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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, v. 28. 29. an die Epheser.
[Spaltenumbruch] Art, die in mancherley Ungerechtigkeit bestehet,
gäntzlich unterlasse,) sondern arbeite, und
schaffe mit den Händen etwas gutes, auf
daß er
(nicht allein davon seinen Unterhalt ha-
be, sondern auch) habe zu geben dem Dürf-
tigen,
(der nicht arbeiten kan.)

Anmerckungen.
1. Die Christliche Religion hat es nicht
mit weltlichen Strafen zu thun, sondern suchet
nur die Besserung der Seele, davon alles übri-
ge Gute dependiret, und dadurch alles Böse
vermieden wird. Das sehen wir daraus, daß
Paulus die weltliche Strafe wegen Dieberey,
ob sie darüber ergangen sey, oder noch ergehen
werde, der weltlichen Obrigkeit überläßt, und
nur darauf gehet, wie man von solcher Sünde
ablassen, und dagegen gutes thun soll.
2. Da der Apostel der Dieberey die Ar-
beit entgegen setzet, so zeiget er damit an, daß
solche Sünde meistentheils von faulen und müs-
sigen Leuten begangen werde; als die doch wo-
von leben wollen, und daher bey ihrem Müßig-
gange auf Dieberey fallen.
3. Die Arbeit ist mancherley, und kan
auch mit dem Kopfe und mit dem Munde und
mit den Händen, nicht allein auf eine gröbere,
sondern auch auf eine subtilere Art, nemlich durch
die Feder und allerhand instrumente, auch mit
den Fingern selbst, kunstreich geschehen. Sie
mag nun seyn, wie sie wolle, wenn sie an sich
selbst nur nützlich ist, und dazu in der Furcht
GOttes und im Glauben geschiehet, so wird sie
dergestalt geheiliget, daß sie gleichsam ein Stück
des Gottesdienstes wird.
4. O wie manche Arbeit ist nicht allein
unnützlich, sondern auch sündlich, theils an sich
selbst z. E. Spiel-Carten und dergleichen ma-
chen, sondern auch andern bey ihrer Sünde die-
nen, und also ein Werckzeug dazu abgeben:
wie da sonderlich von liederlichen Musicanten
und irdisch gesinneten Gastwirthen, die ihren
Gästen zu allerhand Uppigkeit und Völlerey auf-
warten, geschiehet.
5. Gleichwie die Reichen schuldig sind,
sich der Dürftigen nach ihrem Vermögen mit
rechtem Nachdrucke anzunehmen: also lieget
auch solchen ob, welche ihren Unterhalt durch
Arbeit suchen, denen, die noch ärmer sind, als
sie, und nicht arbeiten können, etwas mit zu
theilen. Denn es giebt viel solcher Dürftigen,
welche nicht im Stande sind zu arbeiten, oder
deren Arbeit doch bey weiten nicht hinreichet zu
ihrem Unterhalt; zumal wenn von einem Man-
ne das Ehe-Weib mit mehrern Kindern zu er-
nehren ist. Es fallen auch oft Zeiten ein, da
die Arbeit nicht zu haben ist, und man dannen-
hero einem Dürftigen das Nicht-arbeiten nicht
zur Sünde machen muß.
6. Man hat im übrigen bey diesem Orte
folgende Stellen zu conferiren 2 B. Mos. 20,
15. 2 B. Mos. 5, 19. Ap. Gesch. 20, 34. 1 Thess.
4, 11. 2 Thess, 2, 8. 12. Da man unter andern
siehet, daß sich auch Paulus noch in seinem Apo-
stel-Amte der Arbeit nicht geschämet hat, ob er
[Spaltenumbruch] sich wol derselben mit allem Recht hätte enthal-
ten können.
V. 29.

Lasset kein faul Geschwätz aus eurem
Munde gehen,
(und also nehmet zuvorderst
das Hertz in acht, daß darinnen keine geistliche
Fäulung, die sich durch den Mund äussert, ent-
stehe,) sondern was nützlich zur Besserung
ist, da es noth thut,
(zur nöthigen Aufer-
bauung,) daß es holdselig sey zu hören,
(und damit so viel mehrern Eingang finde.)

Anmerckungen.
1. Paulus schreibet den Christen ein Gesetz
vor, welches dem Laute nach auf den Mund,
aber dem Sinne nach eigentlich auf das Hertz
gehet. Jm Hertzen hat der Mensch an der Erb-
Sünde phthoran epithumias, oder epithumian
phthoras, eine grosse corruption 2 Pet. 1, 4. also
daß er daher auch mit einem Todten-Grabe,
das auswendig zwar hübsch scheinet, inwendig
aber voller Fäulung und Unflats ist, verglichen
wird Matth. 23, 27. Wie denn eigentlich aus
dem Hertzen kommen arge Gedancken, Mord,
Ehebruch, Hurerey, Dieberey, falsche Zeug-
nisse und Lästerungen c. 15, 19.
