher durch seine Erlösung) das Gefängniß
gefangen genommen
(diejenigen geistlichen
Feinde, die uns gefangen hielten, und gleichsam
unser Gefängniß waren, als die Sünde, den
Satan, den Tod und die Schuld zur Verdamm-
niß, hat er überwunden, und zum Zeichen der ge
schehenen Uberwindung durch die Himmelfahrt
siegreich über sie triumphiret) und hat (oder
hast) den Menschen Gaben gegeben (Hebr.
empfangen, als der Erbe über alles zur reichli-
chen Austheilung unter den Mit-Erben, die aus
seiner Fülle nehmen Gnade um Gnade Joh. 1,
16. Rom. 8, 17. Welche Mittheilung der Ga-
ben sich sonderlich anfing nach der Himmelfahrt
am ersten Pfingst-Tage Ap. Gesch. 2. und dar-
auf also fortgesetzet worden, und in gewisser
Masse noch fortgesetzet wird.)

Anmerckung.

Jm Reiche CHristi ist Freyheit; als dar-
innen alle Bande und Gefängnisse aufgehaben
sind: aber eine geistliche Freyheit, welche, wie sie
von der Erlösung CHristi dependiret, und himm-
lische geistliche Gaben mit sich führet, auch billig
himmlisch gesinnet machet, und im beständigen
Gebrauch solcher Gaben zur Heiligung angewen-
det, keines weges aber auf Frechheit des Fleisches
gezogen werden muß.

V. 9.

Daß er aber aufgefahren ist, was ists
(was zeiget es anders an, und führet uns zu Ge-
müthe, oder zum gesegneten Andencken) denn
daß er zuvor ist hinunter gefahren in die
untersten Oerter der Erden
(ist in die Welt
und zu uns auf Erden gekommen, hat menschliche
Natur an sich genommen, und ist darauf gestor-
ben und ins Grab geleget worden.)

Anmerckungen.
1. Es wird zwar dieser Ort von vielen von
der Höllenfahrt CHristi verstanden: allein er
kan davon nicht wohl verstanden werden. Denn
ausser dem, daß die untersten Oerter der Erden
nicht füglich für die Oerter der Hölle oder der
Verdammten alhier angenommen werden kön-
nen, so stehet alhier die Niederfahrt der Auf-
fahrt,
oder der Stand der Erniedrigung dem
Stande der Erhöhung entgegen. Denn gleich-
wie durch die Auffahrt ohne Zweifel der Stand
der Erhöhung zu verstehen ist: also ist auch die
Nie-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 7-9.
[Spaltenumbruch] ſoll ſeinen Vater ehren, und ein Knecht ſei-
nen Herrn. Bin ich nun Vater, wo iſt
meine Ehre? bin ich HErr, wo fuͤrchtet
man mich?
Siehe auch c. 2, 10. Jmgleichen
Matth. 6, 24. Niemand kan zweyen Herren
dienen
u. ſ. w.
V. 7.

Einem ieglichen aber unter uns iſt
gegeben die Gnade
(wie zur Heiligung, alſo
auch guten Theils zur gemeinen Erbauung, alſo,
daß einer des andern bedarf, und ſich nuͤtzlich be-
dienen kan, und daher alle mit einander in der
Einigkeit des Geiſtes ſtehen ſollen,) nach dem
Maß der Gabe CHriſti
(wie es CHriſto,
dem Haupte ſeines geiſtlichen Leibes, gefallen, die
Gnaden-Gaben umſonſt auszutheilen.)

