Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 5, 13. 14. an die Epheser. [Spaltenumbruch]
liegenden Bösen in den offenbaren Wercken derFinsterniß sehr groß; aber noch grösser ist das Böse, das im Verborgen geschiehet. Denn aüsser dem, daß bey dem äusserlichen Ausbruche der innere schändliche Schlamm und Wust der Sünde allezeit zum Grunde lieget; so bleibet dieser böser Grund, und quillet lauter Untugen- den hervor auch alsdenn, wenn ein solches damit behaftetes Kind der Finsterniß, unterschiedlicher irdischen Ursachen wegen, sich äusserlich von gro- ben Excessen, oder Uberfahrungen, enthält. 2. Es ist nicht rathsam alle Laster, sonder- lich die, welche in der schändlichen und sodomiti- schen Lust-Seuche bestehen, also namhaft zu machen, daß man die recht nach ihrer argen Natur beschreibe. Denn es ist sehr ärgerlich. So ist es auch nicht nöthig. Denn es werden die Lasterhafte schon heimlich von ihrem eignen Gewissen bestrafet. Hingegen aber ist es nö- thiger, Sünden, die nicht dafür gehalten wer- den, recht aufzudecken. 3. Gleichwie von den Gottlosen viel Bö- ses heimlich geschiehet, das vor Menschen nicht an das Licht kömmt: also geschiehet hingegen nicht weniger von den Frommen viel Gutes auch insgeheim, das da zwar löblich zu sagen wä- re; allein, das sie aus Demuth billig verbergen, es auch also thun, daß es niemanden kund wird, als GOtt und ihrem Gewissen; welches ihnen genüget. 4. Jm übrigen können bey diesem Verse folgende Stellen nachgeschlagen werden 1 B. M. 18, 20. 21. 19, 5. 3 B. Mos. 18, 9. Rom. 1, 24. 25. 1 Cor. 6, 9. V. 13. Das alles aber wird offenbar (zum we- Anmerckungen. 1. Das Wort phaneroumenon wird am füg- lichsten nach dem Atticismo active genommen, wie also oben c. 1, 23. das Wort pleroumenou, der erfüllet, gesetzet ist. Und da ist, wenn man einige nicht ungewöhnliche Trajection oder Worte annimmt, das Wort phos das Licht, das subjectum, oder dasjenige, davon gesaget wird, daß es offenbar mache pan alles. Und so ist der Verstand leicht und richtig; schicket sich auch zu den vorhergehenden Worten und übri- gem Contexte gar wohl. Denn nach dem der Apostel gesaget hatte, daß die Glaubigen ein Licht wären, und im Lichte zu wandeln, und daher auch zu prüfen hätten, was dem HErrn wohlgefällig sey v. 8-10. so spricht er, daß sie mit den unfruchtbaren Wercken der Finsterniß keine Gemeinschaft haben, sondern sie bestrafen, und dadurch auch das heimliche bey ihnen ans Licht ziehen, oder zur Uberzeugung des Gewissens brin- gen sollen. v. 11. 12. Darauf er denn v. 13. von solchem Exempel zur Regel gehet, oder saget, [Spaltenumbruch] daß durch dessen Bestrafung oder Uberzeugung, gleichsam als durch eine Erleuchtung alles offen- bar werde, und es alles offenbar mache, oder ans Licht stelle. Siehe auch 1 Cor. 14, 24. Hebr. 4, 13. 2. Sonderlich aber ist alhier zu mercken der Ort Joh. 3, 20. 22. Wer Arges thut, der hasset das Licht, auf daß seine Wercke nicht gestrafet (und dadurch zu seiner Beschä- mung auch ans Licht gezogen) werden. Wer aber die Wahrheit (Gutes und Recht) thut, (und also ein gutes Gewissen hat) der kömmt an das Licht (der läßt sich gern prüfen und ent- decken) daß seine Wercke (die er im Verbor- gen gethan hat) offenbar werden: denn sie sind in GOtt gethan (und zeugen von ihm, daß er ein Licht ist, und im Lichte wandelt.) V. 14. Darum (weil das Licht alles offenbar ma- Anmerckungen. 