2. Es ist demnach ein faul Geschwätz
alles dasjenige, was aus einem so faulen Grun-
de herkömmt, und, wo nicht schandbar, unflä-
tig, und recht ärgerlich, doch überflüßig, ja
unnützlich, eitel und leichtsinnig ist. Worauf
auch Wiedergebohrne fallen können, wenn sie
den von der natürlichen corruption, oder Erb-
Sünde noch übrigen starcken Samen zum Aus-
bruch und gar zur Herrschaft kommen lassen, also
daß der Mund davon übergehet.
3. Es heißt demnach, kein faul Geschwätz
aus dem Munde gehen lassen,
so viel, als
den Grund des Hertzens wohl bewahren, und
die darinnen aufsteigende böse Begierden zu un-
nützem und eiteln Geschwätz in sich dämpfen, und
da man sie in sich fühlet, sie durch den Mund
nicht ausbrechen lassen. Wogegen auch unser
Heiland selbst sehr in der Bestrafung der Pha-
risäer und Schriftgelehrten in Ansehung der Lä-
ster-Reden ernstlich warnet, wenn er Matth.
12, 34. spricht: Jhr Otter-Gezüchte, wie
könnet ihr gutes reden, dieweil ihr böse
seyd? Wes das Hertz voll ist, deß gehet
der Mund über. Ein guter Mensch
u. s.
w. Jch sage euch aber, daß die Menschen
müssen Rechenschaft geben am jüngsten
Gericht von einem ieglichen unnützen
Worte, das sie geredet haben
u. s. w.
4. Und da der Apostel eigentlich nicht re-
det von den Reden in häuslichen Geschäften,
wie sie nach allerhand Umständen erfordert wer-
den, welche doch auch in der Furcht GOttes ge-
schehen und von allerhand sündlichen Gewohn-
heiten gereiniget seyn müssen; sondern von sol-
chen, welche man im Umgange mit andern auch
ausser solchen Verrichtungen führet, so will er,
daß sie an statt der Aergerniß, welches die fau-
len Worte anrichten, zur Erbauung dienen sol-
len. Welches auch das geistliche Priesterthum
also

Cap. 4, v. 28. 29. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch] Art, die in mancherley Ungerechtigkeit beſtehet,
gaͤntzlich unterlaſſe,) ſondern arbeite, und
ſchaffe mit den Haͤnden etwas gutes, auf
daß er
(nicht allein davon ſeinen Unterhalt ha-
be, ſondern auch) habe zu geben dem Duͤrf-
tigen,
(der nicht arbeiten kan.)

Anmerckungen.
1. Die Chriſtliche Religion hat es nicht
mit weltlichen Strafen zu thun, ſondern ſuchet
nur die Beſſerung der Seele, davon alles uͤbri-
ge Gute dependiret, und dadurch alles Boͤſe
vermieden wird. Das ſehen wir daraus, daß
Paulus die weltliche Strafe wegen Dieberey,
ob ſie daruͤber ergangen ſey, oder noch ergehen
werde, der weltlichen Obrigkeit uͤberlaͤßt, und
nur darauf gehet, wie man von ſolcher Suͤnde
ablaſſen, und dagegen gutes thun ſoll.
2. Da der Apoſtel der Dieberey die Ar-
beit entgegen ſetzet, ſo zeiget er damit an, daß
ſolche Suͤnde meiſtentheils von faulen und muͤſ-
ſigen Leuten begangen werde; als die doch wo-
von leben wollen, und daher bey ihrem Muͤßig-
gange auf Dieberey fallen.
3. Die Arbeit iſt mancherley, und kan
auch mit dem Kopfe und mit dem Munde und
mit den Haͤnden, nicht allein auf eine groͤbere,
ſondern auch auf eine ſubtilere Art, nemlich durch
die Feder und allerhand inſtrumente, auch mit
den Fingern ſelbſt, kunſtreich geſchehen. Sie
mag nun ſeyn, wie ſie wolle, wenn ſie an ſich
ſelbſt nur nuͤtzlich iſt, und dazu in der Furcht
GOttes und im Glauben geſchiehet, ſo wird ſie
dergeſtalt geheiliget, daß ſie gleichſam ein Stuͤck
des Gottesdienſtes wird.
