Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 6, 4-8. an die Epheser. [Spaltenumbruch]
mäßiget und so geführet, daß Kinder von derLiebe und schuldigen Pflicht der Eltern recht überzeuget werden. Siehe Hebr. 12, 7. 6. Die Worte nouthesia kuriou gehen auf eine solche Ermahnung zum HErrn, da- durch die Kinder, ihrem Tauf-Bunde gemäß, zu dem rechten Sinne Christi kommen. Welches der Eltern höchste Sorgfalt seyn muß. Siehe auch Deut. 6, 7. 20. V. 5. Jhr Knechte (und Mägde, und alle übri- Anmerckungen. 1. Hier findet man den Unterscheid der kindlichen und knechtischen Furcht: die kindliche am Gehorsam der Kinder v. 1. 2. 3. die knechtische am Gehorsam der Knechte. Jm Christenthum muß nicht eine knechtische, son- dern eine kindliche Furcht sich finden. 1 Joh. 4, 18. 2. Zwar stehen die Worte mit Furcht und Zittern Phil. 2, 12. von dem Dienste der Gläubigen, daß sie mit Furcht und Zittern schaffen sollen selig zu werden: allein, da stehen diese Worte der kindlichen Furcht, und der Glaubens-Freudigkeit nicht entgegen, son- dern sie zeigen nur an, daß man in Vorstellung der Gerechtigkeit, Heiligkeit und Majestät GOt- tes bey der Versuchung, wider seinen Willen zu handeln, sich solle in ein heiliges Schrecken se- tzen lassen, welches dem alten Menschen, damit er die Gnade nicht auf Muthwillen ziehe, oft nöthig ist, so nöthig, als dem neuen die kindliche Glaubens-Freudigkeit ist. Daß beydes im ge- hörigen Verstande wohl zusammen stehen könne, siehet man auch aus Ps. 2, 11. da es heißt: Freuet euch mit Zittern. V. 6-8. Nicht mit Dienst allein vor Augen (so Anmerckungen. 1. Es gereichet der Christlichen Religion gewiß zu einem grossen Ruhm, daß sie alle Stände und Societäten, welche an sich nach dem Lichte und Rechte der Natur gut sind, heili- get und in die beste Ordnung bringet, und also recht glücklich machet: wie es unter andern der Stand der Eheleute, auch der Kinder, wie auch der Herren und Dienstboten alhier, nach Peuli Anweisung, klärlich darthut. 2. Ob nun gleich die Christliche Religion dem gemeinen Wesen sehr nützlich, ja recht nö- thig ist; so wäre es doch ein recht unvernünfti- ges Vorgeben, wenn man sagen wolte, es wä- re die Religion zu dem Ende von der Obrigkeit erfunden Denn sie giebet dem obrigkeitlichen Stande selbst solche Lehren, die denen Regen- ten, welche nur nach ihrem eignen Kopfe und verkehrten Interesse regieren, gar unangenehm und von der Beschaffenheit sind, daß sie davon in ihrem Gewissen oft sehr bestrafet und beunruhi- get werden, und also gar wohl fühlen, was die Religion für einen vesten Grund in GOtt und in der Offenbarung habe und auch von dem Lich- te und Rechte der Natur selbst, welches darin- nen seine rechte Aufklärung hat, einen wohlge- gründeten Beyfall verdiene. 3. Der zuvor gedachte Character der Christlichen Religion, welcher in der rechten Einrichtung und Beglückung aller Stände und aller Q q q q
Cap. 6, 4-8. an die Epheſer. [Spaltenumbruch]
maͤßiget und ſo gefuͤhret, daß Kinder von derLiebe und ſchuldigen Pflicht der Eltern recht uͤberzeuget werden. Siehe Hebr. 12, 7. 6. Die Worte νουϑεσία κυρίου gehen auf eine ſolche Ermahnung zum HErrn, da- durch die Kinder, ihrem Tauf-Bunde gemaͤß, zu dem rechten Sinne Chriſti kommen. Welches der Eltern hoͤchſte Sorgfalt ſeyn muß. Siehe auch Deut. 6, 7. 20. V. 5. Jhr Knechte (und Maͤgde, und alle uͤbri- Anmerckungen. 1. Hier findet man den Unterſcheid der kindlichen und knechtiſchen Furcht: die kindliche am Gehorſam der Kinder v. 1. 2. 3. die knechtiſche am Gehorſam der Knechte. Jm Chriſtenthum muß nicht eine knechtiſche, ſon- dern eine kindliche Furcht ſich finden. 1 Joh. 4, 18. 