1. Der Apostel siehet auf den Ort Jes. 60, 1. Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kömmt, und die Herrlichkeit des HErrn gehet auf über dir. Doch mehr auf den darinnen liegenden sensum, als auf die Worte selbst. Und weil denn der Prophet von Christo redet, als dem wahren Lichte der Welt, so setzet Paulus Erklärungs-weise das Wort Christus dazu, an statt, daß er hätte sagen kön- nen: so wird dein Licht und die Herrlichkeit des HErrn über dir aufgehen, spricht er: Christus wird dir erscheinen, weil Christus das Licht und die Herrlichkeit des HErrn, ja der HERR der Herrlichkeit ist. 1 Cor. 2, 8. 2. Man findet an dem Bilde eines schla- fenden und erwachenden, auch aufstehenden eine gar eigentliche Vorstellung des Standes der Sünde, und der kräftig-wirckenden Gnade. Und um die Grösse des Sünden-Ubels daraus zu erkennen, so wird der Sünden-Schlaf gar nachdrücklich durch den geistlichen Tod er- kläret. 3. Der Sünder hat nach dieser Vorstel- lung eine dreyfache Gestalt, erstlich eines al- so schlafenden, der zugleich im Tode lieget: hernach eines erwachenden, und denn eines aufstehenden. Da denn die Erwachung diejenige Uberzeugung anzeiget, zu welcher ein Mensch vor seiner wircklichen Bekehrung, als dem rechten Aufstehen, gebracht wird. Und al- so sehen wir auch zugleich den Unterscheid der er- we- O o o o
Cap. 5, 13. 14. an die Epheſer. [Spaltenumbruch]
liegenden Boͤſen in den offenbaren Wercken derFinſterniß ſehr groß; aber noch groͤſſer iſt das Boͤſe, das im Verborgen geſchiehet. Denn aüſſer dem, daß bey dem aͤuſſerlichen Ausbruche der innere ſchaͤndliche Schlamm und Wuſt der Suͤnde allezeit zum Grunde lieget; ſo bleibet dieſer boͤſer Grund, und quillet lauter Untugen- den hervor auch alsdenn, wenn ein ſolches damit behaftetes Kind der Finſterniß, unterſchiedlicher irdiſchen Urſachen wegen, ſich aͤuſſerlich von gro- ben Exceſſen, oder Uberfahrungen, enthaͤlt. 2. Es iſt nicht rathſam alle Laſter, ſonder- lich die, welche in der ſchaͤndlichen und ſodomiti- ſchen Luſt-Seuche beſtehen, alſo namhaft zu machen, daß man die recht nach ihrer argen Natur beſchreibe. Denn es iſt ſehr aͤrgerlich. So iſt es auch nicht noͤthig. Denn es werden die Laſterhafte ſchon heimlich von ihrem eignen Gewiſſen beſtrafet. Hingegen aber iſt es noͤ- thiger, Suͤnden, die nicht dafuͤr gehalten wer- den, recht aufzudecken. 3. Gleichwie von den Gottloſen viel Boͤ- ſes heimlich geſchiehet, das vor Menſchen nicht an das Licht koͤmmt: alſo geſchiehet hingegen nicht weniger von den Frommen viel Gutes auch insgeheim, das da zwar loͤblich zu ſagen waͤ- re; allein, das ſie aus Demuth billig verbergen, es auch alſo thun, daß es niemanden kund wird, als GOtt und ihrem Gewiſſen; welches ihnen genuͤget. 4. Jm uͤbrigen koͤnnen bey dieſem Verſe folgende Stellen nachgeſchlagen werden 1 B. M. 18, 20. 21. 19, 5. 3 B. Moſ. 18, 9. Rom. 1, 24. 25. 1 Cor. 6, 9. V. 13. Das alles aber wird offenbar (zum we- Anmerckungen. 