4. O wie manche Arbeit iſt nicht allein
unnuͤtzlich, ſondern auch ſuͤndlich, theils an ſich
ſelbſt z. E. Spiel-Carten und dergleichen ma-
chen, ſondern auch andern bey ihrer Suͤnde die-
nen, und alſo ein Werckzeug dazu abgeben:
wie da ſonderlich von liederlichen Muſicanten
und irdiſch geſinneten Gaſtwirthen, die ihren
Gaͤſten zu allerhand Uppigkeit und Voͤllerey auf-
warten, geſchiehet.
5. Gleichwie die Reichen ſchuldig ſind,
ſich der Duͤrftigen nach ihrem Vermoͤgen mit
rechtem Nachdrucke anzunehmen: alſo lieget
auch ſolchen ob, welche ihren Unterhalt durch
Arbeit ſuchen, denen, die noch aͤrmer ſind, als
ſie, und nicht arbeiten koͤnnen, etwas mit zu
theilen. Denn es giebt viel ſolcher Duͤrftigen,
welche nicht im Stande ſind zu arbeiten, oder
deren Arbeit doch bey weiten nicht hinreichet zu
ihrem Unterhalt; zumal wenn von einem Man-
ne das Ehe-Weib mit mehrern Kindern zu er-
nehren iſt. Es fallen auch oft Zeiten ein, da
die Arbeit nicht zu haben iſt, und man dannen-
hero einem Duͤrftigen das Nicht-arbeiten nicht
zur Suͤnde machen muß.
6. Man hat im uͤbrigen bey dieſem Orte
folgende Stellen zu conferiren 2 B. Moſ. 20,
15. 2 B. Moſ. 5, 19. Ap. Geſch. 20, 34. 1 Theſſ.
4, 11. 2 Theſſ, 2, 8. 12. Da man unter andern
ſiehet, daß ſich auch Paulus noch in ſeinem Apo-
ſtel-Amte der Arbeit nicht geſchaͤmet hat, ob er
[Spaltenumbruch] ſich wol derſelben mit allem Recht haͤtte enthal-
ten koͤnnen.
V. 29.

Laſſet kein faul Geſchwaͤtz aus eurem
Munde gehen,
(und alſo nehmet zuvorderſt
das Hertz in acht, daß darinnen keine geiſtliche
Faͤulung, die ſich durch den Mund aͤuſſert, ent-
ſtehe,) ſondern was nuͤtzlich zur Beſſerung
iſt, da es noth thut,
(zur noͤthigen Aufer-
bauung,) daß es holdſelig ſey zu hoͤren,
(und damit ſo viel mehrern Eingang finde.)

Anmerckungen.
1. Paulus ſchreibet den Chriſten ein Geſetz
vor, welches dem Laute nach auf den Mund,
aber dem Sinne nach eigentlich auf das Hertz
gehet. Jm Hertzen hat der Menſch an der Erb-
Suͤnde φϑορὰν ἐπιϑυμίας, oder ἐπιϑυμίαν
φϑορᾶς, eine groſſe corruption 2 Pet. 1, 4. alſo
daß er daher auch mit einem Todten-Grabe,
das auswendig zwar huͤbſch ſcheinet, inwendig
aber voller Faͤulung und Unflats iſt, verglichen
wird Matth. 23, 27. Wie denn eigentlich aus
dem Hertzen kommen arge Gedancken, Mord,
Ehebruch, Hurerey, Dieberey, falſche Zeug-
niſſe und Laͤſterungen c. 15, 19.
2. Es iſt demnach ein faul Geſchwaͤtz
alles dasjenige, was aus einem ſo faulen Grun-
de herkoͤmmt, und, wo nicht ſchandbar, unflaͤ-
tig, und recht aͤrgerlich, doch uͤberfluͤßig, ja
unnuͤtzlich, eitel und leichtſinnig iſt. Worauf
auch Wiedergebohrne fallen koͤnnen, wenn ſie
den von der natuͤrlichen corruption, oder Erb-
Suͤnde noch uͤbrigen ſtarcken Samen zum Aus-
bruch und gar zur Herrſchaft kommen laſſen, alſo
daß der Mund davon uͤbergehet.
3. Es heißt demnach, kein faul Geſchwaͤtz
aus dem Munde gehen laſſen,
ſo viel, als
den Grund des Hertzens wohl bewahren, und
die darinnen aufſteigende boͤſe Begierden zu un-
nuͤtzem und eiteln Geſchwaͤtz in ſich daͤmpfen, und
da man ſie in ſich fuͤhlet, ſie durch den Mund
nicht ausbrechen laſſen. Wogegen auch unſer
Heiland ſelbſt ſehr in der Beſtrafung der Pha-
riſaͤer und Schriftgelehrten in Anſehung der Laͤ-
ſter-Reden ernſtlich warnet, wenn er Matth.