2. Zwar ſtehen die Worte mit Furcht und Zittern Phil. 2, 12. von dem Dienſte der Glaͤubigen, daß ſie mit Furcht und Zittern ſchaffen ſollen ſelig zu werden: allein, da ſtehen dieſe Worte der kindlichen Furcht, und der Glaubens-Freudigkeit nicht entgegen, ſon- dern ſie zeigen nur an, daß man in Vorſtellung der Gerechtigkeit, Heiligkeit und Majeſtaͤt GOt- tes bey der Verſuchung, wider ſeinen Willen zu handeln, ſich ſolle in ein heiliges Schrecken ſe- tzen laſſen, welches dem alten Menſchen, damit er die Gnade nicht auf Muthwillen ziehe, oft noͤthig iſt, ſo noͤthig, als dem neuen die kindliche Glaubens-Freudigkeit iſt. Daß beydes im ge- hoͤrigen Verſtande wohl zuſammen ſtehen koͤnne, ſiehet man auch aus Pſ. 2, 11. da es heißt: Freuet euch mit Zittern. V. 6-8. Nicht mit Dienſt allein vor Augen (ſo Anmerckungen. 1. Es gereichet der Chriſtlichen Religion gewiß zu einem groſſen Ruhm, daß ſie alle Staͤnde und Societaͤten, welche an ſich nach dem Lichte und Rechte der Natur gut ſind, heili- get und in die beſte Ordnung bringet, und alſo recht gluͤcklich machet: wie es unter andern der Stand der Eheleute, auch der Kinder, wie auch der Herren und Dienſtboten alhier, nach Peuli Anweiſung, klaͤrlich darthut. 2. Ob nun gleich die Chriſtliche Religion dem gemeinen Weſen ſehr nuͤtzlich, ja recht noͤ- thig iſt; ſo waͤre es doch ein recht unvernuͤnfti- ges Vorgeben, wenn man ſagen wolte, es waͤ- re die Religion zu dem Ende von der Obrigkeit erfunden Denn ſie giebet dem obrigkeitlichen Stande ſelbſt ſolche Lehren, die denen Regen- ten, welche nur nach ihrem eignen Kopfe und verkehrten Intereſſe regieren, gar unangenehm und von der Beſchaffenheit ſind, daß ſie davon in ihrem Gewiſſen oft ſehr beſtrafet und beunruhi- get werden, und alſo gar wohl fuͤhlen, was die Religion fuͤr einen veſten Grund in GOtt und in der Offenbarung habe und auch von dem Lich- te und Rechte der Natur ſelbſt, welches darin- nen ſeine rechte Aufklaͤrung hat, einen wohlge- gruͤndeten Beyfall verdiene. 3. Der zuvor gedachte Character der Chriſtlichen Religion, welcher in der rechten Einrichtung und Begluͤckung aller Staͤnde und aller Q q q q
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Cap. 6, 4-8. an die Epheſer.
maͤßiget und ſo gefuͤhret, daß Kinder von der
Liebe und ſchuldigen Pflicht der Eltern recht
uͤberzeuget werden. Siehe Hebr. 12, 7.
6. Die Worte νουϑεσία κυρίου gehen auf
eine ſolche Ermahnung zum HErrn, da-
durch die Kinder, ihrem Tauf-Bunde gemaͤß,
zu dem rechten Sinne Chriſti kommen.
Welches der Eltern hoͤchſte Sorgfalt ſeyn muß.
Siehe auch Deut. 6, 7. 20.
V. 5.
Jhr Knechte (und Maͤgde, und alle uͤbri-
ge Bedienten) ſeyd gehorſam (und im Ge-
horſam erweiſet auch alle uͤbrige Pflichten) eu-
ren leiblichen HErren (gleichwie ihr Chriſto,
eurem geiſtlichen HErrn, im Geiſte und in der
Wahrheit zu dienen habt) mit Furcht und
Zittern (um ſie nicht zu erzuͤrnen; zumal wenn
ſie noch Heiden ſind, und daher wider die Ver-
brechen Chriſtlicher Knechte deſto ſchaͤrfer ver-
fahren) in Einfaͤltigkeit eures Hertzens,
als Chriſto) daß ihr in eurem Dienſte auf
Chriſtum ſehet, und daher das, was ihr thut,
aus Schuldigkeit und des Gewiſſens wegen ver-
richtet, weil Chriſtus euer Gewiſſen dazu ver-
bindet: wie es Rom. 13, 5. heißt: Seyd
nun aus Noth unterthan, nicht allein um
der Strafe willen, ſondern auch um des
Gewiſſens willen.)
Anmerckungen.
1. Hier findet man den Unterſcheid der
kindlichen und knechtiſchen Furcht: die
kindliche am Gehorſam der Kinder v. 1. 2. 3.
die knechtiſche am Gehorſam der Knechte. Jm
Chriſtenthum muß nicht eine knechtiſche, ſon-
dern eine kindliche Furcht ſich finden. 1 Joh.
4, 18.
2. Zwar ſtehen die Worte mit Furcht
und Zittern Phil. 2, 12. von dem Dienſte der
Glaͤubigen, daß ſie mit Furcht und Zittern
ſchaffen ſollen ſelig zu werden: allein, da
ſtehen dieſe Worte der kindlichen Furcht, und
der Glaubens-Freudigkeit nicht entgegen, ſon-
dern ſie zeigen nur an, daß man in Vorſtellung
der Gerechtigkeit, Heiligkeit und Majeſtaͤt GOt-
tes bey der Verſuchung, wider ſeinen Willen zu
handeln, ſich ſolle in ein heiliges Schrecken ſe-
tzen laſſen, welches dem alten Menſchen, damit
er die Gnade nicht auf Muthwillen ziehe, oft
noͤthig iſt, ſo noͤthig, als dem neuen die kindliche
Glaubens-Freudigkeit iſt. Daß beydes im ge-
hoͤrigen Verſtande wohl zuſammen ſtehen koͤnne,
ſiehet man auch aus Pſ. 2, 11. da es heißt:
Freuet euch mit Zittern.