1. Das Wort φανεροὐμενον wird am fuͤg- lichſten nach dem Atticiſmo active genommen, wie alſo oben c. 1, 23. das Wort πληρουμένου, der erfuͤllet, geſetzet iſt. Und da iſt, wenn man einige nicht ungewoͤhnliche Trajection oder Worte annimmt, das Wort φῶς das Licht, das ſubjectum, oder dasjenige, davon geſaget wird, daß es offenbar mache πᾶν alles. Und ſo iſt der Verſtand leicht und richtig; ſchicket ſich auch zu den vorhergehenden Worten und uͤbri- gem Contexte gar wohl. Denn nach dem der Apoſtel geſaget hatte, daß die Glaubigen ein Licht waͤren, und im Lichte zu wandeln, und daher auch zu pruͤfen haͤtten, was dem HErrn wohlgefaͤllig ſey v. 8-10. ſo ſpricht er, daß ſie mit den unfruchtbaren Wercken der Finſterniß keine Gemeinſchaft haben, ſondern ſie beſtrafen, und dadurch auch das heimliche bey ihnen ans Licht ziehen, oder zur Uberzeugung des Gewiſſens brin- gen ſollen. v. 11. 12. Darauf er denn v. 13. von ſolchem Exempel zur Regel gehet, oder ſaget, [Spaltenumbruch] daß durch deſſen Beſtrafung oder Uberzeugung, gleichſam als durch eine Erleuchtung alles offen- bar werde, und es alles offenbar mache, oder ans Licht ſtelle. Siehe auch 1 Cor. 14, 24. Hebr. 4, 13. 2. Sonderlich aber iſt alhier zu mercken der Ort Joh. 3, 20. 22. Wer Arges thut, der haſſet das Licht, auf daß ſeine Wercke nicht geſtrafet (und dadurch zu ſeiner Beſchaͤ- mung auch ans Licht gezogen) werden. Wer aber die Wahrheit (Gutes und Recht) thut, (und alſo ein gutes Gewiſſen hat) der koͤmmt an das Licht (der laͤßt ſich gern pruͤfen und ent- decken) daß ſeine Wercke (die er im Verbor- gen gethan hat) offenbar werden: denn ſie ſind in GOtt gethan (und zeugen von ihm, daß er ein Licht iſt, und im Lichte wandelt.) V. 14. Darum (weil das Licht alles offenbar ma- Anmerckungen. 1. Der Apoſtel ſiehet auf den Ort Jeſ. 60, 1. Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht koͤmmt, und die Herrlichkeit des HErrn gehet auf uͤber dir. Doch mehr auf den darinnen liegenden ſenſum, als auf die Worte ſelbſt. Und weil denn der Prophet von Chriſto redet, als dem wahren Lichte der Welt, ſo ſetzet Paulus Erklaͤrungs-weiſe das Wort Chriſtus dazu, an ſtatt, daß er haͤtte ſagen koͤn- nen: ſo wird dein Licht und die Herrlichkeit des HErrn uͤber dir aufgehen, ſpricht er: Chriſtus wird dir erſcheinen, weil Chriſtus das Licht und die Herrlichkeit des HErrn, ja der HERR der Herrlichkeit iſt. 1 Cor. 2, 8. 2. Man findet an dem Bilde eines ſchla- fenden und erwachenden, auch aufſtehenden eine gar eigentliche Vorſtellung des Standes der Suͤnde, und der kraͤftig-wirckenden Gnade. Und um die Groͤſſe des Suͤnden-Ubels daraus zu erkennen, ſo wird der Suͤnden-Schlaf gar nachdruͤcklich durch den geiſtlichen Tod er- klaͤret. 3. Der Suͤnder hat nach dieſer Vorſtel- lung eine dreyfache Geſtalt, erſtlich eines al- ſo ſchlafenden, der zugleich im Tode lieget: hernach eines erwachenden, und denn eines aufſtehenden. Da denn die Erwachung diejenige Uberzeugung anzeiget, zu welcher ein Menſch vor ſeiner wircklichen Bekehrung, als dem rechten Aufſtehen, gebracht wird. Und al- ſo ſehen wir auch zugleich den Unterſcheid der er- we- O o o o
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Cap. 5, 13. 14. an die Epheſer.