12, 34. ſpricht: Jhr Otter-Gezuͤchte, wie
koͤnnet ihr gutes reden, dieweil ihr boͤſe
ſeyd? Wes das Hertz voll iſt, deß gehet
der Mund uͤber. Ein guter Menſch
u. ſ.
w. Jch ſage euch aber, daß die Menſchen
muͤſſen Rechenſchaft geben am juͤngſten
Gericht von einem ieglichen unnuͤtzen
Worte, das ſie geredet haben
u. ſ. w.
4. Und da der Apoſtel eigentlich nicht re-
det von den Reden in haͤuslichen Geſchaͤften,
wie ſie nach allerhand Umſtaͤnden erfordert wer-
den, welche doch auch in der Furcht GOttes ge-
ſchehen und von allerhand ſuͤndlichen Gewohn-
heiten gereiniget ſeyn muͤſſen; ſondern von ſol-
chen, welche man im Umgange mit andern auch
auſſer ſolchen Verrichtungen fuͤhret, ſo will er,
daß ſie an ſtatt der Aergerniß, welches die fau-
len Worte anrichten, zur Erbauung dienen ſol-
len. Welches auch das geiſtliche Prieſterthum
alſo
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[647/0675] Cap. 4, v. 28. 29. an die Epheſer. Art, die in mancherley Ungerechtigkeit beſtehet, gaͤntzlich unterlaſſe,) ſondern arbeite, und ſchaffe mit den Haͤnden etwas gutes, auf daß er (nicht allein davon ſeinen Unterhalt ha- be, ſondern auch) habe zu geben dem Duͤrf- tigen, (der nicht arbeiten kan.) Anmerckungen. 1. Die Chriſtliche Religion hat es nicht mit weltlichen Strafen zu thun, ſondern ſuchet nur die Beſſerung der Seele, davon alles uͤbri- ge Gute dependiret, und dadurch alles Boͤſe vermieden wird. Das ſehen wir daraus, daß Paulus die weltliche Strafe wegen Dieberey, ob ſie daruͤber ergangen ſey, oder noch ergehen werde, der weltlichen Obrigkeit uͤberlaͤßt, und nur darauf gehet, wie man von ſolcher Suͤnde ablaſſen, und dagegen gutes thun ſoll. 2. Da der Apoſtel der Dieberey die Ar- beit entgegen ſetzet, ſo zeiget er damit an, daß ſolche Suͤnde meiſtentheils von faulen und muͤſ- ſigen Leuten begangen werde; als die doch wo- von leben wollen, und daher bey ihrem Muͤßig- gange auf Dieberey fallen. 3. Die Arbeit iſt mancherley, und kan auch mit dem Kopfe und mit dem Munde und mit den Haͤnden, nicht allein auf eine groͤbere, ſondern auch auf eine ſubtilere Art, nemlich durch die Feder und allerhand inſtrumente, auch mit den Fingern ſelbſt, kunſtreich geſchehen. Sie mag nun ſeyn, wie ſie wolle, wenn ſie an ſich ſelbſt nur nuͤtzlich iſt, und dazu in der Furcht GOttes und im Glauben geſchiehet, ſo wird ſie dergeſtalt geheiliget, daß ſie gleichſam ein Stuͤck des Gottesdienſtes wird. 4. O wie manche Arbeit iſt nicht allein unnuͤtzlich, ſondern auch ſuͤndlich, theils an ſich ſelbſt z. E. Spiel-Carten und dergleichen ma- chen, ſondern auch andern bey ihrer Suͤnde die- nen, und alſo ein Werckzeug dazu abgeben: wie da ſonderlich von liederlichen Muſicanten und irdiſch geſinneten Gaſtwirthen, die ihren Gaͤſten zu allerhand Uppigkeit und Voͤllerey auf- warten, geſchiehet. 5. Gleichwie die Reichen ſchuldig ſind, ſich der Duͤrftigen nach ihrem Vermoͤgen mit rechtem Nachdrucke anzunehmen: alſo lieget auch ſolchen ob, welche ihren Unterhalt durch Arbeit ſuchen, denen, die noch aͤrmer ſind, als ſie, und nicht arbeiten koͤnnen, etwas mit zu theilen. Denn es giebt viel ſolcher Duͤrftigen, welche nicht im Stande ſind zu arbeiten, oder deren Arbeit doch bey weiten nicht hinreichet zu ihrem Unterhalt; zumal wenn von einem Man- ne das Ehe-Weib mit mehrern Kindern zu er- nehren iſt. Es fallen auch oft Zeiten ein, da die Arbeit nicht zu haben iſt, und man dannen- hero einem Duͤrftigen das Nicht-arbeiten nicht zur Suͤnde machen muß. 6. Man hat im uͤbrigen bey dieſem Orte folgende Stellen zu conferiren 2 B. Moſ. 20, 15. 