Anmerckungen.
1. Nachdem der Apoſtel ſieben Gruͤnde an-
gefuͤhret, welche die Glaͤubigen in der Einigkeit
des Geiſtes erhalten ſolten und koͤnten, und von
der Beſchaffenheit ſind, daß ſie daran alle auf
gleiche Art Theil hatten: ſo gedencket er nun
der geiſtlichen Gnaden-Gaben, welche ſie in ei-
nem unterſchiedenen Maſſe hatten. Und weil
dieſer Unterſcheid zu einiger Mißhelligkeit gerei-
chen konte, wie man in der Corinthiſchen Kir-
che ſiehet, 1 Cor. 12. 14. ſo zeiget er darauf im
folgenden an, woher ſie ſolche bekommen, und
zu welchem Zweck ſie mitgetheilet werden, nemlich
zur gemeinen Erbauung und zu einerley Glauben
und Erkaͤntniß des Sohnes GOttes v. 12. 13.
Es ſolle demnach der Unterſcheid der Gnaden-
Gaben der Einigkeit unter ihnen ſo gar nicht ent-
gegen ſtehen, daß ſie ſich dieſelbe vielmehr dazu
ſollen dienen laſſen, gleichwie am natuͤrlichen
Leibe ein Glied des andern in ſeinem Geſchaͤfte
benoͤthiget iſt, und ſich deſſen auch gerne bedienet:
wie man denn zu erkennen habe, daß das, was
GOTT einem gegeben, den andern in gemein-
ſchaftlicher Erbauung auch mit zu Dienſten ſtehe.
Man ſehe hievon ein mehrers Rom. 12, 3. u. ſ. f.
1 Cor. 12. c. 13. c. 14. 1 Pet. 4, 10. an welchem
letztern Orte es heißt: Dienet einander, ein
ieglicher mit der Gabe, die er empfangen
hat, als die guten Haushalter der man-
cherley Gnaden GOttes.
2. Was Paulus von den beſondern und
guten theils auſſerordentlichen Gnaden-Gaben
ſaget, das gilt auch von den ordentlichen zur
Heiligung gehoͤrigen Gaben, daß einer damit
dem andern zu dienen habe, und einer von dem
andern ſich damit zu ſeiner Erbauung dienen laſ-
ſe. Denn ob wol bey einem rechtſchaffenen Chri-
ſten alle Tugenden bey einander ſeyn muͤſſen; ſo
thun ſie ſich doch bey ihnen in einem gar unter-
ſchiedenen Maſſe hervor. Denn da iſt an dem
einen die Demuth, an dem andern die Sanft-
muth,
wieder an andern die Chriſtliche Einfalt
des Sinnes,
oder die Treue, Dienſtfertig-
keit;
imgleichen die Bruͤnſtigkeit im Gebet,
auch die Geduld im Leiden u. ſ. w. vor andern
Gaben ſonderlich kaͤntlich; daß man ſich daher
auch derſelben vornehmlich zu bedienen hat, um
[Spaltenumbruch] ſich zu gleicher thaͤtiger Ubung dadurch erwecken
zu laſſen.
V. 8.

Darum (damit wir erkennen ſollen, daß
die Mittheilung der Gnaden-Gaben ein freyes
Geſchenck unſers Heilandes ſey) ſpricht er (λέ-
γει, ſcilicet ὁ λέγων, der in der heiligen Schrift
redet, das iſt, der Heilige Geiſt durch den Mund
Davids im 68ten Pſalm, v. 19.) Er, (der Sohn
GOttes nach vollbrachtem Wercke der Erloͤ-
ſun) iſt (oder nach dem Hebr. du biſt) aufge-
fahren in die Hoͤhe
(gen Himmel, und hat ſich
zur rechten GOttes geſetzet) und hat (oder haſt)
vorher durch ſeine Erloͤſung) das Gefaͤngniß
gefangen genommen
(diejenigen geiſtlichen
Feinde, die uns gefangen hielten, und gleichſam
unſer Gefaͤngniß waren, als die Suͤnde, den
Satan, den Tod und die Schuld zur Verdam̃-
niß, hat er uͤberwunden, und zum Zeichen der ge
ſchehenen Uberwindung durch die Himmelfahrt
ſiegreich uͤber ſie triumphiret) und hat (oder
haſt) den Menſchen Gaben gegeben (Hebr.
empfangen, als der Erbe uͤber alles zur reichli-
chen Austheilung unter den Mit-Erben, die aus
ſeiner Fuͤlle nehmen Gnade um Gnade Joh. 1,
16. Rom. 8, 17. Welche Mittheilung der Ga-
ben ſich ſonderlich anfing nach der Himmelfahrt
am erſten Pfingſt-Tage Ap. Geſch. 2. und dar-
auf alſo fortgeſetzet worden, und in gewiſſer
Maſſe noch fortgeſetzet wird.)

Anmerckung.