V. 6-8.
Nicht mit Dienſt allein vor Augen (ſo
lange die Herrſchaft ſelbſt zugegen iſt, oder durch
andere Achtung geben laͤßt; da man aber her-
nach, wenn man ohne Furcht vor Menſchen iſt,
die Furcht vor GOtt mit vieler Nachlaͤßigkeit
und Untreue aus den Augen ſetzet) ſondern als
die Knechte Chriſti (die in ihrem aͤuſſerlichen
Dienſte auf Chriſtum ſehen; als von welchem
ſie zu aller Treue am Gewiſſen verbunden ſind,
und welchem ſie von allem ihrem Thun und Laſ-
ſen Rechenſchaft geben muͤſſen) daß ihr den
Willen GOttes (ſeinem Nechſten, und ſon-
derlich ſeiner Herrſchaft, mit aller Aufrichtigkeit
und Treue zu dienen) thut von Hertzen, mit
gutem Willen. v. 7. Laſſet euch duͤncken,
daß ihr dem HErrn dienet, und nicht den
Menſchen (nemlich allein, daß ihr auf ſie
nur allein ſehen woltet; als welches nichts
anders, als nur einen bloſſen Augendienſt ge-
bieret; dahingegen das Abſehen auf Chriſtum
eine ſolche Treue und Willigkeit des Dienſtes
verurſachet, die ſo rechtſchaffen iſt in der Abwe-
ſenheit, als Gegenwart des leiblichen Herrn;
ſintemal die Gegenwart des HErrn bey den Un-
glaͤubigen nur einen bloß gezwungenen Dienſt
vor Augen, die Allgegenwart Chriſti aber bey
den Glaͤubigen einen willigen Dienſt nach dem
Gewiſſen verurſachet. Siehe auch Col. 3, 23.)
v. 8. Und wiſſet, was ein jeglicher gutes
thun wird (wie uͤberhaupt, im gantzen Lauffe
des Chriſtenthum, alſo inſonderheit auch in ſei-
nen aͤuſſerlichen der leiblichen Herrſchaft gelei-
ſteteten Dienſten) das wird er (der Gnaden-
Belohnung nach) von dem HErrn empfa-
hen (ſiehe auch Rom. 2, 6. 1 Cor. 3, 8. 2 Cor.
5, 10. Col. 3, 24.) er ſey ein Knecht (ein Leib-
eigner) oder ein Freyer (der ſich auſſer einer
ſolchen Knechtſchaft befindet, und auch nach ſei-
nem Gewiſſen gutes wircket: da GOtt auf ſol-
chen Unterſcheid des aͤuſſerlichen Standes nicht
ſiehet 1 Cor. 7, 22. 12, 13. Gal. 3, 28.
Col. 3, 11.)
Anmerckungen.
1. Es gereichet der Chriſtlichen Religion
gewiß zu einem groſſen Ruhm, daß ſie alle
Staͤnde und Societaͤten, welche an ſich nach
dem Lichte und Rechte der Natur gut ſind, heili-
get und in die beſte Ordnung bringet, und alſo
recht gluͤcklich machet: wie es unter andern der
Stand der Eheleute, auch der Kinder, wie auch
der Herren und Dienſtboten alhier, nach Peuli
Anweiſung, klaͤrlich darthut.
2. Ob nun gleich die Chriſtliche Religion
dem gemeinen Weſen ſehr nuͤtzlich, ja recht noͤ-
thig iſt; ſo waͤre es doch ein recht unvernuͤnfti-
ges Vorgeben, wenn man ſagen wolte, es waͤ-
re die Religion zu dem Ende von der Obrigkeit
erfunden Denn ſie giebet dem obrigkeitlichen
Stande ſelbſt ſolche Lehren, die denen Regen-
ten, welche nur nach ihrem eignen Kopfe und
verkehrten Intereſſe regieren, gar unangenehm
und von der Beſchaffenheit ſind, daß ſie davon in
ihrem Gewiſſen oft ſehr beſtrafet und beunruhi-
get werden, und alſo gar wohl fuͤhlen, was die
Religion fuͤr einen veſten Grund in GOtt und
in der Offenbarung habe und auch von dem Lich-
te und Rechte der Natur ſelbſt, welches darin-
nen ſeine rechte Aufklaͤrung hat, einen wohlge-
gruͤndeten Beyfall verdiene.
3. Der zuvor gedachte Character der
Chriſtlichen Religion, welcher in der rechten
Einrichtung und Begluͤckung aller Staͤnde und
aller
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