2 B. Moſ. 5, 19. Ap. Geſch. 20, 34. 1 Theſſ. 4, 11. 2 Theſſ, 2, 8. 12. Da man unter andern ſiehet, daß ſich auch Paulus noch in ſeinem Apo- ſtel-Amte der Arbeit nicht geſchaͤmet hat, ob er ſich wol derſelben mit allem Recht haͤtte enthal- ten koͤnnen. V. 29. Laſſet kein faul Geſchwaͤtz aus eurem Munde gehen, (und alſo nehmet zuvorderſt das Hertz in acht, daß darinnen keine geiſtliche Faͤulung, die ſich durch den Mund aͤuſſert, ent- ſtehe,) ſondern was nuͤtzlich zur Beſſerung iſt, da es noth thut, (zur noͤthigen Aufer- bauung,) daß es holdſelig ſey zu hoͤren, (und damit ſo viel mehrern Eingang finde.) Anmerckungen. 1. Paulus ſchreibet den Chriſten ein Geſetz vor, welches dem Laute nach auf den Mund, aber dem Sinne nach eigentlich auf das Hertz gehet. Jm Hertzen hat der Menſch an der Erb- Suͤnde φϑορὰν ἐπιϑυμίας, oder ἐπιϑυμίαν φϑορᾶς, eine groſſe corruption 2 Pet. 1, 4. alſo daß er daher auch mit einem Todten-Grabe, das auswendig zwar huͤbſch ſcheinet, inwendig aber voller Faͤulung und Unflats iſt, verglichen wird Matth. 23, 27. Wie denn eigentlich aus dem Hertzen kommen arge Gedancken, Mord, Ehebruch, Hurerey, Dieberey, falſche Zeug- niſſe und Laͤſterungen c. 15, 19. 2. Es iſt demnach ein faul Geſchwaͤtz alles dasjenige, was aus einem ſo faulen Grun- de herkoͤmmt, und, wo nicht ſchandbar, unflaͤ- tig, und recht aͤrgerlich, doch uͤberfluͤßig, ja unnuͤtzlich, eitel und leichtſinnig iſt. Worauf auch Wiedergebohrne fallen koͤnnen, wenn ſie den von der natuͤrlichen corruption, oder Erb- Suͤnde noch uͤbrigen ſtarcken Samen zum Aus- bruch und gar zur Herrſchaft kommen laſſen, alſo daß der Mund davon uͤbergehet. 3. Es heißt demnach, kein faul Geſchwaͤtz aus dem Munde gehen laſſen, ſo viel, als den Grund des Hertzens wohl bewahren, und die darinnen aufſteigende boͤſe Begierden zu un- nuͤtzem und eiteln Geſchwaͤtz in ſich daͤmpfen, und da man ſie in ſich fuͤhlet, ſie durch den Mund nicht ausbrechen laſſen. Wogegen auch unſer Heiland ſelbſt ſehr in der Beſtrafung der Pha- riſaͤer und Schriftgelehrten in Anſehung der Laͤ- ſter-Reden ernſtlich warnet, wenn er Matth. 12, 34. ſpricht: Jhr Otter-Gezuͤchte, wie koͤnnet ihr gutes reden, dieweil ihr boͤſe ſeyd? Wes das Hertz voll iſt, deß gehet der Mund uͤber. Ein guter Menſch u. ſ. w. Jch ſage euch aber, daß die Menſchen muͤſſen Rechenſchaft geben am juͤngſten Gericht von einem ieglichen unnuͤtzen Worte, das ſie geredet haben u. ſ. w. 4. Und da der Apoſtel eigentlich nicht re- det von den Reden in haͤuslichen Geſchaͤften, wie ſie nach allerhand Umſtaͤnden erfordert wer- den, welche doch auch in der Furcht GOttes ge- ſchehen und von allerhand ſuͤndlichen Gewohn- heiten gereiniget ſeyn muͤſſen; ſondern von ſol- chen, welche man im Umgange mit andern auch auſſer ſolchen Verrichtungen fuͤhret, ſo will er, daß ſie an ſtatt der Aergerniß, welches die fau- len Worte anrichten, zur Erbauung dienen ſol- len. Welches auch das geiſtliche Prieſterthum alſo

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/675>, abgerufen am 24.11.2024.