liegenden Boͤſen in den offenbaren Wercken der
Finſterniß ſehr groß; aber noch groͤſſer iſt das
Boͤſe, das im Verborgen geſchiehet. Denn
aüſſer dem, daß bey dem aͤuſſerlichen Ausbruche
der innere ſchaͤndliche Schlamm und Wuſt der
Suͤnde allezeit zum Grunde lieget; ſo bleibet
dieſer boͤſer Grund, und quillet lauter Untugen-
den hervor auch alsdenn, wenn ein ſolches damit
behaftetes Kind der Finſterniß, unterſchiedlicher
irdiſchen Urſachen wegen, ſich aͤuſſerlich von gro-
ben Exceſſen, oder Uberfahrungen, enthaͤlt.
2. Es iſt nicht rathſam alle Laſter, ſonder-
lich die, welche in der ſchaͤndlichen und ſodomiti-
ſchen Luſt-Seuche beſtehen, alſo namhaft zu
machen, daß man die recht nach ihrer argen
Natur beſchreibe. Denn es iſt ſehr aͤrgerlich.
So iſt es auch nicht noͤthig. Denn es werden
die Laſterhafte ſchon heimlich von ihrem eignen
Gewiſſen beſtrafet. Hingegen aber iſt es noͤ-
thiger, Suͤnden, die nicht dafuͤr gehalten wer-
den, recht aufzudecken.
3. Gleichwie von den Gottloſen viel Boͤ-
ſes heimlich geſchiehet, das vor Menſchen nicht
an das Licht koͤmmt: alſo geſchiehet hingegen
nicht weniger von den Frommen viel Gutes
auch insgeheim, das da zwar loͤblich zu ſagen waͤ-
re; allein, das ſie aus Demuth billig verbergen,
es auch alſo thun, daß es niemanden kund wird,
als GOtt und ihrem Gewiſſen; welches ihnen
genuͤget.
4. Jm uͤbrigen koͤnnen bey dieſem Verſe
folgende Stellen nachgeſchlagen werden 1 B. M.
18, 20. 21. 19, 5. 3 B. Moſ. 18, 9. Rom. 1, 24.
25. 1 Cor. 6, 9.
V. 13.
Das alles aber wird offenbar (zum we-
nigſten den Miſſethaͤtern ſelbſt) wenn es vom
Lichte (wie ihres eigenen Gewiſſens, alſo auch
der in den Kindern des Lichts liegenden und von
ihnen abſtrahlenden Wahrheit) beſtrafet wird.
Denn alles, was offenbar wird (offenbar
machet) das iſt Licht.
Anmerckungen.
1. Das Wort φανεροὐμενον wird am fuͤg-
lichſten nach dem Atticiſmo active genommen,
wie alſo oben c. 1, 23. das Wort πληρουμένου,
der erfuͤllet, geſetzet iſt. Und da iſt, wenn man
einige nicht ungewoͤhnliche Trajection oder
Worte annimmt, das Wort φῶς das Licht,
das ſubjectum, oder dasjenige, davon geſaget
wird, daß es offenbar mache πᾶν alles. Und
ſo iſt der Verſtand leicht und richtig; ſchicket ſich
auch zu den vorhergehenden Worten und uͤbri-
gem Contexte gar wohl. Denn nach dem der
Apoſtel geſaget hatte, daß die Glaubigen ein
Licht waͤren, und im Lichte zu wandeln, und
daher auch zu pruͤfen haͤtten, was dem HErrn
wohlgefaͤllig ſey v. 8-10. ſo ſpricht er, daß ſie mit
den unfruchtbaren Wercken der Finſterniß keine
Gemeinſchaft haben, ſondern ſie beſtrafen, und
dadurch auch das heimliche bey ihnen ans Licht
ziehen, oder zur Uberzeugung des Gewiſſens brin-
gen ſollen. v. 11. 12. Darauf er denn v. 13. von
ſolchem Exempel zur Regel gehet, oder ſaget,
daß durch deſſen Beſtrafung oder Uberzeugung,
gleichſam als durch eine Erleuchtung alles offen-
bar werde, und es alles offenbar mache, oder ans
Licht ſtelle. Siehe auch 1 Cor. 14, 24. Hebr.