Jm Reiche CHriſti iſt Freyheit; als dar-
innen alle Bande und Gefaͤngniſſe aufgehaben
ſind: aber eine geiſtliche Freyheit, welche, wie ſie
von der Erloͤſung CHriſti dependiret, und himm-
liſche geiſtliche Gaben mit ſich fuͤhret, auch billig
himmliſch geſinnet machet, und im beſtaͤndigen
Gebrauch ſolcher Gaben zur Heiligung angewen-
det, keines weges aber auf Frechheit des Fleiſches
gezogen werden muß.

V. 9.

Daß er aber aufgefahren iſt, was iſts
(was zeiget es anders an, und fuͤhret uns zu Ge-
muͤthe, oder zum geſegneten Andencken) denn
daß er zuvor iſt hinunter gefahren in die
unterſten Oerter der Erden
(iſt in die Welt
und zu uns auf Erden gekommen, hat menſchliche
Natur an ſich genommen, und iſt darauf geſtor-
ben und ins Grab geleget worden.)

Anmerckungen.
1. Es wird zwar dieſer Ort von vielen von
der Hoͤllenfahrt CHriſti verſtanden: allein er
kan davon nicht wohl verſtanden werden. Denn
auſſer dem, daß die unterſten Oerter der Erden
nicht fuͤglich fuͤr die Oerter der Hoͤlle oder der
Verdammten alhier angenommen werden koͤn-
nen, ſo ſtehet alhier die Niederfahrt der Auf-
fahrt,
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[636/0664] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 7-9. ſoll ſeinen Vater ehren, und ein Knecht ſei- nen Herrn. Bin ich nun Vater, wo iſt meine Ehre? bin ich HErr, wo fuͤrchtet man mich? Siehe auch c. 2, 10. Jmgleichen Matth. 6, 24. Niemand kan zweyen Herren dienen u. ſ. w. V. 7. Einem ieglichen aber unter uns iſt gegeben die Gnade (wie zur Heiligung, alſo auch guten Theils zur gemeinen Erbauung, alſo, daß einer des andern bedarf, und ſich nuͤtzlich be- dienen kan, und daher alle mit einander in der Einigkeit des Geiſtes ſtehen ſollen,) nach dem Maß der Gabe CHriſti (wie es CHriſto, dem Haupte ſeines geiſtlichen Leibes, gefallen, die Gnaden-Gaben umſonſt auszutheilen.) Anmerckungen. 1. Nachdem der Apoſtel ſieben Gruͤnde an- gefuͤhret, welche die Glaͤubigen in der Einigkeit des Geiſtes erhalten ſolten und koͤnten, und von der Beſchaffenheit ſind, daß ſie daran alle auf gleiche Art Theil hatten: ſo gedencket er nun der geiſtlichen Gnaden-Gaben, welche ſie in ei- nem unterſchiedenen Maſſe hatten. Und weil dieſer Unterſcheid zu einiger Mißhelligkeit gerei- chen konte, wie man in der Corinthiſchen Kir- che ſiehet, 1 Cor. 12. 14. ſo zeiget er darauf im folgenden an, woher ſie ſolche bekommen, und zu welchem Zweck ſie mitgetheilet werden, nemlich zur gemeinen Erbauung und zu einerley Glauben und Erkaͤntniß des Sohnes GOttes v. 12. 13. Es ſolle demnach der Unterſcheid der Gnaden- Gaben der Einigkeit unter ihnen ſo gar nicht ent- gegen ſtehen, daß ſie ſich dieſelbe vielmehr dazu ſollen dienen laſſen, gleichwie am natuͤrlichen Leibe ein Glied des andern in ſeinem Geſchaͤfte benoͤthiget iſt, und ſich deſſen auch gerne bedienet: wie man denn zu erkennen habe, daß das, was GOTT einem gegeben, den andern in gemein- ſchaftlicher Erbauung auch mit zu Dienſten ſtehe. Man ſehe hievon ein mehrers Rom. 12, 3. u. ſ. f. 1 Cor. 12. c. 13. c. 14. 1 Pet. 4, 10. an welchem letztern Orte es heißt: Dienet einander, ein ieglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der man- cherley Gnaden GOttes. 