4, 13.
2. Sonderlich aber iſt alhier zu mercken
der Ort Joh. 3, 20. 22. Wer Arges thut,
der haſſet das Licht, auf daß ſeine Wercke
nicht geſtrafet (und dadurch zu ſeiner Beſchaͤ-
mung auch ans Licht gezogen) werden. Wer
aber die Wahrheit (Gutes und Recht) thut,
(und alſo ein gutes Gewiſſen hat) der koͤmmt
an das Licht (der laͤßt ſich gern pruͤfen und ent-
decken) daß ſeine Wercke (die er im Verbor-
gen gethan hat) offenbar werden: denn ſie
ſind in GOtt gethan (und zeugen von ihm, daß
er ein Licht iſt, und im Lichte wandelt.)
V. 14.
Darum (weil das Licht alles offenbar ma-
chet, auch die Suͤnder aus ihrem Todes-Schla-
fe erwecket, und das Evangelium von Chriſto ein
ſolches Licht iſt, ſo (ſpricht er (der Prophet Jeſ.
60, 1. und GOtt durch den Propheten Jeſaiam,
noch heute zu Tage in der H. Schrift, und alſo
die H Schrift ſelbſt): Wache auf, der du
ſchlaͤfeſt, (du in Suͤnden todter, ſchlafender
und alſo auch gantz blinder Menſch, wache durch
die anklopfende und weckende Gnade auf) von
den Todten (alſo, daß du dich durch die Wie-
dergeburt zum geiſtlichen Leben bringen laͤſſeſt;)
ſo wird dich Chriſtus erleuchten (Gr. ſo
wird Chriſtus uͤber dir, wie ein Licht auf-
gehen.)
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel ſiehet auf den Ort Jeſ. 60,
1. Mache dich auf, werde Licht, denn dein
Licht koͤmmt, und die Herrlichkeit des
HErrn gehet auf uͤber dir. Doch mehr auf
den darinnen liegenden ſenſum, als auf die
Worte ſelbſt. Und weil denn der Prophet von
Chriſto redet, als dem wahren Lichte der Welt,
ſo ſetzet Paulus Erklaͤrungs-weiſe das Wort
Chriſtus dazu, an ſtatt, daß er haͤtte ſagen koͤn-
nen: ſo wird dein Licht und die Herrlichkeit des
HErrn uͤber dir aufgehen, ſpricht er: Chriſtus
wird dir erſcheinen, weil Chriſtus das Licht
und die Herrlichkeit des HErrn, ja der HERR
der Herrlichkeit iſt. 1 Cor. 2, 8.
2. Man findet an dem Bilde eines ſchla-
fenden und erwachenden, auch aufſtehenden eine
gar eigentliche Vorſtellung des Standes der
Suͤnde, und der kraͤftig-wirckenden Gnade.
Und um die Groͤſſe des Suͤnden-Ubels daraus
zu erkennen, ſo wird der Suͤnden-Schlaf gar
nachdruͤcklich durch den geiſtlichen Tod er-
klaͤret.
3. Der Suͤnder hat nach dieſer Vorſtel-
lung eine dreyfache Geſtalt, erſtlich eines al-
ſo ſchlafenden, der zugleich im Tode lieget:
hernach eines erwachenden, und denn eines
aufſtehenden. Da denn die Erwachung
diejenige Uberzeugung anzeiget, zu welcher ein
Menſch vor ſeiner wircklichen Bekehrung, als
dem rechten Aufſtehen, gebracht wird. Und al-
ſo ſehen wir auch zugleich den Unterſcheid der er-
we-
O o o o
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