2. Was Paulus von den beſondern und guten theils auſſerordentlichen Gnaden-Gaben ſaget, das gilt auch von den ordentlichen zur Heiligung gehoͤrigen Gaben, daß einer damit dem andern zu dienen habe, und einer von dem andern ſich damit zu ſeiner Erbauung dienen laſ- ſe. Denn ob wol bey einem rechtſchaffenen Chri- ſten alle Tugenden bey einander ſeyn muͤſſen; ſo thun ſie ſich doch bey ihnen in einem gar unter- ſchiedenen Maſſe hervor. Denn da iſt an dem einen die Demuth, an dem andern die Sanft- muth, wieder an andern die Chriſtliche Einfalt des Sinnes, oder die Treue, Dienſtfertig- keit; imgleichen die Bruͤnſtigkeit im Gebet, auch die Geduld im Leiden u. ſ. w. vor andern Gaben ſonderlich kaͤntlich; daß man ſich daher auch derſelben vornehmlich zu bedienen hat, um ſich zu gleicher thaͤtiger Ubung dadurch erwecken zu laſſen. V. 8. Darum (damit wir erkennen ſollen, daß die Mittheilung der Gnaden-Gaben ein freyes Geſchenck unſers Heilandes ſey) ſpricht er (λέ- γει, ſcilicet ὁ λέγων, der in der heiligen Schrift redet, das iſt, der Heilige Geiſt durch den Mund Davids im 68ten Pſalm, v. 19.) Er, (der Sohn GOttes nach vollbrachtem Wercke der Erloͤ- ſun) iſt (oder nach dem Hebr. du biſt) aufge- fahren in die Hoͤhe (gen Himmel, und hat ſich zur rechten GOttes geſetzet) und hat (oder haſt) vorher durch ſeine Erloͤſung) das Gefaͤngniß gefangen genommen (diejenigen geiſtlichen Feinde, die uns gefangen hielten, und gleichſam unſer Gefaͤngniß waren, als die Suͤnde, den Satan, den Tod und die Schuld zur Verdam̃- niß, hat er uͤberwunden, und zum Zeichen der ge ſchehenen Uberwindung durch die Himmelfahrt ſiegreich uͤber ſie triumphiret) und hat (oder haſt) den Menſchen Gaben gegeben (Hebr. empfangen, als der Erbe uͤber alles zur reichli- chen Austheilung unter den Mit-Erben, die aus ſeiner Fuͤlle nehmen Gnade um Gnade Joh. 1, 16. Rom. 8, 17. Welche Mittheilung der Ga- ben ſich ſonderlich anfing nach der Himmelfahrt am erſten Pfingſt-Tage Ap. Geſch. 2. und dar- auf alſo fortgeſetzet worden, und in gewiſſer Maſſe noch fortgeſetzet wird.) Anmerckung. Jm Reiche CHriſti iſt Freyheit; als dar- innen alle Bande und Gefaͤngniſſe aufgehaben ſind: aber eine geiſtliche Freyheit, welche, wie ſie von der Erloͤſung CHriſti dependiret, und himm- liſche geiſtliche Gaben mit ſich fuͤhret, auch billig himmliſch geſinnet machet, und im beſtaͤndigen Gebrauch ſolcher Gaben zur Heiligung angewen- det, keines weges aber auf Frechheit des Fleiſches gezogen werden muß. V. 9. Daß er aber aufgefahren iſt, was iſts (was zeiget es anders an, und fuͤhret uns zu Ge- muͤthe, oder zum geſegneten Andencken) denn daß er zuvor iſt hinunter gefahren in die unterſten Oerter der Erden (iſt in die Welt und zu uns auf Erden gekommen, hat menſchliche Natur an ſich genommen, und iſt darauf geſtor- ben und ins Grab geleget worden.) Anmerckungen. 1. Es wird zwar dieſer Ort von vielen von der Hoͤllenfahrt CHriſti verſtanden: allein er kan davon nicht wohl verſtanden werden. Denn auſſer dem, daß die unterſten Oerter der Erden nicht fuͤglich fuͤr die Oerter der Hoͤlle oder der Verdammten alhier angenommen werden koͤn- nen, ſo ſtehet alhier die Niederfahrt der Auf- fahrt, oder der Stand der Erniedrigung dem Stande der Erhoͤhung entgegen. Denn gleich- wie durch die Auffahrt ohne Zweifel der Stand der Erhoͤhung zu verſtehen iſt: alſo iſt auch die Nie-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/664>, abgerufen am 24.11.2024.